Nur die Höhe ist unbefriedigend - BVB fegt Angstgegner ´Haching´ von der Platte
Na endlich! Borussia Dortmund hat sich mit einer starken Vorstellung und dem bislang höchsten Heimsieg der Saison für dieses Jahr von seinen Fans verabschiedet. Mit dem souveränen 3:0 (3:0) über die bisher noch nicht bezwungene SpVgg Unterhaching blieben die Westfalen auch das fünfte Spiel hintereinander ungeschlagen und festigten somit weiter ihren Platz in der Spitzengruppe der Bundesliga.
Fünf Spiele mit einer Ausbeute von 13 Punkten belegen sicherlich eine andere Konstanz, als noch vor Jahresfrist, als der BVB (wollen wir ja schließlich nich vergessen!) vom 1. Tabellenplatz langsam aber stetig nach unten abrutschte. Und heute? Alles Nonsens, denn die jetzige Borussia zeigt sich von Anfang an ziel- und siegessicher!
Ein stürmischer Beginn, der zunächst gleich den BVB-Trainer auf der Bank fordert. Bereits in der 12. Minute beklagt Borussia bereits zwei Verletzungen. Sunday Oliseh hält sich seit der 5. Minute den rechten gezerrten Oberschenkel, Dede wurde im Zweikampf von Miroslaw Spizak unabsichtlich aber heftig an der Wade getreten. Er krümmt sich vor Schmerzen, so dass einem Angst und Bange werden kann. Aber nach zweiminütiger Behandlung humpelt er ins Feld zurück. Was für ein Glück, dass er weiter machen kann, denn in der 15. Minute flankt er butterweich von der linken Strafraumseite, Bobic zog Hachings Manndecker Strehmel weg, der Rest kümmert sich nur um die 2. Dortmunder Spitze am kurzen Pfosten, doch von hinten, im Rücken der Abwehr, taucht ausgerechnet „unser aller Liebling“ Micky Stevic auf und bringt die Borussen vor 62.000 begeisterten Zuschauern mit einem sehenswerten Flugkopfball in Führung. Das Fest konnte beginnen!
„Micky“ Stevic Fußballgott !
Und der BVB marschiert weiter. Entgegen den üblichen Geplogenheiten der Sammer Schützlinge, geht es offensiv weiter Richtung Südmünchner Tor und es entwickelt sich eine sehr einseitige Begegnung. Und folgerichtig tritt in der 19. Minute der jetzt wie entfesselt aufspielende Stevic eine seiner berühmten Ecken von rechts, der Ex-Ulmer Zdrilic bringt den Ball nicht aus dem Strafraum und Wörnsi stoppt die Pocke in aller Ruhe und drückt dann voll aus 15 Metern ab. Der Ball flattert auf die Bude und klatscht zum Entsetzen aller an den linken Innenpfosten. Keeper Tremmel war da bereits geschlagen! Lars Ricken kommt jetzt häufiger auch mal über links, flankt auf Bobic und der legt direkt auf für Billy Reina. Schnelle Drehung, klasse Rechtsschuss auf´s lange Eck, aber der fulminante Schuß geht knapp rechts am Hachinger Tor vorbei (25.). Nur fünf Minuten später: Weiter Einwurf von Evanilson auf Ricken, der legt ab auf Bobic und Fredi zirkelt den Ball artistisch aus sieben Metern ins Tor (30.). Ein sehenswerter Treffer! Und Borussia setzt nach. Nur 5 Minuten später: Ecke vom „Balkanmaradonna“, die Abstimmung in Hachings Abwehr stimmt einmal mehr überhaupt nicht und Defensivspieler Wörnsi (wieder ganz weit vorn) nimmt die Flanke am Elfmeterpunkt volley, schießt aber genau auf den sicher fangenden Hachinger Zerberus. In der 39. Minute flankt Ricken von der rechten Grundlinie, und Leonardo Dede, der seit Stuttgart Gefallen am Toreschießen gefunden hat, läuft frontal auf den Ball zu, köpft Keeper Tremmel aber aus zwölf Metern „mit Schmackes“ an. Dem laufstarken Giuseppe Reina bleibt es nach einem Dortmunder „Blitz-Konter“ letztlich vorbehalten, in einem seiner unwiederstehlichen Soli schon vor dem Halbzeitpfiff (40.) für die Vorentscheidung zu sorgen. Stevic hatte zuvor Ricken rechts schön eingesetzt und der hatte keine Mühe direkt in die Mitte Reina in den Lauf zu passen. Der Rest war Formsache. „Billy“ natzte seinen Bewacher Bucher und schloß mit links aus halblinker Position aus 15 Metern ins lange Eck zur Freude der schwatzgelben Fan-Gemeinde erfolgreich ab.
