Wie würfelt man eine Rangliste (Winter 2010)? ? Teil 5
Es ist wieder eine Halbserie vorbei und wie immer, wenn Pause ist, bringt der Kicker seine Rangliste des deutschen Fußballs heraus. Nach dem man mit den Torhütern und der Innenverteidigung angefangen hat und dann die Außenbahnen und das Mittelfeld dazugekommen sind, endete es am Montag mit dem Sturm und den deutschen Spielern im Ausland. Heute gucken wir ein letztes Mal in den Kicker. Thema ist diesmal keine Rangliste, sondern die Kicker-Leser-Umfrage (Teil 2) und natürlich der BVB-Test des Kickers vor dem Bundesligastart.
Im zweiten Teil der großen Kicker-Leser-Umfrage geht es natürlich in erste Linie um die Nationalmannschaft. Wie bereits die Profis am Montag, beantworten nun die Leser die "Weltmeister"-Frage. Bei den Lesern ist Spanien (38,73%) klarer Favorit, aber auch hier findet man Deutschland mit 24,91% auf dem zweiten Platz der genannten Länder. Dahinter kommen mit Brasilien (13,41%), England (9,95%) und den Niederlande (4,04%) weitere namhafte Länder. Schlusslicht sind hier mit 0,02% die Länder Japan, Slowakei und Südkorea. Bei der Frage, wie Deutschland bei der WM abschneidet, rechnen die meisten mit dem Erreichen des Halbfinals (38,89%), aber ein Viertel traut Deutschland durchaus den Titel zu. Der Stellenwert der Nationalmannschaft ist ebenfalls von 2,12 auf 2,10 (benotet wird hier nach dem Schulnotensystem) gestiegen und hat nur knapp die Bestmarke aus dem Jahr 2008 (2,04) verpasst. Die Leistung von Bundestrainer Löw wird zwar immer noch gut bewertet (2,39), aber die Durchschnittsnote ging um erstaunliche 0,16 nach unten. Der EM-Bonus scheint aufgebraucht, der Schal langsam abgenutzt. Doch - Erleichterung in Süddeutschland - liegt die Note weiterhin deutlich höher als bei seinen Vorgängern Klinsmann und Völler. Die Umfrage blickt dann in Richtung Frauenfußball. Bei der Frauen-WM 2011 in Deutschland wollen ein Drittel der Leser live im Stadion dabei sein. Bei der Frage, ob man sich für den Frauenfußball interessiert, sagen 14,39% sehr (Vorjahr 13,42%), 64,23% weniger (67,24%). Mehr als 20% (genau 21,38% /Im Vorjahr waren es nur 19,34%) können sich für Frauenfußball überhaupt nicht begeistern. Kann die Trendwende mit einem eigenen Pokalfinale herbeigeführt werden? Der kicker bleibt am Ball.
Der nächste Blick in der Umfrage geht in Richtung Fernsehen. Hier wurde gefragt, ob zu viel Fußball gezeigt wird. Diese Frage beantworteten 23,47% mit Ja - ein deutlicher Zuwachs. Einen ähnlich hohen Wert gab es zuletzt im Jahr 2003. Jeder achte Leser guckt täglich Fußball im Fernsehen, aber die meisten gucken drei bis fünf Mal in der Woche Fußball (43,61%). Bei der Bewertung der Fußball-Berichterstattung gelingt der ARD die Wachablösung. Die ARD erzilet mit der Note 2,36 den besten Wert, der Pay-TV-Sender schaffte diesmal nur 2,45 und konnte sich nur knapp vor dem ZDF (2,59) durchsetzen. Dahinter erreichten die Sender DSF (3,17), Sat1 (3,26) und Eurosport (3,50) die Plätze. Die Preispolitik der Pay-TV-Sender erklärt sicher die Antwort, warum nur noch 55,39% die Livespiele über Sky verfolgen. Auffallend: Nach dem Internet-Kanal des ehemaligen Staatsunternehmens wird nicht gefragt. Ein weiterer Wunsch der Leser ist, dass sich die Top-Klubs mäßigen sollen, denn nur ein Drittel meinen, dass diese stärker an die TV-Einnahmen beteiligt werden sollen.
