Warum das Lied von den blauweißen Parasiten nicht gesungen werden darf
Lange Zeit war das "Parasitenlied" in der Versenkung verschwunden. Erst in dieser Saison wurde es im großen und im kleinen Derby wieder angestimmt. Dabei gibt es einen sehr guten Grund, warum es nicht mehr gesungen wurde und auch nicht mehr gesungen werden darf.
Irgendwann um die Zeit von 2007 – 2010 herum, etablierte sich zum Derby ein Lied zur Melodie von „Gus“ Backus Hit aus den 60er Jahren mit dem Titel „Da sprach der alte Häuptling der Indianer“. Dass es sich dabei nicht um Musik mit besonders hohem Anspruch handelt, verdeutlichen auch andere Gassenhauer des amerikanischen Sängers wie die „Sauerkraut-Polka“ oder „Bohnen in den Ohren“. In der Tribünenadaption geht es um „blauweiße Parasiten“, die man nicht will und den Ruhrpott, der schwarzgelb bleiben soll. Zunächst wurde es begeistert von der ganzen Tribüne mitgesungen, verschwand danach aber ziemlich schnell wieder in der Versenkung.
Erst zum diesjährigen Heimderby gegen die Blauen und gegen den VfL Bochum gab es zaghafte Versuche, dieses Lied erneut anzustimmen. Gegen Bochum schon deutlich lauter als gegen Gelsenkirchen. Dabei gibt es einen verdammt guten Grund, dass das Lied ganz fest im Giftschrank verschlossen und aus dem Kanon der „derben Gesänge“, die man im Fußball mal singen kann, verbannt bleiben sollte!
Es braucht da keine kontroverse Diskussion, ob die musikalische Vorlage mit Stereotypen über indigene Ureinwohner bereits rassistisch ist, oder ob die Titulierung von Menschen als Parasiten, also Schädlingen, bereits „Nazi-Sprech“ ist: Der Ursprung des Textes allein ist Grund genug, diesen Song niemals wieder zu singen. Das Lied vom Häuptling der Indianer wurde nämlich, deutlich früher, bevor es das erste Mal im Stadion aufgetaucht ist, von der Nazi-Musikgruppe „Zillertaler Türkenjäger“ mit folgendem Text gecovert:
Wir wollen keine fremden Parasiten,
weiß bleibt die Heimat -
raus mit diesem Pack!
Die Ähnlichkeit mit der textlichen Adaption zum Derby ist viel zu groß, um ein Zufall zu sein. Es ist nicht bekannt, durch wen dieser Song auf der Tribüne gelandet ist, aber es ist ganz offensichtlich, dass der „Dichter“ dieses braune Machwerk kannte – und die Tatsache, dass er es trotzdem ganz okay fand, diese Zeilen als Vorlage zu nutzen, zeugt auch von nur geringen Berührungsängsten mit der rechten Ecke.
Wer im Internet über diese Band recherchiert, wird auch nicht mit lauwarmen und ziemlich dämlichen Erklärungen von irgendwelchen patriotischen, missverstandenen Sängern voller Nationalstolz um die Ecke kommen. Es waren und sind Neonazis, die diesen Song aufgenommen haben.
Singen wir dieses Lied weiter, beziehungsweise wieder, legitimieren wir auch ein Stück weit diesen rassistischen und fremdenfeindlichen Dreck und machen ihn ein bisschen sagbarer. Wir würden es zulassen, dass Anknüpfungspunkte für rechte Gruppen existieren. "Kann ja nicht so schlimm sein, wenn man ähnliches beim Fußball singt." Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass so etwas nicht alltagstauglich wird und Nazimusik auch nicht als Vorlage für Fangesänge dienen darf.
Borussia verbindet! Generationen, Männer und Frauen - ALLER Nationen.
Wenn dieses Lied also das nächste Mal angestimmt werden sollte: Singt nicht mit und klärt die Leute um Euch herum über die Ursprünge auf.
Nazis (und ihre Musik) raus aus den Stadien!