Mit Beifall verabschiedeten die Zuschauer die Borussia nach einer kämpferisch und spielerisch überzeugenden Leistung. Mit drei Gegentreffern waren die schwachen Unterhachinger, deren Defensivkonzept mit dem 0:1 frühzeitig über den Haufen geworfen wurde, wahrlich noch gut bedient.
Dortmund spielte wie aus einem Guss und erteilte den Gästen eine wahre Lektion. Unverkennbar scheint kehrt auch die alte Heimstärke, von je her ein starker Trumpf der Schwatzgelben, wieder zurückzukehren.
Harmlose UNTERhachinger fügen sich in ihr Schicksal
Nach dem Wiederanpfiff waren die Hachinger, die zuvor sechs Spiele ungeschlagen waren, um Schadensbegrenzung bemüht. Die Gäste wirkten jetzt wesentlich aggressiver und besaßen durch einen abgefälschten Freistoß aus 24 Metern (der allerdings gut zwei Meter über das Tor geht) des eingewechselten Dietmar Hirsch in der 64. Minute auch ihre einzige Chance, ansonsten war für den Chronisten aber nix zu vermelden in Sachen „klarer Torchance“. Die Borussia schaltete sichtlich - und in dem Bewusstsein um die schwere Aufgabe am Mittwoch in Köln - mehrere Gänge zurück, kam aber dennoch zu zahlreichen hochkarätigen Chancen und versuchte stattdessen mit weiteren Kontern das Ergebnis zu erhöhen. So geschehen in der 58. Minute, als Reina mustergültig steil in den Strafraum auf Evanilson spielt, doch der brasilianische Nationalspieler scheitert kläglich allein vor´m Hachinger Torsteher, der per Faustabwehr klärt. In der 71. Minute
tankt sich erneut der starke Reina in der linken Strafraumhälfte durch und flankt flach von der Grundlinie parallel zur Torlinie. Und spätestens jetzt erstarren die Dortmunder Zuschauer vor der Unfähigkeit der BVB-Akteure: Als erstes verpasst Bobic einen(!) Meter vor dem Tor, dann scheitert „Eva“ an Hachings stärkstem Akteur im Tor, aber erst Lars Ricken treibt uns so richtig den Schweiß auf die Stirn, als er es fertig bringt, bei der Nachschusschance fast auf der Torlinie(!) ein Loch in die Luft zu treten. Unfassbar! Kurz darauf sieht Dede bei seiner klugen Flanke von links, dass Ricken am zweiten Pfosten heranspurtet, doch der inzwischen platte “Dortmunder Junge“ trifft aus drei(!) Metern den Ball nicht richtig, und auch Billy Reina schafft es abermals nicht, aus einem Meter einschießen, so dass der Ball links vorbei rollt. Auch Otto
Addo hatte noch kurz vor Schluß seine Chance, als er nach behaupteten Zweikampf strauchelnd, doch noch aus 16 Metern aufs Tordreieck zirkelt. Gerhard Tremmel kann den angeschnittenen Ball auch zunächst nicht festhalten. Die Kugel fällt hinter seinem Rücken in Richtung Torlinie, doch der Keeper greift reaktionsschnell noch rechtzeitig nach hinten und fängt den Ball in letzter Not soeben auf der Torlinie (81.). Nich drin!
