Ginczek verpasst Torjägerkanone
"Nur" zwei Tore erzielte der wieder in Tritt gekommene Daniel Ginczek gegen die Reserve von Fortuna Düsseldorf. Ein gutes Dutzend hätte es allein von ihm sein müssen, doch verhinderten dies Herr Unvermögen, Frau Pech und Max Schulze-Niehues im Gästetor. So musste man sich mit einem letztlich nie gefährdeten 2:0 gegen offensiv erschreckend harmlose Düsseldorfer begnügen.
Es ist ganz witzig. Wenn man sich die Tabelle der 2. Liga zu Gemüte führt, würde man viellleicht vermuten, dass die Reserve von Fortuna Düsseldorf irgendwas ab NRW-Liga abwärts spielen würde. Doch dies ist nicht der Fall, da der heutige Gast der BVB-Amateure letztes Jahr in die Regionalliga West aufgestiegen ist und dort auch keinesfalls als Kanonenfutter unterwegs ist. So war der Auswärtssieg bei Preußen Münster zu Beginn der Saison mehr als ein Ausrufezeichen, während unser ruhmreicher Ballspielverein ja bekanntermaßen schwer "ausse Puschen" gekommen ist. In der letzten Zeit lief es dafür etwas besser, so auch beim überzeugenden 5:1 bei Arminia Bielefeld II unter der Woche.
Einmal Ihre Personalien bitte! Na gut, hier sind sie: Beim BVB war keine Profi-Unterstützung zu besichtigen und es spielte die "Erfolgself" der letzten Wochen (Ausnahme Trier). Vor dem Spiel musste der bereits angeschlagene Hasanbegovic jedoch passen, für ihn rückte ganz kurzfristig Cenik in die Innenverteidigung. Bei den Spielen von Düsseldorf hätte man auch ein PES-Fantasieteam anwählen können, die Namen sagen wohl nur den Wenigsten was. Am besten gefällt noch der Ersatzspieler mit dem Namen Achraf Ouro-Gnaou. Das wäre früher beim "Glücksrad" richtig teuer geworden.
Trostlose Atmosphäre
Durch den grassierenden St. Pauli-Fetischismus und die Tatsache, dass jeder da hoch wollte und die Karten deshalb eigentlich hätten knapp werden müssen, erwartete man sicher nicht ganz zu Unrecht, dass der hier gebliebene Rest zu den Amas gehen würde. Hm, das war eher nicht der Fall (so nannte Stadionsprecher Uli Behle heute auch nicht die "zahlreiche", sondern lediglich die "vorbildliche" Unterstützung der BVB-Fans)! Selbst die 25 Gäste-Fans waren da fast schon in der Überhand und die Stimmung war somit das ganze Spiel sehr trist. Immerhin konnte man dank deren Zaunfahnen lernen, dass es in Meinerzhagen und dem Sauerland Fortunen zu geben scheint.
Hier eine Warnung an alle LeserInnen: Der Artikel wird ziemlich langweilig, da praktisch alle Schilderungen des Spiels mit Chancen des Daniel Ginczek zu tun haben. Also, jetzt lieber noch einmal einen Energy-Drink zu sich nehmen (ruhig den Billigen vom Supermarkt nebenan!). Also, es begann in der sechsten Minute, als Ginczek Slalom à la Neureuther fuhr, doch leider seinen Abschluss über das Tor verzog. Da deutete sich schon an, dass die Gäste-Innenverteidigung um Windmüller und Binder nicht ganz auf der Höhe war. So war es auch in der 18. Minute, als Ginczek nach Kandziora-Ecke herrlich aus zwölf Metern über den gegnerischen Torwart und noch einen Verteidiger köpfte und der Ball im Netz zappelte. Er bedankte sich mit einem Herz in Richtung Publikum, wo seine Freundin saß. So macht das ja der Nuri auch mal gerne. Die Männergeneration von heute eben.
Ja, Freunde, von Romantik war sonst keine Spur mehr, da weder der Gast noch die zu wenig zwingend agierenden Borussen zu irgendwelchen nennenswerten Möglichkeiten in Halbzeit eins mehr kamen. Auffällig war leider nur noch, dass Marc Klopp mehr als einmal auf seiner rechten Seite seinem Gegenspieler hinterher lief und folgerichtig zur Halbzeit ausgetauscht wurde. Außerdem tauschten Eggert und Cenik die Postionen, was ebenfalls zu einer deutlichen Stabilisierung der BVB-Defensive im zweiten Durchgang führen sollte. Zur Belustigung und Ablenkung des geneigten Lesers nun ein kleines Ordner-Gespräch zwischen drei jungen Männern: "Das ist der Sohn von Klopp. Mit der 34." "Ehrlich? Glaube ich nicht." "Doch. Steht doch auch hinten drauf." "Jo, muss ja dann der Sohn sein." "Der kommt wohl aus der Kreisliga."
Ginczek Held und Depp
Nach drei Minuten in Halbzeit Zwei die erste Möglichkeit von Ginczek nach herrlichem Pass Stiepermanns, aber eine zu lässige Aktion des Vollblutstürmers. Er scheiterte kläglich an Schulze-Niehues. Zehn Minuten später eine lange Freistoß-Flanke von der Mittellinie auf Ginczek, der den Kopfball aber nicht mehr entscheidend drücken konnte. Und das Murmeltier machte weiter. Ginczek legt sich den Ball an der Gäste-Abwehr vorbei, scheitert aber wieder am aufmerksamen Gäste-Schlussmann und auch sein zu schwacher Nachschuss konnte noch von Windmüller auf der Linie geklärt werden (63.).
