Spielbericht Profis

Bitter never stops - es kann immer bitter werden

15.09.2022, 20:11 Uhr von:  Nina T.
Die Mannschaft bedankt sich mit Applaus vor dem Gästeblock, man sieht niedergeschlagene Gesichter. Von der Tribüne fotografiert.

Der BVB verliert am zweiten Spieltag der UEFA Champions League trotz zwischenzeitlich verdienter Führung bei Manchester City mit 1:2

Der Kicker schrieb, dass die einzige Wahl, die Manchester City dem Gegner lasse, sei: "Choose your poison." Heißt soviel wie "Du stirbst auf jeden Fall, darfst dir aber immerhin noch die Todesart aussuchen." Mit Haaland könne dieses Team nun absolut ALLES! Ja, äh… dann… hätte ich gerne einmal "kurz und schmerzlos", bitte.

Allerdings sind 90 Minuten nicht kurz.

Alle Posts meiner Timeline waren so negativ, depressiv und schicksalsergeben, dass ich gestern unterbewusst gleich 90%ige Schokolade und Zitronenlimonade gekauft habe: Es wird ja sooo bitter!

Bevor es losgehen konnte, erst mal eine Gedenkminute für Queen Elizabeth. (Immerhin wurde unser Spiel nicht kurzfristig verschoben!) Ich habe in dieser Minute einer Menge anderer Menschen gedacht. Nach dem, was ich in letzter Zeit gelesen und gelernt habe, erschien mir das angebrachter. Auch ausgesprochen bitter, da es hier um Fußball geht: Informiert Euch bei Interesse gerne selbst. In Manchester dagegen ist man so verrückt nach der königlichen Familie, dass man sich dafür entschied, einfach direkt 90 Minuten zu schweigen.

Die Mannschaften stehen am Mittelkreis, im Hintergrund sieht man die Anzeigetafel mit einem Bild der Monarchin.
Gedenkminute für Queen Elizabeth

Erste Halbzeit

Unsere Borussen starteten absolut konzentriert ins Spiel! Aller Fokus und alle Konzentration, die wir in Leipzig eingespart hatten, waren offenbar sorgfältig aufbewahrt, frisch gehalten und jeder einzelne Vorratsbehälter gestern geöffnet worden.

In der 15. Spielminute klärte Niklas Süle eine erste gefährliche Situation mit dem Kopf vor Haaland. Den ersten, ernsthaften Torabschluss hatte dann aber Salih Özcan in der 16. Minute. Danach hatten die Blues insgesamt vier Ecken, die jedoch ungefährlich blieben. Nach 30 Minuten gab erst einen Freistoß für unsere Borussia, dann eine Ecke - beides folgenlos. Wir kamen insgesamt zu guten, aber im Abschluss oft unglücklichen Gelegenheiten, andererseits war unsere gesamt-mannschaftliche Abwehrleistung super fokussiert: Jede Minute ohne Gegentor gegen die Übermannschaft des Übertrainers war ein kleines Highlight für mich! Bin völlig hingerissen, dass ein so kurzer Abschnitt für die ersten 45 Minuten reicht, denn:

Mit 64 zu 36 Prozent Ballbesitz, vier zu eins Torschüssen und drei zu sechs Fouls, bis dahin ohne gelbe Karten und einem glatten 0:10 der Tribünen (Ganz großes Lob an alle mitgereisten Fans!), ging es in die Pause.

Zweite Halbzeit

Die zweite Halbzeit begann ohne personelle Veränderungen. In der 52. Minute hatte Marco Reus die bislang beste Chance, nachdem er erst Akanji aussteigen ließ, aber dann leider knapp am Tor vorbei schlenzte. Zwei Minuten später fing sich Rodrigo für ein taktisches Foul an Jude Bellingham die erste gelbe Karte des Spiels.

Führungstreffer

In der wunderbaren 56. Spielminute hat die Welt sich kurz mal rückwärts gedreht! Entgegen aller Erwartungen brachte uns Jude Bellingham mit einem Kopfballtreffer verdient in Führung! Uns, also die Borussia aus Dortmund, die in schwarzgelb!

Eine Ecke (!) von Gio Reyna verlängerte Salih Özcan an den Rand des Sechzehners, dort stand Marco Reus ganz allein, der den Ball in den Fünfmeterraum brachte und Jude Bellingham köpfte frei zum Führungstreffer ins Tor der Blues.

