Spielbericht Profis

BVB zeigt wieder tolle Moral

17.09.2000, 00:00 Uhr von:  Jens
Das Hamburger Stadion (Bild von 2011)
Das Hamburger Stadion (Bild von 2011)

Eigentlich wollte ich diesen Spielbericht möglichst kurz halten und nur: GEWONNEN! schreiben, fand ich dann aber doch albern ;-)

So trug es sich also zu, daß wir gestern früh zu fünft mittem Auto gen Hamburch düsten. Das erste Highlight des Tages hatten wir dann ein paar Kilometer vor Lohne/Dincklage, da standen wird dann erstmal 1,5h im Stau, prima, prima. Mit uns noch einige andere Dortmunder, also unterhielten wir den Rest des Staus mit "Heja BVB" und "Wunderbar", "Pöbel & Gesocks" etc. pp. Endlich in HH angekommen, stellten wir fest, daß es 20 Minuten später keinen Alkohol mehr geben würde. Für meine Mitfahrer stellte sich dies als essentielles Problem dar ;-)

Wir trafen uns dann noch mit einem mir bekannten Hamburger (Hallo SM), der uns dann irgendwelche Hirngespinste von einem Heimsieg seines HSV näher bringen wollte, so ein Quatsch. Das Stadion ist allerdings wirklich überwätigend, die Dachkonstrunktion sieht auch spitze aus. Bislang durfte ich nur das alte Volksparkstadion sehen und das war nicht viel sehenswerter als das Erdloch in GE-Buer oder das Waldloch der SG Lizenzbetrug. Arbeiten sollten die Hamburger allerdings mal an der Akkustik, bzw. der Anlage, den Stadionsprecher konnte man beim besten Willen nicht verstehen. Wenn auch die Stadionshow nicht minder peinlich war, als die unseres Nobbsche.

Im Gästeblock hielten sich etwa 1.000 bis 1.500 Dortmunder auf, was angesichts früherer Besucherzahlen in HH sehr sehr unterdurchschnittlich ist. Bei den gesalzenen Preisen des Hamburger UFA-Klubs aber auch kein großes Wunder. So mußten wir für unseren Stehplatz 27,50 DM hinblättern, Sitzplätze kosteten wohl ab 40,- DM aufwärts. Topzuschlag halt. Die Unterstützung (altdeutsch für Support, liebe Ultras) war fast während des gesamten Spiels sehr gut. Ergo mußten wir wieder einmal feststellen, lieber mit weniger Leuten anreisen, dafür mit mehr Stimmung im Gepäck.
Zum Spiel selbst: Der HSV zeigte vor dem Spiel noch mal alle Tore des vorangegangen Juve-Spiels (an dieser Stelle nochmals Herzlichen Glückwunsch HSV für dieses tolle Spiel), scheinbar waren alle HSVer noch voller Euphorie. Vergessen wurde dabei allerdings, daß die alte Tante Juve ohne ihren zentralen Abwehrchef und ohne ein einziges Pflichtspiel beim HSV angetreten war, aber das nur am Rande. Wir hatten unsere Abwehr ja mitgebracht ;-)

Jetzt also wirklich zum Spiel: Die Hamburger begannen druckvoll, Dortmund kontrollierte aber das Spiel und kam zu einigen guten Angriffen, unsere Abwehr wirkte zu diesem Zeitpunkt recht sattelfest. Anders die des HSV, wie schon gegen Juventus Urin mit vielen individuellen Fehlern. So schoß Ingo Hertzsch den Ball zu Oliseh, der spielte toll in den Lauf von Addo, dieses Mal überlegte er nicht zu lange, wie im vergangenen Jahr und netzte souverän ein, 1:0 für uns. Überhaupt machte Otto in der ersten Halbzeit ein bärenstarkes Spiel, genau wie Evanilson, der Ketelaer mehr in der Abwehr binden konnte, als diesem wohl lieb war. Eva war es dann auch, der eine 100%ige Torchance durch Ricken vorbereitete. Lars ist aber noch lange nicht der Alte und versemmelte freistehend vor dem Tor kläglich. Ricken fiel in einer starken Dortmunder Mannschaft auch etwas ab, er wirkte sehr behäbig und immer einen Schritt langsamer als der Gegner. Hoffentlich wird der nicht mal als ewiges Talent enden, schließlich hat alleine er eine Menge für den Verein getan und wir alle sind ihm - auch wegen seines unvergessenen 3:1 - eine Menge Unterstützung schuldig.

