Gelungener Einstand von Matthias Sammer

Nach der Halbzeitpause kam Dortmund mit mehr Elan aus der Kabine. Gleich zu Beginn hatte Guiseppe Reina eine gute Möglichkeit, schoss jedoch aus kurzer Entfernung den prächtig reagierenden Martin Pieckenhagen an. Rostock zeigte sich davon zunächst unbeeindruckt. In der 50. Minute hatte Agali die Riesen-Chance zur Führung. Doch er scheiterte erneut am BVB-Schlussmann.

Die Hausherren machten nun noch mehr Druck. Jürgen Kohler spielte den Ball in den Lauf von Heiko Herrlich, der den Ball aus elf Metern zum verdienten 1:0 für Dortmund einschob (61.).

In der Folgezeit zog sich Dortmund geschickt in die eigene Hälfte zurück, ohne den Rostockern zuviel Spielraum zu überlassen. Trotzdem hatten die Gäste noch zwei gute Chancen zum Ausgleich: Zunächst scheiterte Agali mit seinem Kopfstoß an dem auf der Linie stehenden Oliseh (77.). In der Schlussminute köpfte Andreas Jakobsson knapp über das Borussen-Tor.

geschrieben von Dirk König (sport1)

Sammer mit Auftaktsieg

Matthias Sammer ist der erste Borussen-Trainer seit 82/83, der sein Auftaktspiel als Coach mit dem BVB gewonnen hat. Das letzte Mal konnte sich Kalli Feldkamp in der Spielzeit 82/83 über einen Sieg in seinem ersten Spiel als Trainer bei den Borussen freuen.

2000er Doppelpremiere

Dortmund gelang nicht nur der erste Heimsieg im Jahr 2000, die Borussia schaffte es auch, erstmals in diesem Jahr zuhause zu Null zu spielen. Kein Wunder - war doch der Lieblingsgegner zu Gast: Der BVB hat mit dem 1:0-Sieg vom Freitag die letzten fünf Heimspiele gegen Hansa gewonnen - die letzten drei jeweils zu Null.

Schlechte Starter

Am Saisonstart ist für die Rostocker nicht viel zu holen: In den letzten 4 Spieljahren starteten sie stets mit einer Niederlage, mit 0:1 gegen Wolfsburg, mit 1:3 in Leverkusen, mit 2:5 in Berlin und nun mit 0:1 in Dortmund. Rostock ist damit das einzige aktuelle Bundesliga-Team - abgesehen von U'haching -, das mehr als die Hälfte seiner Saisoneröffnungen "vergeigt" hat.

Spätes erstes Saisontor

Heiko Herrlich erzielte den ersten Treffer in dieser Saison erst nach der Pause. Zum ersten Mal in der Bundesligageschichte fiel damit der Premierentreffer erst in der zweiten Halbzeit. Allerdings gab es früher zum Auftakt in der Regel neun Spiele, die parallel liefen...

Gute Rückkehrer

Die Bundesliga-Rückkehrer Sunday Oliseh und Jörg Heinrich steigerten sich deutlich während des Spielverlaufs: Heinrich hielt als zentraler Abwehrmann die Defensive zusammen und war zweikampfstärkster Dortmunder (77% der Duelle gewonnen). Oliseh hatte am Ende des Spiels die meisten Ballkontakte aller Akteure, war ebenfalls zweikampfstark (75% gewonnen) und zudem an immerhin fünf BVB-Torschüssen direkt beteiligt.

Kampfstarker Herrlich (ran11-Note 8,5)

Heiko Herrlich präsentierte sich äußerst motiviert. Er bestritt mit 40 Zweikämpfen die meisten Duelle aller Spieler auf dem Platz, wobei er für einen Stürmer gute 50% gewann. Inklusive seinem goldenen Siegtor war an sieben von 18 Torschüssen beteiligt.

Starkes Debüt von Metzelder (ran11-Note 8,0)

Christoph Metzelder - Neuzugang aus Münster - gab sein Bundesligadebüt. Der 19-Jährige überzeugte dabei vor allem im Zweikampf: 17 seiner 25 Duelle entschied er für sich, gegen den einsatzstarken Agali behielt er im direkten Duell in neun von 14 Fällen die Oberhand.

