Spielbericht Amateure

Es gibt so Tage

18.03.2010, 09:21 Uhr von:  Redaktion

Wieder mitten drin im AbstiegskampfAuch wenn der Frühling scheinbar endlich in Deutschland Einzug hält, bedeutet dies keinesfalls einen Stimmungsumschwung bei allen Fans der BVB-Amateure. Durch eine teils surreale erste Halbzeit, wo wirklich alles daneben ging, verlor man gegen eine keinesfalls übermenschlich agierende Elf aus Jena mit 0:3 und ist wieder einmal mitten drin im Abstiegskampf.

Mildes Wetter, Flutlichtspiel unter der Woche und eine lösbare Aufgabe vor der Brust. Dazu kamen zwei Fangruppen, die beide mit gutem und kreativem Support aufwarten konnten und in der Roten Erde die passende Begleitung abgeben sollten. Dabei durfte auf Dortmunder Seite natürlich auch die obligatorische Kritik an den Stadionverboten nicht fehlen. 150 Jenaer oder Jenenser (um diese Frage nach dem Ei des Kolumbus umgehen zu können, wird im Folgenden nur noch von den "Fans aus Jena" gesprochen) kamen aus der thüringischen Stadt ins Ruhrgebiet und warteten auf Spielerseite unter anderem mit Quido Lanzaat auf, der vor einem knappen Jahrzent mal des Cannabis-Konsums überführt worden war und somit seinem Team den damals noch ausgespielten Hallenmasters-Titel kostete. Im Tor der Gäste Kapitän Carsten Nulle, der vor einigen Wochen gegen Osnabrück per Kopf das 1:1 in der Nachspielzeit erzielte und somit zum ersten Torwart der dritten Liga avancierte, der aus dem Spiel einen Treffer landen konnte.

Nur eine Chance in Halbzeit Eins

Fans von die AmateureWie sah es bei Dortmund aus? Durch das ja ach so eminent wichtige Testspiel in Wilhelmshaven hatten die Profis am Vortag schon ihre Spielpraxis und ein paar Tausend Euro sind natürlich wichtiger als der zweiten Mannschaft den Klassenerhalt zu sichern. Somit also der eingespielte Kader am Start, wobei Sobiech und Ginczek noch auf einem U19-Lehrgang weilten. Dafür unter anderem wieder im Team Kai-Bastian Evers auf der rechten Verteidigerposition, wo er sich mehr und mehr festzuspielen scheint. Und er sorgte auch mit seiner gefährlichen Waffe, den weiten Einwürfen, für die erste Chance der Partie, als Nulle mit guter Parade so gerade noch gegen einen artistischen Schuss Piosseks klären konnte.

Doch das war die beste Szene der Borussen in Hälfte Eins. Danach ging gar nix mehr und die frühe Führung für Ostdeutschland fiel recht schnell. Einen Befreiungsschlag von Nagy erlief Smeekes gegen Hünemeier Odonkor-like und ließ auch Höttecke, der spekulierte angeschossen zu werden, keine Chance (13.). Auch in der Folgezeit überzeugte der BVB-Keeper nicht unbedingt. So wehrte er einen harmlosen Schuss von Gardawski fast genau auf den Schlappen von Smeekes ab; jedoch konnte ein Abwehrspieler noch klären (24.). Jeder Torwart, ob Champions League oder Kreisliga C, weiß um die Gefahr von langen Freistoßbällen, die genau ins Eck gehen würden, wenn nicht noch ein Kopf dazwischen kommt. So war es auch nach einer guten halben Stunde, als Nagy Mitte der Dortmunder Hälfte einen Ball auf die weite Reise schickte, der an "Freund und Feind vorbei ins Tor segelte" (diese Formulierung kommt übrigens in 95 % aller Fußall-Spielberichte vor. Mal drauf achten!).

Platzverweis für KaptanAber das war es natürlich noch lange nicht, denn heute war eben ein Scheiss-Tag, an dem hoffentlich nur die Mannschaft aus Jena am Mittwochslotto teilgenommen hat. Denn nach einem haarsträubenden Fehlpass nach einer eigenen (!) Ecke machte sich erneut der überragende, aber auch divenhafte Smeekes auf die Reise, um Gardawski in Szene zu setzen. Dieser konnte nur noch per Notbremse vom Neu-Borussen Kaptan gestoppt werden. Ein kurzer Blick des solide pfeifenden Kampka zur Seitenlinie und der Fingerzeig zum Punkt. Smeekes ließ sich diese Chance nicht nehmen und schickte Höttecke in die falsche Ecke. Knackiges 0:3 zur Halbzeit also und ein Mann weniger. Das würde selbst bei FIFA oder PES schwierig werden aufzuholen.

Fazit nach 45 Minuten

Sieg oder Spielabbruch! Wenigstens singen die BVB-Fans weiter und haben ihren Spaß.

Zum Glück war die zweite Hälfte relativ arm an Höhepunkten, sodass auch wir sg-Redakteure, die momentan nur Kurzarbeitergeld beziehen, im Rahmen berichten können. Wegen der vielen anstrengenden Nachholspiele in der Zukunft verwaltete der Herr Carl Zeiss aus Jena das Spiel nur noch und ließ den BVB kommen, ohne jedoch nicht bei Kontern gefährlich zu bleiben. So lenkte Höttecke einen Schuss Benyaminas (47.) so gerade noch über die Latte. Die besten Chancen Ein paar Anhänger des Teams aus Jena waren auch mitgekommenfür den BVB hatten Tyrala (54.) und Neumeister (60.), die jedoch beide am guten Nulle scheiterten und somit den in dieser Phase so wichtigen Anschluss nicht mehr herstellen konnten.

