Shinji mit Doppelpack - BVB trotzdem in der Champions League
Shinji erzielt zwei Tore - doch der BVB ist trotzdem für die Champions League qualifiziert. Allen voran der überragende, fantastische, galaktische Marco Reus sorgte dafür, dass der BVB den 1. FSV Mainz 05 mit 4:2 bezwang und somit die erneute direkte Qualifikation für die Königsklasse erreicht hat.
Taktik
Im Vergleich zum Pokalspiel am Dienstag gegen den VfL Wolfsburg änderte BVB-Trainer Jürgen Klopp die taktische Grundformation von 4-1-4-1 in ein 4-2-3-1-System. Im Tor vertrat Mitch Langerak den verletzten Roman Weidenfeller. Die Vierer-Abwehrkette bildeten unverändert Durm, Hummels, Sokratis und Piszczek. Auf der Doppelsechs kamen Sahin und Kirch zum Zuge. Die Offensivlinie bestand aus Mkhitaryan, Reus und Jojic hinter der Sturmspitze Lewandowski.
Die Gäste traten taktisch genau so variabel auf, wie sie Klopp vor dem Spiel erwartete. Die Grundformation bestand aus einem 4-2-3-1, wobei sich die Mainzer bei eigenem Ballverlust zu einem 4-4-2 verschoben, indem Choupo-Moting und Pospech sich zu den beiden Sechsern Geis und Moritz zurückfallen ließen und Malli weiter in den Angriff rückte.
Erste Hälfte: BVB startet wie die Feuerwehr
Das Spiel begann direkt mit einem Aufreger, als ein Freistoß von Reus aus 18 Metern halblinker Position an den Pfosten klatschte (3.). Die Hausherren gaben weiter Gas wie die Feuerwehr, während die Gäste wohl gar nicht wussten, wie ihnen geschah. Folgerichtig traf Jojic zum 1:0. Seinen Schuss von der Strafraumkante fälschte Kirch ab, sodass die Kugel unhaltbar für Torwart Karius in den Maschen einschlug (6.). Drei Minuten später packte Reus einen Sahnepass für Lewandowski aus, doch einerseits konnte Karius retten und andererseits entschied Schiri Schmidt ohnehin auf Abseits (9.). Bei einem weiteren Schuss von Mkhitaryan vom linken Strafraumeck tauchte der 05-Schlussmann abermals ab und rettete zur Ecke (12.).
Doch plötzlich kamen die 05er zum Ausgleich, als Hummels einen 18-Meter-Schuss von Shinji Okazaki abfälschte und Langerak so keine Chance ließ (14.). Doch der BVB antwortete prompt. Eine Weltklassekombination nach einem tödlichen Pass von Sahin in die Gasse verwertete Mkhitaryan in einen Querpass auf den mitgelaufenen Lewandowski, der keine Mühe hatte, zum 2:1 einzuschieben (18.).
Danach verflachte das Spiel jedoch, zumal die Mainzer allmählich in das Spiel fanden. Choupo-Moting besaß die beste Ausgleichschance, doch eine Flanke von der rechten Seite verpasste er am zweiten Pfosten blank stehend (25.). Für den BVB feuerte Reus nach Zuspiel von Piszczek noch einen Ball ab, der jedoch am langen Pfosten vorbeizischte (36.).
Mainzer Rochaden nach dem Seitenwechsel
Der Gäste-Trainer Thomas Tuchel reagierte zu Beginn der zweiten Halbzeit und brachte Saller für Moritz und Parker für Bell. Pospech zog der Übungsleiter aus dem rechten, offensiven Mittelfeld zurück in die Position des rechten Verteidigers auf die alte Bell-Position, für Pospech rückte der neue Parker in die offensive Dreierreihe. Der eingewechselte Saller übernahm 1:1 die Position auf der Doppelsechs von Moritz.
All diese Rochaden hätte Marco Reus schnell zunichtemachen können, doch er vergab eine Riesenchance blank vor dem Mainzer Kasten gegen den glänzenden Schlussmann Karius (48.). Stattdessen stand es plötzlich 2:2: Einen gleichfalls unnötigen wie haarsträubenden Rückpass von Sahin in Richtung Langerak konnte Okazaki erlaufen und locker zum Ausgleich einschieben (53.).
Doch den BVB konnte heute nichts umwerfen, abermals antwortete er im Handumdrehen. Eine Freistoßflanke von Reus verlängerte Piszczek zum 3:2 ins Tor (56.). Der Pole schien sich bedanken zu wollen und schickte seinerseits Reus steil in die Gasse, doch abermals war da der Teufelskerl Loris Karius zur Stelle (57.). Nachdem Lewandowski bei einem Zweikampf mit Noveski zu Boden ging, forderte die dahinter gelegene Südtribüne einen Strafstoß, doch Schiedsrichter Schmidt zeigte nicht auf den Punkt (60.).
Karius verwandt mit Toni Turek?
Reus schickte dann Lewandowski auf die Reise, doch - als müsste dies an dieser Stelle noch erwähnt werden - abermals war dieser Mainzer Schlussmann zur Stelle. Herbert Zimmermann sprach beim Wunder von Bern 1954 die legendären Worte „Turek, Du bist ein Teufelskerl“ in sein Mikrofon - man begebe sich bei Loris Karius mal auf Ahnenforschung.
Lewandowski konnte seinen Kopfball nach Durm-Flanke ebenfalls nicht in den Maschen unterbringen (64.). Nach einer Ecke herrschte vor dem Mainzer Tor höchste Betriebsamkeit und die Südtribüne brach schon in Torjubel aus, doch Schiri Schmidt entschied auf Freistoß für die Gäste (67.). Gegen Lewandowskis Kopfball nach einer Freistoßflanke von Reus konnte dann selbst Karius nichts mehr ausrichten, doch der Pfosten rettete die Gäste (77.).
