Unsa Senf

Am Scheitelpunkt

21.01.2018, 00:00 Uhr von:  Larissa
Am Scheitelpunkt

Jahrelang konnte der Umbruch im Kader aufgeschoben werden - nun ist vielleicht die Zeit für einen Neuanfang gekommen.

Vergleicht man den aktuellen Kader mit denen der güldenen Klopp-Jahre fällt schnell auf: Irgendetwas lief schief. Oder, vielleicht etwas besser gesagt: Nicht unbedingt schief, aber nicht mehr schnell genug, um den Automatismen des Fußballs davonlaufen zu können.

Reus und Aubameyang

Die Mannschaft, die am 24.04.2013 Real Madrid mit 4:1 nach allen Regeln der Kunst aus dem Westfalenstadion prügelte, hatte – je nach Sympathie und Einschätzung – vier bis fünf Spieler mit Weltklasseformat in ihren Reihen, die im internationalen Vergleich auf Spitzen-Niveau agierten. Im aktuellen Kader sucht man nach solchen Leuten weitestgehend vergebens. Einem Aubameyang – der ohnehin bereits mit gepackten Koffern bereitsteht – fehlt die Konstanz, Marco Reus ist leider viel zu selten in einer Form, die ihm erlaubt, sein volles Potential abzurufen.

Was machte der BVB also falsch?

Im Grunde nicht viel, sonst wäre die kürzlich vergangene Zeit kaum so erfolgreich verlaufen. Jahrelang verstand man es, den fälligen Umbruch aufzuschieben, scheidende Leistungsträger konnten erfolgreich ersetzt werden. Doch irgendwann ist auch hier Schluss. Man muss sich allmählich eingestehen, dass hier ein finaler Punkt erreicht wurde. Mittlerweile wirkt der Kader mehr wie ein zufällig zusammengewürfelter Haufen denn wie eine homogene Truppe. Zu viele Spieler sind Mitläufer, die nur in einem funktionierenden Gebilde ihre Höchstleistung abrufen können. Dazu kommen all die Spieler, die ihren Karrierehöhepunkt bereits (weit) überschritten haben. Ein paar solcher Charaktere sind keine notwendige Schwächung. Bei einer derartigen Menge kann es jedoch zum Problem werden.

Der „sichere Platz zwei“ ist mittlerweile alles andere als das und – sind wir mal ehrlich: Mit der Top 10 in Europa wird es langsam eng…

Pulisic und Isak - Stützen der Zukunft?

Es ist Zeit für einen Neuanfang. Ein langfristiger Plan für die Zukunft und Nägel mit Köpfen. Eine Neustrukturierung des Kaders muss her, ohne in die Bewertung einfließen zu lassen, was Spieler vor ein paar Jahren mal für den Verein geleistet haben – was zweifelsohne wehtun wird. Jedoch wird es sich wohl nicht mehr lange aufschieben lassen, möchte man weiterhin die Großen ärgern.

Im Grunde fordere ich eine Blaupause des Beginns der Zeit unter Klopp. Junge Spieler, ein paar alte Hasen, die die Führung übernehmen – und ein Trainer mit einem konkreten Plan.

Peter Stöger scheint in der aktuellen Situation fraglos der richtige Mann zu sein, um Borussia Dortmund die so dringend benötigte Stabilität zurückzubringen. Als innovativer Architekt einer jungen, formbaren Mannschaft? Eher weniger. Für einen solchen Posten wirken Typen wie der bereits häufiger erwähnte Julian Nagelsmann – bei aller persönlichen Antipathie meinerseits – weitaus geeigneter.

Für einen Neuanfang braucht es Mut und Geduld. Nirgends steht geschrieben, dass der langfristig geplante Erfolg auch eintreten wird, ebenso gut könnten wir gehörig auf die Schnauze fliegen. Zweifelsohne würde es auch harte Durststrecken geben. Eine junge Mannschaft braucht Zeit zu wachsen. Nicht nur sportlich, auch eine gewisse Mentalität muss sich entwickeln können. Nicht ohne Grund nannte Jakub Blaszczykowski im Interview mit uns den großen Zusammenhalt als einen wichtigen Grund für die Erfolge unter Klopp. Aus dem Nichts entsteht ein solcher Zusammenhalt jedoch nicht. Es braucht die bereits erwähnte Zeit, die entsprechenden Charaktere – und die entsprechende Führung.

In meinen Augen wäre es das Risiko jedoch wert. Ein aktives Vorgehen würde sich allemal besser anfühlen als dieser Zustand des bloßen Reagierens, in dem wir uns befinden.

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