Topspiele in schwatzgelb

Als Tele traf...

23.04.2013, 11:09 Uhr von:  Sascha Nadja Felix
Als Tele traf...

In den vergangenen beiden Tagen haben wir Euch bereits unter dem Titel "Als Santana auf der Linie stand" Texte präsentiert, in denen wir Redakteure versucht haben, das Unmögliche möglich zu machen und mit Worten zu beschreiben, wie wir den magischen Abend gegen Malaga erlebt haben.

Und um dieses denkwürdige Ereignis, diese denkwürdigen Minuten auch gebührend zu ehren, kommen hier nun noch weitere Teile:

Sascha

Als Tele traf, war ich gerade im Kino. Lethal Weapon. Die Szene, in der Mel Gibson und Danny Glover überlegen, ob sie jetzt den roten, oder den blauen Draht nehmen sollen. Nur, dass es hier Julian Schieber und Tele Santana waren und die beiden einfach mal den roten und den blauen Draht aneinander halten. Und schon gab es die heftigste und schönste Explosion, die man sich vorstellen kann. In der 90. Minute noch etwas wehmütig gedacht, dass die Saison jetzt schon irgendwie vorbei ist, nachdem in der Liga nach oben gar nichts mehr und nach unten nur noch sehr wenig geht. Augenblicke später pumpt der Körper zentnerweise Endorphine durch den Körper. Der Ball im Netz, die eine Millisekunde, in der der Assistent noch die Gelegenheit hätte, die Fahne zu heben, vergeht. Der Arm bleibt unten. Das Stadion zittert und die Gelegenheit ist verstrichen. Selbst Chuck Norris hätte jetzt nicht mehr den Mut, das tobende Chaos aufzuhalten. Du hüpfst, du schreist. Die Lunge droht zu platzen, weil sie bis an die Leistungsgrenze strapaziert wird. Die ganze Anspannung, die Überraschung und die grenzenlose Freude muss raus. Die Arme gehen kaum weit genug auseinander, um so viele Menschen zu umarmen, wie man gerade möchte. Ein Moment, von dem man sofort weiß, dass er sich unauslöschbar ins das kollektive Gedächtnis der Fans einbrennt. Und es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem man gerade lieber wäre.

Nadja

Ich bin Pessimist. Nicht im richtigen Leben, nur im Stadion. Das warum und wieso ist mir bisher unbekannt. Als 10 Minuten vor dem Ende das 2:1 fiel, wollte ich nur noch heulen. Doch irgendwie konnte ich das nicht, in meinem Herzen widersprach die Hoffnung den Tränen. Hoffnung auf ein Wunder. Mein erstes Championsleague Heimspiel überhaupt (ja, seit 2004 gabs nicht allzu viele davon) und wir brauchten ein Wunder... Das 2:2 fiel - ich sagte meiner Nachbarin "das ist zu spät" und brüllte gleichzeitig nur noch "Borussia! Borussia!". Ein Wort schlich sich in meinen Kopf, eine Ahnung: "Stuttgart" - dieses Stadion kann Tore schießen! Dann dieser Moment... Der Jubel... "Der zählt! Der zählt! Der zählt!", waren meine exakten Worte gewesen, ehe ich irgendwo auf irgendwelchen Menschen lag, dann auf einem Stuhl tanzte und zu guter Letzt mit beiden Beinen durch das billige Plastik sackte. "Stuttgart", jetzt war dieses hoffnungsfrohe Wort plötzlich zum Damoklesschwert geworden. Aber Schmelzer beförderte das Ding diesmal hochkant aus dem Stadion! Ende, aus, Halbfinale! Was für eine historische Europapokalnacht!!!

Felix

Als Tele traf hatte ich eigentlich schon meine Hier-passiert-nichts-mehr-Körperhaltung eingenommen. Der Mann vor mir saß schon in seinem Auto. Um mich herum feuerten alle verzweifelt unsere Truppe an, ich hatte die Arme verschränkt. Nicht mehr zu sehr mitfiebern, damit die Enttäuschung nicht so groß ist wie beim 1:2. Wie sollte da noch was gehen? Und dann Tele. Und dann: Er gibt das Tor, er gibt das Tor! Konnte ja keiner sicher sein in dem Chaos von miesen Unparteiischen, protestierenden Spaniern und kugelnden BVB-Reservisten da unten. Komplette Ekstase, ältere Herren mit Bewegungen wie beim Harlem Shake. Meine Hand knallt gegen irgendetwas Hartes, ein Stückchen Haut bleibt für immer in Block 83. Blutend beantworte ich Nobbys dreifache Frage nach dem Nachnamen des Siegtorschützen. Egal, Halbfinale, die Mannschaft am Zaun. Wie ein durchdrehender Capo fordert Mats Hummels die Osttribüne zum Hinsetzen auf. „Ballspielverein Borussia aus Dortmund…“

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