Das war´s. Schlusspfiff und kollektive Weihnachtsvorfreude im Westfalenstadion hält Einzug. Ein Jahr mit wenig Höhen und gaaanz viel Tiefen an historischer Stätte neigt sich (Gott sei´s gedankt) jetzt dem Ende zu. Es kann nur besser werden! Heute hat der BVB einen Schritt in diese Richtung gemacht. Als maßlos enttäuschend muß allerdings mal wieder die „Leistung“ der Südtribüne gewertet werden. Wenn wir hier schon einmal die These: „You only sing, when we´re winning“ aufgestellt haben, so müssen wir uns (leider) jetzt wohl korrigieren. Wenn bei einem satten 3:0 Heimsieg die „Patty“ nicht länger als bis zur Halbzeit reicht, dann gute Nacht! Wann wollen wir uns denn eigentlich mal wieder an einem Heimsieg ergötzen? Müssen wir da erst 7:0 gewinnen? Armes Dortmund! Da wünsch ich mir zu Weihnachten wohl besser mal einen neuen (alten) Dortmund-Roah! Meine Fresse, wo ist all die singende Menschenmasse nur abgeblieben?
Unansehnlicher „Catenaccio“ übelster Prägung
Allerdings muß auch noch an dieser Stelle erwähnt werden, dass der BVB in der Endphase fast einen echten „Catenaccio“ übelster Prägung in der eigenen Hälfte praktizierte. Mit 11(!) Mann bauten sie da in den letzten 20 Minuten einen nahezu unüberwindlichen Abwehrwall auf. Ob man da wohl Angst hatte, den 3:0 Vorsprung noch aus der Hand zu geben? Und dann noch gegen eine Unterhachinger Truppe, die sichtlich froh war, dass ihr letzten Endes „nur“ 3 Dinger eingeschenkt worden waren... Und auch
Gäste-Coach Lorenz-Günther Köstner attestierte: "Es war ein hochverdienter Sieg der Dortmunder, die besonders in der ersten Halbzeit ein hohes Tempo gegangen sind. Die Borussia hätte sogar zur Pause höher führen können. Nach der Pause war es unser Ziel, uns wieder als Mannschaft zu präsentieren“. Matthias Sammer zeigte sich anschließend ebenfalls zufrieden: "In der ersten Halbzeit haben wir guten Fußball gespielt. Die 3:0-Pausenführung ging völlig in Ordnung. Nach der Halbzeit hat Haching aggressiver gespielt. Wichtig ist außerdem, dass wir in der Abwehr nichts zugelassen haben."
Fazit: Borussia überzeugte 60 Minuten mit phasenweise gefälligen Kombinationen. Die Mannschaft von Trainer Matthias Sammer erspielte sich mal wieder Chance um Chance, zeigte sich zudem sehr kombinationssicher, bewegte sich deutlich verbessert im Spiel ohne Ball und hatte somit auch stets Anspielstationen. Freilich, der Gegner ließ es zu. Auch die Angriffe wurden endlich mal konsequent über die Flügel vorgetragen. Lars Ricken, Micky Stevic und der spielfreudige Billy Reina ragten aus einem guten Team heraus. Auf Seiten der enttäuschenden Hachinger, die in der vergangenen Spielzeit noch beide Duelle gegen uns (bei 4:1 Toren!) für sich entscheiden konnten, vermochte allenfalls noch Torhüter Gerhard Tremmel zu überzeugen, der eine höhere Niederlage des bayerischen Dorfvereins verhinderte. Hoffentlich gelingt es noch die „aufkeimende Selbstzufriedenheit“ (Niebaum) für weitere 2 Spiele in diesem Jahr zu verdrängen, denn Köln und gerade auch Rostock sind für uns sicher noch sehr unangenehme Gegner...
Aufstellungen und Noten:
Bor. Dortmund: Lehmann (2) Wörns (2,5), Oliseh ( - ), 19. Addo (3), Kohler (2,5), Evanilson (3), Stevic (2), Heinrich (3), Dede (2,5) Ricken (2,5) 80. Nerlinger ( - ), Bobic (3,5) 73. Tanko ( - ), Reina (2)
Tore: 1:0 Stevic (16. Flugkopfball), 2:0 Bobic (31. Seitfallzieher), 3:0 Reina (41. nach Alleingang)
Schiedsrichter: Weiner, Hildesheim (4).
Hatte die Partie zunächst im Griff, verlor dann aber in der 2. Hälfte zusehends den Überblick. Zeigte sowohl Ricken als auch Heinrich zu unrecht die gelbe Karte und unterließ stattdessen, Hirsch zu verwarnen, der in einer Minute zwei Dortmunder umtrat
Zuschauer: 62.000