Die Ponys mit 1:0 in den Fohlenstall geschickt
Wenn der Unsympath aus der Nachbarschaft spielt, kann man es entweder ignorieren, sich anschauen oder einfach zu den Amateuren der Borussia gehen. So dachten sich das rund 700 Zuschauer und genossen ein Flutlichtspiel in der ehrwürdigen Roten Erde. Während die Ultras von die Amateure mit dem gewohnten Liedgut für Atmosphäre sorgten, fand sich unter den Zuschauern einiges an A- und B-Prominenz ein. So nutzte Trainer Klopp die Gelegenheit, dem Nachwuchs beim Pöhlen zuzusehen. Stammgast Teddy de Beer war natürlich ebenfalls vor Ort, und auch eine Reihe von Profis ließ den Dienstag in der Roten Erde ausklingen. Zusätzlich waren Uwe Fuchs und Lars Ricken auf der Tribüne, doch von Auseinandersetzungen kann nicht berichtet werden.
Bei diesem Stelldichein ließ es sich natürlich auch die Exekutive nicht nehmen, verstärkte Präsenz zu zeigen. Sie rückte mit vier Mannschaftswagen an, und passend zum Gegner wurden auch die Klepper rausgeholt und ihnen etwas Auslauf gewährt. Warum man sich angesichts von überbordenden Überstunden und explodierenden Einsatzkosten solche Spielereien erlaubt, wurde dann nicht ganz so klar - Herr Wendt wird sicherlich dafür eine Erklärung haben. Eine maximal niedrige zweistellige Zahl an Gästen machten dieses Spiel schließlich nicht gerade zu einer Brisanzpartie - und so blieb es dann auch. Der Gästeblock blieb verwaist, nur einige Schnelltrinker bevölkerten diesen, um möglichst schnellen und direkten Zugang zum dortigen Ausschank zu haben. Dafür fehlte nach Insiderinformationen wieder einmal die komplette Bich-Geschwisterschar, hier besteht definitiv Diskussionsbedarf.
Auf dem Rasen fanden sich einige Spieler aus dem Profikader ein. Neben den gewohnten Damien Le Tallec und Marco Stiepermann standen Michael Langerak (O-Ton Stadionsprecher Uli Behle), Sebastian Kehl und Dede-De Deus Santos (O-Ton Aufstellungsbogen) auf dem Feld. Nach den letzten Patzern von Johannes Focher wurde vor allem der Einsatz von Langerak mit einigen Hoffnungen verbunden. Komplettiert wurde die Mannschaft von Mario Vrancic, Lasse Sobiech, Christian Eggert, Tim Treude, Marvin Bakalorz und Selmani Sevdail. Der erwähnte Johannes Focher nahm zusammen mit Jörn Neumeister, Christopher Kullmann, Marvin Zakrzewski, Ivan Paurevic, Marcel Kandziora und Marc Klopp auf der Bank Platz.
Die jungen Fohlen von der Klorussia aus München-Klappdach [tm] kamen als Tabellendritter nach Dortmund, haben dabei allerdings auch schon zwei Spiele mehr auf dem Buckel als die Borussia. Trainer Sven Demandt ließ folgende Ponys auf der Koppel tollen: Janis Blaswich, Niklas Dams, Julian Korb, Tim Heubach, Dennis Dowidat, Jochen Schumacher, Elias Kachunga, Jan Pirschel, Marcel Podszus, Eric Schaaf und Michael Stuckmann. In der Box blieben vorerst die Rappen Joachim Ball, Sascha Tobor, Mirhudin Kacar, Dennis Nico Lepper, Marcel Platzek, Kevin Breuer und Amin Younes.
Pünktlich um 19 Uhr pfiff Schiedsrichter Andreas Robke das Spiel an und dieses begann gleich recht vielversprechend. Stiepermann ballerte in den ersten Minuten gleich zweimal aus der Distanz auf das Scheunentor. Auf der Weide Rote Erde, die schon wieder arg strapaziert aussieht, brauchte die Fohlenelf bis zur 15. Minute, um das erste Mal vor das Tor von Langerak zu kommen. Doch der Schuss von Pirschel schaffte es nur mit viel gutem Willen als Torchance auf den Spielberichtsbogen. In der 22. Minute dann das 1:0 für die Amateure aus Dortmund, als Bakalorz aus fünf Metern eine Flanke vom sehr aktiven Dede ins Tor köpft. Großer Jubel, und die richtige Borussia in Führung!