Dass Marcel Höttecke doch ein guter Keeper ist, wurde dann bei den beiden letzten Chancen des Spiels hinlänglich bewiesen, als er seine Größe diesmal zielführende einsetzen konnte. Erst scheiterte Hähnge nach prächtigem Solo, ehe Höttecke einen Holwijn-Knaller rechtzeitig entschärfen konnte. Symptomatisch für das gesamte Spiel dann eine Szene aus der 88. Minute. Julian Koch lupfte einen Ball butterweich in den Strafraum und Lukas Nottbeck köpfte aus fünf Metern an die Unterkatte der Latte. Aber selbst wenn der Ball reingegangen wäre, hätte der Treffer nicht gezählt. Nottbeck stand "hauchzart" im Abseits.

Fazit nach 90 Minuten

Eine erste Halbzeit aus dem Gruselkabinett ermöglichte dem Gast aus Thüringen lockere drei Punkte. Der BVB überzeugte nur in der zweiten Hälfte, als Jena zwei bis drei Gänge zurückschaltete. Gerade die Lauf- und Zweikampfbereitschaft und dies insbesondere im ersten Durchgang führte zu einer auch in der Höhe verdienten 0:3-Niederlage.

Hatte Pech mit einem Lattentreffe: Lukas NottbeckWie geht es jetzt weiter? Zunächst geht es Samstag zum Abstiegs-Thriller nach Wuppertal und allen BVB-Fans sei gesagt: Stress tut manchmal auch gut, gerade wenn es um eine hehre Sache geht. Denn das Auswärtsspiel wird im "Stadion am Zoo" um 14 Uhr angepfiffen. Zeit genug also, um abends beim Profi-Topspiel gegen Leverkusen im Westfalenstadion rechtzeitig dabei zu sein. Nächsten Mittwoch folgt ein weiteres Heim-Nachholspiel. Gegner ist dann Aufstiegsfavorit Ingolstadt mit Trainer Michael Wiesinger.

Stimmen zum Spiel

Rene van Eck (Schweizer Alpenbauer und Trainer von Jena): Vorher habe ich dem Team gesagt, dass wir unseren eingeschlagenen Weg nicht mehr verlassen dürfen. Und auch heute haben wir unsere Aufgabe souverän erledigt. In der Pause bin ich jedoch noch einmal laut geworden, denn gegen zehn Mann ist es immer schwieriger. Ich habe gefordert, dass einfach so weitergespielt wird und damit gedroht, jemanden sofort zum Platz zu holen, wenn er nur noch Zirkus macht. Auch die zweite Hälfte war dann gut. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft und es kann so weitergehen.

Der Trainer des FC Carl Zeiss Jena konnte zufrieden seinTheo Schneider: Ich bin sehr enttäuscht und zwar insbesondere vom Auftreten in der ersten Halbzeit. Auf diesem Geläuf muss man einfach kämpferisch mehr dagegen halten. Wir haben aber das falsche Mittel gewählt und wollten heute alles nur spielerisch lösen. Fünf, sechs Leute hatten heute große Probleme und sind einfach nichts in Spiel gekommen. In der Pause habe ich dann eine Reaktion gefordert, dass man hier nicht untergehen soll. Das war auch heute das einzig Positive: Es kam dann auch eine Reaktion und jeder ist für jeden gelaufen. Am Samstag ist Überlebenskampf angesagt, denn nach ihrer Niederlage heute geht es auch für die Wuppertaler da um alles. Dem einen oder anderen bei uns ist es zuletzt zu gut gegangen, weil man wohl dachte, dass es von alleine geht.

Daten zum Spiel

BVB (4-4-2 mit Raute): Höttecke - Evers, Hünemeier, Neumeister, Kaptan - Nottbeck - Koch, Piossek (72. Oscislawski)- Großkreutz (46. Kandziora) - Tyrala, Kullmann (64. Hille)

Aus psychologischen Gründen erfolgt heute keine Notenbewertung.

Jena (4-1-3-2): Nulle - Wuttke, Lukimya-Mulongoti, Lanzaat, Nagy - Kühne - Gardawski (61. Holwijn), Schmidt (74. Truckenbrod), Benyamina - Hähnge, Smeekes (80. Sievers)

Tore: 0:1 Smeekes (13., Linksschuss, Vorarbeit Nagy), 0:2 Nagy (32., LS, dir. Freistoß), 0:3 Smeekes (45.+1, RS, Foulelfmeter, Kaptan an Gardawski)

Zuschauer: 1.257

SR: Kampka (Mainz)

Chancen: 4:6

Ecken: 5:5

Gelbe Karten: Neumeister (31., Foulspiel) - Gardawski (25., unbotmäßiges Verhalten dem Spielleiter gegenüber), Wuttke (53., Foulspiel)

Rote Karte: Kaptan (45., Notbremse)

Stimmungsvideo

MalteD, 18.03.2010

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