Spielbericht Profis

Niemals wie ihr...reloaded

18.05.2014, 17:08 Uhr von:  Redaktion

Perfekte Choreografie in der OstkurveNach der Champions League 2013 wieder eine Finalniederlage für den BVB gegen die Bayern. Die Redaktion schildert ihre Sicht auf das 0:2 (0:0/0:0) im DFB-Pokalfinale in Berlin.

Verdientes genommen

Wenn einem etwas genommen wird, was man sich eigentlich verdient hat, dann dominieren Verbitterung, Wut und Trauer die ersten Stunden. Bald danach kommt aber schon der Kampfgeist und die einem jeden Borussen eigene Stehaufmentalität wieder zum Vorschein und uns allen wird bewusst, dass uns dieses Finale und die Weise wie wir es verloren haben nur noch stärker und entschlossener zurückkehren lassen wird! Oder um es mit den toten Hosen auszudrücken: "Selbst wenn wir letzter sind und dauernd verlieren, es wird trotzdem nicht passieren, dass auch nur einer von uns mit euch tauschen will, denn ihr seid nicht wie wir!" (Nadja)

Wir müssen anders sein

Auch sonst zeigte sich die Kurve stimmgewaltiger als die BayernfansIch glaube, ich war selten mit einem verlorenen Spiel so im Reinen wie mit diesem. Ohne Abende wie heute wären Abende wie vor zwei Jahren niemals so magisch. Es hat nicht gereicht. Die letzten paar Prozent, die für einen Finalsieg gegen Bayern da sein müssen, waren eben nicht da. Sowas passiert. Um ein solches Spiel zu gewinnen, muss alles klappen, wenigstens aber vieles. Am Samstag hat mindestens das mit dem Schiedsrichter nicht geklappt. Aber - und das ist immer noch das wichtigste - die Mannschaft hat alles gegeben. Alles versucht. Mehr kann man nicht verlangen. Und genau deswegen war unsere (!) "Siegerehrung" in der Kurve auch so wahnsinnig wichtig. Weil wir, wie Jürgen Klopp es auf der Gala nach dem Spiel so treffend feststellte, eben dann doch anders sind und anders sein müssen. Wir kommen wieder. Nächstes Jahr, in fünf Jahren, vielleicht erst in dreißig. Wieder mit Zehntausenden in Stadt und Stadion. Und wieder mit diesem "Niemals so wie Ihr"-Gefühl. Diese Stille bei Abpfiff will ich nie, nie, nie bei einem eigenen Finalsieg erleben. Dann gehe ich lieber nicht mehr hin. (Arne)

Verdiente Siegesfeier für den Zweiten

Micky war leider ein TotalausfallDas war es also, das lang erwartete Pokalfinale. Was bleibt am Ende übrig? Eine Menge Enttäuschung, weil die Mannschaft für ihren aufopfernden Kampf und eine tolle Leistung nicht angemessen belohnt wurde. Eine Menge Unverständnis, und dies gleich auf mehreren Ebenen. Zum einen immer noch den Leuten – und besonders Vereinen – gegenüber, die sich gegen die Torlinientechnik stellen. Wie viele Beweise braucht man denn noch dafür, dass es ohne große Schwierigkeiten möglich wäre, solche Szenen wie die gestern zu vermeiden, auch wenn klar ist, dass bei einer Entscheidung pro Torlinientechnik vor kurzem diese im Finale noch nicht angewendet worden wäre? Unverständnis dann aber auch vor allem den Gewinnern des gestrigen Abends gegenüber. Gerade wenn man den Vergleich zu unserem Triumph 2012 zieht, kann ich nicht glauben, dass ein Pokalsieg so wenig gefeiert werden kann, sowohl auf den Rängen als auch dem grünen Rasen. Was aber ebenfalls übrig bleibt, und das ist wohl die wichtigste Erkenntnis: ich will nichts anderes sein als Fan von Borussia Dortmund. Es ist immer wieder großartig, an welchen Orten man bekannte Gesichter trifft. Auf der Toilette, im Stadion, in der Stadt, an der Gedächtniskirche, auf Verkehrsinseln. Und wenn man dann noch einen Trainer wie Jürgen Klopp an der Seitenlinie hat, der dieses Gefühl dafür hat, genau in den richtigen Momenten den Kontakt zu den Fans zu suchen, wird jede Niederlage irgendwann ertragbar. Der Zweitplatzierte hatte seine eigene, wohl verdiente Siegesfeier. Das Gefühl, was letzten Endes überwiegt, ist also in einem Wort zusammenzufassen: Stolz! (Vanni)

