... Marco Hober: "Als Borussia Dortmund haben wir immer den Anspruch, oben mitzuspielen."
schwatzgelb.de: Du bist vor zwei Jahren in die Regionalliga zurückgekehrt. Wer oder was hat dich von einer Rückkehr überzeugt und siehst du die Rückkehr auch als eine Art Rückschritt?
Marco
Hober: Nein, nicht als Rückschritt. Ich glaube, dass man die
Verhältnisse hier in der U23 schon mit gehobener dritter bis
zweiter Liga vergleichen kann. Was ich in Lotte so erlebt habe, war
da schon ein bisschen was Anderes. Da gab es auch manchmal keine
warmen Duschen. Vor dem Derby gegen Osnabrück, das weiß ich auch
noch, haben wir nicht trainiert, weil der Platz eingefroren war und
der Kunstrasenplatz schon fürs Spiel zugemacht wurde. Dann hast du
halt nur einen 30 Minuten Lauf vor dem Derby gemacht. Das sind so
Sachen, die in Lotte nicht so gut liefen. Auch von der Infrastruktur
her. Und dann ist es in dem Bereich für mich kein Rückschritt
gewesen. Klar, von der Liga schon. Aber wenn ich das Niveau sehe, wie
wir hier spielen, würde ich schon sagen, dass die Mannschaft von der
Qualität her besser ist. Und was mich dazu bewegt hat, waren
eigentlich die Gespräche und die Erlebnisse und Erfahrungen mit
Dortmund. Die waren durchweg positiv. Deswegen war es für mich dann
einfach schnell entschieden, dass ich, wenn ich von Lotte weggehe,
nur zu Dortmund zurückkehre.
Welche
Erfahrungen aus Liga 3 sind besonders hängen geblieben?
Eine Erfahrung war es, dass in der dritten Liga die Mentalität viel mehr eine Rolle gespielt hat. Solche spielerischen Dinge waren eigentlich weniger wichtig. Eher, dass man alles gibt für den Sieg und dass man viel mehr kämpfen und malochen muss. Was hier in der vierten Liga viel weiter vorne steht, ist das Spielerische. Vor allem hier in Dortmund ist es auch so, dass wir mal einen Spieler ausspielen. Das habe ich von Lotte so gar nicht mehr gekannt. Und sonst habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass es der dritten Liga mehr Traditionsvereine gibt. Und die kommen halt noch mal mit mehr Zuschauern. Wie Kaiserslautern, wenn ich mich daran erinnere. Oder auch wenn es nur Chemnitz war, da waren dann in Lotte trotzdem zwei- bis dreitausend Zuschauer da. Das war dann schon nochmal eine andere Stimmung. Vor allem als sie dann den Platz gestürmt haben - das war echt gefährlich, ich habe mich da gerade warm gemacht und bin dann schnell weggelaufen. Ich stand genau da und alle nur “Lauf, lauf." Das sind so extreme Emotionen und ich denke, dass die Fankultur in der dritten Liga einfach nochmal größer ist als bei uns. Ich nehme da jetzt mal die größeren Clubs raus, wie Essen oder Aachen.
Wie schnell wird man denn, wenn so ein gegnerischer Fan hinter einem her rennt?
Boah, ich war richtig schnell (lacht). Das hätte man mal messen sollen.
In einem Jahr endet dein Vertrag, locken dich höhere Ligen oder könntest du dir auch vorstellen, länger zu bleiben?
Man weiß nie, was so alles passiert. Grundsätzlich bin ich immer offen für weitere Gespräche hier in Dortmund. Ich bin jetzt glaube ich schon vier oder fünf Jahre hier, mit dem einen Jahr in Lotte dazwischen, und das hat ja auch seine Gründe. Ich bin ein Mensch, der das Passende gefunden hat, wenn er sich wohlfühlt. Ich würde aber lügen, wenn ich sagen würde, dass mich ein Zweitligist oder halt generell eine höhere Liga nicht reizen würde. Aber die dritte Liga ist jetzt nicht so gut gelaufen für mich. Wir werden sehen, was passiert. Aber wie gesagt, ich bin grundsätzlich immer offen für Gespräche und ich fühle mich in Dortmund sehr wohl. Warum also nicht.
