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AllTUgether now! - Ein Rückblick auf Gründung und Anfangszeit von The Unity

17.10.2018, 16:30 Uhr von:  Redaktion
AllTUgether now! - Ein Rückblick auf Gründung und Anfangszeit von The Unity

The Unity ist wohl die namhafteste der Dortmunder Ultragruppen und prägt schon seit 2001 die Fanszene von Borussia Dortmund. Wie kam es zur Gründung von The Unity und wie verliefen die ersten Monate?

Darüber hat Daniel Nowara, seit 1986 BVB-Fan und Mitgründer sowohl von The Unity als auch der BVB-Fanabteilung, im Podcast von Football was my first love gesprochen. Football was my first love ist eine Facebook-Seite und ein Podcast, der Fan-Geschichte(n) dokumentiert und erzählt. In Kooperation veröffentlichen wir eine Zusammenfassung des einstündigen Interviews.

Als der BVB Mitte der 1990er-Jahre ungeahnte Erfolge erreichte, war dies Grund zur Freunde und zum Stolz für alle BVB-Fans - es führte aber auch dazu, dass sich der BVB von der Basis entfernte. Der Ausbau der Südtribüne wurde zudem zum Problem für die Stimmung im Stadion, denn die alten Strukturen funktionierten nicht mehr. Schon wegen der Größe der Tribüne war es nicht mehr möglich, aus einer kleinen Gruppe heraus Lieder anzustimmen, die dann die ganze Südtribüne übernahm. So wurde die Stimmung auf der Südtribüne nach und nach schlechter - Negativ-Höhepunkt war wohl die Welle mit den Spielern des SSV Ulm in der Saison 1999/2000.

Der Stammtisch aktiver BVB-Fans und die Idee der Dachorganisation

Als Gegenreaktion gab es zunächst kleinere Fanaktionen von engagierten Fans, die auf die Stimmungsproblematik aufmerksam machen wollten. Unter anderem berichtet Daniel von einer organisierten Fahrt 1999 zu einem Hallenturnier in Bremen, bei der der Großteil des Busses als VIP verkleidet in Anzügen nach Bremen reiste und vor Ort tat, als würde nicht gesungen, dann die Anzüge abwarf und auf einmal anfing, die Mannschaft zu unterstützen. Durch diese und ähnliche Aktionen lernten sich nach und nach Ende der 1990er die BVB-Fans kennen, die bewusst die Stimmung im Westfalenstadion verbessern wollten.

90 Jahre BVB-Choreo gegen Hertha 1999

Es folgte die Gründung des Stammtischs aktiver BVB-Fans, bei dem sich 20 bis 30 Fans regelmäßig unter der Woche im Fanprojekt trafen und über die Stimmung und Aktionen sprachen. Unter anderem zeigte die Choreo zum 90. Geburtstag, die ein Fan mithilfe des Fanprojektes organisiert hatte, was möglich war, wenn Fans sich engagieren.

Aus dem Stammtisch aktiver BVB-Fans entwickelte sich im Sommer 2001 die Gründung von The Unity - Supporters Dortmund. Da man sich eher am klassischen englischen Support orientierte als an den italienischen Ultras, wählte man den englischen Namen und vor allem den Zusatz Supporters Dortmund. Erst nach einigen Jahren entwickelte sich immer mehr, dem Zeitgeist entsprechend, der Zusatz Ultras Dortmund. Die Bezeichnung The Unity stand zudem dafür, dass man die Fans vereinen wollte und man verstand sich eher als Dachorganisation denn als eigene Gruppe.

TU-Fanzine "Gelbsucht"

Die TU-Mitglieder mit ihren sehr unterschiedlichen Fangeschichten waren dementsprechend häufig auch noch Mitglied in ihren Fanclubs und nicht nur bei The Unity. Dieser Grundgedanke, die BVB-Fans und die Südtribüne vereinen zu wollen, ging später in die Gründung der BVB-Fanabteilung über, an der The Unity und viele TU-Mitglieder beteiligt waren. The Unity war anfangs nicht direkt offen für alle BVB-Fans, sondern für aktive Fans, die mindestens bei zehn Auswärtsspielen anwesend waren. Die ersten Mitglieder wollten nicht, dass direkt viele Leute Mitglieder werden, nur um dies erzählen oder einen entsprechenden Pullover tragen zu können. Von einigen BVB-Fans wurde The Unity damals dafür hart kritisiert - als TU sich später öffnete und immer mehr Mitglieder aufnahmen, waren es allerdings die gleichen Fans, die nun kritisierten, dass TU „jeden“ aufnimmt. Ein Gründer von The Unity sagte damals: „Wenn wir über das Wasser laufen, werden uns Leute vorwerfen, wir könnten nicht schwimmen.“ Dennoch entwickelte sich schnell ein Umfeld, für das TU ebenfalls das Sprachrohr war. Man fuhr beispielsweise in den gleichen Bussen zu den Auswärtsspielen, denn zu der Zeit gab es noch keine eigenen TU-Busse.

Start in Block 82

Aktion beim Heimspiel gegen Gladbach 2001

Im Westfalenstadion war The Unity zunächst im unteren Teil von Block 82 beheimatet, wo sich zu der Zeit nach und nach viele singwillige Fans versammelt hatten. Block 82 war aus mehreren Gründen praktisch: Zum einen hatten viele der jüngeren Fans zu der Zeit noch keine Dauerkarten für Block 12 oder 13 und konnten sich so trotzdem anschließen. Zum anderen war die Mitte der Südtribüne gut geeignet als Schnittstelle von Block 12 und 13 sowie den oberen Blöcken. Auch hätte es in Block 12 und 13 vielleicht Ärger gegeben mit den Fans, die dort schon immer standen, während es in Block 82 noch nicht diese gewachsenen Strukturen gab.

Eine der ersten Aktionen von TU war, noch in der Gründungsphase, eine kleine Choreographie zum 15. Jahrestag von Jürgen Wegmanns legendärem Tor gegen Fortuna Köln 1986. Die nächste größere Choreographie war die Derby-Choreo „Das Imperium schlägt zurück“ Anfang 2002. Etwa zur gleichen Zeit nahm The Unity in einem Tonstudio die CD AllTUgether now auf, um auf diese Weise alte und neue Fangesänge unter den BVB-Fans zu verbreiten.

Gewalt spielte zu der Zeit in der Fanszene und in den Fanszenen der meisten Vereine keine Rolle. Die meisten aktiven Fans und Ultras waren vollkommen auf die Verbesserung der Stimmung fokussiert. Speziell für The Unity gehörte dazu, dass die Mitglieder sehr viele Gespräche mit Borussia führten, um Verbesserungen für die Fanszene zu erreichen. Für den BVB, aber auch die meisten anderen Vereine und auch DFB und DFL, war dies zu der Zeit noch sehr ungewöhnlich: Dass Fans organisiert und argumentativ die Interessen vieler Fanclubs und Fans vertraten, hatte es in Deutschland zuvor selten gegeben. Mit dem Aufkommen des Internets mit seiner Reichweite öffneten sich für aktive Fans ganz neue Möglichkeiten.

Das komplette Interview mit Daniel Nowara könnt Ihr bei Football was my first love hören.

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