Zehn Minuten später dann die nächste Möglichkeit für die Dortmunder: Vrancic kam mit den Kopf an den Ball, konnte am Fünfer allerdings keinen Druck hinter das Leder bringen. Drei Minuten später erneut eine Chance mit Vrancic-Beteiligung - der kann sich durchsetzen und geht leicht links auf das Tor zu, übersieht jedoch leider dabei rechts den völlig freien Stiepermann und verzieht vor dem Tor in den Dortmunder Nachthimmel. Bis zur Halbzeit versuchte es Vrancic noch mit einen Distanzschuss (35. Minute), machte Stiepermann im Kackbacher Strafraum einen Haken zu viel (39. Minute) oder schob wiederum Stiepermann nach klasse Zuspiel von Bakalorz am Tor vorbei (44. Minute). Einzige sonstige Besonderheit: In der 41. Minute ist erstmals auch Sebastian Kehl aktiv in die Angriffsbemühungen involviert.
Zur Halbzeit verschwindet Jan Prischel in seiner Box und der Pferdeflüsterer ließ Marcel Platzek los, der sich schon bald durch wildes Meckern beim Publikum beliebt machte. Am Spiel änderte das nicht viel, die erste bessere Szenen hatten weiterhin die Schwarzgelben. Nur einmal kommen die Gäste gefährlich vors Tor, als sich Jochen Schumacher durchsetzt und flankt, Eric Schaaf die Murmel jedoch nicht mit dem Kopf über die Linie gedrückt bekommt. Kurz danach eine ganz lässige Szene von Dede, der seinen Klappdacher Gegenspieler im Stehen locker den Ball vom Fuß nimmt. Dies war leider dann auch eines der wenigen Highlights in einem immer weiter verflachenenden Spiel. Dazwischen passte aber noch in der 60. Minute ein Lattenkracher von Tim Treude, der einen kapitalen Abwehrfehler vom Leithengst Stuckmann fast perfekt nutzte. In der 64. Minute wechselte Theo Schneider Lasse Sobiech für Marcel Kandziora aus. Sechs Minuten später dann eine strittige Szene, die verdächtig nach Handspiel im Strafraum der Borussen aussah, doch der nicht immer souverän wirkende Schiedsrichter Andreas Robke ließ weiterspielen.
Die letzte Viertelstunde wurde mit einem Pfostenknaller (stark abgelenkt von Langerak) durch Marcel Platzek eröffnet und die Gäste wurden noch einmal gefährlicher. Angesichts der knappen 1:0-Führung wurde nun auch jedem regelmäßigen Amateurgänger mulmig. Der BVB geriet immer mehr unter Druck und schwamm ein ums andere Mal ordentlich in der Verteidigung. Theo Schneider reagierte mit der Hereinnahme von Martin Zakrzewski für Mario Vrancic, und Sven Demandt ließ Amin Younes für Julian Korb los. Da Tim Treude mit seinem Schuss in der 80. Minute nicht einnetzen konnte, wurden die Fans auch nicht vorzeitig erlöst und so fiel auf der anderen Seite dann der vermeintliche Ausgleich für die Ponys: Langerak will einen eigentlich harmlosen Ball fangen, der Ball verspringt ihm an der Brust und geht wie eine Kerze nach oben. Im Fünfmeterraum kommt es nun zu einem Duell mit einem Klappdacher, der den Ball mit dem Kopf einnetzt. Der Schiedsrichter entscheidet auf Tor, wird aber von seinem Assistenten an der Linie korrigiert, der wohl eine Behinderung des Torwarts gesehen hat. Glück gehabt, in England stünde es nun wohl 1:1.
In den letzten zehn Minuten holten sich noch Martin Zakrzewski und Elias Kachungo ihre Gelben Karten ab kam und Ivan Paurevic für Stiepermann, der sehr engagiert, aber glücklos agiert hatte. Zuvor hatte Tim Treude nochmals die Entscheidung nach einem klasse Alleingang auf dem Fuß, vergab aber wiederum. Doch auch die Ponys konnten keine ihrer Chancen mehr nutzen und so fuhren die jungen Borussen die ersten drei Punkte des Jahres 2011 ein. Die Verstärkung durch die Profis machte sich im Vergleich zum Spiel gegen Kaiserslautern bemerkbar, eventuell lag es aber auch an der ziemlich umgewurschtelten Mannschaft. Dede fügte sich jedenfalls sehr gut ein und war immer wieder als Antreiber im Spiel bemüht. Auch Sebastian Kehl machte eine Sache recht souverän, allerdings ohne großartig zu glänzen. Immerhin aber hat er durchgespielt und sich nicht verletzt. Langerak wurde selten geprüft, bockt dabei einmal kräftig, wirkte ansonsten souverän und hielt gegen Platzek stark.
Bis Ostern braucht man sich nun nicht mehr mit den Gladbachern beschäftigen und bis dahin sollte all die verwendte Verballhornung dann auch erstmal reichen.
mrg, 16.02.2011