Thema Corona: Wie sicher fühlt ihr Spieler euch? Luca Kilian, ein ehemaliger Kollege ist bereits erkrankt, wie hoch ist bei euch die Angst ebenfalls zu erkranken?
Ich habe tatsächlich mit Luca Kilian ein bisschen geschrieben und mit Julian Schwermann auch. Und er hat auch wirklich nochmal bestätigt, dass die Folgen oder die Symptome für ihn wirklich sehr extrem waren und dass er das auch selber unterschätzt hat. Ich glaube, da ist es auch für die Fußballer ein bisschen realitätsnaher geworden, weil davor solche Fälle bei Leistungssportlern ja noch nicht bekannt geworden sind und es noch hieß, dass es für Sportler nicht so schlimm wäre. Wenn man aber ehrlich ist, muss ich sagen, dass ich am Anfang mehr Angst hatte. Wir waren alle Zuhause und haben ein, zwei Monate kein Fußball gespielt, waren bei der Familie und keiner wusste, was genau passiert. Wie das ausartet. Aber wenn man seit längerer Zeit jetzt wieder beim Fußball ist und wieder seinen Alltag reinkriegt, also zum Training fahren, nach Hause fahren, einkaufen, essen und wieder zum Training fahren, dann geht die Angst oder die Schwelle zur Angst wieder ein bisschen zurück. Trotzdem befolgen wir natürlich die Maßnahmen. Maske tragen, beim Krafttraining müssen wir Handschuhe tragen, dürfen keinem die Hand geben und uns nicht umarmen. Alles was man halt sonst einfach so macht unter Mannschaftskollegen. Das ist alles ungewohnt, das ist aber glaube ich für alle Fußballer komisch momentan. Aber wie gesagt, die Angst ist da, aber sie geht, je länger der Alltag wieder normaler wird, zurück. Ich weiß jetzt natürlich nicht, wie es sein würde, wenn eine zweite Welle kommt oder die Fallzahlen noch weiter steigen, also wenn alles noch mehr kippen würde.
Wie
beeinflusst Corona euren Trainingsalltag ?
Es sind die alltäglichen Sachen. Einfach dem Mitspieler einmal die Hand geben oder ihn umarmen. Mal einen Witz machen oder ein bisschen necken. Die kleinen Sachen, die auch in der Mannschaft wichtig sind. Generell einfach die Angst, das klingt jetzt ein bisschen komisch, sich näher zu kommen. Es ist momentan unter uns Mannschaftskollegen so eine gewisse Distanz da. Dinge die früher normal waren, kannst du jetzt nicht mehr machen und das wird noch eine Zeit dauern, bis man sich daran gewöhnt hat. Aber ich glaube jeder freut sich, wenn so ein bisschen die alltäglichen Dinge von früher wiederkommen werden, auch wenn das denke ich noch ein bisschen dauern wird. Aber man arrangiert sich damit und man versucht, das Beste daraus zu machen.
Habt
ihr auch im Alltag noch striktere Regeln/Vorgaben vom Verein, um euch
nicht anzustecken?
Früher
war es glaube ich strikter, als wir auch bei den Profis waren. Da
wurde uns schon viel verboten. Sei es das Einkaufen, was ich
alltäglich finde, oder Fotos vom Trainingsgelände zu machen. Fotos,
die man seinen Freunden geschickt hat um zu zeigen, dass man wieder
trainiert. Das hat sich mittlerweile etwas gelegt. Aber ich glaube,
dass es da nochmal einen großen Unterschied zwischen U23 und den
Profis gibt. Schon alleine, weil die Medienpräsenz da einfach
nochmal ein bisschen anders ist. Aber so habe ich im Alltag vom
Verein keine Beschränkungen. Nur die von der Gesetzeslage her.
Ehemalige
Teamkollegen von dir spielen der 1. und 2. Bundesliga. Was macht das mit
dir? Freust du dich für sie und verfolgst ihre Karrieren oder
ärgerst du dich, dass der Sprung bei dir noch nicht geklappt hat?