Der Kloppsche Prozess ist noch nicht beendet

Engangiert wie immer: Trainer Jürgen KloppTor oder nicht Tor - das ist keine Frage (drin war er!!!). Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass es nicht unbedingt das beste Borussen-Spiel dieser Saison war. Die Akkus sind irgendwann halt einfach auch mal leer. Mit einer zu diesem Zeitpunkt auch verdienten Führung wäre sicherlich mehr drin gewesen. So bleibt festzuhalten, dass die Saison leider abermals mit einer Niederlage gegen die Roten endet. Aber allein schon der Fakt, eine Saison wieder mit einem Finale abschließen zu dürfen, sagt doch eigentlich alles. Diese Mannschaft ist so besonders, dass wir ihnen überall hin folgen werden und jede Niederlage auch wieder einen Anfang bedeutet. Der Kloppsche Prozess ist noch lange nicht beendet... Freuen wir uns auf weitere geile Momente. (Tim)

Müller-Wohlfahrt macht mehr Meter als Müller

Natürlich ist allein schon der Einzug ins Pokalfinale als großer Erfolg zu werten. Allen Nörgeleien zur Saisonmitte zum Trotz kann sich eine Saison mit Platz 2 in der Liga, dem Erreichen des Champions-League-Viertelfinales und des Pokalfinales sehen lassen. Bitter ist nur, dass Borussia die verletzungsgeplagten Bayern eigentlich schon am Boden hatte: etliche taktische Fouls, diverse gelbe Karten für die Münchner und von Krämpfen gepeinigte Spieler offenbarten das. Müller-Wohlfahrt machte mehr Meter als Müller. Letztlich fehlte aber auch bei Schwatzgelb die Kraft, um daraus Kapital zu schlagen. Wie Arjen Robben (den ich noch nie so mannschaftsdienlich habe spielen sehen) erneut nach einem späten Treffer gegen Dortmund jubelnd zur Eckfahne abdreht und wie Thomas Müller sich beim zweiten Tor an Roman Weidenfeller vorbeischleppt - beides bleiben leider Szenen, die sich neben Mats Hummels' nicht gegebenem Tor länger im Kopf festsetzen werden. (Felix)

Am Einsatz lag es nicht

Rudelbildung und Florian Meyer immer mitten drinDie Bayern waren in diesem Finale insgesamt einfach besser und diese Niederlage schmerzt. Trotzdem gilt es, den Hut vor Borussia Dortmund zu ziehen. Wir sammeln vielleicht keine Titel, dafür aber unvergessliche Momente, die vom unbedingten Willen der Mannschaft und der Fans geprägt sind. Wie zum Beispiel bei meiner persönlichen Szene des Spiels in der 69. Minute. Oliver Kirch verspringt vor der Ostkurve ein Ball. Statt eines Raunens dröhnt jetzt "Olé, jetzt kommt der BVB" nur noch lauter als Anfeuerung durch das Olympiastadion. Hier hat sich gezeigt: Am Einsatz von Mannschaft und Fans hat es nicht gelegen. (Guerriero)

Keine Versicherung

Text entfällt bei mir wegen der fehlenden Haftpflichtversicherung. (Malte D.)

Weniger Party, mehr Leidenschaft

Es ist leicht, sich über die Professionalität lustig zu machen, mit der in München der Gewinn eines Titels zur Kenntnis genommen wird. Zwei bis drei Lieder in den zwanzig Minuten zwischen Abpfiff und Pokalübergabe zu singen und ansonsten darauf zu warten, was sich die Stadionregie für diese Zeit so hat einfallen lassen (und also Jungs mit grauer Jogginghose und orangener Warnweste über den Platz laufen zu sehen), ist jedenfalls so ziemlich das Gegenteil von Ekstase. Besonders ironisch ist, dass irgendwann während der Ehrenrunde von Klopp und seinen Jungs das Lametta vom Dach fiel und man nur deswegen wusste, dass da wohl gerade ein Pokal den Besitzer wechselte. Nichtsdestotrotz war auch der Dortmunder Support gestern weit weg von dem, was gehen könnte und in der Ostkurve gehen müsste. Schon in der Stadt war ein erschreckend hoher Anteil an Alkoholleichen zu sehen, und auch im Stadion selbst wurde man mit einigen Leute konfrontiert, denen ein Pokalfinale nicht ansatzweise so wichtig zu sein scheint, dass man es doch besser halbwegs nüchtern sieht und sein Team dabei auch noch anfeuert. Woher es kommt, dass das Event Berlin das Spiel an sich so
Hätte in der Ostkurve trotzdem mehr gehen können?überlagert, ist mir ein absolutes Rätsel, gerade wenn man weiß, dass viele, viele Fans gern für das Finale Karten gehabt hätten. Ein bisschen weniger Party und ein bisschen mehr Leidenschaft für den BVB, das würde ich mir für die Zukunft wünschen. Selbst wenn man im Vergleich zum Gegner noch meilenweit besser da steht. (Scherben)

