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Dankbar rückwärts, mutig vorwärts – der HFC Falke fliegt

28.03.2019, 19:22 Uhr von:  Gastautor

Im Sommer 2014 wurde in Hamburg ein Fußballverein ins Leben gerufen, der allein durch seine Gründung schon deutschlandweit Aufmerksamkeit erregte: Zahlreiche HSV-Fans hatten als Reaktion auf die Ausgliederung der Fußball-Abteilung des HSV in eine Kapitalgesellschaft und den damit verbundenen Einstieg von Investoren um Klaus-Michael Kühne beschlossen, nun einen eigenen Verein aufzubauen und den HFC Falke gegründet. Wie es dem Verein seitdem ergangen ist, hat die Präsidentin Tamara Dwenger im Podcast von Football was my first love erzählt.

Football was my first love

Wie es bei aktiven Fußballfans häufig der Fall ist, hat es auch bei den Hamburgern nicht lange gedauert, bis der Frust über das Ergebnis der Jahreshauptversammlung in Kreativität mündete. Noch am gleichen Abend kam den Fans, auch unter Einfluss einiger Getränke, die Idee, einen eigenen Verein zu gründen. Was als Schnapsidee begann, wurde dann schnell zur Wirklichkeit: Schon wenige Tage später fragten sich 22 Personen aus dem HSV-Umfeld „nicht mehr, ob wir den Verein gründen, sondern wie“, sagt Dwenger. An Interesse mangelte es nicht. Bei der Gründerveranstaltung Mitte Juli 2014 traten direkt etwa 300 Mitglieder aus den verschiedenen Bereichen der HSV-Fanszene in den HFC Falke – benannt nach zwei Vorgängervereinen des HSV – ein. Mittlerweile verzeichnet der Verein über 400 Mitglieder.

Rudi-Barth-Stadion (Foto: Football was my first love)

Da Falke in der Sommerpause 2014 gegründet wurde, konnte man in der Saison 2014/15 noch nicht auflaufen und nimmt nun seit der Saison 2015/16 am Spielbetrieb teil. Schon nach kurzer Zeit zeigte sich der neue Verein als große Verstärkung des (Hamburger) Amateurfußballs: In den ersten beiden Saisons stieg man jeweils als Meister auf – unter anderem durch einen Sieg im entscheidenden Spiel in der legendären Adolf-Jäger-Kampfbahn gegen die Zweite von Altona 93. „Man hat ja diese perfekten Tage“, berichtet die Präsidentin von dem besonderen Tag. Im dritten Jahr folgte ein dritter Platz in der Bezirksliga Hamburg Nord, in der traditionsreiche Hamburger Vereine wie VfL 93 oder Barmbek-Uhlenhorst II mitspielen. Aktuell kämpft Falke um den Aufstieg in die Landesliga, die 6. Liga. Auch die ein Jahr später gestartete zweite Mannschaft ist schon zwei Mal aufgestiegen.

Verstärkung für die Hamburger Fußballkultur

Fanszene des HFC Falke (Foto: Football was my first love)

Nicht nur sportlich, sondern auch in Sachen Fußballkultur ist der HFC Falke eine große Verstärkung für den (Hamburger) Amateurfußball. 200 bis 300 Fans verfolgen im Durchschnitt die Heimspiele. Gegen die Mannschaften von St. Pauli sind es auch schon mal 500 bis 600. Auswärts wird Falke in der Regel von 100 bis 150 Fans und einer Reihe schöner Zaunfahnen begleitet. Zu den Auswärtsfahrern gehört auch die Ultragruppe Titan Crew, die ihre Mannschaft immer wieder mit Choreographien und Spruchbändern unterstützt. Liebevoll gestaltete Traditionseintrittskarten, Programmhefte und Merchandise-Artikel zeigen auch jedem Gelegenheitsbesucher, dass es bei Falke nicht nur um die 90 Minuten auf dem Platz geht. Dementsprechend werden intern Themen wie Ablösesummen, Sponsoring und Aufwandsentschädigungen heiß diskutiert und eigene Standpunkte entwickelt.

Auch wenn der Ursprung des Vereins aus dem HSV-Umfeld allgegenwärtig ist und viele Mitglieder weiterhin zum HSV gehen, hat man getreu dem Slogan „Dankbar rückwärts, mutig vorwärts“ eine darüber hinausgehende Vereinsidentität entwickelt. So sind mittlerweile auch Fans anderer Vereine bei Falke engagiert, beispielsweise von Köln, Gladbach, Düsseldorf und Bayern. Natürlich sind auch BVB-Fans herzlich willkommen.

Nur ein Trainingsplatz, aber schon international

(Foto: Football was my first love)

An sportlichem Erfolg und Zuschauerzuspruch mangelt es also nicht. Die größte Herausforderung des Vereins ist stattdessen die Infrastruktur, denn während in anderen Landesteilen große Stadien und Sportanlagen leer stehen, ist es in Hamburg schwierig, genügend Fußballplätze zu bekommen. Der Aufbau einer Jugendabteilung beispielsweise, für die es durchaus Interessierte gäbe, ist kaum möglich, solange man nicht über eine eigene Heimat verfügt, sich bei anderen Vereinen einmieten muss und für das Training nur einen Ascheplatz zur Verfügung hat.

International hat sich Falke trotzdem schon einen kleinen Namen gemacht. Vor der Saison gab es das internationale Debüt beim Freundschaftsspiel gegen Dulwich Hamlet aus England. Auch hier konnten einige Mitglieder von Falke ihre Liebe zum Fan-Detail ausleben: Zu dem besonderen Anlass wurde ein Spieltagschnaps produziert.

Wer sich näher mit Falke beschäftigen möchte, kann sich bei Soundcloud, iTunes und Spotify den Podcast von Football was my first love mit Tamara anhören. Auch der Podcast mit zwei den Falke-Mitgliedern Philipp und Büffel über ihre Hamburger Fankarrieren ist in diesem Zusammenhang hörenswert, und ebenfalls bei Soundcloud, iTunes und Spotify zu finden.

Oder schaut doch einfach mal bei einem Falke-Heimspiel in der Rudi-Barth-Sportanlage vorbei.

Pini, 31.01.2019

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