Bonjour Tristesse - BVB II verliert erneut
Unsere Zwote hat auch das zwote Spiel in Folge vergeigt. Nach einer erbärmlichen ersten Hälfte und einem zwischenzeitlichen 0:3 Rückstand ging das Heimspiel gegen den SC Wiedenbrück 2000 letztlich verdient mit 2:3 verloren.
Ausgangslage
Heute war einer der wenigen verbliebenen Traditionsvereine der erweiterten Nachwuchsrunde Regionalliga West in der Roten Erde zu Gast: Der SC Wiedenbrück 2000 aus der Stadt der Schlachthöfe. Mit dem Aufstieg in die Regionalliga 2010 ist dann auch gleich der Höhepunkt der 10-jährigen Vereinshistorie genannt, ansonsten stehen noch die Meisterschaft in der Westfalenliga 2009 und die Vize-Meisterschaft der Verbandsliga 2007 auf dem Wimpel. Das ist natürlich beeindruckend. Anfang des Jahres plante der Verein noch eine Fusion mit dem ähnlich glorreichen FC Gütersloh 2000, da man befürchtete, dass der örtliche Jahnplatz die Auflagen des DFB für Regionalligastadien nicht erfüllen könnte. Doch letztlich entschied man sich dafür, das Stadion auszubauen und seine Unabhängigkeit zu behalten. Dass die Auflagen des DFB für Regionalligisten zukünftig zurückgefahren werden sollen, dürfte Vereinen wie diesem entgegenkommen.
Bekanntester Name des SCW-Aufgebots ist sicher Trainer Thomas Stratos, der immerhin in die Jahrhundertelf von Arminia Bielefeld gewählt wurde. Zudem hat natürlich auch der Name Stiepermann in Dortmund einen guten Klang seitdem Marco auch bei den Profis auf sich Aufmerksam machen konnte. Sein älterer Bruder Marcel, der sich beim BVB nicht durchsetzen konnte, hat nach einer Tour de Ruhr über Bochum, Wattenscheid, Oberhausen und Essen den Weg nach Wiedenbrück gefunden. Der SC Wiedenbrück rangierte vor der heutigen Begegnung 2 Punkte "über dem Strich" auf Platz 14 und stellte mit 25 Gegentreffern die Schießbude der Liga. Bemerkenswert ist, dass alle bisherigen Saisonsiege (3) gegen Zweitvertretungen erreicht wurden. Das hätte eigentlich Warnung genug für unsere U23 sein sollen, die nach den Siegen von Münster und Lotte vom Freitag und der Niederlage in Bochum letzte Woche unbedingt einen Sieg gebraucht hätte, um Anschluss an die vorderen Plätze zu halten.
Theo Schneider stellte seine Elf gegenüber der Niederlage in Bochum auf 4 Positionen um: Marc Hornschuh trainierte mit den Profis und dürfte deren Kader in Hannover angehören, er wurde von Jörn Neumeister ersetzt. Dafür kehrte Damien Le Tallec von den Profis zurück und ersetzte Marco Stiepermann. Das angekündigte Bruderduell musste also zunächst ausfallen. Zudem wurden Sevdal Selmani und Mehmet Boztepe anstelle von Yasin Öztekin und Tim Treude von Beginn an gebracht.
Wiedenbrück stellte handgezählte 10 Supporter im Gästeblock, die sich mit ein paar Fähnchen hinter einer Zaunfahne postierten und noch einmal circa die doppelte Anzahl an Besuchern auf der Sitzplatztribüne, die sich mutig unter das Dortmunder Publikum mischten, aber an ihren komischen blau-schwarzen Schals und dem vereinzelten Applaus in Hälfte zwei erkennbar waren. Auf Dortmunder Seite bot der Stimmungsblock das bekannte Amateure Liedgut, man schien aber aufgrund der kürzlichen Reisestrapazen nicht ganz so stimmgewaltig zu sein, wie gewohnt. Insgesamt fanden sich bei trübem, aber zunächst trockenem Wetter nur 756 Zuschauer in der Roten Erde ein. Schade, denn die nächste Gelegenheit die Amas zu sehen, ohne die Profis zu verpassen, bietet sich erst am 27.11. beim Heimspiel gegen den Pony-Nachwuchs.
Erste Halbzeit
Die Seitenwahl wurde gewonnen. Viel mehr Positives lässt sich nicht über die erste Hälfte der Borussen sagen. Das Spiel war zunächst ziemlich zerfahren, aber Chancen konnten sich allein die Gäste erarbeiten. In der 3. Minute hatte der BVB noch Glück, dass Mainka nach Flanke von Stiepermann völlig frei aus 4 Metern den Himmel anvisierte und wirklich nur ganz knapp verfehlte (der Ball sollte inzwischen auf einer stabilen Umlaufbahn angekommen sein). Einen zweiten Warnschuss gaben die Gäste zehn Minuten später ab, als Stiepermann das vermeintliche 0:1 erzielte, doch Schiri Foltyn hatte ein Foul an Selmani vor dem Strafraum erkannt, aber zunächst wohl einen vermeintlichen Dortmunder Vorteil abgewartet, bevor er den Angriff zurück pfiff.
Die Amas tauchten nur äußerst sporadisch vor des Gegners Kasten auf. Nach einer knappen halben Stunde wurde es das erste Mal gefährlich für Keeper Lange. Bakalorz feuerte einen überraschenden Schuss aus 16 Metern auf das kurze Eck ab, traf aber leider nur den Pfosten. Kurze Zeit später dann die verdiente Führung für Wiedenbrück. Dayangan dribbelte in Richtung Dortmunder Strafraum und legte quer auf Jansen, dessen Schuss unhaltbar abgefälscht ins rechte Toreck hoppelte. Kurze Zeit später gab es Freistoß für die Gäste, dieser wurde stümperhaft vor die Füße von Mainka abgewehrt, der sich bedankte und den Ball unbedrängt ins Toreck schlenzte. Es wurde im Verlauf der ersten 45 Minuten nie deutlich, welche Mannschaft hier gegen den Abstieg kämpft und welche höhere Ambitionen hat.
Zweite Halbzeit
Theo Schneider reagierte auf die schwache Leistung seiner Mannschaft und brachte Stiepermann und Öztekin für Boztepe und Selmani. Der BVB machte nun direkt Druck und kam auch zu ersten Möglichkeiten durch Ginczek und Öztekin. Mitten in dieser Drangphase erreichte ein weiter Schlag Jansen, der direkt abnahm und den Ball unhaltbar im linken Eck versenkte. Aus neutraler Sicht ein sehr schöner Treffer, in Wirklichkeit aber einfach nur bitter.
Doch bevor sich der Dortmunder Anhang mit der Niederlage abfinden konnte, wurde Ginczek von Lange im Strafraum gelegt. Er schnappte sich sofort den Ball, trat selbst zum fälligen Strafstoß an und verschoss. Doch Lange konnte den Ball nur nach Vorne abwehren und Ginczek schaltete am Schnellsten und stolperte ihn irgendwie doch noch rein. Der BVB schöpfte nun wieder Hoffnung und rannte weiter an, doch auch Wiedenbrück setzte immer wieder gefährliche Konter.
Die Partie hatte nun ein wesentlich höheres Niveau als in der ersten Hälfte, obwohl der nicht gerade wetterbeständige Rasen in der Roten Erde sichtbar gezeichnet war und die Platzverhältnisse immer schwieriger wurden. Zudem hatte zwischenzeitlich auch ein starker Regen eingesetzt. Als Le Tallec kurz vor dem Strafraum umgelegt wurde, erkannte Kalle Eggert, dass Lange noch von der Torecke aus seine Mauer dirigierte, obwohl der Ball schon freigegeben war. Leider setzte er den Freistoß an den Pfosten. Theo Schneider setzte nun auf die Brechstange und brachte auch noch Kullmann für Kandziora ins Spiel. Doch als Le Tallec per Kopf nach Flanke von Öztekin den Anschlusstreffer erzielte, lief schon die Nachspielzeit und kurz darauf erfolgte der Abpfiff.
Fazit
Eine verdiente Niederlage für Dortmunds Amateure. Mit der Leistung der ersten Halbzeit wurde an die unsäglichen Anfangswochen der Saison angeknüpft, wo eine völlig uneingespielte Mannschaft auf dem Platz gestanden hatte. Hier muss sich auch Theo Schneider fragen lassen, ob es klug war, die Mannschaft auf so vielen Positionen umzustellen. Eine Art Antwort waren bereits die Wechsel zur Halbzeit. In der zweiten Halbzeit kämpfte die Mannschaft, doch der unglückliche Drei-Tore-Rückstand erwies sich letztlich als uneinholbar, zumal Wiedenbrück weiter stark mitspielte und auch Chancen durch Konter besaß. Der Abstand auf Münster und Trier beträgt nun bereits 6/7 Punkte und in der Form von heute verbietet sich auch jedes Schielen auf die vorderen Plätze. Der BVB ist im grauen Mittelfeld der Tabelle angekommen und es macht nicht den Eindruck, als sollte sich das allzu schnell ändern.
Statistik
BVB II: Focher - Klopp, Neumeister, Sobiech, Kandziora (75. Kullmann) - Eggert - Selmani (46. Stiepermann), Boztepe (46. Öztekin), Bakalorz - Le Tallec, Ginczek.
Wiedenbrück: Lange - Hofbüker, Kniat, Kollmeier, Rogowski - Strickmann, Kickermann (90. Klitzsch) - Mainka - Stiepermann (89. Güraslan), Jansen (83. Polder), Dayangan.
Schiedsrichter: Rafael Foltyn (Mainz-Kastel).
Tore: 0:1 Jansen (29.), 0:2 Mainka (33.), 0:3 Jansen (57.), 1:3 Ginczek (58.), 2:3 Le Tallec (89.).
Gelbe Karten: Eggert, Öztekin, Selmani - Kollmeier, Strickmann.
Zuschauer: 756 in der Kampfbahn Rote Erde
Stimmen
Daniel Ginczek: Wir sind einfach nicht in die Zweikämpfe gekommen. In der zweiten Halbzeit lief es dann schon besser als in der ersten. Wir müssen jetzt einfach im Training hart arbeiten und dann gegen Leverkusen II weiter machen. Wir haben jetzt viel von dem verspielt, was wir uns vorher erarbeitet hatten.
Thomas Stratos: Wir haben letzte Woche drei Punkte geholt und ein gutes Spiel gezeigt. Wir wussten, dass wir uns steigern müssen gegen eine Mannschaft, die ganz sicher stärker ist als unser Gegner von letzter Woche. So haben wir auch begonnen. Wir haben nach vorne gespielt, haben kombiniert und schon nach einigen Minuten die erste große Chance gehabt. Da hätten wir schon mit 1:0 in Führung gehen können. Ich habe heute die beste erste Halbzeit meiner Mannschaft gesehen. Wir haben unsere Chancen herausgespielt und klar verwertet. Das ist in den letzten Wochen nicht in dem Maße der Fall gewesen. Dann trifft ein junger Mann wie Jansen, der sehr kritisiert wurde, weil er Chancen ausgelassen hat. Das freut mich sehr für ihn, dass er dann auch noch das dritte Tor macht, welches einfach schön war. Es macht mir als Trainer Spaß da zuzuschauen.
Theo Schneider: Der Sieg von Wiedenbrück geht absolut in Ordnung. Wir haben insbesondere in der ersten Halbzeit zu viele Fehler gemacht. Bei beiden Gegentoren haben wir da absolut schlecht ausgesehen. Wir wussten vorher, dass wir auf eine spiel- und konterstarke Mannschaft treffen. Man hat dem Gegner angesehen, dass sie bis in die Haarspitzen motiviert waren. Wir haben in der ersten Halbzeit zu wenig nach vorne gespielt. Das hat sich dann in der zweiten Hälfte geändert. Da haben wir Druck entwickelt und hatten auch Zug nach vorne. Aber Wiedenbrück hat in unserer Drangphase das dritte Tor gemacht. Da war dann die Vorentscheidung gefallen. Ich hatte Boztepe heute eine Chance gegeben, der hervorragend trainiert und ein gutes Blitz-Turnier gespielt hat. Leider hat er heute gar keine Akzente gesetzt. Das gleiche galt für Selmani in der ersten Halbzeit. In der zweiten wurd es dann nach der Einwechslung von Stiepermann und Öztekin besser. Wir haben mehr Druck entfacht. Letztendlich hat es nicht gereicht.
Web 06.11.2010