Saarbrücken? Ausscheiden? Nein!
Nachdem unser Whistleblower "ein Malte Dürr" die in den Redaktionsräumen unserer Villa untergebrachte Abhörstation, mit der wir täglich die brisantesten Telefongespräche rund um unseren Ballspielverein aufnehmen können offengelegt hat, wollen wir euch dann auch nicht vorenthalten, was unsere Maulwürfe heute am Rheinlanddamm mithören mussten. Und das nachdem unser ruhmreicher Ballspielverein gestern Abend tief im Saarland mit einer souveränen Leistung in die nächste Runde des DFB-Pokal eingezogen ist.
Epeisodion: Mitschnitt eines Telefonats am heutigen morgen (siehe auch unseren Whistleblower-Vorbericht):
Jürgen Klopp: Jürgen Klopp. Hallo?
Anruferin: Hallo.
JK: Hier spricht Jürgen Klopp.
A: Hallo.
JK: Ja bitte?
A: Ich kann gar nichts verstehen.
JK: Dann müssen Sie mal richtig zuhören.
A: Hier ist Frau Berendt. Sind Sie es, Herr Hopp?
JK: Nein, da sind sie falsch.
A: Herr Hopp?
JK: Nein, hier ist Herr Klopp. Wir sprachen bereits gestern!
A: Ah, das ist ja schön dass ich sie erreiche Herr Hopp.
JK: Klopp!!!
A: Ja, ich verstehe Sie doch. Sie brauchen gar nicht so laut zu schreien.
JK: Was kann ich denn für Sie tun?
A: Ich bin 90 Jahre alt, haben Sie bitte ein bisschen Geduld mit mir. Außerdem verstehe ich Sie so schlecht.
JK: Was ich für Sie tun kann!
A: Ach wissen Sie, mein Enkel wohnt in Neuss. Der kann Sie ja eigentlich gar nicht leiden. Aber dass sie gestern die Mannschaft aus Gelsenkirchen aus dem Wettbewerb geworfen haben, das hat ihn dann doch gefreut. Da wollte ich mich bei Ihnen bedanken.
JK: Wir haben aber gestern in Saarbrücken gespielt.
A: Saarbrücken?
…
Spielbericht
Eigentlich isses im Saarland ja ganz schön, und – eijo – ich glaube auch den vielen Freunden des Elsaß, der Eifel und anderen umliegenden Gegenden, die immer von der malerischen Landschaft, den netten Menschen (so man sie denn versteht), dem leckeren Essen und den eindeutigen Besitzverhältnissen vorschwärmen. Wenn man allerdings diesen Verein aus Saarbrücken im Pokal unter der Woche und dann auch noch im Winter zugelost bekommt, fällt es einem schwer, das positiv zu finden. Dabei versteckt sich hinter dem 1.FC Saarbrücken und dessen Heimstatt, dem Ludwigspark, doch eine gewisse Tradition. Neben der ein oder anderen Bundesligasaison hat das Ludwigsparkstadion auch schon die ein oder andere Pokalschlacht gesehen. Doch dazu ließ es der BVB am heutigen Abend in rotationsbedingt geänderter Formation nicht kommen. Borussia gewinnt souverän 2-0 gegen die Saarländer und zieht in die nächste Runde des DFB-Pokals ein. Eijo, Überwintern in Wettbewerb Nummer eins gesichert!
Wenn man einen Gegner aus der dritten Liga aus dem Weg räumen muss, um die nächste Pokalrunde zu erreichen, eijo dann darf man ruhig mal rotieren und einigen der überspielten BVB-Akteure eine Pause gönnen. So durfte Oliver Kirch von Anfang an auf der Position neben Sebastian Kehl das zentrale Mittelfeld ordnen. Davor kam Julian Schieber (Schieber! Schieber! Schieber! Der von Santana gegen Malaga um den Heldenthron gebracht wurde) zwischen Aubameyang (von den Saarbrückern mal eben „eingemüst“ in Aubermeyang) und Jonas Hofmann (endlich auch mal von Anfang an) zum ersten Vonanfangan-Einsatz seit einer gefühlten Ewigkeit. Gut so, denn speziell Robert Lewandowski war es anzumerken, dass er eine Spielpause benötigt. In der Abwehr fand sich fast schon Bewährtes. Großkreutz und Durm (mit dem ein oder anderen Durmlauf auf Außen) bevölkerten die Außen, Sokratis (AHU!) machte mit Friedrich die Mitte dicht. Langerak Ding Dong durfte das Tor hüten und machte seine Sache in der Vertreter-Rolle wie gewohnt sehr solide.
Doch vor dem sportlichen Spektakel bewundert man als Fan ja erstmal das Drumherum. Und mit dem Ludwigsparkstadion bietet Saarbrücken nicht nur eine altehrwürdige Spielstätte, nein dieses Stadion ist einfach sehr schön, authentisch und im eisigen Nebel auch ein bisschen geheimnisvoll.
Der Gästeblock ist zweigeteilt. Ein Teil befindet sich direkt hinter dem Tor und die mit „saarsch“ Moos bewachsenen Treppen lassen vermuten, dass hier einst Großes vollbracht wurde, der Glanz vergangener Tage aber doch sehr verblasst ist. Im zweiten Teil des Gästeblocks in Richtung Gegengerade fanden sich die drei Ultragruppen ein. Ihre Rückkehr wirkte sich durchaus positiv aus, mal abgesehen davon, dass man sich so nicht mehr einzelner Chaoten erwehren musste, die das Fehlen der Ultragruppen zu ihren Gunsten zu nutzen versuchten. Sehr geschlossen präsentierte sich der schwarzgelbe Anhang, auch wenn es in der Kurve hinter dem Tor ab und zu etwas ruhiger zuging (was wohl auch daran lag, dass vielen Fans aus den umliegenden Dörfern die gängigen Lieder nicht bekannt waren). Vor dem Spiel spielt der Stadionmusiker zur Begrüßung das Steigerlied in einer merkwürdigen Version und nur erste bzw. vorletzte Strophe. Eijo, der Wille zählt und so verzeihe ich ihm auch sein merkwürdiges Medley mehr oder weniger schöner BVB-Lieder.
Der Saarbrücker Anhang hat akustisch doch Nachteile im eigenen Rund, da die Heimkurve kein Dach hat. Dass die Partie für die Saarbriggä aber etwas Besonderes war, konnte man bereits vor dem Spiel erahnen. Ein Intro, für das Rainer Wendt und Johannes Bumsbirne Kerner bestimmt den Untergang des Abendlandes heraufbeschworen hätten, bildete gemeinsam mit dem historischen Ort einen würdigen Rahmen. Über dem Spruchband „Entzündet den Funken Hoffnung“ wurden in der Heimkurve etliche Blinkbengalen und rote Fackeln entzündet. Dazu, und das kann wohl nur, wer kein Dach über dem Kopf hat, wurden etliche Silvesterraketen gezündet und in den diesigen Abendhimmel geschossen. Die zurückhaltenden und unaufgeregten Appelle des Stadionsprechers würde man sich wohl auch in anderen Stadien wünschen. Die Sportschau im Übrigen sollte man bei der nächsten sensationsheischenden Pyrodebatte dann vielleicht auch an ihre höchstselbsteigene Kommentierung des Saarbrückener Intros erinnern: „Vor dem Anpfiff kommt erstmal ein schönes Feuerwerk aus dem Saarbrücker Fanblock“. Eijo!
