Stiepermann rettet Punkt in Unterzahl
Mit einem Tor in der letzten Spielminute erkämpfte unsere Zweitvertretung im Paul-Janes-Stadion zu Düsseldorf einen Zähler. Trotz dieser gezeigten Moral kann nicht kaschiert werden, dass die BVB-Amateure im Moment nicht mehr zu ihrem Spiel finden und die Saison aufreizend emotionslos austrudeln zu lassen scheinen. Hier ist nun auch Trainer Hannes Wolf nach seiner Eingewöhnungszeit endlich gefordert, dem Schlendrian Einhalt zu gebieten.
Für den ehemaligen Spielertrainer Aplerbecks schloss sich ein kleiner Kreis. Denn noch vor einigen Wochen bestritt Wolf an gleicher Stelle sein letztes A-Jugend-Spiel bei Düsseldorf erfolgreich mit 3:0. Ein ähnliches Ergebnis hätte auch heute Druck von seinen schmalen Schultern genommen. Mit Blick auf seine Saisonbilanz ist nämlich leider festzustellen, dass er mit der A-Jugend in einen Abstiegskampf verwickelt war und nun auch bei den Amateuren nach dem Weggang von Theo Schneider noch überhaupt nicht reüssieren konnte.
Das Paul-Janes-Stadion, dessen schönes Ambiente bereits im A-Jugend-Spielbericht ausführlich gewürdigt worden ist, zeichnet sich leider auch durch nicht vorhandene Funktionsräume für Verantwortliche und Presse aus, sodass die Infrastruktur dort mit 'dilettantisch' noch charmant umschrieben werden würde. Aber wat solls! Schließlich war feines Wetter, auch wenn die Sonne auf der überdachten Haupttribüne, die als einziger Teil geöffnet war, nichts ausrichten konnte. Etwas die Stimmung mildernd dann die an diesem Wochenende obligatorische Schweigeminute für die Menschen aus Japan (übrigens dauern diese sogenannten Schweigeminuten scheinbar immer exakt dreißig Sekunden!).
Focher nur auf der Bank
Zur personellen Ausgangssituation: Das Comeback von Top-Stürmer Daniel Ginczek wurde avisiert, jedoch schaffte es der Mann aus Neheim-Hüsten noch nicht zurück in den Kader. Eine Überraschung gab es im Tor, wo Alomerovic zu seinem ersten Einsatz kam. Focher saß nur auf der Bank, was bei seinen gezeigten Leistungen der letzten Spiele aber auch nicht mehr sonderlich überraschte. Zudem bietet die einigermaßen sichere Ausgangslange nun natürlich auch genug Platz für Experimente unter Wettkampfbedingungen. Bei den Gastgebern gab es mit den Herren Costa, Gaus und Schwertfeger reichlich Unterstützung von der Profi-Mannschaft.
Das Spiel war durchgehend sehr munter und chancentechnisch lebhaft, was jedoch nicht primär an der kollektiven oder individuellen Qualität der Mannschaften lag, sondern in den meisten Fällen seine Ursache in teils haarsträubenden Fehlern und Unzulänglichkeiten im Zweikampfverhalten hatte. Auf Dortmunder Seite war es insbesondere Rechtsverteidiger Selmani, der einen rabenschwarzen Tag erwischte, wurden doch die meisten Düsseldorfer Angriffe über seine Seite vorgetragen. Aus einem dieser Angriffe resultierte beispielsweise recht früh ein Lattenschuss durch Tankulic (8.).
Andererseits fiel auch die BVB-Offensive zunächst hauptsächlich durch Unvermögen auf. Insbesondere Damien Le Tallec aß heut Morgen scheinbar sein Müsli nur bis zur Hälfte auf. Anders waren seine F-Jugend-ähnlichen Abschlüsse vor dem gegnerischen Tor nicht zu erklären (28., 39.). Ganz anders agierte da Fortunaten (so die urtümliche Bezeichnung)-Kapitän Michalsky. In der 36. Minute pfiff der schwache Schiri Ide einen harmlosen Luftzweikampf zwischen Sobiech und Gaus ab. Zwar ging der Freistoß von Massih Wassey - nicht zu verwechseln mit dem weissen Massai - aus knapp 18 Metern noch in die Mauer, doch hämmerte Michalsky den Ball dann aus 25 Metern in die Maschen. Dies bedeutete denn auch die Führung und das Halbzeitresultat für die erbittert um den Klassenerhalt kämpfenden Rheinländer, die zudem das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite hatten, retteten doch Wassey nach Eggert-Kopfball und Schulze Niehues nach Le Tallec-Schuss jeweils gerade noch auf der Linie (38., 43.).
