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Und in München so?

06.04.2019, 09:09 Uhr von:  Sascha
Und in München so?

In der Liga sahen wir dort auswärts selten gut aus und selbst in den Zeiten als „zweiter Leuchtturm“ war für uns eine amtliche Klatsche dort immer im Bereich des Möglichen. Nicht unverständlich, wenn jetzt so mancher fürchtet, dass man im roten Teil von München alles daransetzen wird, zu zeigen, wer der Kuchen und wer der Krümel ist. Und die letzten beiden Ligaheimspiele der Bayern waren ja auch eine krachende Ansage. Mainz und Wolfsburg wurden jeweils mit 6:0 weggehauen. Also, alles gut und wieder voll „Mia san mia“ an der Säbener Straße? Beileibe nicht.

Die Bayern der Spielzeit 2018/2019 sind schlagbar. Auswärts, aber auch zuhause. Gladbach hat es vorgemacht, Düsseldorf, Freiburg und Augsburg sind dort zumindest nicht als Verlierer vom Platz gegangen. Schon jetzt müsste man alle restlichen sieben Spiele gewinnen, um nicht die schwächste Punktzahl seit vier Jahren am Ende stehen zu haben. Auch reicht ein einziges Gegentor, um die schwächste Defensivleistung seit der Spielzeit 2010/2011 vorzuweisen.

Noch gruseliger sieht ihre diesjährige Pokalsaison aus. Nach einem glanzvollen 1:0 bei „Real“ Drochtersen/Asseln zerstörte man Rödinghausen City mit sage und schreibe 2:1. Zwangsläufig geriet das letzte Heimspiel im Viertelfinale zu einem lockeren Schaulaufen und quasi im Vorbeigehen wurde Heidenheim mit 5:4 vom Platz gebügelt. Zwar in Unterzahl, aber immerhin gegen einen Zweitligisten. In weiten Teilen der Spiele konnte man nur anhand der Trikotfarben feststellen, dass man da gerade einen Kick des Rekordmeisters sieht und nicht eins der Blauen oder von Hannover.

Eins von schon acht nicht gewonnenen Bundesligaspielen

Die Bayern sind immer noch gut, aber sie sind schlagbar. Und erst Recht sind sie nicht mehr die Überbayern der letzten Jahre. Das hat nicht nur spielerische oder taktische Gründe, sie sind mental einfach nicht mehr so gefestigt. Das berühmt-berüchtigte „Mia san mia“ ist in dieser Spielzeit mehr Popanz denn gelebte Mentalität. Für alle offen sichtbar in Heimspielen gegen Düsseldorf und Heidenheim, in denen selbst Führungen mit zwei Toren die wackligen Füße nicht vollends verschwinden ließen. Es lohnt sich aber auch, in die Aussagen der Bayern genau reinzuhören. Sehr aufschlussreich waren die Worte von Mats Hummels und Sportdirektörchen Brazzo angesprochen auf eine Releaseparty von Jerome Boateng im Anschluss an das Spitzenspiel im legendären P1 für sein Magazin BOA:

Hummels auf die Frage, ob er bei der Party dabei sei: „Erst einmal ist es wichtig, dass wir das Spiel gewinnen. Alles andere ist komplett nebensächlich. So etwas wird auch erst danach entschieden. Wenn wir das Spiel verlieren, wird man mich mit Sicherheit nicht dort sehen.“

Noch deutlicher wird es bei Hasan Salihamidzic: „Das würde ich als Spieler nicht machen, besonders wenn man so ein Spiel hat und auch nicht weiß, wie das Spiel ausgeht."

Hätte gegen Heidenheim gerne Beton angerührt

Verlieren ist für die Bayern also wieder eine echte Option. Noch vor zwei, drei Jahren wäre man davon ausgegangen, uns Samstag in die Schranken zu weisen und hätte sich über die Möglichkeit einer zünftigen Siegesfeier gefreut. Diese Aura der Unbesiegbarkeit ist in der laufenden Saison blasser geworden und das hat auch bei Spielern und Offiziellen Spuren hinterlassen. In der Bundesliga aktuell Tabellenzweiter, im DFB-Pokal mehr schlecht als recht von Runde zu Runde gestolpert und in der Champions-League dann, als es wirklich drauf ankam, schon mächtig stolz darauf gewesen, in Liverpool einfach nur nicht verloren zu haben. Kein Vergleich zu den Bayern, die unter Guardiola und Heynckes schon hellauf entrüstet waren, wenn der Schiedsrichter beim Stande von 5:0 auf Einwurf für den Gegner entschieden hat. Und heute? Da fordert Trainer Kovac, dass die Mannschaft beim Stande von 4:2 „Beton“ hätte anmischen sollen. Also nicht einfach nur das Spiel kontrollieren, um Kraft zu sparen, sondern das Verteidigen einer Führung mit Mann und Maus. Die Bayern in der Allianz Arena verbarrikadiert im eigenen Strafraum gegen anstürmende Heidenheimer. Dass ein Trainer des FC Bayern so etwas öffentlich äußern könnte, wäre noch zu Saisonbeginn als völlig absurd bezeichnet worden.

Die Bayern sind schlagbar. Und das Beste ist: sie wissen es selber. Wo vor nicht allzu langer Zeit im Hinterkopf ein kleines Männchen ganz relaxed mit hinter dem Kopf verschränkten Händen „Pfff… was wollen die denn von uns?“ gesagt hat, sitzt es jetzt häufig angespannt und flüstert: „Hoffentlich geht das gut.“

Und jetzt, liebe Bayern, Spoileralarm: Es geht Samstag nicht gut. Denkt mal drüber nach.

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