Der nächste Bereich ist der Europapokal. Hier wird der Stellenwert der Champions League mit der Note 1,58 bewertet, was die Einstellung des bisherigen Rekordergebnis ist. Während man Stuttgart das Aus im Achtelfinale vorhersagt (87,14%), rechnet man beim FC Bayern mit dem Viertelfinale (52,29%). Sprung zur Europa League. Hier wird Bremen der Sieg im Wettbewerb zugetraut (45,14%). An einen Sieger HSV glauben 15,90%, Wolfsburg (2,86%) sowie Hertha BSC konnten eventuell Teile ihrer "Fan"basis aktivieren, landen aber unter ferner liefen. Realistischer scheint allerdings zu sein, dass kein deutscher Klub den Wettbewerb gewinnt. Immerhin 35,32% der Leser sehen das so.
Bei der Frage nach dem DFB-Pokal wünschen sich über 70%, dass klassentiefere Mannschaften immer Heimrecht bekommen. Die Stellenwert des Wettbewerbs stieg während dessen von 2,44 im Jahr 2009 auf 2,37. Der nächste Punkt ist die 3. Liga bzw. die Amateure. 36,52% der Leser besuchen auch in den Amateurligen die Spiele. Das Prestige der 3. Liga sinkt jedoch bereits im zweiten Jahre ihres Bestehens bedenklich und fällt auf 3,09 (Vorjahr 2,84). Weiterhin spricht sich eine Mehrheit für die Teilnahme der 2. Mannschaften in der 3. Liga aus. Und somit auch gegen das oftmals vorgeschlagene "Englische Model". Immerhin 56.08% wollen weiterhin die Zweitvertrungen in Liga 3 sehen.
Die Einstellung der Profis wurde erneut mit der Note 3,08 bewertet und die der Profis zu den Fans mit 3,00. Gerade richtig finden die Leser die Belastung der Spieler (69,45%) und man wünscht sich einen Salary Cap (eine Gehaltsdeckelung) in der Bundesliga (59,86%). Abschließend wurde dann noch gefragt, wie das Interesse am Fußball im vergangenen Jahr war. Hier nannten über 70%, dass es gleich geblieben ist. Erfreulich dürfte für den Kicker die Benotung der Berichterstattung im Heft sein. Mit 1,95 konnte das Vorjahr übertroffen werden und lag nur knapp hinter dem Rekordergebnis von 1,89.
Aber genug der Zahlen, es geht ja schließlich um unseren BVB und da hat der Kicker natürlich auch eine BVB-Analyse geschrieben. Verbessert werden muss die Offensivleistung. Zwar hat man mit Lucas Barrios nach Alex Frei erneut einen Top-Torjäger. Die restlichen 13 Treffer verteilen sich auf weitere acht Spieler, das große Dilemma bei Borussia Dortmund. Ein weiteres Problem, oder das Problem schlechtin?, ist die Chancenverwertung. Denn man lässt vier von fünf Chancen ungenutzt. Erschreckend sind auch die Bilanzen bei Ecken und direkte Freistöße. Dort gelang den Protagonisten in Schwatzgelb nicht ein Treffer. Leider hat sich personell beim Dortmund nicht viel getan. Einzig Dede ist wieder zurückgekommen, allerdings gilt er als Verlierer des Winter-Trainingslagers. Weiterhin im Team bleibt sein designierter Nachfolger, Marcel Schmelzer. Auf die Rückkehr von Hajnal, Kehl, Feulner und Rangelov wird man noch ein wenig warten können. Hoffnung gibt es in Form des 17jährige Talents der Borussen, Mario Götze. Der junge Offensivallrounder spielte sich in der Vorbereitung ziemlich nah an die Mannschaft und erzielte sogar den einzigen Treffer in den drei trostlosen Vorbereitungsspielen. Die abschließende Bewertung des Kickers hält einen fünften Platz trotz der augenblicklichen Probleme für möglich.
Aber wie immer: Papier ist geduldig. Und wen interessiert das geschriebene Wort noch, wenn die Bundesliga morgen startet? Ab morgen zählt es wieder, da wird dann nicht über Platzierungen und Prozentzahlen geredet, sondern es geht um Punkte und Tore. Und wir hoffen einfach mal, dass es in dieser Rückrunde für den BVB noch ein kleines bisschen besser läuft als vor einem Jahr. Denn laut Klopp fehlen ja auch nur ein paar Prozent. Spätestens am Sonntag wissen wir, ob es geklappt hat, diese paar Prozent zu finden.
CHS, 14.01.2010