Unsa Senf

Wechsel von Youssoufa Moukoko Zu früh, zu viel

29.06.2025, 19:40 Uhr von:  janniksch  
Moukoko wird auf dem Spielfeld behandelt
Moukokos Zeit bei den BVB-Profis war unglücklich

Relativ still verlief der Wechsel von Youssoufa Moukoko zum FC Kopenhagen. Dabei konnten die Medien in den ersten Jahren gar nicht genug von Moukoko bekommen. Wie konnte der Abstieg des "Wunderkindes" passieren? Ein Rückblick und der Versuch einer Einordnung.

Ein Rückblick

Youssoufa Moukoko wechselte 2016 von der Jugend St. Pauli's zu Borussia Dortmund und bekam relativ schnell die ersten Schlagzeilen, da der junge Stürmer eine Jugendliga nach der anderen kurz und klein schoss. Sein Talent führte dazu, dass er in höhere Jugendmannschaften hochgezogen wurde, um dort angemessene Herausforderungen zu finden. Er galt schlicht als "zu gut" für die Gleichaltrigen. Doch auch unter den älteren Jungs stach Youssoufa Moukoko stets heraus und schoss mehr Tore als alle anderen. Die Sportmedien berichteten dabei ungewöhnlich früh, regelmäßig und intensiv über Moukokos Leistungen im Jugendbereich. Das "Wunderkind" war geboren und auch beim BVB schien man sich sicher, ein "One in a Million"-Talent zu haben. Das Warten auf den 16. Geburtstag, und damit die Erlaubnis für die Profimannschaft aufzulaufen, begann.

Unsägliche Vorwürfe

Dabei war das Alter Moukokos leider immer wieder Thema diverser Boulevard-Blätter, die dem frühentwickelten Jungen vorwarfen, dass dieser doch bereits viel älter sein müsse. Körperlich war Moukoko bereits in jungem Alter gut ausgebildet, was scheinbar für einen Anfangsverdacht ausreichte. Seine Herkunft Kamerun tat wohl ihr Übriges. Die Forderungen nach Beweisen zum "tatsächlichen" Alter des jungen Spielers wurden laut, denen der BVB aber nicht nachkam. Es wäre zwar vermutlich das Ende der Diskussionen gewesen, aber der BVB wäre vor teils rassistisch motivierten Boulevard-Berichten ohne Beweise eingeknickt. Stattdessen stellte man sich als Borussia Dortmund geschlossen hinter Youssoufa und seine Familie und widersprach den Vorwürfen entschieden. So richtig los wurde Moukoko diesen vermeintlichen Makel, zumindest während seiner verbliebenen Jugendspielerzeit, jedoch nicht.

Ab zu den Profis

Moukoko im Einsatz gegen einen Spieler des 1. FC Köln
Moukoko bei seinem 2. Einsatz für Borussia Dortmund

Irgendwann war es dann aber soweit und Moukoko feierte seinen 16. Geburtstag. Bereits einen Tag später feierte er am 21. November 2020 bei einem 2:5-Sieg gegen Hertha BSC sein Bundesliga-Debüt und wurde damit der jüngste Bundesliga-Spieler der Geschichte. Es folgten weitere Rekorde:

  • Mit 16 Jahren und 28 Tagen: Jüngster Bundesligatorschütze aller Zeiten
  • Mit 16 Jahren und 278 Tagen: Jüngster Debütant der deutschen U21 und deren jüngster Torschütze
  • Mit 18 Jahren und 3 Tagen: Jüngster WM-Spieler der deutschen Nationalmannschaft aller Zeiten

Und zunächst schien auch alles nach einem guten Plan des BVB auszusehen. Moukoko bekam hinter dem damaligen Star-Stürmer Haaland immer mal wieder Einsätze und so absolvierte er von 2020 bis 2024 insgesamt 99 Pflichtspiele und erzielte 18 Tore für die Profis von Borussia Dortmund. Und doch konnte man ihn beim BVB innerhalb der vier Jahre nicht zu einem festen Mannschaftsteil entwickeln. Er blieb in der Joker-Rolle gefangen und erzielte damit seine Tore auch gegen eher müde Gegner zum Ende der 2. Halbzeit.

