Super-League oder: Weg mit den Versagern
Die Topclubs wollen Ihre Super-League. Es ist geradezu erschütternd, mit welcher Chuzpe eine Gruppe wirtschaftlicher Versager den Tod der nationalen Ligen forcieren, um ihr eigenes Scheitern zu kaschieren.
Die Katze ist seit gestern Abend aus dem Sack. Oder besser gesagt, der Sack ist explodiert und heraus sprang eine Superkatze. Insgesamt zwölf Vereinen aus den Ligen in England, Spanien und Italien ist nicht einmal mehr die sportlich kastrierte UEFA Champions League nach einer Reform genug, man will sich gleich in ein paralleles, dafür aber deutlich besser dotiertes Ligensystem verabschieden, das im gleichen Abwasch für die Topclubs auch die leidige Gefahr des Verpassens von ganz viel Geld aus so etwas banalem wie sportlichen Gründen beseitigt. Die UEFA inklusive der angeschlossenen Verbände positioniert sich natürlich scharf dagegen und droht mit dem Ausschluss der Vereine aus dem Verbund der nationalen Ligen und deren Spielern mit dem Verbot, an kontinentalen oder weltweiten Turnieren der Nationalmannschaften teilzunehmen.
Ganz egal wie das ausgeht, allein für den Versuch müsste man die Bande von Versagern wie Juve-Chef Agnelli, Manchesters Glazer oder Real Madrids Perez lebenslang aus dem Fußballverband ausschließen. Versager? Sie haben den Fußball doch zu einem strahlenden Hochglanzprodukt, das weltweite Beachtung erfährt, gemacht. Und trotzdem haben sie auf ganzer Linie versagt. Sie haben es nicht geschafft, den Fußball zu einem Geschäftsmodell zu formen, das für ihr Investment einen Ertrag schafft. Ganz im Gegenteil. Sie haben ein Rattenrennen gestartet und sich gegenseitig mit Ablösesummen und Gehältern in so schwindelerregende Höhen getrieben, dass die Corona-Pandemie nur ein Brandbeschleuniger war. Unter den gegebenen Umständen wäre ein wirtschaftliches Arbeiten völlig unmöglich gewesen. Völlig skurril wird es durch den Fakt, dass der Chef von Juventus Turin als einer der treibenden Kräfte hinter der Super League gilt, gleichzeitig aber auch Vorsitzender der ECA, also der europäischen Vereine, war und an der Gestaltung der Verschlimmbesserung der Champions League ab 2024 mitgearbeitet hat. Das ist an sich schon kaum zu verstehen. Völlig abstrus wird es dadurch, dass diese neue Champions League auch eine Erhöhung der Teilnehmerzahl bedeutet hätte, man die Super League aber mit der höheren Qualität durch die Konzentration auf einen kleineren Kreis an Topclubs ausstatten will.
Jetzt also sollen Fans die Zeche für diese ökonomischen Kamikazepiloten zahlen, die sich dann eben in ihr eigenes System verabschieden, das kaum noch was mit fußballerischem Wettbewerb, dafür aber verdammt viel mit Rummelplatzboxen zu tun hat. Für die Finanzierung stehen dann Global Player der Finanzbranche à la JP Morgan bereit, deren Zahlungen sich zu Milliarden aufaddieren. Diese Super-League wird sich rechnen. Zumindest für die Investoren. Darauf werden eben die Controllingabteilungen bei JPM achten. Dabei werden sie vermutlich geduldig darauf warten, bis der erste Hasardeur vor der Tür steht und erneut um mehr Geld bettelt, weil er eingesehen hat, dass es auch mit der Super League nicht möglich ist, den nächsten Neymar-Klon für 400 Millionen € zu kaufen, weil man ja schließlich den Staat Katar ausstechen muss und dabei nicht in eine finanzielle Schieflage geraten darf.
Bewundernswert ist dabei allein die Dreistigkeit dieser Leute, ihr Versagen dadurch ausbügeln zu wollen, indem sie den Fans, die oft schon lange, lange vor ihnen da waren, den Sport endgültig kaputt machen. Denn eins ist klar: Auch wenn es am Ende zu einer Einigung zwischen den Vereinen und der UEFA kommen mag, das Ergebnis wird die nationalen Ligen noch weiter zerstören.
Neben all den Reformen, Umverteilungen und Neuausrichtungen, die der Fußball bitter notwendig hat, muss der erste Schritt sein, ihn von diesen Personen befreien, die ihm durch Unfähigkeit maximalen Schaden zufügen. Ein „neuer“ Fußball ist mit ihnen nicht möglich, das haben sie jetzt endgültig bewiesen.