Nichts Flottes gegen Lotte
Eigentlich war alles für einen schönen Fußballsamstag in Dortmund gegeben: strahlender Sonnenschein, kaum eine Wolke am Himmel, zuerst die Amateure gegen Lotte, dann in den angrenzenden Kneipen die Profis in Hamburg. Dieses Rezept sollte zumindest für die Heimgebliebenen einigermaßen attraktiv klingen. Nichtsdestotrotz ärgert man sich immer noch über parallele Amateur-Spielansetzungen mit den Profis, wenn beispielsweise am Vorabend Vereine ohne Zweitvertretung spielen. Da man aber bei Spielen wie Dortmund gegen Lotte schwere Ausschreitungen zu befürchten hat, entschied man sich für den Samstagnachmittag. Das Ende von Lied waren insgesamt 277 zahlende Zuschauer, darunter ungefähr zwei Hände voll von den sportfreundlichen Gästen, die ein eher tristes 1:1 (0:1) sahen.
Ausgangslage
Die Amateure waren vor dem Anpfiff seit vier Spielen ohne Niederlage, Lotte hingegen musste sich zunächst aus dem Aufstiegsrennen verabschieden, hätte in Dortmund aber von dem Unentschieden der Trierer am Freitagabend profitieren können. Beim Blick auf den Spielberichtsbogen sollte den Experten der Regionalliga West vielleicht der eine oder andere Name aus Lotte bekannt vorkommen, dem geneigten Dortmunder sagte aber höchstens der Name Michael Oscislawski etwas. Der eigentlich defensive Mittelfeldspieler kam vor der Saison vom BVB, musste im Hinspiel noch verletzungsbedingt passen, lief in der roten Erde aber auf. Dies allerdings auf der eigentlich ungewohnten Linksverteidigerposition.
Bei den Amas saß Damien Le Tallec nur auf der Bank, ihn plagten wohl noch Probleme an der Achillessehne. Dafür war Daniel Ginczek nach seiner langen Verletzungspause wieder zurück in der Anfangsformation und verstärkte den Sturm unseres zweiten Anzugs. Für zusätzliche Verstärkung sorgte Florian Kringe, der einen ersten Schritt hinaus aus seiner Verletzungsmisere machte und in der ersten Halbzeit einen unauffälligen Eindruck hinterließ.
Erste Halbzeit
Die erste Aktion des Spiels war auch schon direkt eine entscheidende: Nach einem Freistoß von der linken Seite steigt Daniel Ginczek gegen seinen Gegenspieler nicht hoch genug, Innenverteidiger Tobias Willers macht bei seinem Kopfball alles richtig und lenkt den Ball für Focher unerreichbar in die rechte Ecke. Dies war es dann auch erstmal für lange Zeit von den Sportfreunden, ab hier nahm der BVB das Spiel an sich, blieb dabei aber zunächst erst einmal ungefährlich und wenig zwingend. Zwei Mal war es Ginczek, der den Ball entweder knapp verpasste (17.) oder in die nicht vorhandenen Wolken beförderte (24.), zwei Mal waren unsere Amateure durch Freistöße von halbrechts durch Stiepermann (35.) oder Eggert (42.) von halblinks gefährlich, insgesamt blieb man aber doch weitestgehend harmlos. Dies lag aber auch daran, dass es die Gäste unseren Youngsters schwer machten und in der Defensive sehr kompakt standen. Insgesamt lässt sich die erste Hälfte aber schnell beschreiben: Das Wetter in der roten Erde war besser als das gezeigte Fußballspiel.
Zweite Halbzeit
Mit Le Tallec für Kringe und kurze Zeit darauf Kullmann für Ginczek gab es nach dem Seitenwechsel zum Glück eine leichte Steigerung im Spiel, auch wenn die erste Chance wieder an die Gäste vom Autobahnkreuz ging und eigentlich das Spiel entscheiden musste. So tauchte Simon Engelmann plötzlich frei vor Johanes Focher auf, wollte unseren Schlussmann tunneln, schaffte dies auch fast, allerdings brachte dieser es irgendwie noch fertig, den Ball doch noch unter sich zu begraben. In der Folge gab es immer noch wenig Torchancen und das Spiel plätscherte weitestgehend vor sich hin, es waren Einzelszenen, die beispielsweise mehrfach von Stiepermann vorgetragen, aber nie zum Abschluss gebracht wurden. Trotzdem zeigte sich die Elf von Hannes Wolf gerade in der Schlussphase zielstrebiger, offensiver und gewillter, doch noch etwas am Spielstand zu gelingen. Aus eigener Kraft schaffte man es am Ende aber doch nicht. Nachdem Tim Treude nach einem schönen Steilpass von Stiepermann frei vor dem gegnerischen Torwart auftauchte und den Ball eher leichtfertig vergab, brachte „Katze" Kandziora den Ball noch einmal in die Mitte, wo Tobias Willers anscheinend an diesem Tag wirklich Gefallen am Tore erzielen gefunden hatte und den Ball ins eigene Tor beförderte. So schloss sich in der 80. Spielminute der Kreis dieses keinesfalls flotten Spiels gegen keinesfalls flotte Lotter, das mit einem leistungsgerechten Unentschieden zu Ende gebracht wurde.
