Ousmane Dembélé - der beste Sommer-Transfer?
Als Ousmane Dembélé im Sommer nach Dortmund wechselte und den Ballspielverein rund stolze 15 Millionen Euro gekostet haben soll, waren die Erwartungen an den jungen Franzosen groß. Auch, weil das Mittelfeld nach den Abgängen von Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan generell ziemlich neu besetzt werden sollte und noch unklar war, wer die neue Rolle des Spielmachers bei der Borussia übernehmen soll. Kein Wunder also, dass der erst 19-Jährige speziell von allen Anhängern beobachtet werden sollte. Am Ende der Hinrunde (wir nennen sie nach 16 Spielen und der nun fast hinter uns liegenden Winterpause einfach mal so) lässt sich über Dembélé insgesamt wohl eine positivere Meinung finden als so mancher Fan dies zwischenzeitig getan hätte.
Man kann nämlich festhalten, dass Dembélé von allen Neuzugängen im vergangenen Halbjahr die größte Entwicklung durchlaufen hat. Und ehrlich gesagt kam dies noch nicht mal großartig überraschend. Schon in den ersten Auftritten merkte man Ousmane zum einen eine große Unbekümmertheit an. Die Last der doch recht hohen Ablösesumme für einen jungen Spieler und der Medienhype, der auch aufgrund der Interessensbekundungen anderer Vereine entstand, schien ihn wenig zu treffen. Zum anderen konnte man aber doch recht schnell sehen, dass Dembélé vor allem eines besitzt: eine Menge Potential. Oft vernaschte er direkt mehrere Gegenspieler auf einmal oder hintereinander und überzeugte dabei durch seine Technik und seine Schnelligkeit. Genauso häufig lastete aber ein Makel an Dembélé, den er im Lauf der Hinrunde zwar nicht komplett, aber doch schon merkbar beseitigen konnte: die schwache Entscheidungsfindung. Jeder Fan von Borussia Dortmund wird sich wohl an die eine oder andere Aktion erinnern, an dem das Handeln des Franzosen zunächst von einem bewundernden „Aaaaaaaaaah“ begleitet wurde, kurze Zeit später aber ein enttäuschtes „Ohhhh“ folgte. Dann nämlich, wenn der abschließende Ball mal wieder vergeigt wurde. So versuchte sich Dembélé in diesen Szenen an dem berüchtigten Mann, der eben doch zu viel ist, um ihn auch noch auszuspielen. Oder er spielte einen Fehlpass oder schloss mit einem schwachen Abschluss Richtung Tor ab. Man litt quasi mit dem Neuzugang. Das Potential floss ihm fast aus den Ohren heraus, er konnte es immer wieder andeuten, aber insgesamt doch recht selten komplett abrufen, zumindest in der ersten Hälfte der Hinrunde.
Außerdem haderte man bei Ousmane – oft auch im Doppelpack zusammen mit Emre Mor – mit seinem Temperament. Gegen den Sportclub aus Freiburg hatte Dembélé noch in der ersten Hälfte Glück, nicht mit der Ampelkarte vom Platz zu fliegen, als er die Entscheidung des Schiedsrichters, der ihm nach einem Zweikampf die gelbe Karte zeigte, mit höhnischem Beifall begleitete. Man mag sich auch an das zornige Handschuh-Wegwerfen gegen die Hertha oder manch andere Aktion erinnern, in der Dembélé Schwierigkeiten hatte, sich zusammen zu reißen. Auch hier hat man allerdings den Eindruck, dass ihm dies im Verlauf der Hinserie immer besser gelungen ist. Außerdem muss man ihm zugestehen, dass er durch seinen Spilstil oft auf die Socken bekommt und dies sicherlich keine Erfahrung ist, die man immer und immer wieder einfach über sich ergehen lässt – aber die Fouldiskussion wollen wir an dieser Stelle gar nicht eröffnen.
Bleiben wir doch lieber bei Ousmane, der vor allem in den letzten Spielen vor der Winterpause richtig Spaß machte und für den man doch ein wenig traurig war, dass die Bundesliga nun erst einmal nicht weiter ging. Starke Dribblings, mit denen er oft genug für Raumgewinn sorgte, sehenswerte Pässe und einige gelungene Abschlüsse ersetzten in den letzten Partien die durchwachsenen oder gar negativen Erinnerungen, die man an den Neuzugang der ersten Pflichtspiele vielleicht im Kopf hatte. Kein Wunder also, dass auch die nackten Zahlen darstellen, dass Dembélé nach der Hinrunde durchaus als gelungener Neuzugang gesehen werden kann. Einzig und allein gegen den FC Bayern München kam Ousmane in jedem Pflichtspiel für die Borussia zum Einsatz, dabei elf (von 16) Mal in der Bundesliga von Beginn an. In der Champions League startete er in jedem Gruppenspiel und im DFB-Pokal wurde er einmal eingewechselt und stand einmal in der beginnenden Formation. Allein diese Tatsache ist ein echtes Ausrufezeichen, vor allem wenn man bedenkt, wie wichtig die Rotation unter Thomas Tuchel in dieser Saison geworden ist. Verpasst ein Spieler dann nur ein einziges Pflichtspiel (und dies wohl auch eher aus taktischen denn aus Leistungsgründen), scheint erstens der Trainer von diesem Spieler überzeugt und zweitens der Spieler seine Rolle auch gar nicht so schlecht zu machen. Dies unterstreicht dann auch eine weitere Statistik, nämlich die fünf Tore und vor allem zwölf Assists, auf die es der 19-Jährige in seinen insgesamt 24 Auftritten für den Ballspielverein gebracht hat. Nur Rabas Emil Forsberg konnte in der Bundesliga bislang mehr Vorlagen als unser Franzose sammeln, der sich ansonsten an der Seite von Jungs wie Yunus Malli und Vincenzo Griffo befindet, eben unter den Top-Vorlagengebern von Deutschlands höchster Profiliga.
Die Zahlen belegen also den Eindruck, den ich versuchte, in den ersten Abschnitten deutlich zu machen. Ousmane Dembélé scheint in Dortmund angekommen zu sein. Mit großer Unbekümmertheit hat er sich schon in die Herzen von so manchem Fan gedribbelt, gepasst oder geschossen und wenn man sich immer wieder vor Augen hält, dass der Junge erst 19 Jahre jung ist, scheint die Luft nach oben nahezu grenzenlos sein. Es ist schon auffällig, dass man in der Gesamtbewertung der Neuzugänge des BVB geneigt ist, Dembélé nach ganz oben zu stellen – vor allem, wenn auch Namen wie André Schürrle oder Mario Götze mittlerweile das schwarzgelbe Trikot schmücken.
Schafft Dembélé es weiterhin, an seiner Entscheidungsfindung zu arbeiten, sein Temperament im Zaum zu halten und verletzungsfrei zu bleiben (denn auch dies ist durch die Tatsache, dass er oft nur durch ein Foulspiel gestoppt werden kann, nicht selbstverständlich), werden wir noch sehr viel Freude an ihm haben. Versprochen – oder wie ich mit meinem gebrochenen Französisch vielleicht noch sagen kann: Je promis!
Vanni, 16.01.2017
Einen genauen Blick auf die anderen Sommer-Neuzugänge des Ballspielvereins findet ihr hier: