Geführt ist nicht gewonnen
Wie oft hatten wir das jetzt? Der BVB geht, nicht unverdient, in Führung und gibt das Spiel aus unerklärlichen Gründen aus der Hand. Neuestes Beispiel: Freiburg (1:3).
Auch wenn der SC Freiburg neutrale Plätze nicht an Borussen bzw. Fans aus dem Dortmunder Einzugsgebiet verkaufen wollte, schafften es letztlich 5000 Borussen an die Dreisam. Die BVB-Fanabteilung organisierte hierzu einen Sonderzug und gab 1000 Borussen die Chance, gemeinsam nach Baden zu reisen. Die Fahrt nach Freiburg verlief ohne jede Probleme. Der Zug kam sogar überpünktlich am Hauptbahnhof an und war so schnell, dass nur mehrmalige Stops eine noch frühere Ankunft verhinderten. Die ehrenamtlich tätige Fanabteilung und generell alle an dem Zug Beteiligten haben sich wieder einmal ein großes Lob verdient.
Am Hauptbahnhof angekommen, ging es mit der Straßenbahn zum Stadion. Und da konnte man sehen, wie schön Freiburg ist. Zudem liegt das Stadion noch mitten in einem Wohngebiet, wie in Bielefeld. Das hat was. Wobei einige Fans nicht die Stadionlage, sondern auch die Sicht aus dem Gästeblock mit Bielefeld vergleichen dürften.
Der BVB musste im letzten Spiel der Saison auf einer Postition umstellen. Da Patrick Owomoyela verletzt ausfiel, rückte Leonardo Dede wieder in die Startelf. Folglich spielte Marcel Schmelzer, wie gegen Wolfsburg in der letzten Viertelstunde, auf der rechten Verteidigerpostition.
Wie wir es in Dortmund ebenfalls kennen, begrüßte der Stadionsprecher beide Mannschaften. Ob man das gut oder schlecht findet, sei dahin gestellt, aber beim Namen Borussia Dortmund klatschten die Freiburger netten Beifall. Kurz vor Anpfif bekamen die Fans schließlich eine ordentliche Dröhnung Atzenmusik, bevor die Mannschaften einliefen. Die erste Chance nach nur wenigen Sekunden: Sahins Ecke erreicht Lucas Barrios, dessen Kopfball kann noch gerade eben auf der Linie gerettet werden. In der vierten Minute durfte Roman Weidenfeller einmal tief durchatmen, als Felix Bastians völlig freistehend auf der linken Seite auftauchte, aber über das Tor schoss. Sechs Minuten später hatte Kevin Großkreutz die Chance zur Führung, seinen Schuss aus 18 Metern kann Oliver Baumann noch gerade so zur Ecke abwehren. Währenddessen machten sich die Nordtribüne und einige Fans aus dem näheren Umfeld lautstark bemerkbar. Mit ein wenig Konfetti optisch untermalt, war der Heimanhang richtig gut hörbar. Wenig überzeugend allerdings die Hüpfeinlagen der Gastgeber. Wenn nur der mittlere Kern mitmacht, sieht das einfach nicht gut aus.
Das Spiel entwickelte sich zu Gunsten des SC Freiburg, weitere Tormöglichkeiten konnte aber keine der beiden Mannschaften vorweisen. Zeit, um nochmal genauer die Farbverteilung auf den Tribünen zu begutachten. Fazit? Einfach schön, wieder einmal so viele BVB-Fans in einem fremden Stadion zu sehen. Auf der Gegentribüne, im angrenzenden Bereich zum Gästesteher, war alles schwarz-gelb, dazu überall im Stadion vereinzelt Borussen. Alleine das ist schon ein gerechtfertigter Saisonausklang.
Zum Ende der ersten Halbzeit bekräftigte Kuba noch einmal den Eindruck, heute schlechtester Borusse zu sein. Er war vier mal auffällig – einfach nur in negativer Art und Weise.
Dafür begann der zweite Abschnitt mit einem Paukenschlag. Großkreutz dringt von links in den Strafraum hinein, spielt mit guter Übersicht auf Barrios, der gekonnt rechts unten einschiebt. "Lucas Barrios, schalalala!". Anschließend ein echter Klassiker: "...und wir werden Deutscher Meister, Meister!". Das Spiel war natürlich noch lange nicht gewonnen und Freiburg wollte sich nicht unterkriegen lassen. Stefan Reisinger legt ab auf Ivica Banovic, dessen Schuss einen Meter über das Tor geht.
"Der BVB ist wieder da" schallt es sehr laut durch das Dreisamstadion. Das ist wohl der Gesang, der die letzten 23 Monate mit Jürgen Klopp an der Linie beschreibt. Das lässt sich auch nicht durch den Ausgleich bestreiten: Ecke, Getümel, Idrissou steht richtig - 1:1. Der SC Freiburg war weiter am Drücker und fast hätte Jonathan Jäger nach einem Patzer in der BVB-Abwehr das 2:1 gemacht, traute sich aber nicht, auf das leere Tor zu schießen. Sekunden später ging ein Kopfball von Barrios einen Meter über den Freiburger Kasten und widerrum im Gegenszug der SCF - 2:1 in der 69. Minute. Und was für ein Tor. Cissé mit der Hacke und Weidenfeller kann dem Ball nur hinterhe schauen. Das ist typisch für den BVB momentan: er kann die Führungen nicht halten.
Das ganze Stadion steht auf und feiert den SCF. Währenddessen ergibt sich nach tollem Pass von Rangelov für Valdez die Chance zum Ausgleich. Vergebens... Der BVB wirkte machtlos und setzte sich beim 1:3 durch Cissé gar nicht mehr zur Wehr. Es folgte eine Nicht-Abstiegsfeier der Freiburger und anerkennder und dankbarer Beifall für den BVB - nicht für das Spiel, sondern für den 5. Platz.
Und dieser 5. Platz ist toll, aber trotzdem muss die Mannschaft dringend an ihrer Konstanz während einer Partie arbeiten. Damit Europa einen starken BVB sieht.
Noten:
Weidenfeller: Keine Chance bei den drei Toren, guter Rückhalt. 3+
Subotic: Guter Einsatz. 3+
Sahin: Solide mit guten Einzelaktionen. 2-
Valdez: Unauffällig und die eine Chance, die er hatte, vergab er. 4
Hummels: Abräumer. 3+
Kuba: Ein starker Rückschritt. 6
Dede: Ließ kaum was anbrennen. 3
Großkreutz: Vorlage zum 1:0, ordentlich. 3+
Schmelzer: Da gibt es heute kaum etwas zu sagen. 3
Hajnal: Keine Auffallenden Aktionen. 3-
Barrios: Tor gemacht, gute Leistung. 2
Fakten
SCF: Baumann, Mujdza, Krmas, Toprak, Bastians, Banovic (58. Schuster) Makiadi, Jäger, Abdessadki (85. Barth), Idrissou Reisinger (58. Cisse)
BVB: Weidenfeller, Dede, Subotic, Hummels, Schmelzer, Blaszczykowski (73. Rangelow), Hajnal (84. Felipe Santana), Sahin, Großkreutz, Valdez (81. Stiepermann), Barrios
Tore: 0:1 Barrios (47.), 1:1 Idrissou (60.), 2:1 Cisse (70.), 3:1 Cisse (90.)
Karten: Idrissou, Banovic - Hummels , Stiepermann
Schiedsrichter: Günter Perl (München)
Zuschauer: 24.000 (ausverkauft)
Stimmen und akustische Eindrücke aus dem Sonderzug folgen
geschrieben von Sven