Kohler nur als Vorbereiter gut (ran11-Note 5,0)

Zum ersten Mal seit dem 28.11.99 - damals beim 2:2 gegen Duisburg - legte Jürgen Kohler wieder zu einem BVB-Tor auf - auch damals war der Nutznießer Heiko Herrlich. Im Gegensatz zu seiner Offensivleistung stand das Abwehrverhalten des Stoppers: Kohler gewann nur indiskutable 23% seiner 13 Duelle und ermöglichte den Rostockern durch individuelles Fehlverhalten ihre beiden einzigen guten Chancen.

Billy Reina zeigte sich als spiel- und dribbelstarker Angreifer. Nicht selten zog er bei seinen Vorstößen gleich zwei Gegenspieler auf sich und machte so Räume für seine Mannschaftskameraden frei.

Borussia Dortmund und Hansa Rostock zeigten zum Bundesliga-Start noch keine überragende Leistung. Nachdem Rostock in der ersten Hälfte seine Konterstärke demonstrierte, wartetet der BVB in der zweiten Halbzeit mit gelungenen Spielzügen auf, die zu einem glücklichen, aber insgesamt auch verdienten Sieg führten.

Borussia Dortmund:

Jörg Heinrich vertrat den verletzten Stefan Reuter auf der Libero-Position. Als Manndecker vor ihm agierten Jürgen Kohler und der Amateur Christoph Metzelder, der übrigens ein ausgezeichnetes Spiel ablieferte. Kapetanovic und Evanilson sollten auf den Außenbahnen für Druck sorgen, was ihnen aber nur selten gelang. Ein überzeugender Oliseh im Mittelfeld riss das BVB-Spiel in einigen Phasen an sich.

Von den drei Offensivspielern zeigte der unermüdliche Reina die beste Leistung. Herrlich glänzte lediglich durch seinen Treffer, Ikpeba war nicht in der Lage, sich durchzusetzen. Insgesamt war im Dortmunder Spiel wenig taktische Disziplin zu erkennen, so dass die meisten Angriffe verkrampft und durchsichtig wirkten.

Hansa Rostock:

Die Gäste gefielen durch eine stabile Abwehr, die in Andreas Kakobsson ihren umsichtigsten Akteur hatte. Rene Schneider wirkte an seiner alten Wirkungsstätte sehr nervös und musste frühzeitig ausgetauscht werden.

Im kompakten Mittelfeld zog Christian Brand geschickt die Fäden. Rene Rydlewicz brachte die BVB-Abwehr mit seinen schnellen Vorstößen auf rechts häufig in Verlegenheit. Für das auf Konter orientierte Spiel der Rostocker waren Agali und Baumgart die idealen Leute. Insbesondere in der ersten Hälfte erspielten sie sich einige exzellente Möglichkeiten.

Matthias Sammer (Borussia Dortmund)

"Das war ein sehr schweres Spiel. Es war wichtig, dass wir die Nerven behalten haben. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, mit dem Spiel nur bedingt. Rostock hat sehr stark gespielt und hinten sehr kompakt gestanden. Ich habe aber kein anderes Spiel erwartet. Zum Schluss hatten wir das nötige Quentchen Glück."

Andreas Zachhuber (Hansa Rostock):

"Das Spiel war über 90 Minuten ausgeglichen. Wir haben dagegen gehalten und dem Gegner nur wenige Chancen gelassen. Mit der Leistung bin ich zufrieden, mit dem Ergebnis natürlich nicht."

Jörg Heinrich (Borussia Dortmund)

"Es war sehr schwer, doch das haben wir gewusst. Wichtig war, dass wir hinten gut stehen, das hat sehr gut geklappt. Der Trainer hat immer wieder gesagt, dass wir die Ruhe bewahren sollen - irgendwann geht einer 'rein. Genau so ist es auch gekommen."

Heiko Herrlich (Borussia Dortmund)

"Jeder hat gesehen, dass eine Mannschaft auf dem Platz stand. Der Coach hat es in sechs Wochen geschafft, dass wir Spieler uns auf dem Rasen gegenseitig helfen."

Michael Meier (Borusssia Dortmund)

"Dass der BVB ein Heimspiel gewinnt, ist eigentlich ein Stück Normalität. Aber vor dem Hintergrund der Vergangenheit war die Art und Weise, wie das geschieht, von großer Bedeutung. Ich denke, dass da etwas wächst, was auf bessere Zeiten hoffen lässt."