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Der Druck steigt

08.03.2019, 14:00 Uhr von:  Kevin
Der Druck steigt

Am Samstag (15:30 Uhr / Westfalenstadion) trifft Borussia Dortmund auf den VfB Stuttgart. Über der Partie hängt ein Damoklesschwert - und ein großes Fragezeichen.

Nach der Champions League ist vor der Bundesliga. Nachdem der BVB gegen Tottenham Hotspur mit einem Gesamtergebnis von 0:4 (0:3, 0:1) in der Königsklasse die Segel streichen musste, steht mit dem VfB Stuttgart nun der harte Liga-Alltag wieder bevor. Gegen die von Markus Weinzierl trainierten Schwaben stehen die Schwarz-Gelben enorm unter Druck. Zumindest in der Öffentlichkeit. Zuletzt wurde den Spielern vielerorts die Reife abgesprochen. Die Qualität für eine Meisterschaft habe sie. Oder doch nicht? Die Konstanz fehle, so der Tenor in der Medienwelt, aber auch in den Kommentaren in den sozialen Netzwerken.

Fakt ist: Natürlich wäre es eine Enttäuschung, am Ende dieser Saison nicht die Meisterschale in den Dortmunder Himmel zu strecken. Sowohl für die Fans, als auch für die Spieler oder das Management. Welcher Fußballer wäre bei einem sieben Punkte Vorsprung nicht enttäuscht, wenn es am Ende doch nicht zum ganz großen Wurf reicht? Sportler, gerade im Spitzensegment, wollen gewinnen. Immer. Wer soll es ihnen verübeln? Wer von uns auf der Tribüne verliert schon gerne? Sei es bei Kniffel, oder im Sport. Sei es im Fußball, oder in einer anderen Sportart. Natürlich ist das Gewinnen schöner als zu verlieren. Vor allem, wenn der Gegner der schier übermächtige Branchenprimus ist. Im Fußball ist es eben der FC Bayern München. Im Handball wäre es dann wohl der THW Kiel.

Jadon Sancho ist erst 18 Jahre jung. Ende März feiert der Engländer seinen 19. Geburtstag.

Dass es einer jungen Mannschaft in entscheidenden Spielen dann mal an Leichtigkeit und Zielstrebigkeit fehlt ist normal. Beziehungsweise: Es muss normal sein dürfen. Der BVB stellte in dieser Saison die viertjüngste Startelf der Saison. Nur Mainz 05 war dreimal noch jünger unterwegs als Borussia Dortmund. Im Schnitt rangiert der Altersdurchschnitt irgendwo zwischen 23,5 und 26 Jahren. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter des gesamten Kaders liegt bei 25 Jahren. BVB-Trainer Lucien Favre schickt also eine überdurchschnittlich junge Mannschaft auf den Rasen. Die bisher älteste Startelf der Saison schickte mit 29,4 Jahren natürlich wer auf den Rasen? Klar: Der FC Bayern.

Auch am Samstag (15:30 Uhr / Westfalenstadion, SKY) wird der Schweizer eine vermutlich ähnlich junge Truppe aufstellen wie zuletzt auch. Ob der Kader dabei dann so aussehen wird, wie unter der Woche gegen Tottenham, das steht noch nicht fest. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel ließ sich der Fußballlehrer - wie gewohnt - nur sporadische Informationen entlocken. "Momentan schwer zu sagen, weil zwei, drei Spieler sind erkältet", sagte Favre, nur um die Gier nach Informationen der anwesenden Journalisten anschließen ungestillt zu lassen: "Ich will nicht soviel Info geben."

Bilder, die wir alle noch in Erinnerung haben - und gerne wieder erleben würden. Eine BVB-Meisterfeier.

Wenn es auf den Gegner zu sprechen kommt, dann wird der Schweizer meistens etwas gesprächiger. Die Informationsdichte ist aber ähnlich dünn. "Natürlich haben wir Spiele von Stuttgart gesehen, die letzten Spiele vor allem: Gegen Leipzig, in Bremen und natürlich gegen Hannover. Der VfB ist besser als in der Hinrunde." Punkt. BVB-Sportdirekter Michael Zorc, der ebenfalls bei der etatmäßigen Pressekonferenz vor dem Spiel anwesend war, ließ sich allerdings etwas mehr in die Karten blicken.

Gegen den Abstiegskandidaten aus Stuttgart erwartet Zorc einen ähnlich intensiven Auftritt der Mannschaft wie zuletzt bei der Niederlage gegen Tottenham. Gerade im ersten Durchgang zeigte die Mannschaft Leidenschaft und Willen, die Gier nach Toren. Tempo und Genauigkeit. Lediglich im Abschluss stockte der BVB-Motor und hinderte Schwarz-Gelb daran, den Vergleich mit den Londonern doch nochmal offener zu gestalten. "Ich erwarte, dass wir dieselbe Intensität auf den Platz bringen", betont Zorc deutlich seine Erwartungshaltung an die Mannschaft vor dem Kräftemessen mit den Schwaben.

Im Hinspiel hatte Paco Alcacer viel Grund zur Freude. Trifft der Spanier auch im Rückspiel?

Das Spiel gegen den VfB ist zwar erst Spieltag 25 in der laufenden Saison, aber über dem VfB hängt ein gewaltiges schwarz-gelbes Damoklesschwert. Von den letzten acht Spielen hat Borussia Dortmund lediglich eines gewinnen können, beim 3:2-Sieg gegen Bayer Leverkusen. Ansonsten gab es viele Wundertüten und Unkonzentriertheiten zu bestaunen. Das Pokal-Aus gegen Bremen nach zweimaliger Führung in der Verlängerung. Ein 3:3-Unentschieden nach drei Tore Führung gegen Hoffenheim. Ein müdes 0:0 in Nürnberg und ein enttäuschendes 1:2 in Augsburg.

Gegen den VfB hat die Mannschaft die Möglichkeit, den Bock wieder umzustoßen. Dass das geschehen sei hofften viele bereits nach dem 3:2-Sieg über Leverkusen. Den Aufwärtstrend konnte die Mannschaft nachhaltig jedoch nicht bestätigen. Stattdessen unterlag die junge Truppe ihren Leistungsschwankungen mehr denn je. Kein Wunder, wenn der Druck durch den Zweitplatzierten auf den Spitzenreiter immer größer wird. Den Spielern fehlt die Erfahrung, mit solchen Situationen umzugehen. Häufig waren sie in der Vergangenheit die Jäger, statt selbst der Gejagte zu sein. Eine Situation, die wahrlich komfortabler ist. Sie bietet weniger Angriffsfläche. Weniger Chance, am Ende doch mit dem Gefühl des Versagens leben zu müssen.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc weist den Weg zur Meisterschaft: Immer weiter, immer weiter.

Demzufolge ist das Spiel gegen die Stuttgarter ein richtungsweisendes. Kann der BVB die Partie siegreich gestalten, schickt die Mannschaft auch ein Zeichen an den großen Konkurrenten im Meisterschaftskampf. "Hey, wir sind doch noch da - und bereit für den Showdown." Wenn der BVB allerdings weniger als drei Punkte einfährt, ist die Tabellenführung wohl weg. Und der FC Bayern erobert die Rolle des Gejagten, statt Jäger zu sein. Welches Gesicht wird uns der BVB also am Samstag zur besten (und einzig wahren) Fußballzeit präsentieren? Schreibt uns bei Facebook und auf Twitter doch gerne eure Einschätzung der Dinge in die Kommentare.

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