Reus passte schließlich steil auf Lewandowski, der zwar etwas nach rechts abgedrängt wurde, seinen Schuss jedoch auf das 05-Gehäuse brachte. Bungert hielt seine Hand hinein und sah dafür folgerichtig die rote Karte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Reus sicher zum 4:2-Endstand (79.). Tuchel beorderte sodann Saller hinten links in die Viererabwehr, Diaz Campbell rutschte von dort ins Abwehrzentrum, sodass die 05er in einem 4-1-3-1-System zu Ende spielten. Der eingewechselte Aubameyang besaß danach noch zwei Chancen, um die Führung weiter auszubauen (86./88.).
Statistik
BVB: Langerak - Durm, Hummels, Sokratis, Piszczek - Sahin, Kirch - Mkhitaryan (79. Großkreutz), Reus (84. Aubameyang), Jojic (81. Hofmann) - Lewandowski.
Mainz: Toni Turek-Karius - Diaz Campbell, Noveski, Bungert, Bell (46. Parker) - Geis, Moritz (46. Saller) - Choupo-Moting, Malli (75. Koo), Pospech - Okazaki.
Tore: 1:0 Jojic (6.), 1:1 Okazaki (14.), 2:1 Lewandowski (18.), 2:2 Okazaki (53.), 3:2 Piszczek (56.), 4:2 Reus (79./Handelfmeter). Schiedsrichter: Markus Schmidt. Zuschauer: 80.500 (ausverkauft). Gelbe Karten: Jojic - Okazaki. Rote Karte: Bungert (Mainz 05/79. Minute).
Noten:
Mitch Langerak: Hinten weitgehend ungeprüft, bei den Gegentoren machtlos. Note 3.
Erik Durm: Solide Leistung links hinten. Note 3+.
Mats Hummels: Hinten sicher, vorne ein Kopfball knapp drüber (52.). Note 2-.
Sokratis: Gewohnt kompromissloser Abräumer. Note 2-.
Lukasz Piszczek: Starke Leistung insbesondere im Spiel nach vorne, gekrönt mit einem Tor. Note 2+.
Nuri Sahin: Sahne-Pass zum 2:1, Katastrophen-Pass vor dem 2:2. Insgesamt aber eine gute Leistung, daher noch: Note 2-.
Oliver Kirch: Alles zu ihm in den Trainerstimmen. Note 1-.
Henrikh Mkhitaryan: Bereitet das 2:1 vor, darüber hinaus äußerst spielstark. Note 2.
Marco Reus: Unglaublich. Phänomenal. Galaktisch. Note 1+ mit 09 Sternen.
Milos Jojic: Traf glücklich zum 1:0, setzte einige Akzente, hinter Mkhitaryan und Reus jedoch etwas blass. Note 3+.
Robert Lewandowski: Treffer zum 2:1, plumper Elfmeterversuch (21.), etwas Pech im Abschluss, aber eine solide Leistung. Note 2-.
Kevin Großkreutz, Jonas Hofmann und Pierre-Emerick Aubameyang: Ohne Note.
Stimmen zum Spiel
Jürgen Klopp (BVB): „Das war herausragend gut und nicht selbstverständlich. Ich glaube, dass sie den inneren Schweinehund heute in der dritten Minute ein für allemal besiegt haben, danach sind sie einfach gelaufen und haben Fußball gespielt. Wir sind aggressiv angelaufen und haben unser Tempo gespielt und trotz allem war auch Finesse dabei. Das erleichtert mich total. Und das alles gegen einen richtig guten Gegner.“
Auf Nachfrage zur Leistungsexplosion von Oliver Kirch: „Es ist überraschend und kommt nicht häufig vor. Das Doofe ist nur, dass es so spät ist. Er hat noch fünf gute Jahre vor sich. Er ist ein leichter, drahtiger Kerl, der von Natur aus relativ viel laufen kann. Olli hat anderthalb Jahre hier mittrainiert und relativ häufig auch Schläge abbekommen wegen Nichtnominierungen und so weiter. Es ist menschlich, dass ihn das enttäuscht. Vor fünf, sechs Wochen haben wir in der Trainerkabine gesessen und uns angekuckt und uns gefragt: Was ist denn da passiert? Es war wie, als hätte es einfach klick gemacht und seitdem kickt er so. Hoffen wir, dass es so bleibt. (lacht) Er ist ein toller Fußballer mit einer Mischung aus Schnelligkeit und Ausdauer und dem Blick für den großen Raum. Technisch war er schon immer gut und dann kommt sowas dabei raus, das ist echt schön, kann ruhig so weitergehen.“
Thomas Tuchel (Mainz): „Das war ein verdienter Sieg. Wir haben schon sehr klar gewusst, dass wir an unsere absolute Bestleistung ranmüssen, um überhaupt eine Chance zu haben. Wenn wir nicht rankommen, und zwar in vielen Bereichen nicht rankommen, und vielleicht auch in der mannschaftlichen Geschlossenheit und der Energie, in der wir auf dem Platz stehen, auch nicht rankommen, und Dortmund gleichzeitig sehr frisch wirkt und sehr lauffreudig wirkt und spielstark und diese Lauffreude und Entschlossenheit auf den Platz bringt, dann ist es definitiv nicht unsere Liga. Wir tun gut daran, da nicht lange drüber zu grübeln, sondern den Blick nach vorne zu richten auf die Aufgaben, die für uns lösbar sind. Und das ist unter anderem unser nächstes Heimspiel gegen Nürnberg, das findet deutlich mehr auf Augenhöhe statt als heute dieses Spiel hier.“
Daniel Mertens, 19.03+1.2014