Ein Spiel wie eine Kurzfassung der Saison
Das war es dann wohl so langsam mit dem Klassenerhalt für unsere Amateure. Der eigentlich sichere Sieg wurde gegen harmlose Heidenheimer in der Nachspielzeit aus der Hand gegeben. Das Spiel lief wie so viele in dieser Saison in der Roten Erde. Man könnte sich heute die Mühe sparen einen Spielbericht zu verfassen.
Wer wissen möchte wie die Partie gelaufen ist, kann zum Beispiel auch die Berichte über die Heimspiele gegen Bremen, Ingolstadt oder Stuttgart nachlesen. Wieder einmal wurden zahlreiche Möglichkeiten vergeben, die Amateure sahen über weite Strecken des Spiels nicht schlecht aus und in der Schlussphase wurde ein besseres Ergebnis leichtfertig verspielt. Das reicht dann in der Endabrechnung halt nicht für die Dritte Liga.
Der Gegner: 1.F.C. Heidenheim 1846
Heidenheim hört sich zwar an wie Hoppenheim und liegt auch in Baden Württemberg. Die Jahreszahl im Vereinsnamen erinnert an eine Turngemeinde Heidenheim, die sich bereits nach sechs Jahren auflöste. Tradition verpflichtet. Es handelt sich aber bei Heidenheim nicht um ein putziges Dorf mit Tankstelle und Milliardär, sondern um eine Kleinstadt an der Grenze zu Bayern mit 50.000 Einwohnern. Etwa zwanzig von ihnen hatten sich aufgemacht, um ihre Mannschaft heute in der Roten Erde zu unterstützen. Mitgebracht hatte man ein paar Schwenkfahnen, einen Doppelhalter und sogar eine Trommel. Zu hören waren sie allerdings auf der Haupttribüne nur, wenn unsere Supporter einmal Atem geholt haben. Und wie jeder weiß, der einmal ein Heimspiel in der Roten Erde besucht hat, tun die das nur äußerst selten.
Heidenheim hat als Aufsteiger eine überraschend gute Saison gespielt und war lange mit in der Verlosung der Aufstiegsplätze vertreten. Zuletzt hat man aber den Anschluss nach oben verloren. Erwähnt werden muss noch der Name des Heidenheimer Stadions: „GAGFAH-Arena“. Es geht also immer noch schlimmer, als man dachte.
Ausgangslage
Zur sportlichen Situation der Amateure muss nichts weiter gesagt werden. Nur so viel: Es ging um alles.
Theo Schneider packte wieder eine völlig neue Aufstellungsvariante aus. Er stellte Sebastian Hille anstelle von Kai-Bastian Evers auf die Rechtsverteidigerposition und brachte dafür Mehmet Boztepe im linken offensiven Mittelfeld. Zudem ersetzte Christopher Kullmann den gelbgesperrten Ginczek. Weiter schmerzlich vermisst wurden Kapitän Uwe Hünemeier, der eventuell Samstag wieder fit sein soll, und Julian Koch, den Jürgen Klopp wieder einmal für die Profis schonen wollte. Die Rote Erde war mit gut 900 Zuschauern bei kühlem aber sonnigem Wetter mäßig besucht, der Stimmungsblck H aber gut gefüllt und gewohnt farbenfroh geschmückt.
Erste Halbzeit
Es dauerte einige Minuten bis die Mannschaften ins Spiel gefunden hatten. Ein erster Weckruf durch Yasin Öztekin aus 16 Metern ging deutlich drüber. Heidenheim machte von Beginn an nicht den Eindruck, dass sie hier noch um ihre letzte Aufstiegschance kämpfen wollten.
Aber auch die Amateure konnten zu Beginn kaum einmal Chancen heraus spielen. So etwas wie Gefahr kam auf beiden Seiten nur nach Standardsituationen auf.
Nach 20 Minuten dann die Riesenchance für Kullmann, der nach einer Flanke von Tyrala völlig freistehend aus sechs Metern vorbei köpfte. Im Gegenzug ein Fehler von Lasse Sobiech, der den Ball an Spann verlor. Der zog in den Strafraum, schoss zum Glück aber knapp vorbei. Kurze Zeit später spielte Kullmann Öztekin frei, der von der Strafraumgrenze den Ball knapp neben das Tor setzte. Die nächste Gelegenheit nutzte dann aber Boztepe, der über links viel bewegte. Diesmal wurde er von Öztekin zentral im Strafraum in Szene gesetzt und schloss eiskalt ab.
Nach der Drangphase der Borussen war die Führung absolut verdient. Bis zur Pause passierte dann nicht mehr viel. Schnatterer scheiterte einmal an Neumeister und einmal an Höttecke. Auf der Gegenseite zeigten sich Boztepe und Öztekin nochmal vor des Gegners Kasten. Richtig gefährlich wurde es aber nicht mehr. Nach einem bis dahin mäßigen Spiel ging es mit einer verdienten Führung in die Pause
Zweite Halbzeit
Das Spiel verflachte nun völlig. Heidenheim tat weiter nicht mehr als nötig und die Amas schienen die Führung nur noch verwalten zu wollen. Es entwickelte sich ein ziemlich unansehnliches Gebolze im Mittelfeld. So sieht das aus, wenn es für die eine Mannschaft um alles und für die andere um gar nichts mehr geht. Das Fehlen von Hünemeier in der Innenverteidigung wurde daran deutlich, dass anstelle von ruhigem Aufbauspiel meist der Befreiungsschlag gewählt wurde.
Doch der BVB kam zu weiteren Chancen. Nach 57 Minuten war Kullmann plötzlich frei vor dem Tor, doch er schaffte es nicht den Ball aus sieben Metern im Tor zu versenken. Es sieht so langsam danach aus, als würde er die Saison torlos beenden. Nach einer Ecke hatte Großkreutz freie Bahn, doch er schoss daneben. Schneider erlöste dann Kullmann und brachte Stiepermann. Doch der sollte nahtlos da anknüpfen, wo Kullmann aufgehört hatte. Er schaffte es, von Öztekin im Strafraum frei gespielt, aus fünf Metern Entfernung gefühlt zehn Meter über das Tor zu schießen und vergab weitere gute Gelegenheiten. Nach einem Zweikampf im Mittelfeld blieb Jörn Neumeister verletzt liegen und musste ausgewechselt werden. Es besteht der Verdacht auf einen Bänderriss im Knöchel, womit die Saison für ihn wohl gelaufen wäre. Das ist bitter.
Auch „Phantom“ Alecsandrov kam noch für die letzte Viertelstunde ins Spiel und ersetzte den agilen Torschützen Boztepe. Heidenheim nur mit einigen kleineren Offensivaktionen, ansonsten waren sie weiter mäßig motiviert bei der Sache.
Nach weiteren vergebenen Chancen durch Öztekin, Stiepermann und Alecsandrov wartete alles nur noch auf den Abpfiff. Doch in der 91. Minute segelte ein weiter Ball in den Dortmunder Strafraum und Jarosch kam mit dem Kopf an den Ball. Der Ball flog über Höttecke hinweg ins Tor. Kurz darauf Schlusspfiff. Ende. Aus. Alles vorbei.
Fazit
Wenn man nicht schon so viele Spiele der Mannschaft von dieser Art gesehen hätte, dann könnte man ihr kaum einen Vorwurf machen. Leider wird über die Saison betrachtet ein Muster erkennbar.
Man betreibt einen großen Aufwand, lässt beste Chancen ungenutzt und wird am Ende bestraft. Das ist dann auch eine Frage der Qualität, wenn es derart oft passiert. Und die reicht offenbar insgesamt nicht für die Dritte Liga aus.
Durch die Siege von Wuppertal und Werder II sind die Amas mit fünf Punkten Rückstand auf das rettende Ufer auf den vorletzten Platz zurück gefallen. Bei nur noch drei ausstehenden Spielen gibt es wohl nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt. Mit einer Niederlage gegen OS beim Auswärtsspiel im Westfalenstadion am Samstag könnte der Abstieg schon endgültig besiegelt sein.
Stimmen
Mehmet Boztepe: Bis kurz vor Schluss war alles perfekt. Das darf uns in den letzten Minuten nicht passieren. Marco Stiepermann hatte drei Chancen, davon muss er eine rein machen. Wenn wir vorne die Tore nicht machen, kriegen wir am Ende eins. Das ist sehr bitter. Wir wollten hier heute auf jeden Fall die drei Punkte holen. Die brauchten wir unbedingt, denn Bremen hat 4:1 gewonnen.
Jetzt müssen wir uns auf das nächste Spiel gegen Osnabrück konzentrieren. Da müssen wir punkten. Ich glaube an meine Mannschaft. Wir können noch neun Punkte holen und dann glaube ich, dass wir drin bleiben. Wenn wir richtig an uns arbeiten und im Training Gas geben und jeder dann 120% gibt, dann können wir das noch schaffen.
Yasin Öztekin: Wenn wir unsere Chancen nicht nutzen, alleine Marco Stiepermann hatte drei hundertprozentige, dann ist es normal, dass wir am Ende schlecht dastehen. Es kam wie so oft davor. Wir haben gut gespielt, aber unsere Tore nicht gemacht und hinten dann schlimme Gegentore bekommen. In der ersten Halbzeit waren wir besser und in der zweiten hat Heidenheim natürlich Druck gemacht. Wir hatten aber viele Möglichkeiten und die muss man eiskalt nutzen. Wir haben sie nicht genutzt und so stehen wir dann da...
Jetzt wird es schwer, aber wir geben nicht auf. Wir schauen jetzt auf Samstag, da wollen wir wieder hundert Prozent geben. Dann muss man sehen, was dabei heraus kommt.
Frank Schmidt (Trainer Heidenheim): Zunächst mal sind wir erleichtert dass wir einen Punkt mitgenommen haben. Wir hatten zuletzt sehr viele Spiele wo die Mannschaft sehr viel investiert hat, ohne am Ende etwas mitzunehmen. Wir haben heute sehr gut angefangen. In der ersten Viertelstunde kann man mit der Leistung zufrieden sein, aber dann haben wir die ein oder andere Chance zugelassen und eine davon wurde genutzt, als wir schon abgeschaltet haben. Wir dachten der Ball geht ins Aus und auf einmal lag er bei uns im Netz. Das darf uns nicht passieren, und ist auch für das Selbstvertrauen der Mannschaft in dieser Phase Mannschaft nicht gut gewesen.
Wir hatten jedoch auch in der ersten Halbzeit die ein oder andere Möglichkeit, vor allem durch Andi Spann. Aber so richtig klar und zielstrebig haben wir die Situation nicht ausgespielt, und von daher war es in der zweiten Halbzeit schwer, den Schalter nochmal umzulegen. Wir mussten ständig auf Kontersituationen aufpassen, und ich denke, der BVB hat einige gehabt, die er letztlich nicht konsequent zu Ende gespielt hat oder wo sie an Dennis Baum gescheitert sind. Es zahlt sich halt aus, bis zum Schluss dran zu glauben. Wir haben den Punkt. Der ist natürlich für die Moral sehr wichtig, auch wenn ich weiß, dass das dem Theo wenig bringt. Trotzdem wünsche ich Theo Schneider alles Gute mit seiner Mannschaft.
Theo Schneider: Das Ergebnis ist eine riesen Enttäuschung für uns. Wir waren gut eingestellt, sind gut ins Spiel gekommen haben dann auch in der ersten Halbzeit das wichtige 1:0 gemacht. Nur was dann in der zweiten Halbzeit passierte... Tja da fehlen mir fast die Worte für. Anstatt wirklich etwas für das Torverhältnis zu tun und einen tollen Sieg einzufahren, haben wir in der zweiten Halbzeit fahrlässig die besten Möglichkeiten liegen gelassen und dann zum Schluss ein Tor kassiert. Einfach hoch reingeschlagen, Marcel Großkreutz verliert dann das Kopfballduell. Wie es dann immer so ist, man wird halt bitter dafür bestraft, wenn man so viele Chancen auslässt.
In unserer Situation ist das natürlich dramatisch, denn jeder, der die Tabelle lesen kann, weiß, dass uns heute nur ein Sieg noch im Rennen gehalten hätte. Der Punkt ist einfach zu wenig. Die Mannschaft hat über 90 Minuten alles versucht und sich vorne viele Chancen herausgespielt. Wir spielen wunderbar mit in der Dritten Liga und sind sogar oft die bessere Mannschaft. Aber wer die Tore nicht macht, das haben wir in dieser Saison so oft leidvoll erlebt, steht am Ende mit leeren Händen da. Das ist heute eine gefühlte Niederlage.
Statistik:
BVB Amateure: Höttecke - Hille, Sobiech, Neumeister (74. Kandziora), Vrzogic - M.Großkreutz, Boztepe (77. Alecsandrov), Nottbeck, Tyrala, Öztekin - Kullmann (64. Stiepermann).
Heidenheim: Baum, Feistle, Meier (73. Jarosch), Schnatterer, Krebs (46. Gül), Göhlert, Klarer, Bagceci, Spann, Heidenfelder (57. Mayer), Schittenheim
Tore: 1:0 Boztepe (30.), 1:1 Jarosch (90.+1)
Schiri: Gorniak
Zuschauer: 903+1
Den Live-Ticker gibt es hier zum nachlesen.
Web 21.03+1.2010