Also
man realisiert schon, dass viele, aus der Zeit, in der Daniel Farke
hier Trainer war, den Sprung gemacht haben. Aber im Endeffekt habe
ich den Sprung ja auch gemacht, ihn nur bis jetzt noch nicht so
richtig geschafft. Wenn es klappt, ist es schön – aber wenn es nicht
klappt, muss man es halt noch einmal versuchen. Misserfolge gehören
dazu und im Fußball ist es da glaube ich nochmal extremer. Ich freue
mich natürlich für die anderen. Es bringt ja nichts, auf sie sauer
zu sein. Es ist ja meine Sache ob ich es schaffe oder ob ich es nicht
schaffe. Ich habe auch noch mit ein paar Leuten Kontakt, vor allem
mit Michael Eberwein. Der war in der Zeit so mein bester Kumpel. Der ist
jetzt auch bei Kiel nicht so ganz zum Zug gekommen, aber ich freue
mich, dass er den Vertrag gekriegt hat. Wie gesagt, ich freue mich
für jeden. Wir hatten eine gute Zeit und waren eine gute Mannschaft.
Und im Endeffekt ist es auch so, und das sage ich in diesem Jahr auch
wieder, dass wenn wir gut zusammenspielen und eine gute Mannschaft
sind, jeder davon profitieren kann. Deswegen bringt mir Neid oder so
ja nichts. Es ist meine eigene Leistung und meine eigene Karriere,
die ich voran bringen muss.
Hast
du auch noch einen Plan B?
Ja.
Ich studiere ja nebenbei noch Sportbusiness Management und bin jetzt
kurz vor dem Bachelor. Ich muss noch ein Projekt in Wirtschaftsethik
abgeben und dann den Bachelor machen. Ich habe jetzt auch ein
Praktikum bei der BVB-Marketingabteilung angefragt. Mal schauen.
So
als gebürtiger Bielefelder, verfolgst du die Arminia weiterhin?
Ja. es ist halt mein Heimatverein. Es freut mich natürlich sehr für
sie, dass sie jetzt aufgestiegen sind. Es ist einfach ein schöner
Club mit tollen Fans. Das Stadion ist jetzt vielleicht etwas
gewöhnungsbedürftig, aber es ist immer noch die Alm für mich. Ich
bin früher mit meinem Vater immer die letzte Viertelstunde zu den
Spielen gegangen, weil das da umsonst war. Es war eine schöne Zeit
und es ist ein super Verein. Und für die Verhältnisse und das
Potential … ich glaube, da sind auch gute Sponsoren drumherum, die
das mit leiten können. Deswegen ist das für mich sehr schön und
ich freue mich auch für die Arminia.
Wir mussten um 4:30 Uhr aufstehen und dann zwei Stunden lang den Berg hochgehen.
Das Trainingslager ist jetzt gut zwei Wochen her, wie ist dein Eindruck?
Eigentlich sehr positiv. Das Trainingslager war sehr gut. Ich glaube, das Wichtigste war bei uns, dass wir ein Team werden. Weil uns genau das letztes Jahr so ein bisschen gefehlt hat. Ich glaube auch, dieses Jahr haben wir mehr Teamspieler, die besser zusammen funktionieren werden, und nicht so viele Einzelspieler. Bis jetzt hat das schon super geklappt, auch in den Testspielen. Es ist eine gute Mannschaft und wir sind ein guter Kern. Wir haben Spaß beim Training, wir haben einen guten Austausch und bis jetzt läuft es einfach ganz gut.
Musstet ihr wieder den Berg hochlaufen?
Boah ey, wir waren so sauer. Wir hatten am Vortag ja ein Spiel und abends haben wir alle zusammen gesessen und gehofft, dass wir länger schlafen dürfen, weil wir sonst immer um 7:45 Uhr zum Frühstück mussten. Da haben wir also gehofft, dass wir länger schlafen dürfen, weil wir gut gespielt haben und dann hieß es, wir müssen um 4:30 Uhr aufstehen. Wir haben nur ein kleines Lunchpaket bekommen und mussten dann zwei Stunden lang den Berg hochgehen. Alle waren richtig sauer darüber, aber später war es wirklich schön. Wir haben unterwegs Kühe getroffen, dann wollten wir Bilder machen. Die Kühe haben uns ein bisschen erschreckt, wir sie vielleicht auch.
Der Berglauf ist also geblieben. Wie läuft es denn ansonsten mit dem neuen Trainerteam?
