Die (Ranglisten-) Würfel sind gefallen ? Winter 2010/11 (Teil 2)
Gerade hat die Rückrunde begonnen und der BVB hat gezeigt, wie man den Krisengerüchten begegnen muss. Aber kommen wir noch einmal zurück zur Hinrunde. Wie jedes Halbjahr hat das Sportmagazin „kicker" EndeDezember/Anfang Januar wieder eine Rangliste des deutschen Fußballs herausgebracht. Nach dieser überragenden Hinrunde ist es auch nicht überraschend, dass diesmal auch ein paar Dortmunder auf den vorderen Plätzen in der Rangliste auftauchen. Trotzdem wollen wir, wie jedes Halbjahr, uns mal kritisch undnahezu völlig unparteiisch die einzelnen Ranglisten anschauen. Außerdem gab esja auch noch Umfragen vom Sportmagazin, denen wir uns auch widmen wollen. Nachdem gestern der erste Teil erschienen ist, folgt heute nun der zweite Teil.
Rangliste Mittelfeld Offensiv
Es wird wahrscheinlich keinen überraschen, aber auch hier führt ein Borusse. Platz eins in der internationalen Klasse belegte der Aufsteiger der Saison, Shinji Kagawa. Im weiteren Kreis belegen der Mainzer Lewis Holtby und der Leverkusener Renato Augusto die Plätze. Im Blickfeld dieser recht übersichtlichen Liste findet man mit Ekici und Gündogan zwei Nürnberger. Komplettiert wird dieser Bereich mit dem Freiburger Jan Rosenthal.
Ich denke mal, die ersten drei Plätze kann man alle als Aufsteiger bezeichnen, denn alle drei waren im Sommer nicht in der Rangliste vorhanden. Wobei man natürlich den Japaner hervorheben sollte. Denn so einen Schritt aus Japan nach Deutschland zu machen und die vorhandenen Stars so einfach auszustechen, das hatte ja doch keiner geahnt. Absteiger muss man wohl den WM-Shootingstar Thomas Müller nennen. War er im Sommer noch Weltklasse, so ist er diesmal gar nicht mehr vorhanden. Als Trostpflaster erreichte er in der Rangliste Außenbahn offensiv wenigstens den siebten Platz im weiteren Kreis.
Gibt es Kritikpunkte? Eigentlich nicht, denn auf den ersten drei Plätzen findet man haargenau die Platzierung der Liga wieder. Vielleicht hätte man einen Diego, der immerhin vier Tore und vier Vorlagen erzielte (Notendurchschnitt von 3,7) aufnehmen sollen. Aber hier nahm man wohl sein Verhalten und auch die Abwärtsspirale seines Vereins zum Maßstab.
Ähnlich sieht es auch der ehemalige Borusse, Andreas Möller, der diesmal für die Rubrik der Gastkommentator ist. Zum einen freut es ihn, dass so viele junge Spieler diese häufig brachliegende Position beleben. Für ihn ist der erste Platz für Kagawa die Reaktion auf einer Klasse-Hinrunde. Auch für die weiteren Platzierungen sieht er keinen Ansatz für Kritik. Einzig, dass es nur sechs Spieler in die Rangliste geschafft haben, sieht er als Kritikpunkt an der Bundesliga.
Rangliste Stürmer
Platz Eins in der internationalen Klasse belegt in dieser Rangliste der Münchener Mario Gomez. Platz zwei und drei belegen die beiden führenden der Torschützenliste, Theofanis Gekas (Frankfurt) und Papiss Demba Cisse (SC Freiburg). Dahinter kommt dann aber schon unser Lucas Barrios. Dahinter findet man dann Didier Ya Konan (Hannover 96), Srdjan Lakic (Lautern) und Edin Dzeko (Wolfsburg). Im weiteren Kreis findet man dann auf Platz 8 Andre Schürrle (Mainz). Die weiteren Plätze belegen Raul (Gelsenkirchen), Hugo Almeida (Bremen), Klaas Jan Huntelaar (Gelsenkirchen), Grafite (Wolfsburg) und Demba Ba (Hoffenheim). Im Blickfeld bleiben die Spieler Sami Allagui (Mainz) und Julian Schieber (Stuttgart).
Die beiden Aufsteiger sind wohl auch auf Platz eins und zwei zu finden. Im Sommer waren beide nicht in der Rangliste vertreten, nun belegen Gomez und Gekas die beiden vorderen Plätze in der internationalen Klasse. Kann man Dzeko als Absteiger nennen? Sicherlich, wenn man im Sommer noch auf Platz eins im Bereich Weltklasse war und nun nur noch Siebter in der internationalen Klasse ist, kann man das als Abstieg nennen. Aber wenn man dann sieht, dass Spieler wie Cacau, Olic, Pizarro und Kießling, im Sommer noch im vorderen Bereich der Rangliste,fehlen, sollte man diese wohl eher als Absteiger ansehen.
Es bleibt die Frage, ob ein Gomez mit seinen 12 Toren wirklich besser ist als Gekas und Cisse? Vor allem, wenn man weiß, dass er am Anfang nur Ersatzspieler war. Aber vielleicht hilft da der Bayernbonus mit. Oder es liegt einfach an den zwei Tore im DFB-Pokal und den sechs in der Championsleague. Wenn es aber rein nach Bundesligatoren geht, muss man sich fragen, warum Barrios (8 Tore) und Ya Konan (9 Tore) vor Lakic (11 Tore) und Dzeko (10 Tore) stehen. Auch ein Demba Ba im weiteren Kreis ist auch nicht unbedingt zu erklären. Aber vielleicht ist man einfach nur zu kritisch. Im Großen und Ganzen kann man die Rangliste verstehen.
Der Gastkommentar kommt diesmal von Klaus Fischer. Er meint, dass vorne der richtige steht. Gomez profitierte von den Ausfällen von Klose, Olic und Robben und konnte seine Tore machen. Ob das auch klappt, wenn Robben zurückkommt? Auch die Platzierung von Gekas und Cisse sind zu recht da oben. Allerdings hätte man Dzeko weiter oben stehen müssen. Natürlich geht er auf die Stürmer seines Heimatvereins ein, aber wen interessiert das denn?
Rangliste Deutsche im Ausland
Hier findet man in der internationalen Klasse im offensiven Mittelfeld Mesut Özil von Real Madrid (Spanien). Vier Spieler findet man im weiteren Kreis. In der Innnenverteidigung findet man Robert Huth (Stoke City-England). Sowohl Fabian Ernst (Besiktas Istanbul-Türkei) und Sami Khedira (Real Madrid-Spanien) belegen diese Kategorie im defensiven Mittelfeld. Dazu kommt noch der Stürmer Kevin Kuranyi (Dynamo Moskau-Russland). Richtig voll ist es im Blickfeld. Alleine vier Torhüter findet man dort: Pascal Borel (Tschernom. 919 Burgas-Bulgarien), Wolfgang Hesl (SV Ried-Östereich), Gerhard Tremmel (RB Salzburg-Österreich) und Raphael Wolf (Kapfernberger SV-Österreich). In der Innenverteidigung findet man dort Torben Joneleit (KRC Genk-Belgien) und Christian Kum (ADO Den Haag-Niederlande). Auf der defensiven Außenbahn werden Jerome Boateng (Manchester City-England), Roberto Hilbert (Besiktas Istanbul-Türkei) und Jose Holebas (Olympiakos Piräus-Griechenland). Im offensiven Mittelfeld kommen weitere drei Spieler dazu: Thomas Broich (Brisbane Roar-Australien), Denis Epstein (AO Kerkyra-Griechenland) und Steffen Hofmann (Rapid Wien-Österreich). Abgeschlossen wird diese Rubrik mit dem Stürmer Nick Proschwitz (FC Thun-Schweiz).
Der Gastkommentar in dieser Rubrik kommt von einem ehemaligen BVB-Spieler, Gerhard Poschner. Um die Platzierung von Özil gab es keine Diskussion. Auch Khedira wird erwähnt. Beeindruckt hat ihn vor allem Huth von Stoke City. Ein Kritikpunkt ist die Platzierung von Kuranyi, den hätte er ebenfalls in der internationalen Klasse platziert.
Umfragen, Statistiken, Meinungen
Wie schon im letzten Halbjahr wurden die Bundesligaspieler vom Kicker zur Hinrunde befragt. Diesmal nahmen 286 Spieler teil. Als bester Feldspieler der Hinrunde wurde mit 32,6% der Dortmunder Nuri Sahin gewählt. Dahinter findet man gleich den nächsten Dortmunder mit Kagawa (17,5%). Platz drei ging an den Münchener Schweinsteiger (11,2%). Auch der Gewinner bei den Trainern ist ein Dortmunder. Mit 32,2% wurde Jürgen Klopp gewählt. Dahinter belegen Tuchel (24,1%) und Slomka (22,7%) die Plätze. Verlierer bei den Trainern ist natürlich Magath aus Gelsenkirchen (24,3%). Dahinter findet man die bereits entlassenden Groß (15,8%) und Soldo (13,7%). Auf die Frage, welche die stärkste Liga ist, antwortete man knapp mit 40,9%: „die Bundesliga“. Aber nahezu gleichauf mit 40,2% kommt die Premier League. Abgefallen ist die Primera Division mit 18,9%. Als bester Torhüter der Hinrunde wird weiterhin Neuer bezeichnet. Mit seinen 54,2% liegt er deutlich vor dem Herbstmeister Weidenfeller (16,4%). Auf die Frage, wer nun Deutscher Meister wird, antworten sagenhafte 85,7%, dass es der aktuelle Tabellenführer aus Dortmund wird. Dahinter belegen die Bayern mit 7,7% und Bayer mit 6,3% die Plätze. Als Absteiger werden Gladbach (82,6%) und Köln (61,5%) genannt. Aber auch St. Pauli (31,9%) und Lautern (12,6%) sind gefährdet. Als bester Schiri wird diesmal mit 33,2% Florian Meyer genannt vor dem Titelverteidiger Brych (15,5%). Auch bei dem schlechtesten Schiri konnte mit 18,3% der Titelverteidiger Rafati seine „Spitzenposition“ nicht verteidigen. Diesmal wurde Wolfgang Stark mit einem Viertel der Stimmen gewählt. Natürlich wurde auch gefragt, wer Frauen-Weltmeister 2011 in Deutschland wird. Mit 83% wird da Deutschland genannt vor Brasilien (6,5%) und den USA (2,9%).
