Licht und Schatten bei den Sommertransfers des BVB
Mit diesem Text endet unsere kleine Serie, in der wir es uns in der Winterpause zur Aufgabe gemacht haben, die Neuverpflichtungen des BVB genauer unter die Lupe zu nehmen. Ähnlich wie die Hinrunde der gesamten Mannschaft, fällt auch das Fazit im Hinblick auf die Sommertransfers eher durchwachsen aus. Der (zum Teil) gezwungene Umbruch hat seine Spuren hinterlassen und ja, auch wenn das sicherlich viele Leser nicht mehr hören können, die Fußstapfen, die durch die Abgänge von Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan entstanden sind, sind für einige Neuzugänge bisher zu groß. Persönlich möchte ich jetzt gar nicht nochmal ausufernd detailliert jeden einzelnen Spieler durchgehen, denn die Artikel sprechen in den einzelnen Fällen für sich, aber vielleicht hilft es auch sich zu vergegenwärtigen, dass diverse Spieler mit unterschiedlichsten Problemen zu kämpfen hatten, die deren Entwicklung und Anpassung bis dato etwas hemmten. Aus diesem Grund habe ich versucht, die acht Spieler lose in drei Gruppen zu kategorisieren.
Im Rampenlicht standen in der Hinrunde unbestritten Ousmane Dembélé, Raphael Guerreiro und mit (größeren) Abstrichen Emre Mor. Bereits nach wenigen Spielen hat Dembélé eine bedeutende Rolle in der Offensive des BVB eingenommen, die ihm sogar einige Nominierungen für die A-Nationalmannschaft Frankreichs bescherte. Er besticht durch geschmeidige Tempodribblings und Übersicht, hat aber ab und an noch mit seiner jugendlichen Ungestümtheit zu kämpfen, die den Zuschauer bisweilen etwas verzweifeln lässt. Auch Raphael Guerreiro, der zweite Neuzugang aus der Ligue 1, konnte direkt erheblichen Einfluss auf das Spiel nehmen, wurde allerdings durch langwierige muskuläre Probleme zurückgeworfen, die möglicherweise auch eine Folge der hohen Belastung durch die Europameisterschaft im Sommer waren. Nichtsdestotrotz können beide Verpflichtungen als die Königstransfers bezeichnet werden, da deren Potenzial mehr als ersichtlich ist und die für sie aufgerufenen Transfersummen vergleichsweise gering waren.
Ein weiterer Kandidat, der sich zumindest ins Blickfeld spielen konnte, ist Emre Mor. Im Vergleich zu Dembélé agiert er noch jugendlicher auf dem Feld. Seine Fähigkeiten im Dribbling sind herausragend, seine Fähigkeit, diese Aktionen zu dosieren, aber leider nicht. Das führt dann teilweise dazu, dass er es mit der Anzahl der Dribblings übertreibt und den Überblick für das Spiel und seine Mitspieler etwas aus den Augen verliert. Dennoch ist auch bei ihm unverkennbar, was für ein Juwel der BVB günstig aus Dänemark verpflichtet hat. Die Frage, die man sich dazu aber stellen muss, lautet: Wie lange wird es dauern, bis Mor geschliffen ist?
Die zweite Kategorie der Neuzugänge bilden Mario Götze und André Schürrle, die die teuersten Verpflichtungen des vergangenen Sommers waren. Festhalten muss man bisher, dass beide noch hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben sind. Dies nicht mal unbedingt aufgrund der bezahlten Ablösesummen, sondern vor dem Hintergrund dessen, was beide Spieler in der Vergangenheit ihrer Karrieren bisher gezeigt haben. Götze nimmt beispielsweise eine viel unspektakulärere Rolle in der Mannschaft des BVB ein, als er es noch unter Jürgen Klopp tat. Im Trainingslager sagte er jüngst, dass seine Lieblingsposition nun die Acht sei, da er das Spiel von dort deutlich besser kontrollieren und Verantwortung übernehmen könne. Für das Spektakuläre stehen nun andere Spieler im Kader und seine Fähigkeiten sind in der neuen Rolle auch in der Hinrunde vereinzelt durchgeblitzt, er muss sich allerdings bemühen, noch deutlich mehr Einfluss auf das Spiel zu nehmen.
Tuchel-Schüler André Schürrle startete gut in die Saison, bezahlte aber seinen Last-Minute-Treffer gegen Real Madrid damit, für einen Großteil der Hinrunde nicht mehr richtig fit zu werden, da er nach einer Knieverletzung zu früh zurückkehrte. Seine Leistungen sind aus diesem Grund etwas schwer zu beurteilen. In jedem Fall ergibt sich für Schürrle durch die Abstellung von Aubameyang zum Afrika-Cup und den in den nächsten Tagen vollzogenen Transfer von Adrian Ramos in Richtung Granada/China eine neue Chance, da er in der Sturmspitze spielen kann. Seine bisherigen Einsätze in den Testspielen waren, abgesehen von einigen Läufen ins Abseits, vielversprechend. Von Götze und Schürrle muss in der Zukunft noch mehr kommen.
Last but not least der Blick auf die Zugänge Sebastian Rode, Marc Bartra und Mikel Merino, deren Einsätze einen bis dato mit einem Fragezeichen auf dem Kopf zurücklassen. Ob Rode vor dem Hintergrund der Niederlage in Liverpool verpflicht wurde, einfach um einen Spieler in den eigenen Reihe zu haben, der im Fall der Fälle auch mal "dagegenhält", lässt sich nicht sagen. Es ist bisher jedoch nicht gelungen, eine adäquate Position für ihn im BVB-Spiel zu finden. Marc Bartra wackelte in der Innenverteidigung auch mehr, als dass er für Konstanz in der Abwehr sorgte. In seinem Fall muss allerdings einfach einmal abgewartet werden, wie er sich weiterentwickelt. Thomas Tuchel sprach vor ein paar Wochen ja davon, dass es im Fall Bartra etwas Zeit und Geduld benötigen würde.
Dem einen oder anderen Leser ist sicherlich aufgefallen, dass Mikel Merino gar keinen eigenen Text von uns erhalten hat. Grund dafür war seine geringe Einsatzzeit, die kaum dazu ausreichte, um ihn abschließend zu bewerten. Sein Name sorgte eher in Verbindung mit einem möglichen Transfer für Aufsehen, beim BVB scheint man sich aber dazu entschlossen zu haben, den Spanier zu behalten. In den Vorbereitungsspielen der Winterpause machte er auf seiner angestammten Mittelfeldposition einen guten Eindruck und bestach durch kluge Pässe. Auch in seinem Fall gilt es abzuwarten, er lässt sein Potenzial ab und an hindurchschimmern.
Alles in allem hat Borussia im Sommer einige interessante Tranfers getätigt, die, sollten sich einzelne Spieler weiter so rasant entwickeln, zu gegebenem Zeitpunkt ordentlich Geld in die Kassen spülen werden. Darüber hinaus gab es aber auch Problemfälle, die durch Verletzungen zurückgeworfen wurden oder sich schlicht noch nicht an die Gegebenheiten in Dortmund anpassen konnten. Es bleibt aus diesen Gründen festzuhalten, dass das Transferfenster im Sommer eher durchwachsen genutzt wurde, aber jede Neuverpflichtung kann auch nicht sofort ein Volltreffer sein.
DerJungeMitDemBall, 18.01.2017
Hier könnt Ihr mehr über die Neuzugänge dieser Saison erfahren: