Aller Abschied fällt schwer
Die emotionalen Momente auf den letzten Schritten zur Meisterschaft steigen in ungeahnte Höhen. Daran ist nicht nur die baldige Vollendung des Meisterstückes schuld, sondern auch das sehr intensive Abschiednehmen von Dede. Mannschaft und Fans würdigen ihn immer wieder und lassen ihn noch einmal spüren, was es bedeutet Borusse zu sein. Diese Moment sind voll trauriger Schönheit und seien Dede von Herzen gegönnt.
Dennoch überdecken sie ein anderes Kapitel bei Borussia, dass aller Wahrscheinlichkeit auch am Ende der Saison sein endgültiges Ende nehmen wird. Jeder weiß, dass Florian Kringe keine Perspektive mehr beim BVB hat und er sich einen neuen Verein suchen kann. Der gebürtige Siegener wechselte 1994 zum BVB und durchlief dort dann alle Jugendteams. Nach 56 Spielen für die Amateure spielte er für zwei Jahre beim 1. FC Köln. Dort erreichte er den Status eines Stammspielers und wäre damals wohl auch gerne dort geblieben. Doch der BVB holte ihn zurück, denn nach dem beinahe Bankrott konnte man sich keine großen Namen mehr leisten und erinnerte sich an seine Jugend. Florian Kringe ging diese Aufgabe mit großen Engagement und kämpferischen Einsatz an. Kringe war nie der große Techniker und wirkte manches Mal arg phlegmatisch, doch er war da, als es Borussia am schlechtesten ging. Er hat sich immer für den Verein und die Mannschaft reingehauen. Sowohl Bert van Marijk als auch Thomas Doll konnten nie längere Zeit auf Kringe verzichten und so war der flexible Zweifuß fast immer gesetzt. Teilweise spielt er so überzeugend, dass sein Name mit dem FC Bayern München und der Deutschen Nationalmannschaft in Verbindung gebracht wurde. Unvergessen wird wohl sein Tor gegen Hamburg bleiben, wo er aus unglaublicher Distanz den Ball in die Maschen drosch und jedem Borussen ein richtig geiles Geschenk machte, dass man sich heute noch bei den beliebten Videoportalen voller Genugtuung reinzieht.
Doch auch der Mensch Florian Kringe war immer zuverlässig und offen zu den Fans. Den Trainingslagerbesuchern bleibt er als netter und vor allem lustiger Spieler in Erinnerung, für den das Zusammensein mit den Fans eben nicht nur ein Pflichttermin war. Hoch genug kann man ihm auch nicht anrechnen, dass er auch nach schlechten Spielen seinen Mann stand und zu den Fans in der Kurve kam. Dabei wurde er manches Mal auch auf das übelste angepöbelt oder musste sogar eine Bierdusche über sich ergehen lassen. Trotzdem kam er wieder beim nächsten Spiel an die Fankurve – viele Spieler kommen nicht einmal beim ersten Mal so nah heran. In den letzten Jahren hatte dann der Dauerläufer richtig Pech. Nach seinem ersten Mittelfußbruch hat er nie wieder richtig den Kontakt zur Stammelf in Berlin oder Dortmund herstellen können. Nach dem er letztes Jahr einen zweiten Mittelfußbruch hinnehmen musste, befindet er sich nun wieder in der Aufbauphase, doch werden ihm kaum Chancen zugerechnet, sich noch einmal an die erste Mannschaft beim BVB heran zu arbeiten. Insofern ist es logisch, dass der BVB und Florian Kringe in Zukunft wohl getrennte Wege gehen werden, dennoch sollte man sich auch von diesem Spieler würdig verabschieden.
In der Summe bleibt, dass Florian Kringe und Borussia viele Jahre auf gemeinsamen Wegen Schritten und er da war, als es dem Verein elend ging. Mit Florian Kringe geht einer der letzten Spieler, der schon in den trostlosen Jahren hier spielte. Nun bleibt es nur noch, ihm Gesundheit zu wünschen und einen ordentlichen Verein, in dem er nochmal beweisen kann, dass er einer der Besseren seiner Zunft ist.
Machet Gut Florian.
mrg, 20.04.2011