Mittwoch geht's weiter...
Nicht unerwartet verliert der BVB in Köln mit 1:2 und stürmt weiter in Richtung Tabellenkeller. Trotz spielerischer Überlegenheit kassiert der BVB verdient die dritte Auswärtsniederlage in Folge und knüpft an die Leistungen der letzten Spiele nahtlos an.
Improvisation ist alles
Wer gegen zehn Uhr am Samstag den Dortmunder Hauptbahnhof betrat wurde Zeuge einer eigenartigen Stimmung. Wegen dem Wochendstreik der GDL traf man kaum Reisende - und noch weniger schwatzgelbe Fußballfans an. Vereinzelt schoben einige Bundespolizisten ihren Dienst, die wohl extra aus Hünfeld / Hessen nach Dortmund gekommen waren, aber das war es dann auch schon. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Deutsche Bahn trotz Streik eine super Arbeit mit ihrem Notfahrplan geleistet hat. Neben den beiden NRW-Hauptschlagadern RE 1 und RE 6 fuhren neben der Eurobahn und der NordWestBahn eine ganze Reihe von weiteren Regional- und S-Bahnen. Auch im Fernverkehr wurde auf den Linien 30 und 42 ein Zweistundentakt aufrecht erhalten, auf der Linie 10 gab es sogar einen Stundentakt. In diesem Sinne ein großes Lob an die Deutsche Bahn, verbunden mit der Hoffnung, dass dem sächsischen Oberlokführer bald das Geld für weitere Mitgliederwerbung auf Kosten der Bevölkerung ausgeht.
In Köln angekommen bereitete ein ausverkauftes Müngersdorfer-Stadion und dazu traumhaftes Wetter einen perfekten Rahmen für einen schönen Fußballnachmittag. Dazu die freudige Erwartung auf die großen drei Rückkehrer Gündogan, Reus und Mkhitaryan. Doch die Stimmung sollte schon beim Aufwärmen leicht getrübt werden, als Erik Durm sich beim Aufwärmen verletzt und Jürgen Klopp kurz vor dem Anpfiff bereits umstellen muss. Großkreutz - wer sonst? - springt ein und auf der für ihn vorgesehenen Position rückt Marco Reus in die Startelf. Auch die übrigen Rückkehrer finden sich gleich in der Startelf wieder. Gündogan an der Seite von Kehl im defensiven Mittelfeld und Mkhitaryan im rechten offensiven Mittelfeld. Im Sturm erhält Immobil den Vorzug gegenüber Ramos und Aubameyang. Namentlich liest sich die Mannschaftsaufstellung des BVB hervorragend, doch, wie der Spielverlauf zeigen wird, reichen große Namen allein nicht aus, um gegen eine leidenschaftliche Kölner-Elf zu bestehen.
Everey game the same procedure
Als Marco Fritz das Spiel anpfeift, beginnt der BVB dominant und kontrolliert das Spiel. Fleißig gewinnen Kehl und Kagawa die Bälle im Mittelfeld, um sie dann schnell in die Spitze weiterzuleiten. Die ersten Minuten beruhigen die arg geschundene BVB-Seele. Der BVB überzeugt und Hoffnung keimt auf, dass der BVB mit einem blauen Auge die letzten Wochen und Ergebnisse vergessen machen kann. Die ersten Torchancen verbuchten Immobile und Reus, die aus guter Position jedoch knapp am Tor verzogen. Doch schon nach einer Viertelstunde zeigte der BVB das Gesicht der letzten Wochen, als er den FC zum Kontern einlud. Doch auch die Kölner vergeben zunächst ihre Chancen. Die Gastgeber stehen in der Folgezeit defensiv sattelfest in ihrer Hälfte und warten auf freundliche Einladungen des BVB zum Kontern…… und der BVB ist ein wohlerzogener Gast. Dank einfacher Fehlpässe und leichten Ballverlusten macht sich der BVB das Leben in der ersten Hälfte schwer. Eine Folge des nicht eingespielt Seins? Das Spiel wurde immer hektischer und zerfahrener und Köln, weiter sehr passiv agierend, kommt zu richtig guten Torchancen, die noch so gerade durch Piszczek und Hummels entschärft werden können. Doch fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff trifft der FC (Vogt, 40 Minute), nach einer Fehlerstafette des BVB. Kagawa, Gündogan und zuletzt Hummels kommen zu spät und können nicht verhindern, dass Vogt, locker an Roman Weidenfeller vorbei, das 1:0 erzielt. Karnevalstimmung in Köln. Mit viel Wut und Diskussionbedarf stiefeln die Herren in schwatzgelb in die Kabine.
Karnevalszeit vorverlegt
Unverändert kommen beide Mannschaften aus der Kabine. Der BVB zeigt die erhoffte Reaktion und wirkt entschlossen, das Spiel zu wenden. Ausgerechnet der Torschütze des FC lässt sich den Ball von Kagawa abluchsen, der Reus auf Reisen schickt und vorbildlich für Immobile auflegt. Eiskalt verwandelt der Italiener aus halblinker Position. 1:1! Jetzt kann es losgehen- oder? Doch der FC schüttelt sich kurz, um dann erneut durch aggressive Zweikampfführung den BVB vom eigenen Gehäuse fernzuhalten. Erschreckend ist zu beobachten, wie einfach der BVB in der Defensive in Bedrängnis gerät. Einfache, lange Bälle in die Spitze gespielt reichen aus, um in der BVB-Abwehr Alarmstufe-Rot auszulösen. Die Führung des FC in der 74. Minute kam daher nicht unerwartet. Typisch für den BVB in dieser schwierigen Phase, es war erneut ein vermeidbares Tor. Der eingewechselte Osako flankt halbherzig aus dem Halbfeld vor das Tor. Weidenfeller läuft unentschlossen an dem Ball vorbei und Zoller braucht freistehend nur noch einschieben. Ein katastrophaler Torwartfehler. Dass Piszczek noch ausrutschte und Zoller deshalb nicht stören konnte, ist nicht mehr als eine Randnotiz. 15 Minuten vor dem Abpfiff ist der BVB mit seinem Fußballer-Latein am Ende. Der BVB agiert in der Folgezeit kopflos, unstrukturiert und jeder Spieler war mehr mit sich und dem Schiedsrichter beschäftigt als mit dem runden Leder. Der Aufsteiger will erst gar nicht viel mit dem Ball anfangen, viel amüsanter schien es für die Kölner Spieler zu sein, wie der BVB sich durch Fehlpässe immer wieder selbst in Bedrängnis bringt. Von einem Endspurt mit dem Ziel, zumindest einen Punkt in Köln zu holen, war nichts zu sehen. Am Ende hat der FC noch genug Möglichkeiten, auf 3:1 zu erhöhen. Mit dem Abpfiff beginnt in Köln die Karnevalssession 2014 und in Dortmund die erste große Krise unter Jürgen Klopp.
Mund abputzen, weitermachen!
Die Niederlage in Köln schmerzt aus BVB-Sicht gewaltig. Sicherlich kann man jetzt einzelne Spieler hinterfragen. Warum springt -ja wenn er doch nur gesprungen wäre - ein Weidenfeller lustlos aus seinem Tor dem Ball entgegen, warum verteilt ein Weltmeister Hummels immer fleißig die Bälle an die braven Kölner? Soll man Reus, Gündogan und Mkhitaryan eine Schonfrist zugestehen? Eine andere Möglichkeit: Man bedient das Standard-Repertoire an Gründen, warum der BVB gerade in einer Krise steckt und versucht, eine logische Erklärung dafür zu finden. Aber, egal was man macht, Mittwoch geht es weiter…
Stimmungsbericht: Die Sonne schien uns auf's Gemüt
So haben sie gespielt
Köln: Horn-Olkowski, Mavraj, Wimmer Hector- Vogt, Lehmann- Risse, Halfar, Svento – Zoller
Dortmund: Weidenfeller- Piczcek, Sokratis, Hummels, Großkreutz- Gündogan, Kehl- Mkhitaryan, Kagawa, Reus- Immobile
Noten
Weidenfeller: Dicker Patzer zum 1:2, beim 0:1 auf dem falschen Fuß erwischt, ansonsten kaum gefordert (5+)
Piczcek: Viele seiner Flanken landeten im Nirgendwo. Wenige offensive Akzente in der Defensive dafür solide (3-)
Sokratis: Sehr solide und konsequent in der Verteidigung. (3+)
Hummels: Katastrophale Pässe im Spielaufbau und kommt beim 0:1 nicht in den Zweikampf (5)
Großkreutz: Sehr unauffällig und wenn, fiel er nur dadurch auf, dass er dem Gegner hinterherlief(4)
Gündogan: Solides Comeback! Nahm jeden Zweikampf an, auch wenn die entscheidenden im Mittelfeld verloren gingen (4)
Kehl: Unauffällig aber zweikampfstark (3-)
Mkhitaryan: Unauffällig mit wenig Kreativität und sehr zweikampfschwach. Gewann keine 1:1 Situation (4-)
Kagawa: Balleroberung ole, ansonsten mit wenig Durchschlagskraft (3+)
Reus: Mit einigen guten offensiven Szenen. Bereitet unter anderem den Ausgleich vor. (3+)
Immobile: Viele unglückliche Zweikämpfe, dafür aber eiskalt beim 1:1 im Abschluss (3,5)
Christoph, 18.10.2014