Überflüssige Testspielniederlage im Bergischen
Länderspielpause ist ätzend. Daher ging es hinauf ins Bergische Land, um dem BVB zum Testkick nach Wuppertal zu folgen. Als Fazit bleibt jedoch leider: Testspiel ist auch ätzend. Die Mannschaft konnte ohne 14 Nationalspieler zu keinem Zeitpunkt überzeugen und wurde nach einem weitgehend niveauarmen Spiel vom WSV Borussia aus der Regionalliga mit einer 1:0 Niederlage nach Hause geschickt.
Ausgangslage und Aufgalopp
Beim BVB standen aus der Stammformation nur Torwart Roman Weidenfeller und Kevin Großkreutz in der Startelf. Für letzteren Stand ein Familienduell gegen seinen Cousin Marcel auf dem Programm. Neben erfahrenen Bankspielern wie Santana, Dede, Owomoyela und Feulner bot Jürgen Klopp auch die Talente Ginczek, Stiepermann, Le Tallec und Neumeister auf, die im echten Leben zumeist bei der „am meisten gehassten Zweitvertretung“ (Zitat Groundhopper Wuppertal) zum Einsatz kommen. Nicht dabei war mal wieder Sebastian Kehl. Während in der Dortmunder Presse von Rückenproblemen zu lesen war, sagte Klopp nach dem Spiel, es sei von vorneherein geplant gewesen, dass der Kapitän in der Länderspielpause Aufbautraining absolviert. Es stellt sich nur so langsam die Frage wofür Kehl eigentlich aufgebaut wird, biegt doch die Bundesligasaison so langsam aber sicher in die Zielgerade ein.
Auf Wuppertaler Seite fielen neben Großkreutz noch zwei Namen sofort ins Borussenauge: Zum einen der gebürtige Dortmunder und ehemalige Torhüter der Amas Sascha Samulewicz und zum anderen Jerome Assauer, der aber mit BVB-Vereinsjubilar Stumpenrudi Assauer nicht verwandt oder verschwägert ist. Im Ligaalltag findet sich der WSV 5 Punkte vor unseren Amas auf Platz 7 der Tabelle wieder und kann sich ebenso wie diese schon mal gedanklich auf eine weitere Saison in Liga 4 einstellen.
Bei prächtigem Wetter hatte sich eine ordentliche Kulisse im altehrwürdigen, aber halbwegs modernisierten Stadion am Zoo eingefunden. Neben 8.350 Zuschauern im Stadion hatte sich auch eine stattliche Anzahl von Kiebitzen eingefunden, die das Spiel außerhalb des Stadions für lau verfolgten, wofür das Bergische Land mit einem imposanten Hang gegenüber der Haupttribüne auch beste Voraussetzungen bietet. Diese Zuschauer sollten in der zweiten Halbzeit für einen der wenigen Höhepunkte des Abends sorgen, doch dazu später mehr.
Zum Einlauf der Mannschaften wurde die Stimmung auf den Rängen mit feinster Kirmesmusik zum überkochen gebracht. Beim Verlesen der Wuppertaler Aufstellung wurde das Heimpublikum deutlich von den Dortmunder Kutten auf den Gästestehern übertönt, aber die mussten sich ja auch nur den einen Namen merken, der mit A beginnt und auf ...loch endet. Auch die Wuppertaler brachten im weiteren Verlauf nahezu ausschließlich Schmähgesänge zu Gehör. Typische Testspielstimmung halt.
1.Halbzeit
Falls der geneigte Leser sich inzwischen fragt, warum hier in solch epischer Breite über Nebensächlichkeiten berichtet wird, so kann als Grund dafür nur angeführt werden, dass die Partie reichlich Gelegenheit bot, sich über das Drumherum Gedanken zu machen. Die ersten 10 Minuten plätscherten weitgehend ereignislos dahin. Die wenigen Dortmunder Angriffe wurden vom WSV meist durch Fouls gestoppt und Wuppertal kam selbst kaum einmal über die Mittellinie. Dann fing Stiepermann einen Pass von El Hammouchi ab, sah dass Samulewicz zu weit vor seinem Kasten stand und versuchte einen Heber aus dem Mittelkreis. Doch er setzte den Ball knapp neben das Tor. Das schien das Startsignal für den WSV gewesen zu sein, der nun seinerseits einige Angriffsversuche unternahm, aber Weidenfeller nicht wirklich prüfen konnte.
Die nächste Chance hatte dann wieder der BVB nach 20 Minuten. Da Silva zirkelte einen Freistoß aus 22 Metern gekonnt über die Mauer und Samulewicz musste sich strecken, um den Ball zur Ecke zu fausten. Nach der Ecke von Feulner spitzelte da Silva den Ball dann beinahe ins kurze Eck. Leider verfehlte er den Kasten knapp. Nun hatte auch der WSV seine erste richtige Chance, doch Trisic bekam eine weite Flanke nicht unter Kontrolle, so dass sein Volleyschuss vom Strafraumeck weit über dem Tor landete. 10 Minuten später tauchte erneut Trisic frei vor Weidenfeller auf und zwang diesen zu einem Kunstflug. Dortmund hatte im Gegenzug noch eine gute Gelegenheit durch Damien Le Tallec. Anstatt kraftvoll auf das Tor zu ziehen, vertändelte er jedoch den Ball. Nicht nur in dieser Szene war zu erkennen, dass der junge Franzose, wie schon seit Wochen, seiner Form hinterher läuft.
