Die ehrenwerte DFL-Familie und der Investor
Und täglich grüsst das Murmeltier, die DFL kann es einfach nicht lassen. Die Geldtöpfe sind nicht mehr voll genug, also muss von Außen weiteres Geld beschafft werden.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wird geführt und agiert wie ein mafiöses Unternehmen. Der einzige Inhalt der DFL ist die Vermehrung des Geldes für den deutschen Profifußball. Dies funktionierte auch Jahrzehnte sehr einfach, angetrieben durch modernisierte Stadien, Medienkonzerne und Sportjournalismus, der mehr Fan als Journalismus ist, kam der Fußball aus seiner Schmuddelecke und es ist gesellschaftlich erstrebenswert, daran teilzunehmen. Unzählige Social Media Posts zeugen jedes Wochenende davon. Die DFL musste also nicht viel mehr tun, als den DFB mit einem Gnadenbrot abzuspeißen, den Spielplan zu organisieren und hin und wieder ein bisschen Lobbyarbeit betreiben.
Ein Großteil der Familienmitglieder der DFL hat sich in dieser Welt gut eingerichtet. Jeder verließ sich darauf: Es wird schon irgendwie mehr in Zukunft. Mit diesem „Wissen“ haben viele Vereine ein massives Missverhältnis aus Eigenkapital, Fremdkapital, Ausgaben und Einnahmen aufgebaut, um absurd hohe Gehälter für Spieler, Spielerberater und Funktionäre zu realisieren. Viel wird über die Spieler und ihre Berater geschimpft, weniger aber über Funktionäre im Verband und Profigesellschaften die bspw. gemessen am Unternehmensumsatz lächerlich viel verdienen, wenn man es mit der restlichen Wirtschaft vergleicht. Gleichzeitig ist bei vielen ihre Qualifikation mindestens fragwürdig, wie mancher Fußballmanagerwanderpokal beweist - aber wie in jeder guten Familie, muss schon viel passieren, dass man von den Geldtöpfen abgeschnitten wird.
Das ist auch möglich, weil man durch die Monopolisierung des Fußballs sich dem freien Markt in Teilen entzieht und wie in einer Gangster-Familie die Gelder verteilt werden. Seit Jahren war die Funktionsweise auch recht einfach. Die TV-Ausschreibungen waren Selbstläufer, der Geschäftsführer dirigierte das ganze ein bisschen und die Macht saß bei den großen Vereinen. Neben dem FC Bayern (Rummenigge) entwickelte sich der BVB (Watzke) hier nach 2013 zur großen Konstante. Alle Entscheidungen wurde jahrelang vor den eigentlichen DFL Versammlungen im Hinterzimmer entschieden und der formale Prozess der Versammlung hatte das Überraschungspotential und die Meinungsvielfalt eines kommunistischen Parteitages. Die Meinung von Fans und Vereinsmitgliedern wurde jahrzehntelang ignoriert.
Allen war es recht, denn die Familie sorgte dafür, dass es morgen mehr Geld als heute gibt. Kritiker schneidet man (Journalisten) oder man nimmt sie in den ehrenwerten Kreis auf und lässt sie teilhaben (Rettig). Es gibt ja genug für alle.
Die ehrenwerte Familie unter Druck
Doch spätestens seit Corona haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Eine langweilige Liga, mit vielen gesichtslosen Vereinen hat national ihr Maximum erreicht und international ist das Produkt Fußball Bundesliga eher Nischenware. Dazu gehört neben der wettbewerblichen Belanglosigkeit und biederen sportlichen Kost, dass die DFL niemals eine Vision für ihr Produkt entwickelt hat - das USP (unique selling point) würde der Wirtschaftsberater da sagen.