Der HSV kam immer wieder mit Mahdavikia und Fukal, der wohl von einem Kampfsportverein zum HSV gewechselt war, über unsere linke Abwehrseite, die Schwächen offenbarte. Immer wieder wurde Heinrich aus der Mitte herausgezogen, um Löcher zu stopfen. Dédé und Ricken hatten ihre liebe Mühe. Kein Wunder also, daß der Ausgleichstreffer eben über Mahdavikia vorbereitet wurde: niedrige Flanke auf den kurzen Pfosten, keine Chance für Metzelder und Lehmann, 1:1. Was dann folgte, war allerdings das letzte. Sergej B*b*r*z ließ es sich nehmen, auch uns seine, seit vergangenen Mittwoch legendären Trikotzupfer-Künste zu demonstrieren. Er rannte auf unseren Block zu, zog sein Trikot in die Länge, zeigte auf die Raute und gestikulierte was das Zeug hielt. Und das nicht etwa nur mal im vorbeigehen, nein, er ließ es sich nicht nehmen, etwas länger vor unserem Block zu verweilen. Über die dann folgenden Haßtiraden wundert sich dann hoffentlich niemand. Herr B. hat es sich ja schon immer gerne einfach gemacht: an seinen durchgängig schlechten Leistungen in Dortmund waren bekanntermaßen nur wir Schuld. Nicht etwa sein Lebenswandel oder gar seine phlegmatische Art Fußball zu spielen. Allerdings scheint nur Franky Pagelsdorf zu wissen, wie man Herrn B. richtig integriert, er ist Stürmer, nix anderes. Mittelfeld isser zu langsam für, also nach vorne, da kann er seine technischen Stärken ausspielen, sein Kopfballspiel und laufen muß er auch nicht ganz so viel......

Kurz nach der Halbzeit erdreistete sich der Kerl dann auch noch, ein zweites Mal einzunetzen. Metzelder unterlief ein folgenschwerer Stellungsfehler, sein erster in 5 Bundesligaspielen! Der Junge kann mal ein ganz Großer werden.

In dieser Phase sah es schlecht für uns aus, ein 3:1 lag lange in der Luft. Doch nach ca. 20 Minuten befreite sich die Mannschaft uns spielte wieder Fußball, etwas, was wir an diesem Tag einfach besser konnten, als der HSV, obwohl es 2:1 stand. Matthes brachte dann Billy für den ausgelaugt wirkenden Ricken und mit ihm kam die Wende: eine scharf hereingeschlagene Flanke traf unsere Gelbe Tonne am Fuß und es stand 2:2! Überhaupt war Billy ein belebendes Element in unserem Spiel, kein Vergleich zu seiner Nicht-Leistung im Spiel gegen die Münchner Muschis. Einen klasse Paß von Oliseh hätte er dann wohl auch zum verdienten Siegtreffer genutzt, wenn Ingo Hertzsch nicht bei Sergej B. genau hingesehen hätte. Also wurde gezogen, Reina fiel, folgerichtig gabs Elfmeter für uns. Heiko Herrlich trat an und versenkte souverän. Danach hatten wir noch einige exzellente Tormöglichkeiten. So vergab Herrlich freistehend vor But, nach Flanke von Dédé. Allerdings muß man sagen, daß But sensationell schnell auf dem Boden war, um den Ball noch abzuwehren. Micky Stevic (Wer hätte das letztes Jahr gedacht?) schoß einen genial getretenen Ball noch an den kurzen Pfosten. Dann war das Spiel endlich aus, der HSV selbst war zu keiner nennenswerten Chance mehr gekommen, auch weil Lehmann sich wieder auf seine Aufgaben im Tor konzentrierte und viele Fanken herunter pflückte, bzw. aus dem Strafraum beförderte. Eine ketzerische Frage: Kann der kleinere Laux das auch?

Bemerkenswert noch, daß Sunday Oliseh nach dem Spiel auf den Block zulief und das Wappen seines Trikots küßte, um seine Verbundenheit zu demonstrieren. Eva warf - nach einer erneut starken Leistung - noch sein Trikot in den Block. Wir hatten also jede Menge zu lachen :-) Gefallen haben mir neben den schon erwähnten Otto und Eva vor allem Christian Wörns, der eine bärenstarke Partie lieferte und Sunday Oliseh, der immer besser in Tritt kommt. Sein Zusammenspiel mit Addo sieht sehr vielversprechend aus, wenngleich er auch noch mehr kann, als bislang gezeigt. Lehmann dieses Mal ohne Fehl und Tadel. Herrlich war kaum zu sehen, schoß aber zwei Tore, was will man mehr von einem Stürmer? Die Tabellenführung hatten wir so zwar nur wenige Stunden inne, aber es war schön, mal wieder da oben zu stehen ;-)

Nach dem Spiel begaben wir uns noch in eine Kneipe, um mit einigen bekannten und unbekannten Hamburgern ein paar Wasser zu trinken ;-) Rücksichtsvoll, wie wir sind, bohrten wir auch nur kurz in ihrer 2:3 Wunde.

Meine Noten: Lehmann (2) - Wörns (2), Heinrich (3), Metzelder (3,5) - Dédé (3,5), Oliseh (3), Stevic (2), Evanilson (2,5) - Addo (1,5), Herrlich (1).

Support: 2,5

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