War was?
Borussia hat verloren. Das ist per Definition schon mal ein Zeichen dafür, wie schlecht die Welt ist. Dass der BVB überdies auch nicht ganz unverdient die Punkte im Schwabenland gelassen hat, ist dabei nur eine kleine Randnotiz, denn so richtig weh tut diese Niederlage nicht gerade.
Ja, natürlich: Ich hätte auch lieber gewonnen. Zwölf Spiele ohne kompletten Punktverlust und immerhin sechs Siege in Folge markierten eine Serie, die gern auch nach Stuttgart noch hätte Bestand haben dürfen. Aber war das wirklich zu erwarten?
Jürgen Klopp hat natürlich Recht, wenn er nach dem Spiel die streckenweise fehlende Einsatzbereitschaft seiner Mannen kritisiert. Zumindest in Hälfte Eins war das in der Tat zu wenig, was die Borussen dort im Neckarstadion auf den Platz brachten. So hatte man vor allem im Mittelfeld zunächst ständig das nachsehen, verlor viel zu viele Zweikämpfe und verbaselte viel zu viele selbst leichte Pässe, so dass der VfB zusehends aufgebaut wurde. Aber auch später mangelte es vor allem an der Laufbereitschaft, durch die sich unsere Jungs in so vielen Spielen zuvor ausgezeichnet hatten. Die weiten Wege waren diesmal deutlich kürzer und das Spiel gegen den Ball deutlich weniger zwingend als noch vor Wochenfrist gegen den HSV.
Trotzdem musste eigentlich jedem klar sein, dass wir nicht weiterhin von Sieg zu Sieg eilen würden, wenn sich gleichzeitig immer mehr Spieler ins Lazarett verabschieden. Mit Roman Weidenfeller, Sebastian Kehl, Tamas Hajnal, Dede und Mohamed Zidan standen immerhin fünf Spieler nicht auf dem Platz, die zu Saisonbeginn jeder in der Stammelf gesehen hatte. In Sven Bender, Tinga und Markus Feulner fehlten überdies die Alternativen im eigentlich gut besetzten Mittelfeld. Wenn dann auch noch Kuba nach wenigen Minuten die Segel streichen muss, wird es zwangsläufig eben etwas dünner, wenngleich sowohl der für Sven Bender in die Mannschaft gerückte Felipe Santana wie auch Kuba-Ersatz Damien Le Tallec ihre Sache gar nicht so schlecht machten.
Weil der Substanzverlust zuletzt jedoch immens war, ist eine Niederlage gegen die bislang unter Wert platzierten Stuttgarter beileibe kein Beinbruch, wenngleich in der Entstehung trotzdem ähnlich unglücklich. Vielmehr zeigt die Partie uns (und hoffentlich auch der Mannschaft), worauf es in den nächsten Wochen ankommt: Zum einen darauf, wieder möglichst viele der derzeit verletzten und angeschlagenen Spieler an die Startelf heranzuführen. Zum anderen aber auch darauf, dass die junge Truppe weiterhin mit vollem Engagement zu Werke geht und ihre Gegner in Grund und Boden rennt. Ohne dieses mehr an Einsatz geht es nicht, das hat der Sieg des VfB uns deutlich gezeigt. Man darf aber wohl optimistisch sein, dass die Mannschaft das Signal verstanden hat. Sollte dem so sein, sind die drei abgegebenen Punkte leicht zu verschmerzen.
Okay, zugeben: Ein ganz, ganz kleines bisschen ärgert die Niederlage schon. Dass ausgerechnet die armselige Stuttgarter Mannschaft und ihr zugehöriger Anhang die Endstation unserer Serie markieren mussten, ist ein definitiver Schönheitsfehler. Erstere, also die geleckten Spielertypen mit dem Brustring, zelebrieren den Torjubel immerhin lieber bei den Gästen als den eigenen Fans. Das kann man ihnen angesichts der traurigen Darbietung von letztgenannten, also dem Fahnenwedelkommando aus der „legendären Cannstatter Kurve“ (O-Ton Stadionsprecher) auch gar nicht mehr verdenken. Insgesamt gibt es wahrlich sympathischere Vereine, Mannschaften und Fans als die Stuttgarter.
Sei es, wie es sei: In der Tabelle hat sich nicht viel getan. Hinten tut Werder Bremen in schöner Konstanz alles, um uns den Rücken freizuhalten und die Distanz zu Eintracht Frankfurt haben wir schon im nächsten Heimspiel selbst in der Hand. In dieser Partie können wir unsere Position nachhaltig untermauern und absichern. Und selbst nach vorn sind auch nach diesem Wochenende immer noch ein paar Träume erlaubt, wenngleich die „Wer wird Deutscher Meister…“-Gesänge naturgemäß nun etwas leiser klingen.
Wenn’s weiter nichts ist…
Arne, 03.02.2010