Erst nach einer Stunde Torgefahr

Bin ich eigentlich schon bayerlich-arrogant, wenn ich nach dem Spielverlauf doch ziemlich enttäuscht bin? Personell pfiffen die Bayern auf dem letzten Loch, wenn auch auf höchstem Niveau, und trotzdem hat man eigentlich erst nach einer Stunde das erste Mal sowas wie Torgefahr entwickeln können. Spielerisch war das von uns herzlich wenig und viel zu unkonzentriert, da kann ich mich auch nicht mit einem Verweis auf ein nichtgegebenes Tor drüber hinweg trösten. Sei's drum, war nicht das letzte Mal Berlin. Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage. Und beim nächsten Mal machen wir es eben besser. (Sascha)

Tag der Momente

Schweinsteiger reckt den Pokal gen FankurveEs war der Tag der Momente. Die sich im Tagesverlauf nicht zu unseren Gunsten entwickelten. Was bleibt? Die Momente bei strahlendem Sonnenschein an der Gedächtniskirche. Die vielen schönen Momente mit Freunden. Das letzte Bier vor dem Stadion und der Moment, endlich mal in der Ostkurve zu stehen. Doch dann kam das Spiel. Mit diesen unzähligen Momenten in denen Herr Meyer auch mal gelb für taktische Fouls hätte ziehen können. Diese Momente, in denen eine Fußspitze fehlte, um einen Konter einzuleiten. Dieser Moment, als der Ball im Tor ist und der Linienrichter das Tor gibt. Dieser Moment, als Herr Meyer Schicksal spielen möchte und das Tor nicht gibt. Und dann ist es eben wieder Arjen, der sich das dritte Mal mit einem lichten Moment für den verschossenen Elfer in der vorletzten Saison rächt. Dieser Moment, als die Bayernkurve stumm feiert und dann wieder der Kloppo-Moment, als er die Spieler direkt vor die Kurve führt und ihnen zeigt, was der Unterschied zwischen uns und denen ist: Der Stolz in den Augen der Fans und diese Freude über das Erreichte - auch ohne den Pokal in Händen. (Jakob)

Nie, nie, nie einen anderen Verein

Was bleibt von einem Spiel? Meist sind es einzelne Szenen, Fragmente, an die man auch Jahre später noch denkt. 2008 war es der Schuss vom Fetten mit die Sechs in der Nachspielzeit. 2013 Robbens Tor kurz vor der rettenden Nachspielzeit. 2014 ein Tor, das keins sein durfte. Stattdessen trifft wieder der Niederländer, und wieder tut es einfach nur weh. Es sind diese Momente, in denen man merkt, dass Zeit manche Wunden heilen Schwatzgelber Frust und roter Jubel nach Abpfiffmag, einige hingegen heilt sie niemals. 2014 war aber auch noch eine andere Szene: Eine Mannschaft, die gerade ein Finale verloren hat und auf ihrer Ehrenrunde wie ein Sieger gefeiert wird. Im Hintergrund wird ungeachtet dessen und kaum merklich die tatsächliche Siegerehrung vorgenommen. Es sind Momente wie diese, für die wir - den Schmerzen zum Trotz - dieses Spiel so lieben. Kein Millionentransfer, keine durchorganisierte Meisterfeier, kein diktierter Marketingslogan. Ein solcher Moment wie in den Minuten nach Schlusspfiff wiegt so viel mehr als manch ein Titelgewinn es je könnte. Ich würde jedem Fan wünschen, dass er einmal in seinem Leben ähnliches fühlen kann. Was bleibt von einem Spiel, ist nämlich auch ein Gefühl. Nicht in Worte zu fassen. Und das Wissen: Es gibt nie, nie, nie einen anderen Verein. (goldkind)