Fazit
Auch wenn für unsere Amas an diesem Tag eventuell mehr drin gewesen wäre, braucht man sich nicht über den Punktgewinn gegen Lotte ärgern, trat man immerhin gegen den Tabellenfünften der Regionalliga West an. Darüber hinaus tat der Spielverlauf unseren Amas sicherlich keinen Gefallen, ohne frühes Gegentor wäre sicherlich ein offeneres Spiel in der roten Erde möglich gewesen. Dennoch betonte Trainer Hannes Wolf nach dem Spiel, dass es sich lohne, herauszustellen, dass man seit nunmehr fünf Spielen ohne Niederlage sei und dies ist es auch, was am Ende des Tages eigentlich zählen sollte. In der kommenden Woche geht es am Sonntag bei den Blauen im Derby dann wieder um etwas mehr als um drei Punkte, die Motivation für unsere Borussen sollte größer sein und wenn am Ende der zweite Derbysieg der Saison steht, erinnert sich auch keiner der 277 Zuschauer von diesem Wochenende an das 1:1 gegen Lotte.
Stimmen
Johannes Focher: Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Wir haben alles versucht, aber nicht viele Torchancen bekommen. Daher bin ich froh, dass wir noch das 1:1 gemacht haben. Lotte hat sich ziemlich hinten rein gestellt und wir hatten keine Durchschlagskraft.
Daniel Ginczek: Eigentlich habe ich mich gut gefühlt und über die Woche auch gut trainiert. Im Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht besser gewesen, wenn ich nur die letzten 30 Minuten gespielt hätte. Aber ich habe vor dem Spiel noch mit Hannes Wolf telefoniert und wollte unbedingt von Anfang an spielen. Das Gegentor nehme ich auf meine Kappe. Das war mein Gegenspieler und ich bin da einfach nicht gut zum Kopfball gegangen. Ich muss nun einfach die nächste Woche weiter trainieren und dann wird die Kraft und Spritzigkeit auch wieder zurück kommen. Die Reha ist da doch etwas anderes als das Mannschaftstraining und Spiele. Ich möchte nur bis zum Ende der Saison wieder richtig fit werden, um mit voller Kraft in die nächste Saisonvorbereitung starten zu können. Lotte stand sehr tief und wir haben nicht die richtigen Mittel gefunden, um gegen diese kompakte Mannschaft duch zu kommen. In der zweiten Halbzeit war dann mehr Bewegung im Spiel. Wir haben dann einen Punkt geholt, mit ein wenig Glück wäre auch der Sieg möglich gewesen. Aber ich denke, dass wir das Spiel klar gewonnen hätten, wenn Lotte nicht so früh 1:0 in Führung gegangen wäre. Das frühe Tor hat dem Spiel nicht gut getan. Lotte hat nur gelauert und versucht die Führung zu verteidigen. Man hat gesehen, wer hier fußballerisch die bessere Mannschaft war. Lotte hatte doch nur eine Torchance aus dem Spiel heraus. Lotte schlägt man aber auch nicht mal eben im Vorbeigehen. Die haben bis vor kurzem noch um den Aufstieg mitgespielt. An die starke Leistung in Mainz haben wir zumindest in der zweiten Halbzeit anknüpfen können.
Statistik
BVB II: Focher - Klopp, Eggert, Hornschuh, Kandziora – Hasanbegovic (69. Vrancic), Bakalorz - Treude, Kringe (46. Le Tallec) – Stiepermann, Ginczek (61. Kullmann)
Lotte: Görrissen - Kunert, Willers, Neubauer, Oscislawski – Gorschlüter, Gataric – Schlösser, Reinert (85. Aydogmus), Schnier (83. Schneider) – Engelmann (70. Stachnik)
Tore: 0:1 Willers (4.), 1:1 Willers (80./Eigentor)
Gelb: Vrancic - Gataric
Zuschauer: 277 in der Roten Erde
Schiedsrichter: Gittelmann
Vanni, 09.03+1.2011