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Süle klärt für den BVB gegen Paris Saint Germain Ode an die Grätsche

14.12.2023, 09:30 Uhr von:  Sascha
Niklas Süle rutscht im gelben Trikot über den Rasen Richtung Torlinie, hebt das rechte Bein und klärt den mit Sternen verzierten Fußball
© IMAGO / RHR-Foto

In Zeiten von Bling-Bling sind Grätschen als Relikt aus grauer Fußballvorzeit mittlerweile verpönt. Dabei zeigte Niklas Süle gegen PSG wie wunderschöne diese Aktion sein kann

Todesgruppe klingt hässlich. Nach Blut, Leiden und Schmerzen. Dass eine Todesgruppe auch wunderschöne und malerische Momente haben kann, bewies Niklas Süle im Heimspiel gegen Paris Saint Germain. Mag sich das katarische Sportwashingprojekt auf die Fahne geschrieben haben, die Welt mit tollem Fußball für sich einzunehmen, zeigte Süle, dass die wahre Schönheit dieses Sports in den kleinen Aktionen liegt.

Niklas Süle hat einen, das darf man auch ohne Bodyshaming zu betreiben so sagen, für einen Profifußballer eher ungewöhnlich massigen Körper. Und ja, es gibt das ein oder andere Foto, das vermuten lässt, dass es sich dabei nicht immer nur um pure Muskelmasse handelt. So wirkte es in der 18. Spielminute, als Süle sich bei einem Pariser Pass in die Tiefe verschätzte und daraufhin den Rückwärtsgang einlegen musste, als ob der Kapitän eines Tankschiffs „volle Fahrt zurück“ befohlen hätte. Dass er nach diesem etwas schwergängigen Wendemanöver den entlaufenen Mbáppe nicht mehr einholen konnte, ist allerdings keine Schande. Süle ist für seine Größe gar nicht so langsam, aber der französische Superstar ist schon vielen Gegnern davongelaufen.

Während Mbáppe also Gregor Kobel umkurvte und den Ball halbhoch ins leere Tor schoss, nahm Süle den direkten Weg Richtung Grundlinie. Und während der Ball flog und flog, hörte man irgendwo ganz leise Major Tom singen:

Dann hebt er ab und völlig losgelöst

von der Erde grätscht der Sühüüle,

völlig schwerelos.

Und das tat er. Parallel zum Ball schwebte er waagerecht Richtung Torlinie und dann, wenn man die Situation wie im Kölner Keller „frame by frame“ auflöst, kann man es ernsthaft und wahrhaftig sehen, stoppte er für einen Sekundenbruchteil in der Luft, schaute Mbáppe an und zwinkerte ihm einmal kurz zu. Danach beschloss er weiterzufliegen, streckte das Bein in die Höhe und lenkte das Spielgerät am Tor vorbei. Monstergrätsche!

Hätte Leonardo da Vinci dieses Spiel gesehen, er hätte die olle Mona vom Schemel geschubst und nur noch diese Aktion in Öl verewigen wollen. Albert Einstein hätte die Arbeit an der speziellen Relativitätstheorie aufgegeben und nur noch die Physik dieser wunderbaren Flugbahn studieren wollen. Ein Donald Trump hätte es gesehen und freimütig eingestanden, dass er es nicht hätte besser machen können.

Mit dieser Grätsche katapultiert sich Süle, dessen Zeit bei Borussia Dortmund bislang eher unglücklich verlaufen ist, hoch in den Vereinsolymp und darf gleichberechtigt neben Jürgen Kohler, Neven Subotic und Sven Bender in der Hall of Fame pornöser Rettungstaten seinen Platz einnehmen.

Vergesst mir Hackentricks und Fallrückzieher und gebt mir mehr, mehr und immer mehr dieser Grätschen, bei denen die Spieler gegen jede Wahrscheinlichkeit das Unmögliche möglich machen. Sie sind Ausdruck puren Willens und die Essenz all der Schönheit dieses Sports.

Flieg weiter, Niklas!

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