Blick in die Glaskugel
Ein sorgfältiger Blick auf die Tabelle verrät jedem BVB-Fan: Lang ist’s nicht mehr bis zur Sommerpause (in diesem Jahr freundlicherweise überbrückt durch eine Fußball-Weltmeisterschaft). Genauer gesagt sind es noch fünf Spieltage. Und nicht erst seit dem grandiosen Sieg gegen Bremen fragt man sich, wohin die Reise für die glorreiche Borussia wohl noch gehen wird. Endlich wieder international und dann vielleicht gleich Champions League? Fünf Redakteure haben sich mal zusammengesetzt und ihre Prognosen für die restliche Saison abgegeben.
Mainz (A)
Arne: Der FSV spielt eine astreine Saison und ist nicht grundlos der mit Abstand Beste unter den Aufsteigern. Zuletzt drei Spiele verloren, sind die Mainzer dennoch die fünfbeste Heimmannschaft der Liga. Der BVB auf der anderen Seite tut sich auswärts durchweg schwerer als daheim. Unterm Strich läuft es daher wohl auf ein Unentschieden hinaus.
Steph: Klopp kann den Bruchweg auch nach zwei Jahren noch im Schlaf ansteuern, notfalls übernimmt Subotic das Lenkrad und Zidan navigiert. Mainz daheim top, das ganze Jahr über schon mit Eiern und jetzt auch wieder mit Bancé, in dessen Abwesenheit wenig ging. Wir ohne Kehl, aber mit 13 Punkten aus den letzten fünf Spielen. Auswärts sieht das alles ein wenig anders aus. Ein Sieg bei taumelnden Bochumern und ein glücklicher Punkt in Berlin. Zu viel Euphorie, zu viel Gerede. Klarer Sieg für Mainz
Manoj: Mainz ist zu Hause eine Macht. Der BVB vielleicht etwas zu sehr auf Wolke Sieben. Dafür fehlen den Mannen vom Bruchweg Ivanschitz und Heller. Während Leverkusen zu Hause verliert, spielen wir mit Ach und Krach Unentschieden.
MalteS: Auswärts in Mainz, alles andere als eine dankbare Aufgabe. Mit 38 Punkten (13 Punkte Abstand zum Relegationsplatz) kannst du als Aufsteiger auf Platz 10 kaum sicherer stehen. Nach einem Heimsieg gegen die Bayern zu Anfang der Saison träumte man am Bruchweg gar von höherem. Mit Andreas Ivanschitz, neben Keeper Heinz Müller einer der Aufsteiger dieser Saison in der Karnevalshochburg, fehlt dem FSV allerdings nicht nur ein wichtiger Mittelfeldakteur, sondern auch der zweitbeste Torschütze (sechs Buden). Für Borussia wird’s ’ne schwere, aber nicht unmögliche Aufgabe, am Bruchweg dreifach zu punkten. Wenn Klopps Kilometerfresser am Samstag, anders als im Hinspiel, Kampf, Einsatz und Willen zeigen, ist ein Sieg drin.
Malte D.: Der FSV spielt im heimischen Stadion zwei Klassen besser als in der Fremde und wird dies auch gegen den BVB unter Beweis stellen, obwohl mit Heller und Ivanschitz zwei wichtige Stützen gesperrt ausfallen werden. Der BVB wird sich nach viel Kampf mit lediglich einem Punkt begnügen müssen.
Hoffenheim (H)
Arne: Vom einstigen Glanz der Vorsaison ist beim „Projekt“ nicht mehr viel übrig. Dürftige Hausmannskost und das tabellarische Niemandsland bestimmen die Position der TSG. Für reine Verteidigungsschlachten ist die Mannschaft nicht gerade geschaffen, das dürfte dem BVB entgegen kommen. Das heimische Stadion ist ohnehin eine Bank: Souveräner Heimsieg.
Steph: Ich kann mich an das letzte gute Spiel von Hoffenheim nicht mehr erinnern. Wir kommen mit Wut im Bauch aus Mainz und fahren das Ding souverän nach Hause. Barrios beendet seine erneute Mini-Krise, Dortmund kassiert aber seinen ersten Platzverweis der Saison.