Im zweiten Teil wurde dann gefragt, wer die Champions League gewinnt. Dort erhält Barcelona mit 59,4% eine klare Mehrheit. Dahinter belegen Real Madrid (18,2%) und Bayern (14,7%) die Plätze. Der Aufsteiger bei den Spielern ist natürlich ein Dortmunder. Mit 29,3% wurde Kagawa vor Götze (26,5%) und Cisse (9,9%) gewählt. Bei den Absteigern muss man nach München gucken. Mit 10,1% wurde Demichelis vor van Buyten (8,9%) gewählt. Die Mannschaft, die am positivsten überrascht hat, war mit 33,6% Mainz 05 vor Hannover 96 (26,9%). Der Herbstmeister belegte da nur mit 24,8% den dritten Platz. Bei den negativen Überraschungen belegten mit 33,2% die Stuttgarter den Top-Platz. Dahinter findet man die Blauen mit 29% und die Wolfsburger (11,2%). Während man die Vergabe der WM nach Russland für gut hält (48,9% gegenüber 46,7%), ist die Katar-Vergabe schlecht (77%).
Aber auch die Kicker-Leser wurden gefragt. Im ersten Teil wurde als Pokalsieger 2011 wie so häufig mit 65% Bayern genannt. Dahinter belegen mit 18% der Klub aus Gelsenkirchen und der Klub aus Sinsheim (4%) die Plätze. Im Europapokal erhält der Stellenwert der Champions League die Note 1,47 und die Europa League 2,73. Während man die Bayern im Halbfinale erwartet, rechnet man bei Gelsenkirchen ein Aus im Viertelfinale. Die beste Berichterstattung im Fernsehen wurde mit 2,27 der ARD assistiert. Sky bekommt 2,37, dahinter findet man ZDF mit 2,65. Auch bei den Lesern wird der Weltmeistertitel bei der Frauen-WM erwartet (73%). Der Stellenwert der dritten Liga sinkt weiter. Waren es im letzten Jahr noch 3,09, so kam man nun nur auf 3,40. Auf die Frage, ob 2. Mannschaften in der 3. Liga mitspielen sollen, stimmten doch 52,4% für die Zweiten. Der nächste Punkt handelt über die Nationalmannschaft, hier rechnet man mit einem SED-Ergebnis (98,8%) mit der direkten Qualifikation zur Euro 2012. Der Stellenwert liegt mittlerweile bei 1,68 und die Arbeit des Bundestrainers wurde mit 1,94 bewertet. Während man die Vergabe der WM nach Russland als gut bewertet (52,6%), wird die Vergabe nach Katar als schlecht (89%) bezeichnet.
Im zweiten Teil kommt dann die Bundesliga dran. Auch hier wird der BVB als Meister bezeichnet. Mit 75,65% konnten die Borussen den Platz an der Sonne erreichen. Dahinter wird mit 15,16% Bayern vor Leverkusen (6,92%) genannt. Als Absteiger werden hier Gladbach 91% und Köln (79%) genannt. Dahinter kommt St. Pauli (64%), Stuttgart (21%) und Lautern (17%). Bei den Trainer wird die Arbeit von Klopp klar an Platz eins gesetzt. Mit 1,24 war er deutlich vor Tuchel (1,44) und Dutt (1,81). Ganz unten findet man Veh (4,08), Frontzeck (4,20) und McClaren (4,66). Auch die Beurteilung des Managements wurde für Borussia Dortmund ein Triumphzug. Mit 1,67 liegt man klar vor Mainz (1,83), Leverkusen (2,05) und Bayern München (2,20). Die Größe der Bundesliga von 18 Mannschaften wird mit 64% für genau richtig gehalten. Auch die Relegation findet mit 70% vollste Zustimmung. Mittlerweile sind 40% gegen eine Quotierung von deutschen Spielern. Leistung soll weiterhin die Entscheidung für den Einsatz bringen. Aber 54% der Leser gehen davon aus, dass die Vereine zu leichtfertig mit ihrem Geld umgehen. Der Stellenwert der Liga wit mit 1,95 bewertet und die Arbeit der DFL erreicht immerhin 2,92.
So, vom Würfelspiel des Kickers hat man nun wieder ein halbes Jahr Ruhe. Hoffen wir, dass die Hochstimmung aus Dortmunder Sicht weiterhin anhält. Wenn ja, dann dürfte ziemlich sicher sein, wer Deutscher Meister wird. Oder gibt es da nach Freitag noch Zweifel?
CHS, 18.01.2011