Wie würfelt man eine Rangliste (Winter 2010)? ? Teil 4
Es ist wieder eine Halbserie vorbei und wie immer, wenn Pause ist, bringt der Kicker seine Rangliste des deutschen Fußballs heraus. Nach dem man mit den Torhütern und der Innenverteidigung angefangen hat und dann die Außenbahnen und das Mittelfeld dazugekommen sind, geht es heute mit dem Sturm und den deutschen Spielern im Ausland weiter. Und auch hier sollte wie immer reichlich Diskussionsstoff drin sein.
Beginnen wir mit der Rangliste der Stürmer. Nummer eins und als Internationale Klasse ausgezeichnet ist natürlich der Führende der Bundesliga-Torschützenliste: Stefan Kießling aus Leverkusen. Dahinter platzierten sich Kevin Kuranyi (Gelsenkirchen), Claudio Pizarro (Bremen), Edin Dzeko (Wolfsburg) und Ivica Olic (München). Der sechste Platz ist für unseren Lucas reserviert. Auf Platz sieben kommt dann (und ab jetzt folgt der weitere Kreis) Bayerns Rekordeinkauf Mario Gomez vor Jefferson Farfan (Gelsenkirchen) und Eren Derdiyok (Leverkusen). Weitere zehn Stürmer sind im Blickfeld, wovon natürlich keiner aus Dortmund ist. Die Aufsteiger sind Kießling und Kuranyi, die im Sommer nur im Blickfeld herumkrebsten. Aber auch Barrios darf sich als Aufsteiger fühlen, immerhin ist er in der Internationalen Klasse der einzige Stürmer, der es von Null auf Hundert (bzw. Platz 6) schaffte. Als Absteiger kann man wohl Mario Gomez nennen. War er im Sommer noch in der internationalen Klasse auf Platz drei, belegt er nun den weiteren Kreis mit Platz sieben.
Der Kommentar zu den Stürmern kommt auch von einem ehemaligen Borussen, Fredi Bobic. Neben Kießling hätte er einen Olic höher angesiedelt. Spaß hatte er aber an dem Neu-Borussen Lucas Barrios.
FAZIT: Es kommt jetzt wieder zur Frage: wie bewertet man einen Stürmer? Wenn es um Tore geht, dann fragt man sich, warum Lucas mit 9 Toren nur auf Platz 6 und Pizarro mit 6 Treffern auf Platz drei zu finden ist. Geht es um Scorerpunkte, dann fragt man sich, was macht man mit Ivanschitz (Mainz) und Elia (Hamburg)? Unumstritten ist auf jeden Fall Kießling auf dem ersten Platz. Denn sowohl bei den Toren (12 Stück) als auch bei den Scorerpunkten (16) liegt er vorne. Bei Pizarro kann man seine Verletzungen anführen, denn für seine sechs Tore brauchte er gerade einmal 10 Spiele. Als BVB-Fan fragt man sich natürlich auch: Was haben Spieler wie Kuranyi, Dzeko und Olic Barrios voraus? Da kann man höchstens die Zeit anführen, die diese Leute bereits in der Bundesliga verbracht haben. Denn ansonsten fehlen einem die Argumente. Abschließend ein kurzer Blick über die zehn Stürmer im Blickfeld. Auch hier die Frage: Warum tauchen hier Spieler wie Marin, Demba Ba und Petric auf, deren Torausbeute nicht gerade einem Stürmer Ehre bereiten?
Bei der Rangliste der deutschen Spieler im Ausland belegt erneut nur Michael Ballack (FC Chelsea/defensives Mittelfeld) die Internationale Klasse. Im weiteren Kreis findet man dort Andreas Hinkel (Celtic Glasgow/defensive Außenbahn), Fabian Ernst (Besiktas Istanbul/defensives Mittelfed) und zwei Spieler im offensiven Mittelfeld. Zum einen handelt es sich um Steffen Hoffmann von Rapid Wien, zum anderen um den ehemaligen BVB-Spieler Kevin-Prince Boateng vom FC Portsmouth, den man wohl auch als Aufsteiger gut verkaufen kann (im Sommer in der Mittelfeld-Rangliste nicht gelistet). Ins Blickfeld schafften es die Torhüter Pieckenhagen (Heracles Almelo/Niederlande), Sead Ramovic (Tromsö IL/Norwegen) und Thomas Gebauer (SV Ried/Österreich). Dazu gibt es noch die beiden Innenverteidiger Robert Huth (Stoke City) und Torben Joneleit (KRC Genk). Komplettiert wird das Blickfeld von Malik Fathi (Spartak Moskau/defensive Außenbahn), Michael Fink (Besiktas Instanbul/defensives Mittelfeld) und Dennis Epstein (Iraklis Saloniki/offensives Mittelfeld). Weitere 42 deutsche Spieler verdienten ihr Geld in den ersten Ligen des Auslands, wobei aus Dortmunder Sicht wohl nur Cihan Kaptan von Bursaspor (Neuzugang bei den Amateuren), Metzelder von Real Madrid und Akgün von Willem II interessant sind.