Manoj: Klarer Sieg für uns. Die zusammengekaufte Söldnertruppe aus dem Kraichgau hat mittlerweile alle möglichen Saisonziele in den Wind geschossen. Unsere Jungs ärgern sich noch, dass sie in Mainz den Sprung auf den dritten Platz verpasst haben. Keine Frage, ein lockeres 3-1 für uns.
MalteS: Hoch wollte man hinaus, doch vom „Herbstmärchen“ und „Meisterschaftskandidaten“ ist schon lange nix mehr zu sehen, schon gar kein begeisternder Tempofußball mehr. Die TSG aus dem Reagenzglas konnte gegen kein Team aus der „Top-Vier“ der Liga mehr als einen Punkt holen, also wird das auch im Westfalenstadion nix. Mit dem Tabellenniemandsland haben sich die Verantwortlichen zumindest für diese Saison abgefunden. Unterschätzen darf man Hoffenheim allerdings nicht, doch für den BVB wird es wohlmöglich einfacher als in der Hinrunde, das Spiel zu gewinnen.
Malte D.: Von der Hinrunde der vergangenen Saison ist bei den Hoppenheimern aber auch so gar nix mehr zu sehen. Mit Konzentration und Zweikampfstärke sollte der BVB in den ersten Minuten den Gästen aus dem Kraichgau möglichst früh den Schneid abkaufen, um einen letztlich ungefährdeten Sieg einfahren zu können.
Nürnberg (A)
Arne: Vieles wird davon abhängen, ob die Franken in zwei Wochen noch immer im Abstiegskampf stecken oder befreit aufspielen können. Zwar spielen die Clubberer um Bunjaku, Gündogan und Choupo-Moting einen gepflegten Ball, doch genau das dürfte auch der Borussia entgegen kommen. Ein Sieg sollte drin sein und den schaffen die Jungs auch.
Steph: Nürnberg spielt eine recht starke Rückserie, hat jetzt bereits 16 Punkte gesammelt. Nürnberg hat sich in der Winterpause durchaus sinnvoll verstärkt, wenngleich Breno nun schon wieder weg vom Fenster ist. In Bunjaku haben sie einen Wegmacher vorne drin. Auch ohne Barrios, der das erste Spiel seiner Zwei-Spiel-Sperre absitzt.
Manoj: Schwer einzuschätzen. Für Nürnberg geht es noch um die Wurst. Die werden kratzen und beißen. Am Ende trifft zwar Bunjaku, aber Barrios versenkt die Franken mit einem Doppelpack. Knapper Sieg für uns.
MalteS: Da fahr ich lieber hin, wenn die den Klassenerhalt so gut wie sicher haben. Denn was gegen einen Abstiegskandidaten mit Existenzängsten so alles passieren kann, das hat man ja kürzlich in Berlin gesehen. Doch da die Franken die nächsten zwei Spiele gegen Wolfsburg und in Freiburg bestreiten, ist ein früher Klassenerhalt nicht abwegig, aber auch nicht allzu wahrscheinlich. Wird ’ne schwere Kiste und vielleicht nicht mehr als nur ein Punkt.
Malte D.: Aufgrund der Konstellation scheint es möglich, dass für die Franken dieses Spiel einem Existenzkampf gleicht. Es stellt sich so die Frage, ob die Angst vor der zweiten Liga oder der Traum von internationalen Weihen am Ende überwiegen wird. Der BVB wird nur erfolgreich sein können, wenn er den erwarteten Kampf bedingungslos zu 100% mitgehen wird. Tendenz jedoch eher Unentschieden.
Wolfsburg (H)
Arne: Auf der Zielgeraden wird es noch einmal eng. Der auswärts bärenstarke VfL zeigt sich unter Trainer Köstner wieder deutlich verbessert. Das wird kein Spaziergang und endet voraussichtlich Remis.
