Der BVB zwischen JHV und Aktionärsversammlung Grobes Foul von Aki Watzke
Auf der Jahreshauptversammlung gab es ein eindeutiges Votum gegen das Sponsoring von Rheinmetall. Eine Niederlage für die KgaA, die sie wohl nicht akzeptieren will.
Der November ist ein bedeutsamer Monat für den Ballspielverein Borussia 09 aus Dortmund. Traditionell finden dort an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Jahreshauptversammlung des eingetragenen Vereins und die Aktionärsversammlung der KgaA in der Westfalenhalle statt. In diesem Jahr sorgte ein Themengebiet bereits im Vorfeld für große Aufregung: Der Sponsoring-Deal mit Rheinmetall. Aus der Mitgliederschaft gab es drei Anträge, die allesamt diesem Sponsoring ablehnend gegenüber standen.
Nach einer intensiven, aber jederzeit fairen Diskussion wurde der Antrag von Wilfried Harthan, nachdem die versammelten Mitglieder dieses Sponsoring missbilligen und die Ansicht äußern sollen, dass dieser Vertrag schnellstmöglich beendet, zumindest aber über die Laufzeit von drei Jahren hinaus nicht verlängert wird, in geheimer Abstimmung mit 556 Ja-Stimmen bei 247 Nein-Stimmen und 52 Enthaltungen angenommen. Ein zweiter Antrag, der eine weitere Abstimmung für alle rund 220.000 Vereinsmitglieder in Form einer Onlinebefragung beinhaltete, fand dagegen keine Mehrheit.
Auch mit unter 1 % beschlussfähig
Sicherlich stellen knapp 1.300 anwesende Vereinsmitglieder bei dieser Gesamtzahl nur einen Bruchteil dar, allerdings ist die Jahreshauptversammlung das ordentliche Beschlussgremium, dessen Beschlussfähigkeit offiziell festgestellt wurde. Die Anträge waren im Vorfeld bekannt, alle Mitglieder wurden eingeladen. Wenn sich dann weiterhin nur weniger als 1 % der Mitglieder in der Westfalenhalle einfindet, dann ist die Aussage klar: Über 99 % (ausgenommen natürlich diejenigen, die aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen nicht an der JHV teilnehmen konnten) ist dieses Thema nicht wichtig genug, um sich dafür oder dagegen zu positionieren und sie überlassen den Entschluss den anwesenden Mitgliedern. Auch dem Vorstand und der KgaA waren die Anträge im Vorfeld bekannt, so dass man selber bereits im Vorfeld proaktiv ein breites Stimmungsbild via Onlinebefragung hätte einfangen können. Das tat man nicht. Vermutlich hat zumindest die Geschäftsführung der KgaA darauf vertraut, wie üblich die Antragsabstimmung in die eigenen Bahnen moderieren und so zu einem genehmen Abstimmungsergebnis kommen zu können.
Es kam bekanntlich anders und das Abstimmungsergebnis kann als Niederlage für die Geschäftsführung um Hans-Joachim Watzke gewertet werden. Jener Aki Watzke hatte sich unlängst in der Debatte um neue Spielformen im Jugendbereich geäußert, dass auf diese Weise „Sechs-, Acht- oder Neunjährige“ nie das Gefühl kriegen würden auch mal verlieren zu können. Nun, offenbar hat auch die fußballerische Erziehung zu Watzkes Jugendzeiten nicht unbedingt dazu geführt, dass man lernt, mit Anstand zu verlieren.
Überraschende Töne auf der Aktionärsversammlung
Auf der Hauptversammlung der Aktionäre äußerte er diese bemerkenswerten Worte:
„Und um nochmal auf gestern zurückzukommen: Wenn da 585 Mitglieder so votiert haben, dann ist das ein deutliches Signal was ich auch höre. In der Gesamtbewertung muss ich allerdings auch für mich bewerten, dass das 0,25 Prozent unserer Mitglieder sind. Der BVB hat 218.000 Mitglieder und ich wünsche mir, dass wir in irgendeiner Form uns mal ein Meinungsbild einholen, wie diese 218.000 in Gänze das sehen. Denn das ist ein sehr wichtiges, ernstes Thema und wir brauchen da auch entsprechende Fingerzeige. Aber ich hätte die gerne wirklich von einer validen Größe und da müssen sich alle Beteiligten sich sicherlich auch Gedanken drüber machen."
Noch einmal: Die Mitgliederversammlung war beschlussfähig. Der Antrag zur Missbilligung des Sponsorings wurde angenommen, ein weiterer Antrag zu einer allgemeinen Abstimmung explizit abgelehnt. Also eben genau diese allgemeine Befragung, die der KgaA im Vorfeld wohl als nicht notwendig erschien und jetzt von Watzke erneut ins Spiel gebracht wird. Diejenigen, die sich beteiligen wollten, haben sich bereits beteiligt und sich Gedanken darüber gemacht. Punkt.
Abgerundet wird dieser Vorgang noch dadurch, dass Aki Watzke die Entscheidung pro Rheinmetall auf der Jahreshauptversammlung explizit mit der Konformität zu 50+1 legitimierte und darauf verwies, dass er vom Vereinsvorstand des e.V. die Genehmigung erhalten habe.
Nun scheinen Meinungen der Mitglieder des e.V., 50+1 und Abstimmungsergebnisse für die Geschäftsführung der KgaA nur so lange eine hinreichende Relevanz zu besitzen, so lange sie „auf Linie“ liegen und die eigenen Entscheidungen unterstützen. Im anderen Fall soll man dann so lange abstimmen, bis das Ergebnis passt.
Eine eklatante Missachtung des Willens der Mitglieder, die einen sprachlos macht. Im Fußballersprech ein grobes Foulspiel. Wohlgemerkt von einer Person, der immer wieder nachgesagt wird, nach Rückzug aus Geschäftsführung der KgaA ein Kandidat für das Amt des Präsidenten im eingetragenen Verein zu sein. Sollte dem so sein, wäre es interessant zu sehen, was bei dieser Wahl als „valide Größe“ definiert wird.