Wir haben ein gutes Konzept und eine gute Strategie. Wir wissen, wie wir Fußball spielen wollen. Ich glaube, dass im Moment in gewissen Bereichen eine gute Kommunikation und keine Distanz herrscht. Es gibt einen sehr guten Austausch mit dem Trainer, dem Co-Trainer und mit dem Athletiktrainer. Wir haben eine positive Grundstimmung in allen Bereichen, was uns glaube ich auch zugute kommen wird. Ich denke auch, dass wir das Konzept, das wir uns in den letzten Wochen aufgebaut haben und von dem eigentlich alle überzeugt sind, durchziehen können. Dass wir uns nicht von äußeren Einflüssen verunsichern lassen, was uns letzte Saison vielleicht ein bisschen den Kopf gekostet hat. Dieses Jahr wollen wir uns nichts sagen lassen und einfach unser Ding durchziehen.
Enrico Maaßen konnte sich ja mit Rödinghausen die Tabellenführung sichern, bevor die Saison abgebrochen wurde. Meinst du, er kann diesen Erfolg in Dortmund wiederholen und wir können nächste Saison wieder nach Dresden fahren?
Ich
glaube das hoffen alle, dass ihr wieder nach Dresden fahren könnt. Enrico ist ein super Trainer, er hat in Rödinghausen
gezeigt, was er kann. Rödinghausen hatte auch eine gute Mannschaft,
aber in der Regionalliga haben viele eine gute Mannschaft. Dass man
den Erfolg dann schafft, so souverän und mit einer Mannschaft, die
normalerweise nicht als Favorit oben mitspielt, da muss man
natürlich sagen, dass der Trainer eine gewisse Kompetenz für einen
Aufstieg mitbringt. Als Borussia Dortmund haben wir immer den
Anspruch, oben mitzuspielen.
Wenn du von Kompetenzen sprichst, was macht den Fußball von Enrico Maaßen aus?
Es ist sehr laufintensiv und auch sehr dominant. Das Ziel ist viel Ballbesitz, wenn man den Ball verliert direkt ins Gegenpressing zu gehen, ohne den Gegner atmen zu lassen und dem Gegner keine Chance zu lassen, zurück zu kommen. Durch die dominante Spielweise würde ich unser Spiel auch selbstbewusst nennen. Wir wollen dem Gegner ein wenig den Spaß am Fußball nehmen, um selber Spaß zu haben.
Wie bei einer U23 üblich, gab es auch in diesem Sommer etliche Zu- und Abgänge. Wie lange dauert es etwa, bis sich da ein richtiges Mannschaftsgefühl entwickelt?
Ich glaube gar nicht, dass es so lange dauert. Es kommt immer darauf an, was für Typen man hat und wie man die Leute integriert. Wir haben es eigentlich jedes Jahr, dass viele Leute kommen und viele Leute gehen. Dieses Jahr war durch Corona etwas anders. Es ist aber nicht schwer gewesen, ein Mannschaftsgefühl zu entwickeln, weil es auch einfach gute Typen sind, die dieses Jahr dazugekommen sind. Das macht es einfacher sie zu integrieren.
Die Vorbereitung läuft. Vier Siege aus vier Spielen, zuletzt habt ihr die U23 des VfL Wolfsburg, die in der Regionalliga Nord Zweiter wurden und im letzten Jahr gegen Bayern II um den Aufstieg spielten, mit 9:1 Toren regelrecht demontiert. Ein Fingerzeig für die Saison?
Oft wird der Fehler gemacht, dass Freundschaftsspiele sehr
hoch bewertet werden. Wir haben ein gutes Team mit viel Qualität und eine Mannschaft auf dem Platz, die zusammenhält, was im
letzten Jahr vielleicht ein wenig gefehlt hat. Wir haben auch letztes
Jahr super Freundschaftsspiele gespielt, haben zum Beispiel gegen
Eindhoven gewonnen und im Endeffekt war es in der Liga dann doch
wieder etwas anderes. Ich finde, Freundschaftsspiele sollte man nie
überbewerten. Erst wenn es um Punkte geht, geht es auch um
Bewertung, Diagnosen und Prognosen.
