Von neuen Aufsichtsratsmitgliedern und Kapitalerhöhungen
Ende November ist es wieder soweit. Es finden die beiden Hauptversammlungen von Borussia Dortmund statt. Den Beginn macht die Jahreshauptversammlung des eingetragenen Vereins am Sonntag den 28.11.2010. Zwei Tage später dürfen dann die Aktionäre der KGaA zu ihrer Versammlung erscheinen. Zwar stehen die Ergebnisse eigentlich schon fest, trotzdem bietet die jetzige Tagesordnung ein paar kleine Konfliktherde. Die Tagesordnung der Versammlung könnt ihr hier finden. Neben den üblichen Punkten wie Jahresabschluss, Entlastung der Gesellschafterin, Entlastung des Aufsichtsrates und Wahl des Abschlussprüfers gibt es diesmal zwei weitere Punkte.
Die Neuwahl des Aufsichtsrates
Mit der Hauptversammlung endet auch die reguläre Amtszeit der aktuellen Aufsichtsratsmitglieder. Vier Mitglieder haben sich zur Wiederwahl gemeldet. Es handelt sich um Bernd Geske (größter Aktionär der KGaA), Harald Heinze (ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Stadtwerke (DEW21)), Christian Kullmann (Leiter des Vorstandsbüros der Evonik Industries Aktiengesellschaft) und Gerd Pieper (präsentiert die Zuschauerzahl). Zwei Mitglieder treten aktuell nicht mehr an. Es handelt sich um Ruedi Baer (Unternehmensberater B + B Beratungs AG aus der Schweiz) und Othmar Freiherr von Diemar (geschäftsführender Inhaber der Othmar von Diemar Vermögensverwaltung + Beratung, Köln). Beide wurden damals in Folge der Restrukturierung des Vereins von einem gewissen Florian Homm im Aufsichtsrat installiert und sehen wohl jetzt ihre Arbeit als erledigt an. Als Nachfolger möchte die Kommanditgesellschaft zwei Politiker von den beiden großen Parteien in das Gremium wählen lassen.
Von der schwarzen Seite soll es Friedrich Merz werden. Der in Arnsberg wohnende Rechtsanwalt und Partner der internationalen Rechtsanwaltkanzlei Mayer Brown LLP (Berlin) bringt sich bereits seit Jahren beim BVB ein. Er ist Mitglied im Wirtschaftsrat von Borussia Dortmund e.V. und im Beirat der Geschäftsführungs GmbH von Borussia Dortmund. Beide Posten würde er bei einer Wahl aufgeben. Bekannt geworden ist der 55-jährige als Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Friedrich Merz ist verheiratet mit der Richterin Charlotte Merz, geb. Gass, und hat drei Kinder.
Von der roten Seite schlägt der Aufsichtsrat Peer Steinbrück vor. Der in Hamburg geborene 63-jährige war von 2002 bis 2005 Ministerpräsident des Landes Nordrhein Westfalen und war von 2005 bis 2009 Bundesminister der Finanzen. Außerdem war er in dieser Zeit auch stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD. Seit Januar dieses Jahres ist er außerdem im Aufsichtsrat der ThyssenKrupp AG und weiterhin Mitglied des Deutschen Bundestages. Steinbrück lebt im Bonner Stadtteil Bad Godesberg, einem Villenviertel und ist verheiratet mit der Biologielehrerin Dr. Gertrud Steinbrück, geb. Isbary. Auch er hat drei Kinder. Dies alles spricht eigentlich für den passionierten Schachspieler. Allerdings wird er von der Dortmunder Fanszene abgelehnt. Zum einen hatte er bislang keinen Bezug zum BVB. Zum anderen zeigt er die Charakteristiken eines üblichen Politikers. So ließ er sich mit dem Schal eines unbedeutenden Reviernachbarn ablichten (angeblich war das nur ein Wunsch eines Sponsors) und verkündete noch kürzlich, dass sein Herz für