Die Truppe in der x. Umbruchsaison mit dem x. neuen Trainer und dem Stapel Verletzungen, die, den Prognosen zufolge gegen die geniale Übermacht bereits mindestens 0:2 hätte zurückliegen sollen, ging in Führung. Allein dafür gebührt ihnen Applaus.

So nah dran

Nun ist es aus taktischer Sicht nie gut, "zu früh"- also vor der letzten Minute der Nachspielzeit - gegen ein Spitzenteam in Führung zu gehen. Das macht sie wütend und man bekommt in der Folge ihre ganze Klasse zu spüren. Der gestrige Champions League-Abend bildete dabei keine Ausnahme. Guardiola wechselte nach 58 Minuten dreifach: Bernardo Silva, Foden und Alvarez kamen für Gündogan, Grealish und Mahrez. So muss man erst nachlegen können! Bei Borussia Dortmund hatte Gio Reyna in der 62. Spielminute Feierabend, für ihn kam Donny Malen nach seiner Verletzung zu seinen ersten Minuten.

Blick aus dem Gästeblock, hoch gereckte Schals und Arme. Im Hintergrund läuft ein Angriff und man sieht ein Heimtribüne.
Gute Stimmung im BVB Gästeblock

Trotzdem konnten unsere Jungs die Konzentration weiterhin hoch halten. Erst in der 66. Minute knallte Haaland den Ball an den Pfosten, Alex Meyer wäre allerdings auch zur Stelle gewesen. Es hätte nicht geschadet, wenn Rodrigo für sein Ball-wegschlagen nach seinem zweiten taktischen Foul in der 68. Spielminute die zweite gelbe Karte gesehen hätte… Ohnehin verstärkte sich der Frust bei den Skyblues zusehends. Mats Hummels klärte eine Hereingabe von Foden in der 72. Minute vor Haaland.

Die Spielanteile von City erhöhten sich weiter, aber ebenso kam nichts Zählbares dabei herum. Erst zwei Minuten nach unserem Wechsel von Nico Schlotterbeck für Anthony Modeste, konnte Manchester in der 80. Minute mit einem Fern-Gewalt-Schuss durch den Verteidiger Stones ausgleichen. Unser extrem starker Alex Meyer "leistete" sich dabei lediglich unglücklich auszusehen.

Durch den Ausgleich fiel auf: Verdammt, da sind ja doch Fans der Skyblues im Stadion… Ist das bitter?

Nun erhöhten die Blues das Tempo nochmals und Haaland traf in der 84. Minute, wie halt nur er treffen kann: Jeder andere verletzt sich dabei. Die Führung war sogar leicht unverdient.

Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass Thomas Meunier in der nächsten Minute einen Volley-Schuss ans Außennetz setzte. Unsere Borussia gab sich nicht auf. Nach einer gelben Karte für Salih Özcan und den Einwechslungen von Karim Adeyemi und Youssoufa Moukoko für Marco Reus und eben erwähnten Salih, der wieder ein brutales Spiel abgeliefert hatte, hätte Manchester in der 89. Minute für die Vorentscheidung durch Alvarez sorgen können. Aber Alex Meyer parierte den Schuss aus 13 Metern.

Drei Minuten Nachspielzeit

Haaland verließ in der 90. Minute das Feld für Phillips und wurde natürlich gefeiert - ich hingegen war beeindruckt, wie gut wir ihn über 80 Minuten im Griff gehabt hatten.

In der dritten Minute der Nachspielzeit hatte Donny Malen noch eine Riesenchance auf den Ausgleich und damit auf einen absolut verdienten Punkt, sein Schuss ging jedoch leider am Tor vorbei.

Stattdessen gab es gelbe Karten zum Abschluss: Für Foden, Thomas Meunier und nach dem Schlusspfiff auch für den meckernden Guardiola.

Bitte(r)

Auch wenn es extrem bitter ist, so knapp ohne Punkte nach Hause zu fahren, bietet die Leistung unserer Jungs doch ausreichend Grund zur Freude und Hoffnung für das kommende Wochenende.

Und so bat ich vor dem Einschlafen die Fußballgötter, mich immer vor Selbstverständlichkeit und Anspruch zu schützen und mir hingegen die aufrichtige Freude an Grätschen, Klärungsversuchen und auch knappen Niederlagen in leidenschaftlichen Spielen zu erhalten.

Es gibt nie, nie, nie einen anderen Verein!

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