Wembley, das CL-Finale und seine Schattenseiten Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Die UEFA wird das Champions League Finale am Ende als großartig beschreiben. Manchmal ist dies aber auch mehr Schein als Sein. Als Fan erlebt man viele Dinge in Wirklichkeit dann doch sehr unterschiedlich. Eine kleine Rückschau auf das Event.
Die Leistung unserer Mannschaft war über weite Strecken großartig, aber leider nicht von Erfolg gekrönt. 75 Minuten lang dominierten die Borussen das Spiel und ließen dem Gegner kaum Möglichkeiten sich zu entfalten. Gelb hatte mehr geglänzt als Gold und die Königlichen, daran bestand kein Zweifel, sahen keineswegs königlich aus. Etwas mehr „Budenzauber“ in der ersten Hälfte hätte vielleicht ein anderes Spiel auf den Rasen projiziert. In diesem Punkt stimme ich „Aki“ Watzke zu. Die Nummer mit Rheinmetall kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Aber dies ist ein anderes Thema und wird uns Fans auch in Zukunft bei Grundwerte-Diskussionen noch begleiten und wahrscheinlich auch bei Auswärtsauftritten noch vor Augen geführt werden.
Mit einigen Tagen Abstand soll dies auch keine sportliche Analyse sein, sondern ein kleiner persönlicher Rückblick auf Dinge, die nicht so amüsierend waren. Wenn ich auf den Zirkus mit den Fährplätzen für Busse zurückblicke, die für manche beteiligte Organisatoren mit nur erheblichen Anstrengungen gelöst werden konnten, so hat mich die Situation in Calais schon überrascht. Für mich ging da alles drunter und drübe! Nach einer entspannten Busfahrt realisierte ich zum ersten Mal gegen 3:00 Uhr, dass wir in Calais angekommen waren. Eine halbe Stunde später standen wir in einer Schlange von Bussen. Warum es dann so lange dauerte, dass wir unsere Fähre nach Dover um 6:40 Uhr verpassten, bleibt ein Geheimnis von Zoll und Sicherheitskontrollen. Um 8:40 Uhr durften wir dann auf eine halb leere Fähre fahren. Warum andere später ankamen und einen bis zu drei Stunden früheren Slot bekamen, kann ich nicht beantworten. Auch dass diese Fähren oft leer waren, entzieht sich meinem Verständnis. Wir in Bus 6 der Fanabteilung waren auf jeden Fall „not amused“ über diese Situation.
Endlich in London angekommen, entschlossen wir uns nach einigen Diskussionen den BVB-Fan Meeting Point im Hyde Park aufzusuchen. Auch hier gibt es sicher unterschiedliche Meinungen. Für unsere Gruppe war es eine fürchterliche Veranstaltung. N. aus unserer Redaktion bestätigte dies auch für die Gegenveranstaltung der “Madridistas“ in den Victoria Embankment Gardens. Er fasst es in wenigen Worten zusammen:
Fürchterlich, laut, grell und super viel Kommerz
Wir beschlossen im Umfeld des abgesperrten Geländes unser im Kiosk erworbenes Bier zu trinken. Das war billiger und auch von der Polizei geduldet. Bis zu 10 Pfund Sterling für eine Schale Pommes und Seven Pounds für eine Dose Bier entsprachen dann doch nicht unseren Vorstellungen, eine bodenlose Frechheit! Ich habe mit einigen Besuchern heute noch gesprochen. Diese Preise haben sogar zum Teil auch ihre Erinnerungen weggefegt. Stefanie hat für eine Dose Cola und ein Cola-Mixgetränk schlappe 13,50 Euro bezahlt. Dafür gab es dann Musik von einer drittklassigen Coverband mit Songs von Queen. Nicht viel besser war die Situation am Wembley Park. Tom erzählte, dass sie dort für eine Bratwurst im Brötchen 10 Pfund verlangten.
Die schwarzgelben Masse führte gedanklich dazu, dass wir uns frühzeitig in Richtung Wembley Stadion begaben, um in die nächste Katastrophe zu rutschen. Auch hier scheiden sich die Geister und die Aussagen und Erfahrungen von Fans sind durchaus unterschiedlich. Fakt ist, wir hatten die Arschkarten gezogen. Wie wir später feststellen mussten, waren wir nicht die Einzigen.