Steph: Erstmals und hoffentlich letztmals kommt Wolfsburg als amtierender Deutscher Meister ins Westfalenstadion. Wir sind mittlerweile jedoch auf der Zielgerade in Richtung Europa und fahren beim letzten Heimspiel der Saison durch den Zielbogen. Auch der obligatorische Dzeko-Doppelpack wird daran nichts ändern.
Manoj: Wir sind zu Hause zwar super drauf, aber Wolfsburg ist im Aufwind. Wenn Misimovic, Grafite und vor allem Dzeko in Fahrt kommen, sieht jede Abwehr der Bundesliga schlecht aus. Am Ende läuft es auf ein torreiches Unentschieden hinaus.
MalteS: Wir haben zu Hause Leverkusen und Bremen geschlagen und in der Hinrunde beim deutschen Meister eine taktische Meisterleistung abgeliefert. Das wissen die Jungs und ich traue ihnen zu, das Feld nach einem verdammt schweren Spiel als erschöpfter Sieger zu verlassen.
Malte D.: Dzeko ausschalten und die drei Punkte sind im Sack! Der VfL Wolfsburg ist nach dem Meister-Intermezzo aus der letzten Saison wieder im grauen Mittelmaß angelangt und lebt zur Zeit lediglich von den Geistesblitzen des großen Bosniers. Auch die Tatsache, dass für die Niedersachsen sowohl nach oben als auch nach unten nichts mehr geht, wird dem BVB nicht unbedingt zum Nachteil gereichen.
Freiburg (A)
Arne: Mehr noch als in Nürnberg wird in Freiburg entscheidend sein, ob der SC bereits gerettet ist. Sichere Punkte sind dies keineswegs für den BVB, hinzu kommt die fast schon tragische Saisonabschlussschwäche der vergangenen Jahre. Ich rechne mit einem Unentschieden, wenngleich drei Punkte sicher auch drin sind.
Steph: Hier geht es für beide Mannschaften noch um einiges. Freiburg scheint momentan neben Hannover als Absteiger gesetzt, doch auch Hertha (natürlich!) und Bochum bewerben sich eindrucksvoll um den Fahrstuhlplatz, mit Köln ist sogar noch ein Überraschungskandidat in der Verlosung. Wir können befreit aufspielen, sind bereits in Europa. Jetzt geht es nur noch um das Reiseziel. Die Folge: Die ehemaligen Breisgaubrasilianer zaubern nächstes Jahr wieder in Liga zwei. Wir gewinnen einen lauen Frühsommerkick.
Manoj: Freiburg ist bereits abgestiegen und feiert zusammen mit dem BVB ein tolles Spektakel. Die Freiburger spielen befreit auf und schießen zwei Buden, unsere Jungs haben aus Gladbach letzte Saison gelernt und gehen voll drauf. 3:2 für die schwatzgelben Jungs und der Einzug in die CL-Quali stehen am Ende.
MalteS: Cottbus, Gladbach und jetzt Freiburg? Diesmal nicht! Ich muss zugeben, ein bisschen mulmig ist mir schon beim Blick auf den letzten Spieltag bei einem vermeintlich schwächeren Gegner. Aber diesmal lässt der BVB sich nichts mehr aus der Hand nehmen, sei es nun die Champions League oder die Europa League – kein eigenes Unvermögen, kein Abseitstor. Viele Tore und drei Punkte in Freiburg. Europa, wir kommen!
Malte D.: Man muss es so hart sagen: Der Sportclub spielte in den meisten Spielen dieser Saison sehr schwach und ist ein berechtigter Anwärter auf den Abstieg. Nur der Umstand, dass manche Teams in dieser Saison noch schwächer sind, hält die Breisgauer noch über dem Wasser. Tendenz: Klarer Sieg für den BVB zum Abschluss der Saison bei sommerlichsten Temperaturen!
Am Saisonende hat der BVB … Punkte:
Arne: 61
Steph: 64
Manoj: 63
Malte S.: 65
Malte D.: 63
Redaktion, 09.03+1.2010