Vielleicht mal mit dem Kopf versuchen? Eine spiegelverkehrte Aktion des 1:0 folgte, als Stiepermann auf Ginczek eine Ecke brachte, dieses Mal jedoch sein Kopfball noch auf der Linie gerettet werden konnte (73.). Zwischendurch versuchte Ginczek nach einem erneuten Alleingang den Torwart zu einem Foul zu nötigen und hob etwas zu durchsichtig ab. Glück, dass es dafür kein Gelb gab! In der 77. Minute nahm Eggert einen Schluck Knorr-Suppe und machte den Kaiser, als er unnachahmlich durchs Mitteldfeld marschierte und quer zu Le Tallec ablegte (Ginczek wäre rechts frei gewesen, aber bestimmt auch nicht erfolgreich), der aber auch unkonzentriert vergab.
Nur eine Chance für den Gast
Und kaum war dieser bösartige Gedanke in Klammern gesetzt, belehrte der Neheimer die schreibende Zunft eines Besseren. Nachdem Scherping wie aus dem Nichts die einzige Chance auch dank Focher vergab, wollte Ginczek das Nervenflattern beenden, schnappte sich den Ball kurz hinter der Mittellinie, spazierte wie ein Trainer beim spaßigen F-Jugend-Abschlussspiel "Trainer gegen Alle" durch die Reihen und zeigte endlich seine Kaltschnäuzigkeit. 2:0, die Entscheidung! Aber gut, einmal gab er uns dann doch noch mal ein bisschen Recht, auf kuriose Weise übrigens. Der gute Treude mit Übersicht auf Le Tallec, dessen Schuss pariert wurde und plötzlich die Riesenchance für Du-weisst-schon-wer (und damit ist nicht Voldemort gemeint!) per Kopf, ins leere Tor zu zielen. Leider landete der Ball AUF dem Tornetz.
Fünf Minuten später verließ dann der heutige Alleinunterhalter den Platz und Kullmann löste ihn ab. Sie hätten sich nicht abklatschen sollen, da eine Minute vor dem Abpfiff der neue Mann superb von Le Tallec auf die Reise geschickt wurde, aber ebenfalls im 1-gegen-1 unkonzentriert scheiterte. So blieb es also beim 2:0 und der BVB kann wieder etwas vorsichtig um die Tür nach oben in der Tabelle lugen. Das nächste Spiel findes übrigens auf Wunsch der Mainzer Reserve bereits am nächsten Freitag um 19 Uhr in der Roten Erde statt. Also, Antischen!
Stimmen zum Spiel
Daniel Ginczek: Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Am Ende hat man die Englische Woche bei uns gemerkt. Ich hätte heute vier, fünf Tore machen können, aber die Mannschaft zählt. Vielleicht hat vor dem Tor bei mir heute etwas die Konzentration gefehlt. Ich muss noch so eiskalt werden wie Barrios, aber das schaffe ich auch noch vielleicht.
Goran Vucic (Trainer Düsseldorf II): Ich gratuliere dem BVB, aber es war auch eine gute zweite Halbzeit von uns, doch hat der letzte Pass - wie immer diese Saison - gefehlt. Beim 0:1 haben wir bei einem Standard geschlafen, dann hat in der zweiten Hälfte der Gastgeber mehr Platz gehabt, aber unser Torwart hat heute gut gehalten. Das 2:0 war dann die Entscheidung. Momentan läuft es nicht so gut bei uns, wir haben viele Verletzungen. Aber das ist Fußball!
Theo Schneider: Das war ein schwer erkämpfter Sieg, insbesondere in der ersten Hälfte hat die Fortuna gut mitgespielt und sich nicht hinten rein gestellt. Es war ein Problem, dass Nedim, der vorher überragend gespielt hat, vor dem Spiel passen musste. Da haben wir gerade zu Beginn dem Gegner viel zu viel Raum gegeben und wenn Fortuna beim letzten Pass entschlossener gewesen wäre, wäre ein Tor möglich gewesen. Mit der Umstellung standen wir dann in Halbzeit Zwei stabiler, wobei dann die Chancenauswertung mal wieder nicht so gut war. Wir haben eine heikle Situation noch überstanden. Wir haben wieder gesehen. In dieser Liga ist jedes Spiel wahnsinnig schwierig, sodass ich deshalb über die drei Punkte sehr froh bin.
Daten zum Spiel
BVB II (4-2-3-1): Focher - Klopp (46. Selmani), Hornschuh, Cenik, Kandziora - Bakalorz, Eggert - Stiepermann (75. Le Tallec), Öztekin, Treude - Ginczek (87. Kullmann)
Fortuna Düsseldorf II (4-4-2): Schulze-Niehues - Leikauf, Windmüller, Binder, Heise - Dauser (74. Gerding), Michalsky, Altenbeck (80. Gombarek), Najdi - Königs (68. Scherping), Abelski
Tore: 1:0 Ginczek (18., Kopfball, Vorarbeit Kandziora), 2:0 Ginczek (79., Rechtsschuss, ohne Vorarbeit)
Zuschauer: 259
SR: Wijnen (Hannover - Assistenten: von Glischinski, Förster)
Chancen: 8:1
Ecken: 7:5
Gelbe Karten: Stiepermann (47., Foulspiel), Cenik (64., Foulspiel), Selmani (67., Blocken ohne Ball während des Düsseldorfer Konterspiels ;) - Altenbeck (45.+2, Foulspiel), Heise (49., Foulspiel)
MalteD, 26.09.2010