Wie Bayern-Fans einen zufrieden machen

Leere, völlige Leere, habe ich nach den Abpfiff empfunden. Beim Gedanken an den blinden Schiri mischte sich auch noch Wut dazu und, wie ich gestehen muss: Missgunst. Die Bayern wieder... Aber es waren ausgerechnet zwei Bayernfans, die dafür sorgten, dass ich an diesem Abend doch zufrieden und selig ins Bett ging! Völlig in Einklang mit dieser Niederlage, diesem Abend und meinem Verein. Was war geschehen? In der Hotelbar kamen wir mit den Bayern-Fans ins Gespräch. Alles gut, bis der Satz fiel: "Eine Saison ganz ohne Titel ist doch scheiße, oder?" Hatte ich mich gerade verhört? Nein, nein, die beiden machten bierernste Gesichter. Aber wie erklärt man Bayern-Fans, dass wir trotzdem eine geile Saison hingelegt haben? Ich erzählte vom Derbysieg auf Schalke, den Emotionen dort, sprach vom Heimspiel gegen Real Madrid, als das Wunder ganz Mats Hummels bekommt Trost vom Bundespräsidentennah war und wir nach dem Ausscheiden in der CL trotzdem stolz wie Bolle nach Hause fuhren. Ich versuchte, diese Gefühle in Worte zu fassen...dass Stolz nichts mit gewonnenen Titeln zu tun hat! Aber die beiden frischgebackenen Pokalsieger guckten mich nur mit großen Augen an...sie verstanden nichts, sie konnten nichts nachempfinden...Der Titel sei euch gegönnt, liebe Bayern und das sage ich frei von Neid! Was uns Fans mit unserem Verein verbindet, ist so viel wertvoller als alle gewonnenen Titel! Ich bin stolz Borusse zu sein! (Leonie)

Ein einmaliger Trainer

Mein Moment des Spiels war eigentlich nach dem Spiel. Wann immer ich mich in den nächsten Jahren an dieses Spiel zurückerinnern werde, werde ich vor Augen haben, wie Jürgen Klopp seine Mannschaft weg von der offiziellen Siegerehrung hin zu uns in die Kurve führte. Wo tausende Fans nur darauf gewartet hatten, dass die Mannschaft endlich zu ihnen kommen würde und deshalb das Stadion nicht schon vor dieser merkwürdig emotionions- und seelenlosen Zeremonie verlassen hatten. Begleitet von Standing Ovations und einem nicht enden wollenden Applaus schritt die Mannschaft die Reihen ihrer enttäuschten und doch stolzen Fans in Schwarz und Gelb ab und holte sich ihrer verdiente Anerkennung ab. Angeführt von eben jenem Jürgen Klopp, der später am Abend die Trauerbewältigung mit einer grandiosen Ansprache (im Wortlaut hier: http:/ /www.ruhrnachrichten.de/sport/bvb/Wir-kommen-wieder-Juergen-Klopps-verbale-Aufbauhilfe-im-Kraftwerk;art11635,2365520 nachzulesen) noch weiter vorantreiben sollte. Sein Wirken für unseren Verein kann nicht groß genug geschätzt werden und geht als Stifter einer neuen Identität weit Nächste Saison jubelt hier hoffentlich nur schwatzgelbüber den sportlichen Erfolg hinaus. Mit seinen Worten ordnete er die Bedeutung dieser unglücklichen Finalniederlage für viele neu ein und gab dem Verein zum wiederholten Male eine Prise Kloppsche Weltsicht mit auf den Weg in die neue Saison: "Gebt heute richtig Gas, damit wir wissen, wie es aussehen kann, wenn wir wirklich was gewinnen." Eine Ansicht, die meinem Verein gut tut. Und auch mir selbst. (Ramona)

Eine erste Fotostrecke vom Pokalfinale gibt es auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.

Statistik

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Jojic (83. Aubameyang), Sahin - Mkhitaryan (60. Kirch), Reus, Großkreutz (110. Hofmann) - Lewandowski
München: Neuer - Boateng, Martinez, Dante - Höjbjerg (102. van Buyten), Lahm (31. Ribéry, 109. Pizarro), Kroos, Rafinha - Müller, Götze - Robben
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)

Tore: 0:1 Robben (107.), 0:2 Müller (120.)

Gelbe Karten: - / Kroos, Höjbjerg, Boateng, van Buyten, Robben

Redaktion, 18.05.2014

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