In seinen wenigen Startelf-Auftritten tat er sich hingegen immer extrem schwer gegen die robusten Bundesliga-Verteidiger. Seine körperliche Überlegenheit, die er in den Jugendmannschaften exzellent einzusetzen wusste, fehlte ihm bei den Profis und er war nicht in der Lage andere Mittel zu finden, um eine Gefahr für das Tor des Gegners zu entwickeln. Auch von den verschiedenen Trainern, die Borussia Dortmund bis 2024 trainierten, fand keine eine dauerhafte Rolle für Youssoufa Moukoko.

Zur Saison 2024/25 verlieh man Moukoko dann an OGC Nizza in die Ligue 1, wo er in insgesamt 22 Einsätzen (inkl. Europa League und Coupe de France!) nur 3 Tore erzielte. Nun lief die Leihe aus und der BVB entschied sich Moukoko für fünf Millionen Euro an den FC Kopenhagen zu verkaufen. Damit endet sein Vertrag in Dortmund und die Geschichte rund um das "Wunderkind".

Talent, Erwartungen und der Druck

Moukoko nach einem Spiel mit Jacke und Kaupze
Moukoko kam bei den Profis nie richtig an

So könnte man das Kapitel aus Dortmunder Sicht natürlich beenden: Moukoko ist seinem Talent nicht gerecht geworden und verabschiedet sich nun in eine bestenfalls mittelmäßige Liga.

Aus der Geschichte von Youssoufa Moukoko lässt sich aber so vieles mehr ablesen, was den modernen Fußball ausmacht. Hatte der BVB hier tatsächlich am Ende nur wieder einen talentierten Spieler, der den Sprung zu den Profis nicht geschafft hat?

Es kommt nicht von ungefähr, dass Moukoko der jüngste Bundesliga-Spieler der Geschichte ist. Der "Moukoko-Hype" rund um seinen ersten Einsatz bei den Profis, und ehrlicherweise auch weit davor, erfasste Medien, Fans, den BVB und vielleicht Moukoko auch selber. So sehr, dass man Moukoko tatsächlich sofort einsetzte, als es möglich war. Jetzt muss man den Vorwurf an Borussia Dortmund formulieren: War das nicht zu früh? War man beim BVB wirklich überzeugt, dass Moukoko so weit war oder hat man nur einen Hype bedient? Es ist nicht klar, was aus Youssoufa Moukoko geworden wäre, wenn es diese intensive mediale Begleitung seiner frühen Karriere, im Positiven wie im Negativen, nicht gegeben hätte. Rückblickend glaube ich, dass der BVB ihn ohne diese Aufmerksamkeit nie so früh eingesetzt hätte. Zu sehr hat man gerade zu Beginn die Überforderung und fehlende Körperlichkeit gespürt.

Borussia Dortmund hat immer, das muss man dem Verein zugutehalten, versucht den Hype zu kontrollieren und die Deutungshoheit zu behalten. Gelungen ist das jedoch nicht, denn was bringt all das Gerede von "Geduld" und "dem Jungen Zeit geben", wenn man ihn dann doch einen Tag nach seinem 16. Geburtstag sofort ins Haifischbecken wirft und anschließend auch noch mit einem fetten Vertrag ausstattet?

Der größte Verlierer ist wohl Youssoufa Moukoko selber. Niemand würde wohl davon unbeeindruckt bleiben, wenn alle Welt einen als "Jahrhundert-Talent" bezeichnet. Man kann ihm nur wünschen, dass er sich beim FC Kopenhagen nun in Ruhe eine solide Karriere aufbaut. Der Junge ist immerhin erst 20 Jahre alt, auch wenn sich das alles so liest, als sei er bereits am Ende seiner Karriere.

Ich wünsche Youssoufa Moukoko in jedem Fall alles, alles Gute für die Zukunft!

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel