Rechte Gewalt während Testspiel in Bochum: BVB tritt Nazis entgegen
Rund um das Testspiel des BVB beim VfL Bochum am Freitagabend ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Bochum-Anhängern und unter anderem rechtsextremen Dortmundern gekommen. Nun tritt der Verein öffentlich der wiederholten versuchten Vereinnahmung durch Rechtsradikale entgegen.
Bereits vor dem Spiel fiel im Stadionumfeld eine Gruppe, unter der nach WDR-Informationen Dortmunder Neonazis, Sympathisanten und Mitglieder der rechtsextremistischen Splitterpartei „Die Rechte“ waren, auf, als sie den BVB-Fanbeauftragten Jens Volke als „Juden-Jens“ titulierte. Augenzeugenberichten zufolge waren auch jüngere Mitglieder der „Borussenfront“ dabei und gemeinsam zeigten sie während der Partie Präsenz im Gästeblock des Bochumer Ruhrstadions. Rechtsextreme hatten Jens Volke in der Vergangenheit bereits des Öfteren auf diese Art verunglimpft, im Februar 2013 war er während eines Auswärtsspiels in Donezk außerdem von rechten Tätern angegriffen worden. Jens Volke ist Mitbegründer von schwatzgelb.de, der BVB-Fanabteilung sowie der Ultras-Gruppierung The Unity. Seit mehr als sieben Jahren steht er in den Diensten des BVB, wo er sich nachdrücklich auch für antirassistische Projekte einsetzt.
Nach Abpfiff kam es auf der Castroper Straße dann zu Auseinandersetzungen, als eine weitere, hauptsächlich aus Alt-Hooligans bestehende Gruppierung aus Dortmund und Bochumer Hooligans aufeinander prallten. In der Folge mischten sich auch Neonazis in die Schlägerei ein. Von der Polizei vorerst getrennt, kochte die Situation am Bochumer Hauptbahnhof erneut hoch, als VfL-Anhänger die beiden Dortmunder Gruppen angriffen. Nach Angaben der Bochumer Polizei wurden am Freitag 19 Fans beider Lager festgenommen. In vier Fällen ermittle die Staatsanwaltschaft wegen Landfriedensbruchs, in einem wegen Widerstands.
Der BVB teilt in einer Pressemitteilung am heutigen Donnerstag mit, er habe den VfL Bochum und die Bochumer Polizei im Vorfeld informiert, dass mit einem massiven Auftreten der rechtsextremen Szene zu rechnen sei. Da gegen diese Personen jedoch weder ein bundesweites Stadion- noch ein Hausverbot vorliegt, konnten sie nicht am Betreten des Stadion gehindert werden. Darüber hinaus wehrt sich der Verein gegen Rechtsradikale im eigenen Umfeld: "Borussia Dortmund steht für Vielfalt, Toleranz und distanziert sich durch sein Engagement deutlich von Rassismus und Diskriminierung. Wir versichern unseren Fans, aber auch den Rechtsextremen, dass wir im Kampf für unsere Werte und Traditionen auch in Zukunft nicht nachlassen werden." Auf Basis der polizeilichen Ermittlungsarbeit werde man "das Maximum rechtlicher Möglichkeiten" gegen rechte Straftäter ausnutzen.
Immer wieder haben Neonazis in der jüngeren Vergangenheit versucht, sich bei Spielen von Borussia Dortmund zu inszenieren und diese als Plattform zu missbrauchen. Zuletzt misslang dies vor rund zwei Wochen während eines Testspiels der zweiten Mannschaft beim Lüner SV, als antirassistische Dortmunder Ultras die Rechtsextremen vertrieben. "Mit großer Besorgnis beobachtet Borussia Dortmund seit einigen Wochen, dass rechtsextreme und rechtsradikale Gruppierungen, die ansonsten keinerlei Beziehung zum Fußball haben, die Popularität des BVB und die große Bühne des Fußballs suchen, um Präsenz zu zeigen, Drohgebärden einzunehmen und so öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen", heißt es seitens des Vereins.
Zu den Agitationen der rechten Szene im BVB-Umfeld hat die Fan-Inintiative ballspiel.vereint! eine lesenswerte Zusammenfassung geschrieben.
Malte S., 22.07.2015