Also muss man nicht befürchten, dass ihr zu euphorisch werdet?
Nein. Ich glaube, das hat das Trainerteam auch ganz gut im Griff. Auch wir
älteren, zu denen ich ja inzwischen
auch
gehöre, haben schon ein paar Erfahrungen in dem Bereich gemacht und
lassen uns da nicht so drauf ein.
Viele Fehler waren auch innerhalb der Mannschaft.
Vergangene Saison lief nicht immer nach Plan, die fehlende Konstanz war ein großer Faktor. Wie seid ihr dieses Problem in der Vorbereitung angegangen?
Es wurde viel aufgearbeitet. Die Spieler, die letztes Jahr schon da waren, haben sich viele Gedanken gemacht, wie man es besser machen kann. Viele Fehler waren auch innerhalb der Mannschaft, wo es an manchen Stellen nicht gepasst hat und man mit strengerer Hand hätte durchgreifen müssen. Der Kern der Mannschaft vom letzten Jahr hat viele Dialoge geführt, was alles falsch war und was schiefgelaufen ist, und die Ergebnisse versuchen wir natürlich umzusetzen. Bis jetzt funktioniert das gut und wir hoffen, dass das auch so bleibt.
Mit Niklas Dams und Franz Pfanne wurden auch zwei Spieler der Kategorie Ü23 verpflichtet. Haben solche erfahreneren Leute vergangene Saison gefehlt?
Ich glaube schon, dass Leute mit ihren Eigenschaften gefehlt haben. Also ein erfahrener Spieler, der auch mal dreckig sein kann, aber eine gute Mischung findet. Der sich im Spiel mit dem Gegner anlegt, aber auch einfach eine unfassbare Ruhe ausstrahlt.
Ich war ja im letzten Jahr mit 24 auch einer der ältesten beziehungsweise der Älteste auf dem Platz, weil Steven Rupprecht häufiger verletzt war. Da war also die Mischung nicht so vorhanden, wie in diesem Jahr. Deswegen bin ich auch sehr froh, dass die beiden da sind.
Du bist fast 25, viele deiner Teamkollegen sind Anfang 20, so wie du als du zum ersten Mal bei den Amas aufgelaufen bist. Was kannst du ihnen mitgeben, was dir vielleicht 2016 von älteren mitgegeben wurde?
Ist das schon so lange her? Oh, krass. Ich habe einfach sehr viel Spaß, mit Jüngeren zu arbeiten und mit ihnen zu reden. Auch darüber, wie sie sich ihren Werdegang vorstellen. Ich glaube aber auch, dass es hier in Dortmund ein bisschen anders ist, weil ich mit 18, 19 schon bei Bielefeld in der ersten Mannschaft war und da die Gangart natürlich ein bisschen härter war.
Was kann ich mitgeben? Es gibt andere Tugenden als früher. Es ist kommunikativer geworden, die Jugend wird nicht mehr so unterdrückt wie früher mal. Da musste man als jüngster die Materialien holen, weil es sonst hieß, dass man ein Problem mit dem Trainer bekommt. Das ist heute nicht mehr so. Natürlich versucht man trotzdem ein bisschen Respekt und so weiterzugeben, weil vieles auch wichtig ist, was früher wichtig war. Meine Aufgabe sehe ich darin, dass auf einer guten gemeinsamen Ebene weiterzugeben und mich mit den jüngeren Spielern zu beschäftigen.
Muss man den einen oder anderen auch ein bisschen auf den Boden zurückholen? Gibt es so ein paar Senkrechtstarter?
Manche Spieler realisieren, dass es doch nicht so einfach ist, wie sie es sich vorgestellt haben, denn die Jugendbereiche sind im Fußball etwas anderes als die Männerbereiche. Diese schmerzhafte Erfahrung musste ich selber machen. Aber das kann ich von den Jungs in dieser Saison wirklich nicht sagen.
Es
ist immer der gleiche Prozess, aber es ist dann wichtig mit den
Spielern zu reden, die eigenen Erfahrungen zu teilen. Wenn sie es
annehmen, können sie schneller auf den Boden zurückkommen.
K-Frage: Steffen
Tigges ist der neue Kapitän. Trägst du als Mit-Ältester auch
offizielle Verantwortung?
