Eintrittspreise gegen Real: Was schert mich mein Geschwätz von gestern?
Borussia gegen Real. Das ist inzwischen nicht nur eine Begegnung der Kategorie „...und täglich grüßt das Murmeltier“, es ist für Borussen vor allem auch ein teures Vergnügen. Seit der Verein seinen Dauerkartenkunden die Rechnung für die Viertelfinalkarten zugeschickt hat, mehren sich die Unmutsbekundungen über die schwarzgelbe Preispolitik. Denn der BVB hatte die Bedingungen für Dauerkartenbesitzer zuletzt ohnehin schon sukzessiv verschlechtert.
Eigentlich läuft das ja so: Als Dauerkarteninhaber garantiert man dem BVB volle Hütte für alle Spiele, egal ob es gegen Bayern München geht oder sich der Gegner doch nur Greuther Fürth schimpft. Für den Verein sind Dauerkarten eine super Sache. Und weil das so ist, gewährt er seinen treuen Kunden dafür auch einen Rabatt, so dass beide etwas davon haben. Auf der Südtribüne kostet die Karte pro Spiel daher 11,20 Euro gegenüber 16 Euro an der Tageskasse, auf den Sitzplätzen macht dieser Vorteil sogar bis zu 15 Euro pro Spiel aus. Soweit zur gängigen Praxis.
Was internationale Spiele betrifft, so hat Borussia Dortmund die Bedingungen für Dauerkartenbesitzer in den vergangenen Jahren jedoch peu à peu verschlechtert. Noch vor drei Jahren hatte jeder Dauerkartenkunde Runde für Runde die Wahl, für seinen Platz auch eine Europapokalkarte zu erstehen – oder eben nicht. Dieses Vorrecht wurde als erstes gekippt und so muss man sich heute bereits zu Saisonbeginn dafür entscheiden, alle DFB-Pokal- oder Europapokalkarten abzunehmen – ganz gleich, ob man die Spiele sehen kann und will oder eben nicht. Andernfalls verfällt das Vorkaufsrecht für alle Zeiten.
Das ist für den Einzelnen nicht mehr ganz so komfortabel, entspricht jedoch immerhin dem Wesen einer Dauerkarte: Wer Real Madrid sehen will, muss ebene auch für St. Petersburg die Karte kaufen. Soweit, so unkritisch.
Doch indem der BVB aus der einstigen Option eine faktische internationale Dauerkarte mit Abnahmezwang aller Spiele gemacht hat, hat er sämtliche Vorteile daraus weitgehend sich selbst zugestanden. Denn während es in der Gruppenphase zumindest noch einen kleinen Rabatt auf die Eintrittspreise gibt, zahlt der Dauerkartenkunde ab der KO-Runde dann regelmäßig Tageskartenpreise. Mehr noch: Seit der vergangenen Saison behält sich der BVB vor, für diese Spiele zusätzlich auch einen Topspielzuschlag von bis zu 20% zu erheben. Für den Kunden bedeutet dies die vielbeschworene Katze im Sacke, denn vor der Saison weiß natürlich niemand, welche Kosten ihn tatsächlich erwarten, sprich: wieviele Runden der BVB übersteht und welchen Aufpreis der Verein für jede dieser Runden erhebt.
Statt Rabatt also nun sogar ein Aufschlag. Und der wiegt auf der Südtribüne noch umso größer. Obwohl dort auch bei internationalen Spielen gestanden wird und dem Einzelnen nicht einmal die theoretische Möglichkeit bliebe, das Geschehen im Sitzen zu verfolgen, hatte der BVB die Südtribünenpreise bei diesen Partien ohnehin schon pauschal über den regulären Tageskartenpreis hinaus angehoben. Statt 16 Euro Tageskartenpreis in der Bundesliga und trotz Dauerkarte werden für die Champions League so auch bei wenig glamourösen Gegnern wie Schachtjor Donezk oder Zenit St. Petersburg regelmäßig mehr als 18 Euro fällig. Gegen Real Madrid gönnt sich der BVB nun aber einen noch tieferen Schluck aus der Pulle und genehmigt sich stolze 21,50 Euro für die Südtribüne.
Nun kann man sicher darüber streiten, ob ein Viertelfinale gegen Real Madrid derartige Preise nicht doch rechtfertigt. Doch um die Fans zu beschwichtigen hatte der BVB vor nicht einmal zwei Jahren, als die aus Kundensicht zahlreichen Änderungen zum Schlechten hin eingeführt wurden, seinen Stammkunden noch Folgendes zugesichert, um den damaligen Ärger zu beschwichtigen:
„Bei Stehplätzen bzw. infolge der Vorgaben der UEFA in Sitzplätze umgerüstete Stehplätze bleibt der Preis stets unter 20€ pro Karte.“
Heute ist von dieser Zusage nichts mehr übrig. Heimlich, still und leise fällt die einst gemachte Zusage.
Zur Erinnerung: Noch in der vergangenen Saison hatte sogar die Partie um den Finaleinzug gegen selbigen Gegner dort lediglich 18,40 Euro gekostet. Innerhalb eines Jahres und zusätzlich zu allen bisherigen Verschlechterungen nimmt sich der Verein also erneut einen Aufschlag von 17 Prozent von seinen treuesten Kunden. Ist das das „echte“ und „gradlinige“ Markenversprechen, das Borussia Dortmund inzwischen üblicherweise wie eine Monstranz vor sich her trägt?
In der Bundesliga-Fairness-Tabelle rangiert der BVB Jahr für Jahr auf den vorderen Plätzen. Ausgerechnet den eigenen Fans gegenüber aber fällt der Verein nun schon zum wiederholten Mal mit einem groben Foulspiel auf.
Arne, 31.03.2014