Eintracht Frankfurt vs. BVB Schwein gehabt
Auswärtsspiele in Frankfurt stehen ja unter den TOP 3 meiner favorisierten Ziele im Leben. Hinzu kommt, dass Pokal nunmal Pokal ist, der bekanntlich seine eigenen Gesetze schreibt. So auch dieses Mal, als der Fußballgott diese Begegnung schier nie enden lassen wollte:
Ein schöner, großer Gästeblock, eine motivierte Gegengerade und mehr als 8.175 Zuschauer (Liebe Grüße nach Wolfsburg), so lässt es sich es aushalten in Deutschlands Stadien.
Ich erinnere mich noch gut an Spiele, bei denen wir im Stockdunklen durch den Frankfurt Wald irrten. Hätte ich am Abend vorher Aktenzeichen xy geschaut, würde ich lügen wenn ich sage, ich hätte ich mir dabei nicht jedes Mal in die Hose geschissen. Wie viele Leichen hier an diesem Fleckchen wohl vergraben lagen? Ich legte einen Zahn zu und schloss zu meinen Freunden auf. Die Jacke zog ich bis zum Anschlag zu und die Mütze rückte ich etwas tiefer ins Gesicht. An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank an den DFB für diese fanfreundliche Anstoßzeit, in der ich es noch im Hellen zum Gästeeingang schaffte.
Schwarz weiß wie Schnee, so schee, so schee. Ob wir die Eintracht nach diesem Abend auch im Endspiel sehen, das weiß nur der Jürgen. Beide Seiten starteten mit Wärme in diesen kalten Herbstabend. Der Heimblock ein wenig düsterer in Halloweenstimmung, der Gästeblock in gelben und roten Herbstfarben. Die Stimmung war also angemessen, fehlte nur noch ein attraktives Fußballspiel auf dem hessischen Grün.
Ansgar Knauff - ein Ex-Borusse, dem ich bis heute nachtrauere - erhörte meine Gebete frühzeitig. In Zusammenarbeit mit Götze - ein Ex-Borusse, dem ich nicht so sehr nachtrauere - setzte er in der siebten Minute das erste Zeichen. Sein Jubel fiel aus, aus Respekt vor dem Verein, der ihn groß gemacht hat. Schöne Geste, schönes Tor, schöne Scheiße. Sollte ich jetzt schon Schreckliches ahnen? Nein, meine frisch gehäkelte positive potato schrie nach Mund abputzen, weiter machen.
Zwischenzeitlich stellte ich mir die Frage, wer denn überhaupt für uns die Tore machen soll, wenn alles halbwegs befähigte und darauf trainierte sich auf der Bank den Hintern abfror. Ich musste umdenken. Und so freute ich mich über das, was hinten immer besser zu funktionieren schien. Es waren nicht die großen Namen, die sich für schwatzgelb in den Dreck schmissen und die Knochen hinhielten. Sie heißen Anselmino, Ryerson & Co. und es ist gut so wie es ist.
Die Wettmafia hingegen schien dem Schiri an diesem Abend viel Geld geboten haben, die Fehlentscheidungsquote nach oben zu treiben. Fehlentscheidung Nr. 3 verlief hingegen zu unseren Gunsten, sodass Brandts Tor nach Abseitsstellung in der 48. Minute zählte, obwohl es nicht zählen sollte. Ein Ausgleich, der uns die nächsten 70. Minuten zur Seite stehen sollte. Erwähnenswert war in dieser Zeit nur zwei Dinge: Die erneute Auswechslung Adeyemis, der zum Glück erst das ganze Spielfeld umrunden musste, viel Zeit zum Verkraften hatte und so ein erneuter geplanter Wut-Flaschenwurf ausblieb. Nicht weniger bemerkenswert währenddessen der Alleingang von Süle, der mindestens drei Frankfurter ausdrippelte und sich seinen Weg durch den 16er bahnte. Solch fußballerische Kunst sah man von ihm doch eher selten. Es zählt nicht immer, was man draus macht sondern manchmal auch der Weg dorthin.
Es folgte also eine Verlängerung der Pyroparty, die in der 115. Minute fast unser Ende bedeutete. Aber der Erfinder der Abseitsregelung war klar auf unserer Seite. Die rothaarige Mittfünfzigerin auf dem Frankfurter Zaun drehte frei, ihre unter der Kapuze versteckte Tochter ebenfalls. Ach Fußball, herrlich bist du.
Es passierte nichts mehr und so kam es wie es kommen musste: entscheidend is‘ aufm Platz, entscheidend is‘ wer‘s schießen geübt hat. Schlotti entschied sich nach Münzwurf für das Tor vor dem Gästeblock. In meinem Kopf schwirrte währenddessen ein Ohrwurm von Kasalla („mein Herz brennt für dich lichterloh so wie ein Bengalo“), denn der Block erstrahlte schon wieder feuerrot. Los ging der Elfmeterkrimi:
Silva trifft. Frankfurt trifft. Süle trifft. Frankfurt verschießt den Ball bis nach Offenbach. Chukwuemeka trifft. Frankfurt trifft. Nmecha trifft eiskalt. Frankfurt schießt, Kobel hält.
Das Ding ist geritzt! Ein stimmungsvoller Pokalabend in der hessischen Hauptstadt endete glücklich für uns. Man sieht sich in Berlin.
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