Wenn der BVB auf den 1. FC Köln trifft, ist das für mich immer ein Spiel voller Emotionen. Dortmund ist meine Heimat - Köln meine Wahlheimat. Ich lebe mittlerweile genau so viele Jahre am Rhein, wie ich zuvor in einem Vorort von Dortmund gelebt habe. Der BVB - und vor allem das Westfalenstadion - waren in meiner Jugend mein Zuhause. Andere feierten in Partykellern oder Clubs, ich verteilte Zeitungen und stand dann auf der Süd. Wenn ich doch mal selten im Club war und der DJ im Soundgarden ein „BVB nullneuuuun“ anstimmte, war ich selig.
Mit den Jahren hat sich das Leben verändert. Nach Hause fahre ich nur noch selten. Uns Kinder hat es alle ins Rheinland gezogen, und die Besuche in der alten Heimat wurden seltener. Die einzige Konstante, die blieb, war der BVB - und das Westfalenstadion. Vielleicht leide ich deshalb jedes Mal ein wenig mit, wenn der FC den Abstieg mal wieder nicht vermeiden kann. Und ich freue mich, wenn sie den Aufstieg dann wieder geschafft haben. Dann schließt sich für mich der Kreis.
Doch nicht nur ich persönlich teile eine besondere Verbundenheit mit den Jecken aus Köln. Auch den BVB und den FC verbinden viele emotionale Momente. Der Bewegendste für die meisten von uns liegt vermutlich in der eher jüngeren, wenngleich auch nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit: Es ist die 69. Minute im Westfalenstadion und die 67. in Müngersdorf. Auf den Rängen im Dortmunder Süden nimmt man ein erstes Rauschen und Jubeln wahr. Vermutlich erinnert sich noch jeder Dortmunder und jede Dortmunderin an Nobby Dickel und sein legendäres „Eins zu Null für Köln!!!“. Der Jubel, der folgte, ließ wohl einige Stahlkonstruktionen des Westfalenstadions erzittern. Als BVB- Fan hatte man damals oft Grund zu jubeln. Aber diese Euphorie. Diese Ekstase. Diese Lebendigkeit - sie sind so gut wie einmalig. (Kleine Fußnote: Malaga kommt dem trotzdem nah.) An diesem Abend folgten einige der schönsten Bilder, die Dortmund nach vielen schwierigen Jahren gezeichnet hat. Ganz vorne mit dabei: Neven Subotic, der auf der Lindemannstraße auf seinem Autodach tanzte und sich so seinen „Parkplatz für Neven Subotic“ sicherte. Irgendwie symbolisch, dass Subotic einige Jahre später zum 1. FC Köln wechselte. Manche Spielerwechsel hinterlassen große menschliche Lücken - und ich erinnere mich gerne an Neven Subotic.
Die Saison 2010/2011 war insgesamt von vielen Emotionen rund um den FC geprägt. Am 15. Oktober 2010 gerieten Dortmunder Jung Nuri Sahin und Kölns Eigengewächs Lukas Podolski kurz vor Spielende aneinander, nachdem Podolski die Dortmunder zuvor durch den Ausgleich schon gehörig geärgert hatte. Wie viel Feuer in diesem Duell lag, zeigte sich nur wenige Minuten später, als Nuri Sahin in der Nachspielzeit zum 2:1 traf und sein Tor auf den Knien rutschend vor Podolski feierte. Vielleicht nicht die sportlichste Aktion aller Zeiten, aber ich erinnere mich noch genau, wie euphorisch ich sie damals gefeiert habe.
Schaut man sich die Tabelle der Saison 2010/2011 an, findet man den BVB natürlich auf Platz eins. Aber auch der FC spielte eine solide Saison und beendete diese auf Platz 10. Ein Blick auf die heutige Tabelle zeigt, dass die Rheinländer sich auch diese Saison viel vorgenommen haben. Und ich wünsche es ihnen. Ich wünsche ihnen einen Verbleib in der Bundesliga. Ich wünsche meinen FC-Freunden viele euphorische Momente in der Bundesliga. Nur halt nicht morgen - da müssen sie noch einmal zurückstecken. Denn morgen heißt es wie immer: NUR DER BVB!
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