Das Scheitern der Frauen bei der Fußballweltmeisterschaft in Australien und Neuseeland und das verpatzte Saisonfinale unseres BVB in der abgelaufenen Saison scheinen meilenweit auseinander zu liegen. In der Analyse zeigen sich jedoch Parallelen, die hausgemacht sind und zum Nachdenken anregen.
Der 03.08.2023 war ein weiterer historischer Tag, der erneut für das Scheitern des deutschen Fußballs steht. Wieder einmal war es Südkorea, das den DFB aus allen Träumen riss. Schon bei der WM der Fußballer in Russland 2018 war in der Gruppenphase für den Titelverteidiger Endstation. Das Team von Bundestrainer "Jogi" Löw verlor in der Kasan-Arena spät mit 0:2 gegen Südkorea und verpasste das Achtelfinale. Vier Jahre später war von innerer Erneuerung des Verbandes nichts zu spüren. Das Team um den Nachfolger der Mannschaft "Hansi" Flick scheiterte krachend nach der Vorrunde in Gruppe E an Japan und Spanien. Erneut folgten Durchalte-Parolen der Verantwortlichen, gepaart mit Ignoranz. Bis zur nächsten Blamage bei der EM im eigenen Land ist kein weiter Weg. Die Vorbereitungsphase lässt nur wirkliche Optimisten hoffen. Ein weiteres Ausrufezeichen setzte die U-21-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in diesem Jahr. Als Titelverteidiger scheiterte man als Tabellenletzter hinter England, Israel und Tschechien. Stefan Kuntz musste dies schockiert aus der Türkei beobachten.
Jetzt hat es auch die Nationalmannschaft der Frauen erwischt. Martina Voss- Tecklenburg und ihr Betreuer-Team bleiben erneut ratlos zurück. Erste Erklärungsansätze sind überraschend und regen zum Nachdenken an. Man müsse von Seiten der Spielerinnen in der Lage sein, Entscheidungen auf dem Platz zu treffen. Dies sei im globalen Umfeld der Ausbildungsvereine nicht möglich. Lernen würde man dies nur beim Straßenfußball und beim Kicken fernab von jeglichen Leistungszentren. Dies deckt sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen, die immer noch großzügig ignoriert werden. So gilt es als erwiesen, dass die Chancen eines Nachwuchskickers bzw. einer Nachwuchskickerin, erfolgreicher Fußballprofi zu werden, um so größer sind, je später sie in ein NLZ eines Vereins eintreten. Die Spielerinnen seien müde von Videoanalysen, Taktikbesprechungen und dem sonstigen Drumherum. Schaut man sich die Ansprache der Bundestrainerin nach dem Desaster gegen Südkorea an, so sieht man den überdimensionierten Kreis eines Betreuerstabes und es fällt einem schwer, einzelne Spielerinnen auszumachen, geschweige denn zu erkennen. Vielleicht sollte man einfach nur Kicken und Spaß haben? Dann könnte auch der Begriff der Spielfreude wieder mehr in den Mittelpunkt treten.
Grau ist im Leben alle Theorie, aber entscheidend ist auf‘m Platz
Jetzt wird sich manch einer fragen, was hat dies eigentlich mit unserem BVB zu tun? Beim genauen Hinschauen ergeben sich schon Parallelen. In Erinnerung ist das Scheitern in ganz besonderen Spielen, die richtungsweisend erschienen. Den Höhepunkt fand dies beim Versagen im letzten Spiel der Saison 2022/2023 gegen den FSV Mainz 05 und der damit verpassten Deutschen Meisterschaft. Es war ein kollektiver Blackout einer Mannschaft, die führungslos über den Platz rannte. Wie entstand überhaupt der Begriff eines „Führungsspielers“? Ist er Ausdruck dessen, dass andere aufgrund des Systems der Ausbildung nicht mehr in der Lage sind, Entscheidungen auf dem Platz zu treffen? Aber auch das Umfeld der Spieler*innen muss lernen. Marketing-Reisen müssen hinterfragt werden. Was nützt eine USA-Reise, wenn sie dazu führt, dass bis zum Start in die neue Saison unzählige Spieler an Blessuren leiden. Letztendlich nützt dies nur dem Verein, der dadurch seine Kassen auffüllt. Übrigens war ein Grund für den Misserfolg der Frauen in Brisbane auch eine beispiellose Verletztenmisere im Vorfeld der WM, scheitern am Saisonhöhepunkt ist die logische Folge. Daneben kann ein schwacher Saisonstart ebenfalls für den Verlauf einer Saison richtungsweisend sein und mit einer Pleite im Pokal ist möglicherweise schon der ganze finanzielle Kredit verspielt.
Der deutsche Fußball und seine Nationalmannschaften liegen am Boden. Der BVB erlebte zum Ende der vergangenen Saison eine seiner schwärzesten Stunden. Zum Beginn der neuen Saison lag auch der Grundwertekodex am Boden. Es bleibt zu hoffen, dass die Schwarzgelben wieder auferstehen und der Misserfolg nur eine Episode bleibt. Den Nationalmannschaften nachzueifern wäre fatal.