Stiepermann mit schnellem Ausgleich
Kurz nach Wiederbeginn direkt die glückliche Führung für uns. Stiepermann zwischen Fortuna-Strafraum und Mettmann irgendwo im Niemandsland mit einer langen Freistoßflanke auf Schulze Niehues, der das Leder nicht kontrollieren kann und in die Maschen lenkt. Nach den Regularien muss das Tor jedoch Stiepermann gegeben werden, da der Ball ohne das Eingreifen des Torwächters ins Tor gegangen wäre und eben nicht neben das Gehäuse. Nach einer kurzen Phase des Leerlaufs läutete schließlich Costa mit einer vergebenen Möglichkeit aus drei Metern die hektische Schlussphase ein (66.). Nur wenige Zeigerumdrehungen später scheiterte der eingewechselte, leicht übergewichtige und unkonventionell laufende Schikowski völlig freistehend (69.), ehe Sobiech aus Nahdistanz einen Kopfball auf der Gegenseite nicht mehr anständig platzieren konnte (70.).
Die Profis des Gastgebers sollten schließlich für die vermeintliche Entscheidung sorgen: Der starke Tankulic bediente Costa, dessen platzierten, aber eigentlich harmlosen Schuss Alomerovic nur zur Seite abklatschen konnte, wo Gaus torjäger-stilecht lauerte und schnörkellos die erneute Führung erzielen sollte. Als wenig später unmittelbar nach einer vergebenen Großchance Hasanbegovics der überforderte Selmani (man wird übrigens scheinbar recht einfach U21-Nationalspieler in Mazedonien) den Platzverweis kassieren sollte (83.), deutete nichts mehr auf einen positiven Nachmittagskaffee hin. Es war jedoch Boztepe, ebenfalls eingewechselt, der kurz vor Ende eine butterweiche Flanke auf den Kopf Stiepermanns bugsieren konnte. Dieser ließ sich nicht lange bitten und köpfte schließlich zum letztlich verdienten Remis ein. Die verlorenen Punkte taten den Gastgebern natürlich um einiges mehr weh und aus dem Kabinengang waren dementsprechend denn auch Laute des Haderns zu vernehmen.
Für unsere Zweitvertretung geht es bei der Jagd nach der goldenen Ananas am Sonntag in zwei Wochen weiter. Man reist nach Rheinland-Pfalz zu den neuen Unsympathen in Fußball-Deutschland, denn es geht zu den Amateuren des FSV Mainz 05. Da die Profis am Samstag gegen Hannover spielen und ansonsten die neuen Spielansetzungen fast durchgehend parallel sind, sollte diese Partie für alle Amateure-Fans einen Pflichttermin darstellen.
Daten zum Spiel
Fortuna Düsseldorf II (4-1-3-2): Schulze Niehues - Leikauf, Schwertfeger, Altenbeck, Heise - Costa - Tankulic (90. Incili), Michalsky, Wassey (64. Schikowski) - Königs (78. Najdi), Gaus
BVB II (4-2-2-2): Alomerovic - Selmani, Hornschuh, Sobiech, Neumeister - Bakalorz (74. Paurevic), Eggert (46. Hasanbegovic) - Treude, Kandziora (66. Boztepe) - Stiepermann, Le Tallec
Tore: 1:0 Michalsky (36., Rechtsschuss, ohne Vorarbeit), 1:1 Stiepermann (48., Linksschuss, direkter Freistoß), 2:1 Gaus (80., RS, Costa), 2:2 Stiepermann (90., Kopfball, Boztepe)
Zuschauer: 290 (davon ca. 100 aus Dortmund)
SR: Ide (Frielendorf)
Chancen: 6:10
Ecken: 1:5
Gelbe Karten: Schwertfeger (22., halbe Notbremse), Michalsky (59., Foulspiel) - Kandziora (41., Halten) Neumeister (56., Ball wegschlagen)
Gelb-Rote Karte: Selmani (83., wiederholtes Foulspiel)
Auf Stimmen zur Paarung musste leider verzichtet werden, da die DFL unserem Antrag nicht stattgegeben hat, das Profi-Spiel gegen Mainz deswegen eine halbe Stunde später beginnen zu lassen.
MalteD, 20.03.2011