Ein Investor soll nun also das monetäre Wachstumsversprechen retten. In bester Hinterzimmer-Manier wurde über ein Jahr daran gearbeitet, Strippen gezogen und bunte Folien entworfen. Da der FC Bayern mit sich selbst beschäftigt war, engagierten sich dem Vernehmen nach vor allem Axel Hellmann und Hans-Joachim Watzke hier - natürlich aus völlig uneigennützigen Motiven, zum Wohle der Liga und der Menschheit im Allgemeinen. Doch die Familie hat Risse bekommen und auch die Fans und Mitglieder haben erkannt, dass sie mehr sind als zahlende Kundschaft. Am 24.05.2023 scheiterte dann dieses Ansinnen - und wie in der besten Familie hat es wohl ordentlich geknallt. Man hörte von Beleidigungen, Drohungen und schreienden Managern - Verhaltensweisen, die nicht in das selbstgemalte Bild der professionellen Businessmänner (Frauen sind in dieser verkrusteten Struktur sowieso nicht gefragt) passt. Am Ende saßen ein mehr als beleidigter Hans-Joachim Watzke und Axel Hellmann vor der Presse und lieferten ein pubertäres Possenspielchen der besonderen Art ab.
Nachdem die Gemüter etwas abgekühlt waren, wurde augenscheinlich auch selbstkritisch schlechte Kommunikation eingeräumt (bspw. Carsten Cramer beim Fanrat). Gleichzeitig wurde bereits am 21.08. ein neuer Versuch medial vorbereitet, mit einem Interview von Hans-Joachim Watzke in der FAZ. Mittlerweile konkretisieren sich die Pläne und der Kicker veranschaulicht zurecht, wie kaputt die Finanzen der DFL-Mitglieder sein müssen, dass man diese Summe nicht selbst stemmen kann. Immerhin die individuelle Ausschüttung pro Verein soll endlich vom Tisch sein. Was aber nach wie vor fehlt, ist Kommunikation und Transparenz.
Wieder wird nicht erklärt, welche Rechte der Investor bekommen soll. Man hört von einem Sitz im Beirat und „vergleichbaren“ Rechten wie beim letzten Mal. Ist das wieder das Veto-Recht bei „wichtigen“ Entscheidungen? Was sind wichtige Entscheidungen? Was passiert, wenn der ominöse Business Plan nicht aufgeht?
Das sind alles gewichtige Fragen, immerhin sprechen wir über einen Zeithorizont von 20 Jahren. Es sollen Fakten für zwei Jahrzehnte geschaffen werden und die Befürworter stellen sich vor, dass die DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel einen Freifahrtschein am 11.12. ausgestellt bekommen. Wieder nicht beteiligt am Prozess sind die Fans und Mitgliedervereine. Wesentliche Kritikpunkte aus dem letzten Verfahren werden weiterhin von den Funktionären ignoriert. Die Begeisterungen in den Kurven kann man sich denken.
Der Dortmunder Pate und seine Fans
Der BVB ist einer der wichtigsten Akteure und Strippenzieher im deutschen Profifussball. Dennoch oder gerade deswegen ist die Informationspolitik am Rheinlanddamm zum wiederholten Male unterirdisch. Während andere Vereine das neue Konzept und die Kritik daran mit ihren Fans bereits diskutiert haben, herrschte in Dortmund Funkstille. Als einer der mitgliederstärksten Vereine mit großer Anhängerschaft gibt es offensichtlich überhaupt kein Interesse an proaktivem Austausch. Jeder Krümel Information muss von Fanseite eingefordert werden. Wie bereits bei den Stadionallianzen, den NFT Token oder dem eSport scheint Fandialog nur als Einbahnstraße zu bestehen. Die Entwicklung, die hier seit der Fast-Insolvenz genommen wurde, ist ernüchternd und da hat bis heute keine Fanpersonalie geholfen. Die Kommunikation wird schlechter und schlechter. Im Elfenbeinturm werden Fans schlichtweg nicht ernstgenommen. So wird der „Dialog“ wieder im Stadion ausgetragen werden müssen und Institutionen wie Fanrat und Fanclubdelegiertenversammlungen verkommen zu Kaffee-und-Kekse-Veranstaltungen ohne Mehrwert. Da ist der BVB mittlerweile mehr Verband als Mitgliederverein.