Der BVB machte sich denn auch daran, schnell dafür zu sorgen, dass der Funke Hoffnung schön auf der Tribüne bleibt. Speziell Julian Schieber hoffte natürlich auf den Durchbruch zum Weltstar, wobei er die Herzen der Fans ja bereits im Sturm (wo auch sonst) erobert hat. Jetzt noch das ein oder andere Törchen in Vertretung des Bayerischen Maulwurfs in spe und schon können wir uns auf weitere Jahre mit ihm freuen. Aber ich schweife ab, und das obwohl das Spiel doch auch neben 90 minütigem Pyroeinsatz in der Heimkurve einiges zu bieten hatte. Verantwortlich dafür hauptsächlich der BVB. Speziell Oliver Kirch konnte sich mit intelligenten und präzisen Pässen in die Spitze für mehr Einsatzzeit empfehlen, auch wenn ihm noch der letzte Tick Schnelligkeit fehlt. In der zweiten Minute hat Schieber direkt die erste Möglichkeit, verballert aber noch überhastet. Nachdem die Saarbrücker eine erste Möglichkeit verstreichen ließen, macht der BVB ab der zehnten Minute ernst und hat im Minutentakt Chancen, die aber nicht mit der nötigen Ruhe zu Ende gespielt werden. Allerdings ist ein Angriff anders als die anderen: Denn an dessen Ende ist der Ball im Tor. Und weil Santana nicht in der Nähe ist, um ihm das Tor zu klauen, wird Schieber als zurecht Torschütze geführt, nachdem er eine Hofmann-Flanke mit dem Kopf über die Linie wuchtet. Mkhitarian als initialer Passgeber hat nach dem Tor keinen Bock auf „Passivität“ und zieht einen seiner unwiderstehlichen Diagonalsprints an. Am Ende steht aber doch noch ein guter Keeper im Tor, der seinen Torschuss ins Aus lenkt. Machse nix. Nachdem in Minute 29 ein zumindest aus dem Gästeblock regulärer Treffer von Schieber (er war auf dem besten Weg zum Allzeitrekord) abgepfiffen wird, weil Julians dichte Brustbehaarung seinen Gegenspieler Falkenberg zuvor aus dem Gleichgewicht brachte, schicken sich die Eckdeutschen an, auch mal ein bisschen mitzuspielen. Das Ganze gipfelt nach einigen harmlosen Anrenn-Versuchen, über die sich Sokratis und seine Spartiaten nur checkig lachen konnten, aber tatsächlich in einem Pfostenschuss durch einen Schwarzblauen. Das Ganze nach einer Standardsituation der Saarbrücker, die Ziemer zum Glück zu präzise verwerten möchte. Der BVB ist wieder wach, das Stadion auch aber bis zur Halbzeitpause geschieht nichtmehr allzuviel.
Vier Minuten nach der Pause spielen Hofmann und Schieber mit der Saarbrigger Abwehr Ochs und Maus. Ersterer schiebt den Ball an ersterem vorbei, zweizunull. Das Ding ist durch. Ab jetzt beginnt der Gästeblock mit einem sehr schönen Abgesang auf Spiel, Pokal, BVB usw. Lange nicht gesungene Lieder werden intoniert und alle schwelgen ein bisschen in alten Zeiten und sind mit dem Kopf vielleicht in Aalen, Freiburg, Tannhausen oder wo auch immer. So singen und spielen Fans und Spieler ein Spiel nach Hause, das hoffentlich nicht zuviel Kraft gekostet hat und bei dem sich vor allem Kirch und Schieber mal über volle 90 Minuten präsentieren konnten. Sicherlich ist immernoch Schatten im Spiel der beiden, doch vor allem Kirch durch seine intelligenten Zuspiele und Schieber durch seinen unermüdlichen Einsatz und gelegentlich sehr gutes Auge, können sich in dem Spiel empfehlen. Und wenn es vorerst nur für die nächste Pokalrunde im Februar ist. Auch bezüglich der etwas prekären Parkplatzsituation zeigte sich der Drittligist einfallsreich und erklärte kurzerhand die rechte Spur der örtlichen Bundesstraße zur zweiten Parkreihe. Ein Hoch auf den Einfallsreichtum. Irgendwie sind die ja doch liebenswert, diese Saarbrigger. Und deshalb rufe ich einem Malte Dürr zu: „Eijo, lass sie uns doch behalten, diese Saarländer“.