den HSV schlägt. In der Pressemeldung zur Kandidatur wurde er dann auch wie folgt zitiert: „Der BVB ist ein Verein mit großer, bewegter Geschichte und mit vielen sportlichen Erfolgen. Für seine Mitglieder, für die vielen Fans in der ganzen Republik ist der BVB Kult, ist Borussia Dortmund ein Lebensgefühl und eine Herzenssache." Zwar sei Tradition und ruhmreicheVergangenheit für ihn eine Seite des BVB, wichtiger sei jedoch die Gegenwart und die Zukunft. Weiter erklärte er: „Und da hat der BVB eine kaum für möglich gehaltene Entwicklung geschafft. Der Verein stand am Abgrund, das Überleben hing am seidenen Faden. In nur wenigen Jahren ist es gelungen, den Verein neu aufzustellen, wirtschaftlich zu sanieren und Schulden abzubauen." Ihm zur Seite sprang der Vorsitzende der BVB Fan- und Förderabteilung, Marco Blumberg: „Ich hätte sicher lieber jemanden, der durch und durch Borusse ist. Aber im Aufsichtsrat des BVB ist wirtschaftlicher Sachverstand gefragt. Und den bringt Herr Steinbrück zweifelsohne mit". Zwar formulierten die Dortmunder Fans beim Bundesligaspiel gegen den FC Bayern im Westfalenstadion mit einem Riesenbanner ihren Protest gegen Steinbrück, ob dieser aber Erfolg hat, muss man leider bezweifeln, da die Aktionärsstruktur wohl dagegen spricht.
Neue Kapitalerhöhung
Bevor man jetzt mit einem Aufschrei die Geschäftsführung verflucht und mit neuen Hiobsbotschaften bei den Finanzen rechnet, muss man den Sachverhalt differenziert betrachten. Bereits am 15.August 2006 wurde die Gesellschafterin ermächtigt, eine Kapitalerhöhung von knapp 22 Mio. Euro teilweise bzw. komplett zu beschließen, sofern der Aufsichtsrat zustimmt. Bislang hat man diese Möglichkeit aber noch nicht genutzt. Diese Ermächtigung ist allerdings befristet bis zum 31.07.2011. So stellen die Gesellschafterin und der Aufsichtsrat den Antrag, dass man ihnen genehmigt, bis zum 29.11.2015 eine oder mehrere Kapitalerhöhungen durchzuführen, wenn die Gesellschafterin und der Aufsichtsrat dies als notwendig ansieht. Die maximale Erhöhung würde diesmal sogar bis 30,7 Mio. Euro gehen und kann sowoh Bar- als auch Sacheinlagen umfassen. Zwar hätten die bisherigen Aktionäre ein Vorkaufsrecht, allerdings gibt es da auch Ausnahmen. Zum Beispiel bei einer Kapitalerhöhungen gegen Sacheinlagen, insbesondere zum Zwecke des Erwerbs von Unternehmen, Beteiligungen, Immobilien, Rechten und Forderungen gegen die Gesellschaft.
Gerade dieses Ausschlussverfahren könnte interessant werden. So steht in der Tagesordnung zu diesen Punkt folgendes: „Die Gesellschaft soll derartige Transaktionen gegen Überlassung eigener Aktien und damit ohne Belastung ihrer Finanz- bzw. Liquiditätslage durchführen können. Auch solche Maßnahmen erfordern regelmäßig schnelle Entscheidungen. Die Praxis zeigt, dass die Verkäufer attraktiver Akquisitionsobjekte als Gegenleistung für eine Veräußerung häufig die Verschaffung von Aktien der erwerbenden Gesellschaft verlangen. Daher muss die Gesellschaft die Möglichkeit haben, eigene Aktien als Gegenleistung zugewähren." So könnte zum Beispiel das Trainingsgelände von der DEW21 durch Abgabe von Aktien bezahlt werden.
Aber da muss man wohl die Versammlung abwarten, wie die Geschäftsführung diesen Antrag begründen wird. Weitere Informationen zur Hauptversammlung der KGaA findet ihr auf der BVB-Aktienseite.
CHS, 06.10.2010