Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!
An einem Sonntagmittag bei gefühlten 50°C gibt es viele tolle Möglichkeiten, der Hitze zu trotzen. Eis essen oder ins Freibad gehen zum Beispiel. Die Wahnsinnigen unter uns trieb es gestern allerdings ins Westfalenstadion und wäre der Gästeblock vollzählig angetreten, wäre sogar das altbekannte "Ausverkauft" zu hören gewesen.
Hüpfen gegen den Kreislaufkollaps
Die Stimmung beschränkte sich in der ersten Hälfte auf den "zentralen Kern", was sich aber in der zweiten Hälfte aufgrund von euphorischen Meisterschaftsgesängen änderte. Ungewohnt aktiv war zwischenzeitlich sogar der nordöstliche Bereich des Stadions, der fest in schwarzgelber Hand teilweise seine eigene Hüpfparty gegen den völligen Hitzekollaps veranstaltete. Auch die Osttribüne ließ es sich nicht nehmen, als erste Sitzplatztribüne den Aufforderungen der Süd Folge zu leisten und begeistert klatschend in die "Spitzenreiter"-Gesänge einzustimmen. So wurde nach dem 2:0 auch kurzzeitig jeder Ballbesitz gefeiert und das folgende "Wer wird deutscher Meister?" ließ endlich die gesamte Süd erbeben. Auch die Rettungskräfte legten die Kilometer ihres Lebens zurück, über hundert Einsätze am gestrigen Tag. Zudem wurden über 16.500 Portionen Mineralwasser verkauft. Leider kam es zwischenzeitlich zu Engpässen, jedoch gab es zu jeder Zeit andere Getränke und kostenfreie Verteilung durch Volunteers. Für einen faden Beigeschmack sorgten wenige Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit die Herthaner, die inmitten ihres Blocks einen Böller zündeten, der für sieben weitere Einsätze seitens der Rettungskräfte sorgte.
Mit Arbeitssieg zur Tabellenführung
Schon zu Beginn machte die Borussia viel Druck in Richtung gegnerisches Tor, zeitweise befand sich nur Roman Bürki in der eigenen Hälfte. Anfangs war es wieder Mkhitaryan, der leider etwas zu optimistisch auf Ginter vorlegte und so klarstellte, dass die drei Punkte definitiv in Dortmund bleiben sollten. In der 13. Minute antworteten die Berliner durch einen von "Sparta" Sokratis geklärten Schuss von Haraguchi. Selbiger kam zwei Minuten später wieder fast allein vor Bürki zum Abschluss, Hummels rettete. Neben Kagawa und Gündogan wuchs Marcel Schmelzer über sich hinaus. Wie schon im letzten Spiel wollte er auch gestern testen, wie sich der Rasen in der Nähe des gegnerischen 16ers anfühlt und so kam er in der 16. Minute zu seinem Torschuss aus etwa 25 Metern. Grundsätzlich liefen die meisten Angriffe unsererseits über links, Hertha hatte dem in der ersten Hälfte nur eine 5er-Abwehrkette entgegenzusetzen. Schlag auf Schlag ging es in diesen Minuten, in denen unter anderem Aubameyang, der sich, seiner Frisur nach zu beurteilen, scheinbar vorher den Kopf an der Decke seines Lamborghini gestoßen hatte, nur knapp am Ball vorbeirutschte. Nach einem in der 24. Minute abgewehrten Freistoßschuss von Reus führte dieser eine darauffolgende Ecke kurz aus, woraufhin Hummels die Vorlage Kagawas nutzte und per Kopf in der 27. Minute den 1:0 Führungstreffer erzielte. Zum Ende der ersten Halbzeit wagte Mkhitaryan einen Direktschuss aus 25 Metern, der vorerst letzte Versuch, auf ein 2:0 zu erhöhen.
In der zweiten Halbzeit kam Ex-Münchner Weiser für Stocker und machte direkt durch eine gelbe Karte nach einem Foul an Passquotengott Weigl auf sich aufmerksam. Zuvor sorgte die Kombination Aubameyang, Reus, Mkhitaryan für einen weiteren Versuch, Torjubelluft zu schnuppern. Eben dieser Aubameyang war dann in der 51. Minute nach Vorlage von Ginter der Erlöser. Der Tempel erwachte und feierte die Tabellenführung, den vor-den-Blauen-Tabellenplatz und einen Fußball, der Lust auf mehr macht. Und so folgte wenige Minuten später ein weiterer Schuss von Auba, bei dem der Ball knapp über das Tor hinausflog. Der zuvor einmal in Not geratene Bürki klärte in der 64. Minute sicher, woraufhin Aubameyang Berlins Torwart Kraft zu einer Klärung per Kopf zwang und somit die Torschussquote auf 8:2 verbesserte. Auf seine sieben Minuten später folgende Auswechslung gab es Standing Ovations und wilden Beifall. Reus vergab weitere Großchancen und Gündogan zeigte kurz darauf Zauberfußball der besonderen Art, indem er den Ball im Lauf sich selbst zurücklegte, umdrehte und leider doch an Berlins Abwehr scheiterte. In der 78. Minute folgte dann nach einem einen-Gang-zurückschalten unsererseits leider der Anschlusstreffer für Berlin durch Kalou, nachdem Bürki einen Ball zuvor nicht festhalten konnte. Weiter sorgte immer wieder die "griechische Felswand" dafür, dass Hertha weitere Möglichkeiten verborgen blieben. Für einen erfreulichen Moment sorgte dann noch einmal die Südtribüne, als Mkhitaryan erneut eine Großchance vergab, woraufhin umgehend Sprechchöre folgten. In den letzten Minuten pfiff der Schiedsrichter dann den bestmöglichen Blödsinn zusammen, doch nach einem im Abseits endenden Versuch von Ramos sorgte genau dieser dann doch für die wiedergewonnene Tabellenführung, nachdem Kagawa und Mkhitaryan den Ball durch den gegnerischen 16er wandern ließen. Nach vier Minuten Nachspielzeit dann der erlösende Pfiff und Mannschaft und Fans "feierten die Meisterschaft".
Daten zum Spiel
BVB: Bürki - Ginter, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Weigl - Gündogan (79. Ramos), Kagawa, Mkhitaryan - Aubameyang (71. Hofmann), Reus (79. Piszczek)
Hertha BSC: Kraft - Pekarik, Langkamp, Lustenberger, Brooks, Plattenhardt - Stocker (46. Weiser), Skjelbred (58. Baumjohann), Darida, van den Bergh (71. Kalou) - Haraguchi
Tore: 1:0 Hummels (27.Minute) 2:0 Aubameyang (51.Minute) 2:1 Kalou (78. Minute) 3:1 Ramos (90+3. Minute)
Schiedsrichter: Guido Winkmann
Zuschauer: 80.500
Gelbe Karten: van den Bergh, Weiser
Ecken: 5:1
Michi, 31.08.2015