Epilog
Noten:
Langerak: Ding Dong. Arbeitslos und souverän. 90 Minuten damit beschäftigt nicht zu erfrieren. Fürs Warmhalten gibt’s ne solide 2,5.
Großkreutz: Das taktische Flexmonster gestern mit angepasster Leistung und etlichen Läufen in die Spitze. Wurde dann auch abwechselnd von Hofmann, Mikinochwas und Kirch in Szene gesetzt. Note 2.
M. Friedrich: Kopfballmonster. Hatte gestern nicht viel zu tun ausser am Ende durch Querpässe die Zeit runter zu spielen. Note 2,5
Sokratis: AHU! Note 2. Zum Glück erwies sich das fiese Knöcheltackling eines Saarbrückers kurz vor Schluss nicht als fies genug.
Durm: Achtung, dieser Name lädt einfach zu Kalauern ein: „Durm in der Schlacht“, „Durmlauf auf Außen“, „Durm gelaufen für seine Gegenspieler“. Allein der Name sorgt beim Spielberichtsschreiber schon für Freude und eine Aufwertung der Note auf 2,5.
Kirch: Gestern durfte er mal in der Startelf ran und machte offensiv seine Sache sehr gut. Allerdings defensiv nicht mit der Präsenz eines Chuck Bender. Da wir die Kirch nicht im Dorf lassen wollen gibt es für ihn eine glatte 2.
Kehl: Unauffällig gut, Abspiele sind noch immer nicht seins. Note 2,5
Hofmann: Viel Licht aber auch ein wenig Schatten. Seine Dynamik ist schon sehr beeindruckend, manches Mal wünscht man sich einen etwas gezielteren Einsatz. Note 3
Mkhitaryan: Konnte sich bei Bundestrainer Jogi Löw keinen weiteren Buchstaben seines Namens erspielen, lenkte das Spiel in der Offensive aber mit Ruhe und Übersicht. Wenn er am Ende seiner Diagonal-Sololäufe jetzt noch das Auge für den Mitspieler hätte, spielte er wahrscheinlich schon bei den Bayern. Note 2.
Aubameyang: Miep Miep. Einige gute Ansätze, hat aber das Talent, sich festzurennen. Daher nur Note 3.
Schieber: Schieber! Schieber! Schieber! Note 1 (wäre es gewesen, wenn der Schiri nicht sein zweites Tor und den damit fast perfekten Allzeitrekord von 6 Toren in einem Spiel verhindert hätte!). So ist es eine glatte 2,5, denn neben wirklich guten Momenten, fehlt speziell im Torabschluss die Ruhe (möge sie mit etwas Spielpraxis auch kommen) und in engen Situationen die Passgenauigkeit. Der Einsatz stimmt aber einfach über 90 Minuten!
66. Blaszczykowski: Tastatur eingefroren. Notengebung nicht möglich.
66. Piszczek: Bestand den zweiten Pisz-Check.
76. Ducksch: Spielberichtsschreiber quälte sich bereits die moosbewachsenen Stufen Richtung Kaffeebude hoch. Note 1 für den Spielberichtsschreiber.
1. FC Saarbrücken
T. Ochs – K. Falkenberg, Knipping, N. Fischer, Marque – Forkel (79. T. Kruse), R. Korte – Plut, Deville (63. Humbert), P. Hoffmann – Ziemer (46. Rathgeber)
Borussia Dortmund
Langerak – K. Großkreutz (66. Piszczek), M. Friedrich, Sokratis, Durm – Kirch, Kehl – J. Hofmann, Mkhitaryan (76. Ducksch), Aubameyang (66. Blaszczykowski) – Schieber
Fakten und Zahlen zum Spiel
Tore:
0:1 Schieber (19.)
0:2 J. Hofmann (49.)
Gelbe Karten: Knipping; R. Korte
Zuschauer im Ludwigspark: 30931 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Marco Fritz
Jakob; 04.12.2013