Nach Debakel von Hamburg ist eine Trotzreaktion gegen Zenit Pflicht!
Wiedergutmachung - nichts Anderes als das ist die Pflichtaufgabe für die Borussia am Dienstagabend im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals. Um 18 Uhr deutscher Zeit tritt der BVB bei Zenit St. Petersburg an.
Dabei muss nicht zwingend ein Sieg herausspringen, von fundamentaler Bedeutung aus Fan-Sicht ist schlichtweg ein komplett anderes Auftreten als am Samstag bei dem Debakel gegen den Hamburger SV. Mit „Frechheit“ ist die pomadige, ideen- und leidenschaftslose Spielweise aus dem Volkspark noch sehr höflich umschrieben. Das Bild, das die Schwarzgelben dort abgaben, erinnerte an die dunkelsten Zeiten unter Thomas Doll oder Jürgen Röber - und zählt wohl zu den schlechtesten Auftritten in der Ära Klopp.
Am Dienstagabend ist eine Trotzreaktion gefordert! Gegen Zenit St. Petersburg steht die Mannschaft in der Pflicht, zu zeigen, dass der vergangene Samstag ein einmaliger Ausrutscher gewesen ist. Und letztlich hege ich daran eigentlich auch keinen Zweifel, dass wir nun wieder das normale, das leidenschaftlich-kämpferische Gesicht der Borussia sehen werden. Vielleicht kam das 0:3 auch gerade deswegen zustande, weil man neben einer Unterschätzung des Kellerkindes gedanklich auch schon im russischen Winter weilte.
Bender fällt verletzt aus
Fehlen wird den Schwatzgelben dabei Sven Bender. Der Mittelfeldmotor hat sich eine Schambeinentzündung zugezogen, womit er wohl rund zehn Wochen ausfallen wird. Seine Position in der Doppel-Sechs neben Nuri Sahin wird aller Voraussicht nach Sebastian Kehl einnehmen. In der Vierer-Abwehrkette dürfte die Rückkehr von Mats Hummels ein Kampf gegen die Zeit werden, nachdem er in der vergangenen Woche Schmerzen beim Training verspürte. Wahrscheinlicher scheint ein Einsatz des mittlerweile für die Champions League nachgemeldeten Manuel Friedrich innen neben Sokratis zu sein, auf den Außen werden Lukasz Piszczek rechts und Marcel Schmelzer links beginnen.
In der offensiven Dreierreihe hinter der Sturmspitze Robert Lewandowski sind Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan gesetzt. Für die Position auf der linken Seite kommen sowohl der Rekonvaleszent Marco Reus in Frage, aufgrund von Reus‘ möglichem Rückstand möglicherweise aber auch Kevin Großkreutz. Ein Einsatz von Reus erscheint aufgrund dessen größerer Kreativität jedoch wahrscheinlicher. Ein Kämpfer Kevin könnte dem Dortmunder Spiel jedoch gerade im kalten Petrowski-Stadion - erwartet werden Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt - ebenfalls gut zu Gesicht stehen. Und immerhin war es Kevin, der mit seinem Treffer zum 2:1-Sieg in Marseille überhaupt die Weichen für diese nächste Runde gestellt hatte.
Hulk der Star bei Zenit
Der Star bei den Gastgebern ist eindeutig Givanildo Vieira de Souza, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Hulk. Das brasilianische Kraftpaket wird vermutlich auf der rechten Seite auflaufen, er ist jedoch auf allen Positionen der offensiven Dreierreihe einsetzbar. Überhaupt ist die Offensive wohl das Prunkstück der Russen. Für die Sturmspitze stehen Aleksandr Kerzhakov und Andrey Arshavin zur Verfügung. Letzterer könnte jedoch die Position hinter der Sturmspitze besetzen.
Im Mittelfeld besitzt der Belgier Axel Witsel auf der Doppelsechs wohl den klangvollsten Namen. Auch der aus der Bundesliga bekannte, 34-jährige Routinier Anatoliy Tymoshchuk steht hier parat. Tymoshchuk kam international jedoch zuletzt im August in den Playoffs für Zenit gegen Pacos Ferreira (4:1/4:2) zum Einsatz.
Russische Liga noch in der Winterpause
Da sich die russische Liga im Moment seit Anfang Dezember in der Winterpause befindet, konnte sich die Mannschaft von Trainer Luciano Spalletti nur mit Freundschaftsspielen auf das Achtelfinale vorbereiten. Dass dies nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, bewies Schachtar Donezk im vergangenen Jahr, ebenfalls im Achtelfinale, zumindest im Hinspiel zuhause gegen den BVB (2:2). Von den elf Vorbereitungsspielen in diesem Jahr gewann Zenit sechs, spielte zweimal unentschieden und verlor dreimal, darunter auch einmal Ende Januar mit 1:2 gegen Donezk. Die Generalprobe glückte am Samstag jedoch mit einem 2:0-Erfolg gegen den estnischen Verein JK Trans Narva.
In der Liga belegt Zenit derzeit nach 19 von 30 Spielen den zweiten Platz, punktgleich mit Tabellenführer Lokomotive Moskau. In der Champions League setzten sich die St. Petersburger als Gruppenzweiter hinter Atletico Madrid und vor dem FC Porto und der Wiener Austria durch. Dabei gelang den Russen lediglich ein einziger Sieg (1:0 beim FC Porto), bei drei Unentschieden und zwei Niederlagen.
Zu unterschätzen ist der Gegner auf keinen Fall, gerade auswärts.
Aber mit der eingangs angesprochenen Leistungssteigerung gegenüber dem vergangenen Samstag kann man wohl dennoch einigermaßen optimistisch auf dieses Duell blicken, gerade angesichts des Rückspiels am 25. März im Westfalenstadion.
Ein kleines Bonbon wartet übrigens auf die 1.070 Dortmunder Gästefans am Petrowski-Stadion. Aufgrund des Wetters entschlossen sich die Zenit-Verantwortlichen, allen Gästen am Stadion Gratistee und kleine Snacks anzubieten, um die Wartezeit kurzweiliger zu gestalten.
So könnten Sie spielen:
Zenit: Lodygin - Anyukov, Hubocan, Lombaerts, Criscito - Fayzulin, Witsel - Hulk, Arshavin, Ryazantsev - Kerzhakov.