Ich erinnere mich mit Freude an das Jahr 2013. Damals hatte ich von einem meiner Fanclubs ein Ticket für das Champions League Finale in Wembley erhalten. Ich hielt es stolz in den Händen, als wir nach London aufbrachen. Auch in der Gruppenphase beim Spiel in Mailand am 28.11.2023 war ich stolzer Besitzer einer Eintrittskarte und konnte mit ihr den 3:1 Erfolg gegen den AC Mailand im Giuseppe-Meazza-Stadion feiern. In diesem Jahr war alles anders. Nicht, dass jemand denkt, ich wäre ein Gegner der Digitalisierung, aber der gesamte Verlauf bis hin zum Betreten des Stadions, war für manche mit einigen Problemen verbunden. Ich hatte den Code KT238JYMBN24KQ5X und wollte mit meinen Kumpels natürlich zusammensitzen. Am Anfang hatte man den Eindruck, es wäre besser gewesen, ein Semester UEFA zu studieren. In den Chats wurden Erfahrungen ausgetauscht, dennoch waren manche mit der Situation überfordert. Wie funktioniert das mit mehreren Karten etc., brauche ich unterschiedliche Accounts und welche Order-Nummer nehme ich? Es gibt tatsächlich auch noch Menschen, die kein Smartphone besitzen. UEFA Account, UEFA Mobile Tickets und QR Code, ist doch alles ganz einfach. Scheibenkleister, vorausgesetzt, man hat Internet, WLAN, Bluetooth und vieles mehr, manchmal auch Glück. Ich war in Namibia, großes Problem mit den Codes, ich brauchte sieben, um mein Ziel zu erreichen. Oft gab es keinen Empfang. Aber auch in Europa und insbesondere in Deutschland gibt es noch viel weiße Flecken, was die Telekommunikation angeht. Als Fan sind wir uns auch über die Probleme an Spieltagen im und um das Stadion herum bewusst. Dann wird es manchmal ganz schwierig, mit anderen zu kommunizieren. Wenn man mit dem Privatjet allerdings direkt in die VIP-Lounge fliegt, hat man diese Probleme natürlich nicht und kann sich locker mit einem Glas Schampus zurücklehnen.
Schließlich war das Ticket dann doch bei allen in der App. Jetzt fehlte nur noch der QR Code, und der sollte kurz vor Spielbeginn erscheinen. Bei vielen erschien er auch, leider nicht bei Sebastian und mir. Wir verbrachten einige Zeit in London mit Blicken auf unsere Smartphones, Fehlanzeige. Anderen ging es ähnlich. Manche hatten ihren QR Code schon bei Ankunft in London, manche kurz vor dem Erreichen des Stadions, wir hatten ihn gar nicht, warum auch immer. Manchmal gab es Internet, manchmal war auch im Bereich des Stadions Funkstille. Einige sind um das ganze Stadion gelaufen, um irgendwo einen Hotspot zu erwischen. Wir beide hatten kein Glück trotz Handy an, Handy aus, Flugmodus an, Flugmodus aus, WLAN an, WLAN aus und Bluetooth an, Bluetooth aus. Dies waren die Vorschläge an den Service Points von freundlichen und sichtlich genervten Servicekräften. Sie hatten das schon mit vielen versucht, manchmal hätte es geklappt. Es blieb nur noch der Weg zum Ticket Center. Bei zunehmender Nervosität vor dem großen Finale braucht dies kein Mensch. Am Ticket Center angekommen, wurden wir wie beim Abflug im Flughafen kontrolliert, die Schlange vor und hinter uns war nicht zu übersehen. Wie von Geisterhand zauberte eine Mitarbeiterin den QR Code auf unsere Handys. Leicht angeschwitzt machten wir uns auf den Weg Richtung blauer Zone.
Im Stadion auf der Tribüne wurden wir freudig begrüßt. Von einem Treffen mit Gruppenbild hatten wir leider nichts mitbekommen. Über den Spielverlauf wurde schon viel berichtet und er ist nicht Thema dieses Artikels. Als ich ihn aber geschrieben habe, wollte ich noch einen Screenshot von meiner Karte machen (Ticket Number 42010097776). Heraus kam ein schwarzes Bild. Die UEFA Ticket App habe ich inzwischen gelöscht. Kann mir nicht jemand meine Eintrittskarte zurückgeben? Ich würde sie gerne neben die von 2013 an die Pinwand hängen.