Das war es dann aber auch schon mit den berichtenswerten Szenen aus Halbzeit 1. Auf Dortmunder Seite war Dede auffälligster Spieler. Mehrfach konnte er seine Klasse bei Vorstößen andeuten und auch in der Defensive zeigte er einige seiner bekannten Traumgrätschen. Leider fanden seine scharfen Hereingaben keinen Abnehmer. Daneben ist noch der wie immer kämpfende Kevin zu erwähnen, dessen Sturm und Drang nicht einmal die Wuppertaler Banden standhielten.
Beim Pausenspiel durften dann einige Fans versuchen, das zottelige Maskottchen abzuschießen, welches dem gleichen Wurf zu entstammen scheint wie der, in der erweiterten Nachbarschaft beheimatete, Brian the lion. Sollte Nobby Dickel jemals auf die Idee kommen, etwas vergleichbares in sein Eventprogramm im Westfalenstadion zu integrieren, wäre es sicher so manchem Borussen eine wahre Freude, auf die dicke Biene anzulegen.
2. Halbzeit
Nach der Pause schickte Klopp Alomerovic und Vrancic für Weidenfeller und Großkreutz ins Rennen. Auch WSV Coach Dämmgen wechselte unter anderem den Torhüter. Außer ein paar Fernschüssen, die nicht mal geeignet waren, die frischen Keeper warm zu schießen, war jedoch zunächst noch weniger geboten als in Halbzeit 1. Nach 58 Minuten musste dann der gerade erst genesene Daniel Ginczek verletzungsbedingt ausscheiden und die Hoffnung schwand, in dieser Saison bei den Amas noch mal ein paar Tore zu sehen zu kriegen. Doch laut Jürgen Klopp hat sich Daniel „nur“ eine Außenbanddehnung im Knöchel zugezogen, die ihn nicht allzu lang außer Gefecht setzen dürfte.
In der 64. Minute zwang Stiepermann dann Nettekoven aus 18 Metern zu einer Glanzparade und man wurde davor bewahrt, auf der Tribüne langsam wegzunicken. Kurz darauf sorgten dann die Zuschauer außerhalb des Stadions für ein optisches Highlight und brannten einiges an Feuerwerk ab. Nun wurde es Dede zu viel und er packte am Strafraum mal die Sense aus und holte sich die Gelbe Karte ab. Ist halt ein Test- und kein Freundschaftsspiel. Aus der folgenden Freistossgelegenheit konnte Moosmayer dann allerdings nicht mehr machen, als einen Schuss direkt in die Mauer.
Nur wenig später entschlossen sich Santana und Owomoyela zu einer lustigen Slapstickeinlage und rannten sich an der Auslinie gegenseitig über den Haufen, so dass Moosmayer freie Bahn Richtung Strafraum hatte. Dort angekommen legte er quer auf den freistehenden Pagano, der den Ball ohne Mühe am chancenlosen Alomerovic vorbei ins Netz schob. Kommentar von Owomoyela zu der Szene: „Das ist dumm gelaufen“. Allerdings.
Nun wachte das Wuppertaler Publikum auf und es wurde endlich mal richtig laut im Stadion. Die Dortmunder starteten nun vermehrte Angriffsversuche, aber bis auf eine Kopfballchance von Stiepermann nach schöner Flanke des eingewechselten Boztepe kam wenig Zielführendes dabei herum. Kurz vor dem Ende dann noch ein Schreckmoment als Owomoyela nach einem Zweikampf mit schmerzverzerrtem Gesicht liegenblieb. Doch nach kurzer Behandlung konnte er das Spiel doch noch beenden und hat wohl nur eine schmerzhafte Prellung mit Schürfwunde davon getragen.
Letztlich war man dann doch froh, als der Schiri die Partie beendete, denn es wäre doch zu ärgerlich, wenn sich bei solch einem mauen Kick noch weitere Borussen verletzt hätten. Aus meiner Sicht bleibt von diesem Abend am ehesten die nette Anreise mit der Schwebebahn haften, die allerdings ziemlich gemütlich unterwegs ist und mir daher einen einstündigen Aufenthalt in Deutschlands schönstem Hauptbahnhof bescherte, was meinen Abend noch wunderbar abrundete.
Statistik
WSV: Samulewicz (46. Nettekoven) – van den Bergh, Haas, M. Großkreutz (71. M’Bengue), Moosmayer – El Hammouchi, Heppke – Pagano, Holt (46. Zent), Trisic (46. Schattner) – Assauer (60. Keita-Ruel)
BVB: Weidenfeller (46. Alomerovic) – Owomoyela, Neumeister, Santana, Dede – Feulner, da Silva – Stiepermann, Le Tallec (78. Schnier), K. Großkreutz (46. Vrancic) – Ginczek (58. Boztepe)
Schiedsrichter: Thomas Metzen (Mechernich)
Zuschauer: 8.315
Ecken: 2:6
Tor: 1:0 Pagano (73.)
Gelbe Karte: Dede.
Web, 24.03.2010