Auch hier findet man einen Kommentar eines ehemaligen BVB-Angestellten, Jürgen Röber. Im Großen und Ganzen stimmt er dieser Rangliste zu, obwohl er die Entwicklung von Malik Fathi gerne bei Hertha gesehen hätte. Eine Empfehlung hätte er noch an Christoph Metzelder: er spiele beim falschen Klub. Wenn er regelmäßig spielen würde, hätte er noch eine Chance für den WM-Kader. So dürfte der Zug abgefahren sein, erklärt Röber.
Wie schon letzte Woche gehen wir diesmal auch wieder auf den zweiten Teil der Kicker-Umfrage bei den Bundesligaspielern ein. Jeder Zweite erklärt Bayern München zum Meister. Dahinter verteilt sich nur ein Viertel der Stimmen auf den Herbstmeister Bayer Leverkusen. Es folgen Bremen (14,3%) und der HSV (4,6%). Ebenso klar dürften die beiden Absteiger Hertha BSC (79,8%) und Nürnberg (54,0%) sein. Die Abstiegs-Verfolger heißen Bochum (38,1%), Köln (12,7%) und Freiburg (10%). Der Aufsteiger bei den Spielern in dieser Saison ist natürlich Kießling (17%). Dahinter haben sich Özil (16%), Kroos (14,6%) und T. Müller (13,7%) einsortiert. Der Absteiger der Saison ist mit 34,9% Luca Toni, vor Grafite (12,3%), Hitzlsperger (9,4%) und Podolski (8%).
Immer wieder lustig ist die Frage nach dem Weltmeister 2010, denn da dürfte lt. der Bundesliga kein Weg an Deutschland vorbei gehen. Immerhin 34,9% sehen sie auf dem Thron vor Spanien (33,5%) und Brasilien (19,3%). Im Tor soll nach dem Willen der Bundesligaspieler Rene Adler stehen, der nahezu 70% der Stimmen gekriegt hat. Die letzte Frage geht in Richtung der Schauspieler, da meinen 55,4% der Spieler, es gebe zu viele in der Bundesliga.
Aber nicht nur die Spieler wurden befragt, im ersten Teil der Kicker-Leser-Umfrage wurden auch ein paar Fragen gestellt. Hier werden als Meister ebenfalls die Bayern genannt (54,77%) vor Leverkusen (16,71%) und Gelsenkirchen (11,97%). Mit 4,66% kommt der BVB auf Platz fünf. Als Absteiger sieht man hier neben Hertha BSC (90,3%) die Bochumer (66,78%), während Nürnberg mit 61,65% die Relegation schafft. Die Arbeit der aktuellen Bundesligatrainer wird durschnittlich mit der Note 2,85 bewertet. Nummer eins (trotz zweitteuersten Kader) ist dort Felix Magath mit 1,34 vor Jupp Heynckes (1,45) und Thomas Schaaf (1,81). Platz vier geht nach Dortmund an Jürgen Klopp mit 1,99. Das Schlusslicht ist hier Friedhelm Funkel mit der Note 4,27. Das Management der Bundesligaklubs wird mit der Durchschnittsnote 3,14 bewertet. Hier erhält erneut Werder Bremen den ersten Platz mit der Note 1,76 vor Bayer Leverkusen (1,94) und die Bayern aus München (2,05). Der BVB folgt mit der Note 2,77 auf dem siebten Platz noch vor Gelsenkirchen (2,96). Warum Hoffenheim auf Platz fünf ist, bleibt für viele ein Mysterium. Vielleicht liegt es ja an der guten Jugendarbeit. Erwartungsgemäß am Ende des Feldes: Gänseblümchen, ääh, Hertha BSC mit der vernichtenden Note 5,08.
Weiter geht es mit der Frage nach der Ligagröße. Auch hier gibt es ein klares Votum für 18 Mannschaften (57,3%). Geht es nach den Lesern, so ist die Relegation ein Erfolg, denn über 72% sind für diesen Wettbewerb. Die Liga wird im internationalen Vergleich mit der Note 2,44 bewertet, und der Wettskandal hat keine Auswirkung auf den Fußball (64,47%). Zwar sind 2/3 aller Leser für eine Mindestquote an deutschen Spielern, aber den besten Wert hat die Antwort „keine Mindestquote“ mit 35,61%. Die Frage nach den Anstosszeiten ist ebenfalls sehr gespalten. Zwar nimmt die Akzeptanz für den 3-Tage-Spielplan weiter ab, aber noch ist rund ein Drittel mit der derzeitigen Programmierung einverstanden. Ein Spiel am Samstagabend ist nicht gewollt, 74% wünschen sich eine einheitliche Anstosszeit an Spieltagen. Keine Veränderung gab es bei der Frage nach der Häufigkeit von Spielbesuchen. Auf die Frage, ob die Klubs zu leichtfertig mit Geld umgehen, sagten 56% Ja. Die Arbeit der DFL wird mit der Durchschnittsnote 2,93 bewertet und die verkürzte Winterpause wird zu ¾ unterstützt.
Im fünften Teil der Reihe werden wir zwar keine Rangliste mehr haben, aber einen Blick auf den Rückrundenstart, und es wird einen Blick auf den zweiten Teil der Kicker-Leser-Umfrage geben.
CHS, 11.01.2010