Warum Moukokos Verhalten nicht verwerflich ist
Verlängert Jungstar Yousouffa Moukoko, oder wechselt er ablösefrei? Das ist schon länger die Frage und Fans reagieren zunehmend genervt auf Nachrichten über angeblich immer höhere Forderungen. Warum eigentlich?
Moukoko – ein Name, der eigentlich schon seit vielen Jahren für Diskussionen sorgt. Mal wegen einer unglaublichen Anzahl von Treffern auch in höheren Altersstufen, mal eben wegen seines offiziellen Alters. Dagegen ist der aktuelle Gegenstand von Diskussionen nahezu banal: Es geht um schnöde Vertragsangelegenheiten. Der Vertrag des jungen Spielers endet mit Ablauf der Saison, der BVB hat eine Verlängerung zu signifikant höheren Bezügen angeboten, die bislang allerdings auf wenig Gegenliebe bei Moukoko und seinem Berater gestoßen ist. Angeblich fordert er deutlich mehr Gehalt, der TV-Sender Sky berichtete zusätzlich von einer exorbitanten Signing-Fee. Dabei ist klar, dass es nicht an hochklassigen Interessenten mangelt, die sich dieses Talent nur zu gerne ablösefrei sichern würden.
Die
Enttäuschung unter den BVB-Fans ist daher groß und steigert sich
aktuell zum Unmut. Teile werfen Moukoko Undankbarkeit und Gier vor
und erwarten von ihm als Spieler aus der eigenen Jugend deutlich mehr
Identifikation mit Borussia Dortmund. Aber warum eigentlich?
Richtig
ist, dass Moukoko aus der eigenen Jugend stammt. Richtig ist aber
auch, dass er mitnichten aus einem Dortmunder Vorort stammt und
allabendlich in seinem BVB-Schlafanzug darauf gewartet hat, dass sein
Traumverein ihn zum Probetraining einlädt. Youssoufa hat nach seinem
Umzug nach Deutschland bereits in der Jugendmannschaft eines Vereins
aus dem Profifußball gekickt: dem FC St. Pauli. Der BVB hat ihn von
dort im jungen Alter von 13 Jahren seinerseits abgeworben. Neben der
Perspektive dürfte sich das für Moukoko und seine Familie auch
finanziell ausgezahlt haben. Ein Jahr später folgte ein privater
Werbevertrag mit Nike, der dem Vernehmen nach ein Volumen von bis zu
zehn Millionen Euro haben soll. Dass es im Fußball vor allem um viel
Geld geht, wird er schon früh mitbekommen haben.
Moukoko lebt nur das, was ihm vorgelebt wurde
Ebenso wie den gnadenlosen Konkurrenzkampf in den Jugendjahrgängen, in dem die Vereine selbst knallhart die Nachwuchskicker aussortieren, denen sie keine Karriere bei den Profis prognostizieren – und ihrerseits keine Rücksicht darauf nehmen, ob damit für das Kind der größte Traum, nämlich für den BVB zu spielen, beendet wird. Und später, nachdem Moukoko in den Erwachsenenbereich gewechselt ist? Auch dort hat er erlebt, wie Spieler und Vereine permanent nach der für sie günstigsten Lösung suchen und auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Erwachsene Spieler, die mehr Geld wollen; Vereine, die Spieler möglichst schnell wieder loszuwerden gedenken, wenn sie nicht die gewünschte Leistung bringen und ein Business, das auf der Jagd nach mehr Einnahmen eine Terminhatz veranstaltet, die auf die körperliche Belastung der Spieler gar keine Rücksicht nimmt.
Die
Maschinerie Profifußball hat ihn sich schon in sehr jungen Jahren
einverleibt und der BVB hat daran prägend mitgewirkt. Ist es da
wirklich ein Wunder, wenn er jetzt „marktkonform“ handelt? Man
kann darüber diskutieren, ob die (angeblichen) Forderungen nicht
überzogen und unverhältnismäßig sind, aber es wäre höchst
unfair, ihm vorzuwerfen, dass er jetzt auch nach den Regeln spielt,
die er kennengelernt hat. Nur weil er erst 18 Jahre alt ist, soll er
sich anders verhalten als die Riege der „gestandenen“ Spieler?
Wieso? Gerade von einem Menschen in diesem jungen Alter kann man doch
nicht erwarten, „normal“ zu bleiben und den Gesetzmäßigkeiten
zu trotzen. Jeder, der das fordert, möge sich doch einmal ehrlich
fragen, wie vernünftig und verantwortungsvoll man selbst in diesem
Alter gehandelt hätte, wenn das Bankkonto fast zum Bersten gefüllt
ist und die Kameras überall, wo man auftaucht, auf einen gerichtet
sind. Das Erkennen und Verfolgen anderer Werte sollte man eher von
den älteren Spielern erwarten können, bei denen man derartiges
Verhalten aber mittlerweile nur noch achselzuckend hinnimmt. Dann
muss man es bei Moukoko aber erst recht verstehen.
Vielleicht
verlängert Youssouffa Moukoko beim BVB, vielleicht wechselt er den
Verein – aber egal wie es ausgeht, sein Verhalten kann man ihm
nicht vorwerfen. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass er sich
ungebührlich verhält, indem z.B. sein Trainingseifer nachlässt,
oder über seinen Arbeitgeber schlecht redet. Und das wäre das
Einzige, was man ihm ankreiden könnte.
Ansonsten
ist Moukoko einfach zum Profifußballer geworden. So schade man das
auch in mancher Hinsicht finden mag.