Wie würfelt man eine Rangliste (Winter 2010)? ? Teil 2
Wieder ist eine Halbserie vorbei und wie immer in der Pause bringt der Kicker seine Rangliste des deutschen Fußballs heraus. In der vorigen Woche begann es mit den Torhütern und der Innenverteidigung, heute geht es mit den Außenbahnen weiter. Und wie schon vor einer Woche dürfte da reichlich Diskussionsstoff drin sein.
In der Rangliste der defensiven Außenbahn gewinnt erneut der Münchener Philipp Lahm. Allerdings muss er eine Herabstufung von der Internationalen Klasse in den weiteren Kreis über sich ergehen lassen. Platz zwei geht, wie kann man es anders erwarten, nach Leverkusen an Gonzalo Castro. Auf den Plätzen im weiteren Kreis folgen Frankfurts Maik Frank und Gelsenkirchens Axt im Walde, Rafinha. Gerade einmal sieben andere Spieler haben es dann ins Blickfeld geschafft, darunter sogar ein Dortmunder: Patrick Owomoyela.
Von Aufsteigern kann man eigentlich kaum sprechen. Am ehesten trifft das auf Castro und Franz zu, der Absteiger dürfte vom Deutschen Meister kommen. Nach dem zweiten Platz vor einem halben Jahr ist Wolfsburgs Marcel Schäfer nun gar nicht mehr in der Rangliste vertreten. So musste er gegen uns bereits nach 21 Minuten den Platz verlassen. Exemplarisch.
FAZIT: Es ist immer wieder überraschend, wie gut sich Münchener Spieler in dieser Rangliste platzieren. Allerdings dürfte Lahm diesmal die einzige Wahl gewesen sein, denn die Konkurrenz auf dieser Position hat sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Überraschend ist vielleicht, dass Maik Franz sich gegen Rafinha durchsetzen kann. Das mag bekanntlich an seinen fünf Toren liegen oder vielleicht an seiner besseren Durchschnittsnote, an der Platzierung der Frankfurter jedenfalls nicht. Das Fehlen der üblichen Verdächtigen aus Sinsheim und Wolfsburg macht Hoffnung, dass die Rangliste doch besser ist als ihr Ruf. Als Dortmunder kann man die Platzierung von Owomoyela im Blickfeld nicht kritsieren (auch wenn es bestimmt Fans gibt, die das ganz anders sehen). Gerade zum Ende der Hinrunde zeigte er seine Stärken. Seine Scorerpunkte spielen bei der Bewertung sicherlich auch eine Rolle. Etwas komisch mutet es an, dass er notentechnisch gerade mal Platz 2 im vereinsinternen Außenbahnranking belegt. Aber halt! Nicht der dort erwartete Dede steht auf Platz eins, sondern Marcel Schmelzer konnte sich dort einen hauchdünnen Vorsprung erwirtschaften. Aber da sowohl Dede als auch Schmelzer nur auf 10 bzw. 12 Einsätze kommen, gelingt ihnen die Qualifkation für die Rangliste diesmal nicht. Kommentiert wird die Liste von der Walz aus der Pfalz, Hans-Peter Briegel, abgegeben. Wohltuend: Auch Briegel sieht die Leistung von Lahm nicht uneingeschränkt positiv. Kritik gibt es an der Einstufung von Rafinha, von dem die Walz kein einziges starkes Spiel gesehen hat.
Gehen wir nun zur Rangliste der offensiven Außenbahn. Verwundert reibt man sich die Augen, denn ein Leverkusener hat es auf Platz eins im weiteren Kreis geschafft. Aber natürlich ist es dann eigentlich doch ein Spieler aus München, der nur nach Leverkusen ausgeliehen wurde (Toni Kroos) und schon relativiert sich das Ganze. Platz zwei geht nach Hamburg an Eljero Elia. Es folgen die beiden Münchener Arjen Robben und Thmoas Müller. Auf Platz fünf kommt Tim Hoogland vor dem vierten Bayernspieler, Bastian Schweinsteiger. Nur fünf weiteren Spielern gelingt der Sprung ins Blickfeld, darunter natürlich auch ein Dortmunder, nämlich Jakub „Kuba“ Blaszczykowski .
Eigentlich sind alle 11 Spieler Aufsteiger. Vor einem halben Jahr war noch keiner von ihnen dort aufgeführt, der Gewinner ist aber sicherlich Toni Kroos. Der Verlierer kommt ebenfalls aus München. Vor einem Jahr führte der kicker Frank Ribery auf Platz ein in der internationalen Klasse, diesmal fehlt er mit seinen 6 Bundesligaeinsätzen gänzlich.
FAZIT: Während die ersten beiden Plätzen kaum Diskussionswürdiges hervorbringen (außer vielleicht die Reihenfolge), muss man sich im weiteren Verlauf doch ein wenig wundern. Unter den ersten 6 der Rangliste finden sich gleich 4 Münchener. Noch komischer wird das Ganze, wenn man sieht, dass Robben es gerade einmal auf 9 Spiele gebracht hat und ein Thomas Müller eigentlich ein Stürmer ist. Ist das der Bayernbonus? Oder liegt es daran, dass beide Spieler halt Tore schießen. Die Noten oder die Einsatzzeit können eher nicht ausschlaggebend sein… Das relativiert dann wieder den Blick auf die defensive Variante, wo dann auch einen Schmelzer, der vor allem einen starken Endspurt mit seiner Torvorlage hatte, hätte platziert sein können . Aber so ist das halt mit dem Kicker: Der Name zählt. Aus Dortmunder Sicht ist diese Platzierung von Kuba sicherlich überraschend, da er einen extrem langen Anlauf benötigte und erst zum Ende der Hinrunde in Fahrt kam. Der Kommentar kommt in dieser Rubrik von Rudi Bommer. Er stimmt dieser Rangliste absolut zu. Also, warum diskutieren wir dann über die Rangliste?
Aber der Kicker bringt ja nicht nur seine Ranglisten heraus, sondern macht eine Umfrage bei den Bundesligaspielern. Sicherlich keine Überraschung ist der erste Platz für Mesut Özil bei den Feldspieler. Mesut Özil wurde von seinen Kollegen mit 38,1% als bester Feldspieler gewählt. Auch der Absteiger bei den Trainern fällt mit 32,6% deutlich und wenig überraschend aus: Es ist Markus Babbel. Überraschend ist natürlich der Gewinner bei den Trainern. Dennn icht der Gottgleiche „Felix der I. von GE und zu Magath“ wurde Erster (er belegt mit 16,9% nur Platz 3), sondern Mainz Tuchel holt sich den Sonnenplatz mit 36,5%. Falls einer den Jürgen sucht, der belegt den sechsten Platz. Bester Torhüter wird Leverkusens Adler mit 34,7%. Abschließend werden dann die Schiedsrichter bewertet. Während Babak Rafati erwartungsgemäß zum schlechtesten Schiri der Hinrunde gewählt wird (bereits das dritte Mal ins seiner langen Karriere), darf sich Dr. Felix Brych erstmals auf dem Sonnenplatz des besten Schiedsrichter sonnen. Und wenn man jetzt an Verfolgungswahn leiden würde, könnte man nachgucken, in welcher Stadt er wohnt. Aber nein, vertrauen wir den Bundesligaspielern, die werden doch wissen, wer gut bzw. schlecht ist. Oder?
CHS, 4.01.2010