Unsa Senf

Einen Event-Cup, bitte!

30.05.2017, 08:53 Uhr von:  Michi
Einen Event-Cup, bitte!
Ort des Event-Cups - Das Berliner Olympiastadion

Das Pokalfinale am vergangenen Samstag versprach ein feuriges Duell auf den Rängen. Dass dieses Spiel sich jedoch immer mehr zu einem Event entwickelt, hinterließ trotz des Sieges einen faden Beigeschmack.

Es muss einen Grund haben, warum ich mich für die Flusspferdfütterung im Zoologischen Garten an Stelle der Feier am Breitscheidplatz entschieden habe. Mein Fußball und die traditionelle, heiß geliebte Pokalfinaltour werden mehr und mehr zu einem Event. Seitens des Vereins wurde nach einem Aufschrei im letzten Jahr versprochen, dieses Mal „nicht mehr ganz so groß aufzufahren“. Ob das zumindest bei den Fanfesten in der Hauptstadt gelungen ist, kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Was ich aber beurteilen kann, ist das vergangene Helene-Fischer-Konzert im Olympiastadion.

Interessanter als ein Fanfest am Breitscheidplatz: die Flusspferdfütterung.

Es ist 17 Uhr. Seit einer Stunde stehen wir in der Affenhitze, um möglichst schnell das schattenspendende Gemäuer aufsuchen zu können. Hindern wird uns allerdings für die nächste halbe Stunde ein Drehkreuz, durch das mit Hilfe einer Ampelschaltung Fan für Fan die Kontrollen passieren darf. Neu ist auch die „Laserkontrolle“, mit der durch ein taschenlampenartiges Gerät die Echtheit jeder Karte überprüft wird. Hut ab. An den Getränkeständen dann die einzigartige Möglichkeit, sich zu seinem 5€ teuren Bier noch einen „Event-Cup“ für 2€ dazu zu kaufen. Ich lehne dankend ab. Auch das Pokalfinalheft, das mir mit Nachdruck („Ist doch kostenlos!“) unter die Nase gehalten wird, lehne ich ab. NEIN, DANKE! Ich will eine Bratwurst, ein kühles Getränk und ganz in Ruhe Fußball gucken.

Da der Gegner endlich einmal nicht Bayern München heißt und der Anhang der Eintracht einen feurigen Fußballabend versprechen lässt, freue ich mich sehr auf diese Begegnung. Dass beide Fanlager einen an der Schüssel haben, sollte doch eigentlich ausreichen, um für stimmungsvolle Rahmenbedingungen zu sorgen. Wäre da nicht der DFB, der eindrucksvoll darzustellen weiß, wie man aus einem Fußballabend ein einstudiertes Event macht. Neben den bekannten Figuren im Glitzerkleid und ihrer Blaskapellenbegleitung darf sich der Fußballfreund nun also auch noch auf Helene Fischer freuen. Dabei dachte ich immer, dass es für Interessierte entsprechende Konzerte gibt und der Fußball von diesem Schwachsinn verschont bleibt. Klingt wirklich verrückt, aber ich möchte beim Fußball einfach nur Fußball gucken. Dass das der Deutsche-FUSSBALL-Bund nicht versteht, zeigt einmal mehr, dass die rosarote Dollarbrille die Sicht auf das Wirkliche vollständig zu verdecken scheint.

Endlich wieder Pokalsieger!
Denn wie kann es sein, dass meine durch Pfiffe zum Ausdruck gebrachte Ablehnung gegen den modernen Fußball plötzlich durch vehementes Drehen am Lautstärkeknopf ohrenbetäubend übertönt und die Pfiffe vor dem Fernseher sogar ausgeschaltet werden? Dass gegen Musikauftritte nichts einzuwenden ist, solange sie Vereins- oder Fußballbezug haben, zeigt doch der Auftritt von Tankard, bei dem die Frankfurter Kurve lautstark mit einstimmt. Mit dem Fingerspitzengefühl und dem DFB scheint es da aber wie mit GE und Dortmund zu sein. Wo wird dieser Wahnsinn noch enden?


Der Deutsche Fußballbund hat an diesem Abend ordentlich einstecken müssen – und das eben nicht nur durch die so genannten „Problemfans“! Bleibt zu hoffen, dass in den oberen Reihen ein Umdenken in die richtige Richtung stattfindet. Und die heißt nicht „herzlich Willkommen allen mitgereisten Fans zum Pokalfinale in China!“

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