Ich
glaube, dass es am
Ende gar nicht entscheidend ist,
wer die Binde trägt, wenn
es im Team stimmt.
Es geht für uns ältere darum, die Jüngeren mitzuziehen, ihnen
Hilfestellungen zu geben und ihnen den Weg aufzuzeigen. Da ist es
fast
egal,
wer die Binde trägt. Es
ist wichtig, dass man zusammen vorangeht und wir älteren dem Kapitän
auch zur Seite stehen. Aber Steffen macht das schon gut, er ist voll
anerkannt im Team.
Wie
viel geht denn diese Saison mit diesem Team? Was sind eure Ziele?
Wie
ich schon gesagt habe, Dortmund hat immer das Ziel, erfolgreichen und
auch guten Fußball für die Zuschauer zu spielen. Ich glaube, dass
das jeder sehen kann, auch die Außenstehenden. Dass das eine U23
ist, die wirklich Spaß am Fußball hat und die auch Bock hat, Fußball
zu spielen. Ich hoffe, dass wir jetzt auch den Erfolg dazu bekommen
werden. Und wenn wir das alles kombinieren und es auch zusammenpasst,
dann können wir auch Erfolg haben.
Was
hast du dir für die Saison persönlich vorgenommen?
Ich
glaube immer, dass es für einen Spieler das Wichtigste ist, jedes
Spiel zu machen. Ich bin jetzt auch nicht der
verletzungsresistente Typ. Ich wäre also auch wieder froh, wenn ich
ein Jahr ohne Verletzung schaffen würde. Und ja, einfach Spaß
haben, sich persönlich und sportlich mit den Jungs zusammen
weiterentwickeln. Hilfestellungen zu geben … das sind so meine
Ziele.
Machst
du dir ob der vielen Spiele etwas Sorgen? Es ist ja nicht nur eine
höhere Belastung, die häufige Unbespielbarkeit einiger Plätze im
Winter könnte den Zeitplan noch knapper werden lassen…
Ich denke nicht, dass die vierzig Spiele uns so sehr weh tun werden, auch wenn sie natürlich eine Veränderung sind. Ich denke, dass wir eine sehr gute Qualität in der Mannschaft haben. Jede Position ist doppelt besetzt und man weiß auch, dass alle in der Regionalliga spielen können und die Qualität zum Mitmachen da ist. Die Plätze können wir leider nicht beeinflussen. Wir kennen ja selber unsere gute Rote Erde. Aber wir haben die letzten drei, vier Jahre auch einen guten Fußball darauf gespielt. Im Endeffekt kann man auf jedem Platz Fußball spielen, man muss halt nur wissen welchen Fußball man spielt. Mal gucken, wie das wird.
21
Mannschaften werden antreten. Kurioserweise spielt der BVBII immer
gegen das Team, welches am Spieltag zuvor Pause hatte. Wird sich das
in irgendeiner Form auswirken?
Weiß
ich nicht. Das werden wir sehen. Wenn wir unseren Fußball spielen,
wenn wir Spaß haben, wenn wir erfolgreich spielen und in einen
gewissen Flow kommen, der uns letzte Saison auch ein bisschen gefehlt
hat, dann können die Gegner von mir aus auch zwei Wochen Pause
haben. Das ist dann auch egal. Wenn wir Spaß haben und Siege holen,
dann ist uns egal, wie ausgeruht der Gegner ist.
Wenn
du dir für die kommende Saison etwas wünschen könntest, was wäre
das?
Ich
wünsche mir
immer
das Beste für das Team.
Hau
zum Schluss doch mal einen raus: Wie viele Tore machst du kommende
Saison?
Das ist echt schwer. Letztes Jahr habe ich ein Tor gemacht, das Jahr davor war ich verletzt. Also schon so zwei oder drei. Zumindest das Doppelte vom letzten Jahr. Ich hoffe viele, aber ich bin glaube ich eher der Assistgeber. Ich bin da sehr flexibel (lacht).
Weißt
du wieviele Tore du insgesamt für Dortmund geschossen hast ?
Zwei.
Und das in Wiedenbrück müsste eigentlich auch doppelt zählen. Das
war ein gutes Tor da habe ich mich auch richtig gefreut.
Vielen Dank für das Interview!